Die Gabe von Artemis - Buchumschlag

Die Gabe von Artemis

M. Syrah

Kapitel 6

SIRIUS

Sie war nicht hier. Gut. Ich schaute mich in der geschäftigen Küche um, und der Mensch war nirgends zu sehen. Ich lächelte und entspannte mich in meinem Stuhl, aber ich hatte immer noch ein mulmiges Gefühl.

Wollte ich sie wirklich sehen? Mein Wolf stimmte mir zu. Wir wollten sie in unserem Blickfeld haben. Ich schaute zu Richard zu meiner Rechten, der schweigend aß.

"Warum ist deine Tochter nicht hier?", fragte ich mit so neutraler Stimme, wie es mir möglich war.

Er gluckste, bevor er mir einen wissenden Blick zuwarf. Er war ein bisschen verlegen.

Was nun?

~

"Ich fürchte, mein König, dass Sie ihre Gefühle verletzt haben. Sie ist sehr stur, meine Penelope. Wenn Sie sich nicht entschuldigen, werden Sie sie nicht wiedersehen."

"Ich bin der König. Ich entschuldige mich nicht." Ich runzelte die Stirn.

"Nun, dann finden Sie sich damit ab, dass Sie sie nicht wiedersehen werden", sagte er säuerlich.

Ich runzelte die Stirn. Verdammt. Ich würde mich nicht entschuldigen. Schon gar nicht bei einem Menschen.

Auch Jacob zog die Stirn in Falten. Er mochte mich im Moment nicht, aber das würde er nie direkt sagen, denn ich war sein König.

Das Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit, Kleiner.

Er stand ihr zu nah und war nicht gepaart. Das gefiel mir nicht. Warum war mir das überhaupt wichtig? Sie war doch nur ein Mensch, erinnerte ich mich.

Ich richtete meinen Blick wieder auf den Raum vor mir, und die weiblichen Wölfe himmelten meinen Wolf an. Ich hasste es.

Sie klimperten mit den Wimpern und ich wusste, dass ich von hier verschwinden musste, bevor sie noch frecher wurden und mich womöglich noch ansprachen.

Das passierte eigentlich immer, wenn wir Rudel besuchten. Ein unverpaarter König zog alle Weibchen an. Falls die Werwölfe nur etwas über Lykaner wüssten, würden sie nicht meine Zeit verschwenden.

Ich beendete meine Mahlzeit, und teilte dem Alpha mit, dass ich einen Spaziergang machen würde, um frische Luft zu schnappen.

Ich ging zum See, der direkt hinter dem Rudelhaus lag. Es war ein schöner Ort, ruhig und ich war allein. Es war selten, dass ich allein war, also genoss ich es jedes Mal, wenn ich konnte.

Der See war von Bäumen umgeben und sah im Mondlicht sehr friedlich aus.

Das beruhigte mich ein wenig und machte meinen Kopf frei. Ich ließ meine Sinne nur das Rauschen des Wassers und den Wind in den Ästen wahrnehmen. Das fühlte sich gut an.

Ein paar Minuten später sah ich, wie Jacob ebenfalls das Rudelhaus verließ. Auf einem Teller trug er ein Stück Kuchen. Vielleicht war er für sie. Aus irgendeinem Grund ärgerte mich das.

Ich folgte ihm zu ihrem Haus und sah, dass nur ein Fenster erleuchtet war. Das muss ihr Schlafzimmer sein.

~

Ich spitzte meine Ohren, um ihnen zuzuhören, und sie lachten nur und alberten herum. Ich konnte hören, wie sie sich über mich lustig machten, aber es brachte mich zum Lächeln. Dieses kleine Biest.

Sie wagte es sogar, sich hinter meinem Rücken über mich lustig zu machen. Da jedoch nicht mehr passierte, entspannte ich mich. Mist. So sollte ich nicht reagieren. Dieses Paarungsband machte mich noch verrückt.

Als ich hörte, wie Jacob ihr Zimmer verließ, beschloss ich, etwas Verrücktes zu tun. Ich betrat ihr Schlafzimmer durch das offene Fenster. Scheiße. Was tat ich da? Jetzt war ich auch noch ein Verbrecher.

Das Erste, was ich sah, war sie, wie sie unter ihrer Decke im Bett an der rechten Wand des Zimmers lag. Es sah aus, als ob sie tief und fest schlafen würde. Gut. So würde sie mich nicht bemerken.

~

Es gab viele Zeichnungen an der Wand, aber eine stand auf der Staffelei in der Mitte ihres Zimmers. Als ich sie mir näher ansah, fiel mir die Kinnlade herunter. Das war ich. Mein Wolf, um genau zu sein. Und das mit so vielen Details.

Sie hatte mich nur ein einziges Mal gesehen und hatte sich an jedes Detail erinnert. Sie hatte wirklich Talent.

Meinem Wolf gefiel das sehr gut. Es bedeutete, dass ihr gefiel, was sie gesehen hatte. Ich hätte mich nicht darüber freuen sollen, aber ich tat es.

Da es auf einer Staffelei stand, nahm ich an, dass es noch nicht fertig war, also ging ich weiter, um mir andere Zeichnungen anzusehen. Dann hörte ich, dass sie im Schlaf seufzte. Es war jedoch kein normaler Seufzer, oh nein. Es war eher ein Stöhnen.

Ich drehte mich zu ihr um und sah, dass sie errötet war. Offenbar träumte sie gerade. Als sie keuchte, trat ich näher an sie heran.

"Oh ... ja... genau da... Sirius..."

Hatte sie etwa gerade meinen Namen gesagt?! Was für ein freches Mädchen. Sie hatte einen Sextraum von mir. Sie stöhnte weiter und ich spürte, wie mein Schwanz hart wurde. Ich wollte sie so gerne befriedigen. Und zwar richtig.

Sie stöhnte wieder und ich spürte, wie sie langsam aufwachte. Es war Zeit zu gehen.

Ich flüchtete so schnell ich konnte und ging zurück in mein Zimmer. Ich musste aufhören, ständig an sie zu denken. Auch wenn sie es mir nicht gerade leicht machte. Sie war hübsch und schien ein gutes Mädchen zu sein.

Die Wölfe in ihrem Rudel liebten sie und ich begann zu denken, dass sie wirklich eine gute Gefährtin sein könnte. Das waren gefährliche Gedanken, die ich sofort wieder verwarf.

Auf dem Weg in mein Zimmer begegnete ich meinem Beta, Stephen, und er schaute mich verwundert an. Mit meinem finsteren Gesichtsausdruck und der Beule in meiner Hose musste ich ein echter Hingucker gewesen sein. Scheiße.

~

"Mein König? Wo bist du gewesen?", fragte er.

"Am See. Ich brauchte einen Spaziergang. Hier gibt es eindeutig zu viele Wölfinnen“, antwortete ich mit einer deutlichen Anspannung in der Stimme.

„Vielleicht wäre es an der Zeit, eine Gefährtin zu wählen?“

„Niemals. Du weißt doch, dass Lykaner sich ihre Gefährtinnen nicht aussuchen können", knurrte ich.

Er seufzte, aber folgte mir. Er war inzwischen an mein Temperament gewöhnt. Schließlich kannte ich ihn schon seit dem Tag, an dem er geboren wurde.

"Du weißt, was der Rat sagt. Du brauchst eine Gefährtin, weil das Königreich einen Erben braucht", erinnerte er mich zum x-ten Mal.

"Ich bin noch jung und ich bin unsterblich", sagte ich und gab ihm die Antwort, die ich in dieser Situation immer gab. Dieses Gerede wurde langsam wirklich lästig. Das hörte ich seit dem ersten Tag meiner Herrschaft.

"Ja, mein König, und ich weiß, dass du auch deine wahre Gefährtin willst."

"Wer sagt das?!" knurrte ich.

Er hob beschwichtigend seine Hände. Ich musste diese Vampirsituation klären und schnell nach Hause gehen. Sie machte mich wahnsinnig. Ich musste so schnell wie möglich von ihr wegkommen.

"Du bist noch genervter als sonst", sagte Stephen und zog eine Augenbraue hoch.

"Ich hasse Menschen, und das weißt du auch. Ich kann es kaum erwarten, wieder nach Hause zu gehen", sagte ich.

"Ist es wegen des Menschenmädchens?"

Ich knurrte. Natürlich musste er sie erwähnen! Warum strapazierten sie meine Geduld auch absichtlich? Es wäre vermutlich besser, nicht zu antworten und mich in mein Zimmer zurückzuziehen.

"Gute Nacht, Stephen", sagte ich barsch.

"Gute Nacht, mein König."

Ich öffnete meine Zimmertür im Rudelhaus und seufzte. Selbst dieses Gespräch hatte mich nicht von ihr abgelenkt. Ich dachte immer noch an das anzügliche Stöhnen, das sie von sich gegeben hatte.

Jetzt würde ich mich wohl oder übel alleine befriedigen müssen. Scheiße. Zu Hause hatte ich Frauen, die sich in solchen Situationen um mich kümmerten, aber ich hatte keine mitgebracht, also war ich auf mich allein gestellt.

Ich lag im Bett und stellte mir ihre Hände an meinem Körper vor. Sie sah klein und zart aus, aber ich wusste besser als jeder andere, dass Artemis' Jägerinnen tödlich waren.

Ich strengte mich an und sah sie vor meinem inneren Auge, als ich in Ekstase geriet.

Die Göttin hatte einen wirklich schrägen Sinn für Humor. Warum paarte sie mich mit einer Jägerin? Mit einem verdammten Menschen. Verdammt.

~

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