Rayna erwischt ihren Ehemann, wie er sie mit ihrer besten Freundin betrügt. Die Scheidung wird chaotisch, und Miles will sie um keinen Preis gehen lassen. Nachdem ihm klar wird, welch großen Fehler er gemacht hat, versucht er alles, um ihr zu zeigen, wie sehr er sie liebt. Rayna beschließt, dass es am besten ist, neu anzufangen, weit weg von New York, und zieht zurück an den Ort, an dem alles begann.
Kelly Hawthorne ist ein Detektiv mit einer geheimen Vergangenheit und Leichen im Keller. Doch als er Rayna am Straßenrand hilft, ahnen beide nicht, wie sehr das Schicksal in ihr Leben eingreift. Können sie es gemeinsam schaffen, auch wenn die Vergangenheit sie einholt?
Kapitel 1
Unerwünschte TextnachrichtKapitel 2
Der Detective von nebenanKapitel 4
HerzschmerzRAYNA
Ich atme flach. Ich höre das Blut in meinen Ohren rauschen. Mein Herz schlägt quälend laut. Ich habe zwanzig Jahre vergeudet. Zwanzig Jahre voller Versprechen, die nicht gehalten wurden. Ich kann nicht sagen, dass ich es nicht erwartet habe, aber das hier? Es bricht mir das Herz.
Ich spüre das kalte Metall des kleinen Geräts in meinen Händen und blinzle, weil ich immer noch glaube, dass das ein Fehler sein muss. Ich habe mich bestimmt getäuscht. Tropfen fallen auf den Bildschirm, bis ich merke, dass es meine Tränen sind, die mir über das Gesicht strömen. Zwanzig verdammte Jahre habe ich einfach so verloren.
Als ich die Textnachricht öffnete und sah, dass es sich um ein Bild von meiner besten Freundin handelte, dachte ich mir nichts dabei. Das war nichts Neues. Sie schickt mir ständig Selfies. Aber dieses Bild war nicht für mich bestimmt, und ich glaube nicht, dass sie es bemerkt hat.
Nein, es ist nicht das Bild, auf dem sie nackt ist und alles zeigt, was sie zu bieten hat, das mich so aufwühlt. Es ist die Nachricht dazu.
„Ich warte auf dich, Miles. Gut, dass Rayna heute Abend im Büro arbeitet, denn ich bin so heiß auf dich. Vergiss nicht, ihr zu sagen, dass du eine Doppelschicht machst. Beeil dich, ich bin schon feucht, wenn ich an das letzte Mal denke, als wir zusammen waren.“
Normalerweise wäre es mir egal, mit wem sie ihre Affären hat. Männer bedeuten ihr nicht mehr als der Sand am Meer. Aber mit dieser Nachricht eröffnet sie mir, dass Miles ihr Liebhaber ist. Mein Ehemann. Und heute Morgen, bevor ich zur Arbeit ging, hat er mir erklärt, dass er eine Doppelschicht im Krankenhaus übernehmen und heute Nacht nicht nach Hause kommen wird.
Jetzt ist meine Reaktion nachvollziehbar. Ich rufe Miles an.
„Hey, Miles. Ich wollte mich nur vergewissern, dass du heute Nacht arbeitest.“
„Oh ja. Ich bin der diensthabende Arzt. Tut mir leid, Rayne“ – so nennt er mich immer – „ich werde nicht nach Hause kommen. Wir sehen uns dann morgen früh, Liebling.“
„In Ordnung, sei vorsichtig.“
„Bin ich immer. Ich liebe dich!“
„Ja, sicher. Tschüss.“
Ich stehe immer noch in meinem Büro, wo ich derzeit als Paralegal für die besten Straf- und Familienanwälte im Bundesstaat New York arbeite. Ein großer Fall steht bevor, und eigentlich ist jeder im Einsatz, oder besser gesagt, war jeder im Einsatz, bis mein Chef kurz nach dem Anruf reinkommt und mich tränenüberströmt vorfindet.
„Rayna, meine Güte, was ist los?! Geht es dir gut?“
Ich schüttle bloß den Kopf und lasse mein Telefon auf den Schreibtisch fallen. „Kein bisschen.“
Eine gute Möglichkeit, um seinen Job loszuwerden? Indem man sich an der Schulter des Chefs ausheult. Desselben Chefs, der es hasst, wenn Frauen Gefühle zeigen. Und nicht nur das, am besten erzählt man auch gleich jedes Detail von der Affäre, die man gerade aufgedeckt hat, nämlich dass der Ehemann die beste Freundin vögelt. Und zwar die beste Freundin, die man seit dem achten Lebensjahr kennt.
Er schiebt mich sofort zur Tür hinaus und sagt mir, ich solle mir ein paar Tage freinehmen. Allerdings nicht, ohne mir einen „kostenlosen“ Rat zu geben. Anstatt also in Selbstmitleid zu versinken, reiße ich mich zusammen und lege mir einen Plan zurecht. Man arbeitet nicht mit skrupellosen Anwälten, ohne ein paar Dinge zu lernen.
Und in diesem Moment bin ich sehr wütend.
Sobald ich zu Hause bin, schnappe ich mir meine Koffer. Als ich fertig gepackt habe, liegen meine und die Dinge unseres Sohnes Logan in meinem SUV. Ich schaue mir all die Erinnerungen im Haus an, einschließlich der Bilder von Miles und mir in der Highschool. Wir waren schon damals ein Liebespaar und blieben bis zum College zusammen.
Die schwerste Zeit für uns war, als er das Medizinstudium begann und sich darauf konzentrierte, während ich versuchte, mein Online-Studium abzuschließen, mich um ein Baby zu kümmern und gleichzeitig zu arbeiten.
Unser Sohn Logan wird am Boden zerstört sein. Ich bekam ihn vier Jahre nachdem Miles und ich durchgebrannt waren, als ich neunzehn war. Logan schaut zu seinem Vater auf, und ich möchte nicht diejenige sein, die ihm erklärt, warum unsere Ehe gescheitert ist. Er ist erst sechzehn und hat in seinem Leben ohnehin schon viel zu bewältigen. Nach Abschluss seines zweiten Jahres an der Highschool verbringt er den Sommer in einem professionellen Footballcamp.
Ich nehme ein Bild von uns Dreien aus der Zeit, als Logan geboren wurde, und zerschmettere es auf dem Boden. Ich sehe zu, wie das Glas zerspringt, aber an Ort und Stelle bleibt, fast wie ein direktes Spiegelbild meines Herzens. Dann gehe ich in Miles’ Büro und schnappe mir das Bild von uns beiden, das er auf seinem Schreibtisch hat. Wir haben es aufgenommen, als wir gerade erst durchgebrannt waren. Ich zerschlage das Glas an seinem Schreibtisch und verbeule dadurch die polierte Mahagoni-Oberfläche, dann schiebe ich den Rahmen in meine Tasche.
Er bewahrt den Ersatzschlüssel von seinem Auto in einer Schublade in der Küche auf. Den werde ich für das, was ich als Nächstes tun werde, brauchen. Ich will, dass er so verletzt ist wie ich. Also starte ich mein Auto und fahre zum Haus meiner besten Freundin. Ich parke ein Stück die Straße entlang hinter einem großen Van. Natürlich steht sein Auto schon in ihrer Einfahrt, und alle Lichter außer einem sind aus: im Schlafzimmer.
Ich stelle sicher, dass mein Telefon auf lautlos gestellt und das Blitzlicht der Kamera aus ist. Ich gehe um das Haus herum und benutze den Zweitschlüssel, den sie mir mal gegeben hat, um die Tür aufzuschließen, und lausche. Es ist still, zu still. Ich gehe auf ihr Schlafzimmer zu und da höre ich es.
Es ist das Stöhnen der Ekstase. Sie schreit den Namen meines Mannes. Mir dreht sich der Magen um, ich muss mich fast übergeben. Das Geräusch des Bettes, das gegen die Wand schlägt, bringt mich fast um. Es knallt so heftig, dass keiner von beiden mich hört, als ich die Tür öffne.
Meine Hand fliegt zu meinem Mund beim Anblick seiner Hände auf ihr, wie er sie von hinten nimmt. Diese Szene brennt sich in mein Gehirn ein. Ich hole schnell mein Handy heraus und mache die Fotos, die ich als Beweis brauche, und schaffe es kaum nach draußen, bevor ich alles, was ich zum Mittagessen hatte, über ihre wundervollen Rosen erbreche.
Leise gehe ich zu seinem Auto und schließe es auf. Ich ziehe das zerbrochene Bild von uns heraus und lege es auf den Fahrersitz. Dann ziehe ich meinen Ehe- und Verlobungsring ab und lege beide obendrauf.
Zurück in meinem Auto drücke ich den Alarmknopf auf dem Ersatzschlüssel. Ich sehe zu, wie die Lichter aufleuchten, und höre, wie die Hupe ertönt. Sobald die Außenlichter am Haus angehen, ducke ich mich hinter den Van und werfe verstohlene Blicke auf die Haustür, um zu sehen, was passiert.
Miles rennt hastig aus dem Haus, der pinkfarbene Seidenmorgenmantel, den er trägt, weht hinter ihm her, und er öffnet schnell die Autotür. Er hebt das Bild und meine Ringe auf. Er bleibt mitten auf der Straße stehen und blickt auf der Suche nach mir auf und ab. Ohne Erfolg ruft er laut nach mir, bevor er die Autotür zuschlägt und zurück ins Haus rennt.
Ich steige in mein Auto und starte den Motor. Hoffen wir, dass seine Entscheidungen es wert waren. Das Einzige, worauf man im Leben und bei den Menschen darin zählen kann, ist, dass sich der Müll irgendwann von selbst entsorgt.