Vom Alpha gestohlen - Buchumschlag

Vom Alpha gestohlen

Midika Crane

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Chapter
15
Age Rating
18+

Zusammenfassung

Als Mara von dem mysteriösen Werwolf Alpha Kaden aus ihrem behüteten Purity Rudel entführt wird, findet sie sich in einem gefährlichen Konflikt zwischen erbitterten Rivalen wieder.

Doch düstere Geheimnisse über Kadens Familie werden aufdeckt, ist sie vielleicht die Einzige, die einen bösen Fluch brechen kann... und plötzlich findet Mara Verbündete – und eine Romanze – wo sie es am wenigsten erwartet.

Altersfreigabe: 18+

Original-Autorin: Midika Crane

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1: Sprich deine Gebete

MARA

Ich ziehe das Ende des Vorhangs langsam vom Fenster weg und spähe auf die Straße hinaus.

Es wird dunkel und der Mond wirft sein Licht auf den menschenleeren Gehweg.

Für jeden anderen mag die Szene harmlos erscheinen – sogar friedlich.

Alle haben ihre Türen geschlossen, die Vorhänge zugezogen, die Eingangstore verriegelt und die Kinder im Inneren in Sicherheit gebracht.

Trotzdem sind, wie jede Nacht, alle in höchster Alarmbereitschaft.

Ich atme tief durch und mein Atem beschlägt die Fensterscheibe vor mir.

Mit meinem Ärmel wische ich darüber, bis ich wieder etwas sehen kann, auch wenn es da gar nichts zu sehen gibt.

Es gibt nie etwas zu sehen, denn im Gegensatz zu anderen Rudeln gibt es hier nachts kein Leben auf den Straßen.

Und wieso? Weil mein Werwolfsrudel, das Purity Rudel, Angst vor dem Vengeance Rudel hat.

Nicht unbedingt vor dem Vengeance Rudel , sondern eher vor seinem Anführer Alpha Kaden.

In den letzten zwanzig Jahren hat er das Gleichgewicht, das wir in unserem Rudel zwischen Gleichberechtigung und Ausschreitungen erreicht hatten, zerstört.

Er hat uns alles genommen, aber vor allem unsere Freiheit.

Andere Wölfe mögen unser Rudel nicht.

Es befindet sich in der Mitte der Rudelgebiete, auf der kühleren Seite des Äquators.

Wir sind von einer dicken Mauer umgeben, die uns schützen soll, und sind in unserer kleinen, religiösen und friedlichen Welt gut aufgehoben.

Doch Kaden stört unsere heile Welt, wenn er in unser Gebiet eindringt.

Er hat schon viele unschuldige Mädchen aus unserem Rudel entführt.

Niemand weiß, was mit ihnen passiert ist, aber viele denken, er tötet sie oder verkauft sie an seine Rudelmitglieder, die aus Sicht des Purity Rudels genauso Verachtung verdient haben wie er.

Vielleicht macht er auch ein Geschäft daraus, aber das wissen wir nicht genau. Unsere Kriminellen bringt er auch um.

Das Discipline Rudel kümmert sich um die, die das Gesetz brechen. Allerdings hat Alpha Kaden deutlich gemacht, dass er sich um diejenigen kümmert, die jemanden getötet haben.

"Mara, komm da weg!"

Meine Mutter zerrt mich an der Schulter vom Fenster weg.

Ich stolpere nach hinten, als meine Mutter wütend den Vorhang wieder zuzieht.

Mit den Händen in die Hüften gestemmt, dreht sie sich zu mir um.

Ich liebe meine Mutter, aber manchmal will sie mich einfach zu sehr beschützen.

Sie hat ihr ganzes Leben lang nur an eins geglaubt: Die Mondgöttin ist und wird immer unsere Retterin sein.

Sie glaubt, dass die Göttin alles was wir tun kontrolliert und unsere Zukunft durch eine Art unbekannte Magie bestimmt.

Auch wenn ich in diesem Rudel aufgewachsen bin, glaube ich nicht daran, aber ich respektiere es.

In der Schule haben sie uns einen kleinen Reim beigebracht, damit wir die Angst vor Alpha Kaden nicht verlieren.

Verriegel deine Türen fest und gib Acht.

Zieh deine Vorhänge zu, jede Nacht.

Schau nicht hinaus, denn was wenn er da draußen ist.

Verlier nie deine Angst, selbst wenn du alleine bist.

Und auch wenn du deinen Gefährten opfern musst,

Lass niemals zu, dass Alpha Kaden dein Schicksal beeinflusst.

Sogar meine Mutter ist damit einverstanden.

"Mama, es ist nichts passiert", versichere ich ihr. "Niemand hat mich gesehen."

Sie atmet tief durch und fährt sich mit der Hand übers Gesicht. Sie ist älter geworden und der Stress hat ihre Gesichtszüge geprägt.

Manchmal weiß sie nicht, wie sie mit mir umgehen soll – besonders, wenn ich mich nicht an ihre strengen Regeln halte.

Eigentlich will ich das ja gar nicht, aber meine ständige Neugier verleitet mich immer wieder dazu.

"Vielleicht haben dich unsere Nachbarn gesehen", meint sie hartnäckig.

"Du weißt doch, was sie in der Kirche über dich sagen, Mara. Sie denken, dass ich eine schreckliche Mutter bin."

Ich rolle mit den Augen.

"Und was, wenn Kaden dich gesehen hat?", fragt sie streng.

"Naja, wenn Kaden mich gesehen hätte, würde ich es überhaupt nicht wissen, weil ich doch gar nicht weiß, wie er aussieht", antworte ich und erhebe dabei meine Stimme.

Meine Mutter sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an, denn sie kann den Gedanken nicht ertragen, dass ich irgendetwas über Kaden wissen könnte.

Ich weiß immer noch nicht, wie er aussieht und er könnte auf der Straße an mir vorbeilaufen, ohne dass ich ihn bemerken würde.

Meine Mutter verrät mir nichts, aber von den Mädchen in der Schule kann ich ein paar Bruchstücke aufschnappen.

An einem erfolgreichen Tag finde ich vielleicht heraus, ob er jemanden getötet hat oder nicht.

Manchmal, wenn meine Eltern noch wach sind, schleiche ich mich nach unten und belausche sie. So habe ich herausgefunden, dass in der Stadt Mädchen verschwinden.

"Mara, bitte. Stell dich nicht so an", bittet meine Mutter mich verzweifelt.

Ich verschränke meine Arme vor der Brust.

Es wäre untertrieben zu sagen, dass ich es leid bin, mich jeden Abend zu verkriechen.

Ich habe es aufgegeben, mich freitagabends mit Freunden zu treffen.

Ich stehe kurz vor meinem Schulabschluss, aber das heißt noch lange nicht, dass meine Mutter ihre Regeln lockern wird.

Sie wird sich wahrscheinlich nur noch mehr anstrengen, meinen Gefährten zu finden.

In unserer Kultur ist es sehr wichtig, seinen Gefährten zu finden, wenn man jung ist.

Die Anzahl der jungen Männer, denen ich im letzten Monat die Hand gegeben habe, ist verrückt.

"Alles in Ordnung hier drin?" Ich drehe mich um, als ich höre, wie die Haustür geöffnet wird und mein Vater von draußen reinkommt.

Draußen hat es geregnet, aber ich kann mich nicht erinnern, das gemerkt zu haben, als ich aus dem Fenster geschaut habe.

Er zieht seinen klatschnassen Mantel aus und legt ihn auf den Küchentisch.

Unser Haus ist nicht sehr groß, und das macht es noch schlimmer, wenn ich die meiste Zeit hier drinnen verbringe.

So wie die Mondgöttin es sich wünschen würde, führen meine Eltern ein einfaches Leben.

Ich halte zwar nicht viel von materiellem Luxus, aber manchmal fühle ich mich schon etwas benachteiligt.

"Nichts–"

"Ich habe unsere Tochter dabei erwischt, wie sie schon wieder aus dem Fenster geschaut hat", sagt meine Mutter und unterbricht mich.

Ich starre sie an. Irgendwie schafft sie es immer, mich in Schwierigkeiten mit meinem Vater zu bringen.

Mein Vater sieht mich stirnrunzelnd an.

"Kaden wird sowieso nicht da draußen sein", wende ich ein. " Ihr übertreibt, wenn ihr sagt, er könnte hier sein."

Ich sehe, wie sich der Blick meines Vaters auf meine Mutter richtet.

Er deutet mit dem Kopf an, dass sie gehen soll, weil er weiß, wie schnell sie und ich uns streiten.

Als sie weg ist, führt er mich zum Sofa, damit wir uns setzen können.

"Du kennst doch die Nachbarstochter, oder? Heißt sie Mandy?"

"Milly", korrigiere ich ihn.

Vater nickt. "Kaden hat sie letzte Woche entführt. Er hat sie direkt aus ihrem Bett geschnappt, und seitdem hat sie keiner mehr gesehen."

Ich spüre, wie sich meine Augen weiten.

Milly? Sie ist ein Jahr älter als ich und um einiges attraktiver.

Die Tatsache, dass sie für Kadens Machenschaften ausgewählt wurde, überrascht mich überhaupt nicht.

"Warum erzählst du mir das?", frage ich ihn.

Ich bin gerne auf dem neuesten Stand, aber ich hätte nicht gedacht, dass mein Vater das auch will.

"Ich habe Angst, dass er dich holen könnte. Jeden Morgen habe ich Angst, in dein Zimmer zu gehen, weil ich befürchte, dass er dich in der Nacht entführt hat."

Ich schüttle den Kopf über ihn. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich entführt werde, ist eher gering.

Wenn er schon ein anderes Mädchen aus meiner Nachbarschaft entführt hat, dann sollte er frühestens in einem Monat wieder kommen, um das nächste Mädchen zu holen.

Das ist die Art von Spiel, das er gerne mit den Leuten spielt.

Er gibt uns ein falsches Gefühl der Sicherheit, bis er sein Verhaltensmuster ändert und uns alle schockiert.

Mein Vater nimmt meine Hand in seine und sieht mir in die Augen.

Lässt er mich jetzt etwa beten?

"Wir alle fragen uns, warum er das tut, Mara. Ich verspreche dir, wir werden es herausfinden und ihn so schnell wie möglich stoppen."

Er drückt meine Hand ganz leicht.

Mein Vater leitet unsere örtliche Kirche, weshalb ich glaube, dass seine Fähigkeit, Kaden zu stoppen, nicht so groß ist.

Der Mann, vor dem wir so Angst haben, ist der Alpha eines Rudels, das bekannt dafür ist, gnadenlos zu sein.

Nach dem Großen Krieg, der die Rudel über das ganze Land verstreut hat, wurden neue Gesellschaftsstrukturen und Moralvorstellungen eingeführt.

Jedes Rudel wurde nach seiner Grundüberzeugung benannt und sollte den Frieden mit seinen Nachbarrudeln bewahren, was sich über viele Jahrhunderte hinweg als erfolgreiches Konzept erwies.

Alle Rudel wurden auf der Grundlage von Gerechtigkeit und Gleichberechtigung gegründet, aber ein Rudel musste aus der Reihe tanzen und die Friedlichkeit der anderen zerstören.

Das war das Vengeance Rudel .

"Es wird schon alles gut gehen", versichere ich ihm. "Alpha Rylan wird alles wieder in Ordnung bringen."

Das bringt meinen Vater zum Lächeln, denn Rylan ist unsere einzige Hoffnung, diesem Leiden ein Ende zu setzen. Wenn er das nicht schafft, haben wir keine Chance.

Ich ziehe mich zurück und beschließe, direkt ins Bett zu gehen.

Als ich in mein Zimmer komme, schlägt mir die Kälte entgegen. So kalt ist es hier drinnen nie.

Ich schalte mein Licht an und schaue nach, wo die Kälte herkommt.

Das Zimmer ist klein, hat einen einfachen Kleiderschrank, einen Schreibtisch und ein Bett, also nichts Auffälliges oder Besonderes.

Die Quelle der Kälte ist ziemlich offensichtlich: mein Fenster steht weit offen. Es steht nie so weit offen. Niemals.

Meine Mutter würde mich umbringen, wenn sie sehen würde, dass meine Vorhänge nachts nicht zugezogen sind.

Ich würde bestimmt Hausarrest bekommen, wenn sie das wüsste.

Als ich jünger war, hat sie sogar angefangen, mich von der Schule nach Hause zu begleiten, nachdem ich einmal draußen geblieben war und mit meinen Freunden bis zum Sonnenuntergang gespielt hatte.

Vorsichtig gehe ich zum Fenster.

Draußen höre ich das Prasseln von starkem Regen auf der Straße.

Es zieht ein Sturm auf und ich höre Donnergrollen in der Ferne. Je schneller ich das Fenster schließe, desto besser.

Schnell schließe ich das Fenster und drehe mich wieder meinem Zimmer zu.

Ein plötzlicher Regenschauer prallt gegen das Fenster und ich zucke vor Schreck zusammen. Donner und Blitze habe ich schon immer gehasst...

Ich muss mich einfach nur beruhigen und ins Bett gehen, sage ich zu mir selbst, während ich die Vorhänge zuziehe. Diese Sache mit Milly macht mir zu schaffen.

Ich löse mein Haargummi und gehe in mein eigenes Badezimmer. Vielleicht kann ich diese ganze Angst mit einer Dusche abwaschen.

Ich drehe das Wasser auf heiß und ziehe meine Sachen aus.

Als ich in die Dusche steige, fühle ich mich wie in einer anderen Welt – eine Welt, in der ich nicht die ganze Zeit auf die Regeln anderer hören muss und meine Eltern mir nicht jede Entscheidung vorschreiben.

Ich lehne meinen Kopf an die Fliesen.

"Vielleicht bin ich für das Freedom Rudel bestimmt", murmle ich vor mich hin. "Da kann ich tun und lassen, was ich will."

Ich denke gerade darüber nach, wie dumm ich mich wahrscheinlich anhöre, als einen Schatten vorbeihuschen sehe.

Überrascht reiße ich meinen Kopf hoch und spähe aus der Dusche, um mich vorsichtig umzuschauen.

Nichts.

Jetzt komme ich mir nur noch lächerlicher vor.

Ich steige aus der Dusche und drehe das Wasser ab.

Während ich mein Handtuch um meinen Körper wickle, versuche ich, diese paranoiden Gedanken zu verdrängen.

Den Schatten habe ich mir wahrscheinlich nur eingebildet, denn ich habe eine ziemlich ausgeprägte Fantasie.

Kaden ist wirklich niemand, der normalerweise meine Fantasie beeinflusst.

Ich bin mir durchaus bewusst, dass er eine Gefahr für mich und meine Familie darstellt, aber unter normalen Umständen kann ich einfach keine Angst vor ihm haben.

Aus irgendeinem Grund läuft mir heute Abend aber ein kalter Schauer über den Rücken und bringt mich meine Gedanken durcheinander.

Nur mit meinem Handtuch bedeckt, stehe ich vor dem Spiegel und betrachte mich.

Ich sehe ziemlich genau so aus wie alle anderen im Purity Rudel.

Mein Haar sieht braun aus, wenn es nass ist, aber es ist eigentlich eher dunkelblond.

Meine blauen Augen sind vielleicht etwas dunkler als die der anderen,

meine Haut ist blasser, und meine Wangen haben so gut wie gar keine Farbe.

Das sind wohl die Gründe, warum kein Junge mit mir ausgehen will. Es gibt einfach immer bessere Optionen.

Aber ich mag mich trotzdem, und ich habe ja auch gar keine andere Wahl.

Ein lauter Donnerschlag von draußen lässt mich vor Schreck aufschreien.

Ich danke der Mondgöttin, dass die Vorhänge das helle Licht des Blitzes abhalten.

Ich trockne mich ab und gehe zurück in mein Zimmer, wo ich schnell meinen Schlafanzug anziehe.

Dann mache ich das Licht aus und hüpfe direkt ins Bett, wobei ich mir die Decke bis zum Kinn hochziehe.

Ich will dieses Gewitter einfach nur verschlafen und morgen aufwachen, ohne dass Kaden mir im Kopf herumspukt.

Doch je mehr ich versuche, es mir im Bett bequem zu machen, desto schwerer fällt es mir wohl, ihn aus meinen Gedanken zu verdrängen.

Seltsame Schatten vernebeln meine innere Sicht.

Ich bin kurz davor einzuschlafen, während der Regen gegen mein Fenster prasselt, als ich eine Hand auf meinen Mund spüre.

Man hat mir nie etwas über Selbstverteidigung beigebracht, und ich habe keine Ahnung, was ich tun soll.

Ich schlage wild mit den Armen um mich, aber der Griff ist fest und ungewohnt.

Ich wehre mich, so gut ich kann, und schreie in die Hand, auch wenn es nur gedämpft zu hören ist.

Als ich aus meinem Bett hochgezogen werde, trete ich um mich. Ich spüre, wie jemand auf meinen Hals drückt, und für einen Moment denke ich, dass ich gleich stranguliert werde.

Also ich werde sicher nicht aufgeben ohne zu kämpfen!

Meine Beine sind die einzigen Waffen, die ich habe.

Ich trete um mich und versuche, die Knöchel meines Entführers zu treffen, aber ich verfehle sie jedes Mal und treffe mit meinen nackten Füßen nur die Luft.

"Beruhige dich. Es ist bald vorbei."

Diese sanfte, männliche Stimme ist das Letzte, was ich höre, bevor ich völlig bewusstlos werde.

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