Bad Boy Alphas Serie (Deutsch) - Buchumschlag

Bad Boy Alphas Serie (Deutsch)

Renee Rose

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Chapter
15
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18+

Zusammenfassung

SIE GEHÖRT MIR. ICH WERDE SIE SCHÜTZEN. BESTRAFEN. MEIN.

Ich bin ein einsamer Wolf, und das gefällt mir. Mein Geburtsrudel hat mich nach einem Blutbad verbannt und ich hatte nie das Bedürfnis nach einer Gefährtin.

Dann treffe ich Kylie. Meine Versuchung. Wir stecken zusammen in einem Fahrstuhl fest und ihre Platzangst lässt sie fast in meinen Armen ohnmächtig werden. Sie ist stark, aber gebrochen. Und sie verheimlicht etwas.

Mein Wolf will sie beanspruchen. Aber sie ist menschlich und ihr zartes Fleisch wird die Markierung eines Wolfes nicht überstehen.

Ich bin zu gefährlich. Ich sollte mich fernhalten. Aber als ich herausfinde, dass sie die Hackerin ist, die fast meine Firma in den Ruin getrieben hat, verlange ich von ihr, sich ihrer Strafe zu stellen. Und das wird sie.

Kylie gehört mir.

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232 Kapitel

Kapitel 1

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 4
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Kapitel 1

Buch 1: Alphas-Versuchung

CG: Catgirl war hier.

King1: Ich sehe dich.

CG: Schöner Code.

King1: Du gehst unter. Kein Mitleid mit dem Kätzchen.

CG: Oooh, mach mir keine Angst, Baby.

– Gespräch zwischen Hackerin und Jackson King, CEO und Gründer von SeCure, 2009

***

Kylie

Heilige Ironie, Batman.

Als Teenager hatte ich mich in ein Unternehmen gehackt und dem Gründer und CEO eine virtuelle Siegesfahne ins Gesicht geschwenkt. Neun Jahre später bin ich genau dort für ein Vorstellungsgespräch. Und nicht nur für irgendeinen Job – einen in Infosec. Steht für Informationssystemsicherheit. Falls ich den Job kriege, verteidige ich die Firma gegen Hacker. Wie Catgirl – meine alte DefCon-Identität.

Also sitze ich hier in der opulenten Lobby des internationalen Hauptquartiers von SeCure und frage mich, ob sie mich irgendwie erkennen und in Handschellen abführen werden.

Eine Gruppe von Mitarbeitern schlendert an mir vorbei, lacht und redet. Sie sehen entspannt und glücklich aus, als würden sie in einen Ferienort schlendern, nicht um sich von neun bis fünf abzuplagen.

Verdammt, ich will diesen Job.

Ich habe mein Outfit heute Morgen ungefähr siebenundneunzigmal gewechselt – und es ist mir normalerweise egal, was ich trage. Aber das ist das Vorstellungsgespräch meines Lebens und ich bin besessen davon, jedes Detail richtig hinzubekommen. Am Ende habe ich einen eleganten schwarzen Anzug gewählt, der aus einem taillierten Blazer und einem kurzen, engen Rock besteht. Ich habe mich gegen eine Strumpfhose entschieden, nackte Beine, aber meine Füße in ein paar sexy hohe Absätze gequetscht. Unter der Anzugjacke trage ich mein Lieblings-Batgirl-Shirt. Es liegt eng um meine Brüste an und die heiße rosa-glitzernde Fledermaus schmiegt sich perfekt an das Revers meiner Jacke.

Das Outfit schreit „junges und hippes“-IT-Genie, während der Anzug eine Anspielung auf die konservative Unternehmenssache ist. Ich hatte über Heels oder Chucks nachgedacht, aber am Ende haben die Heels gewonnen. Was zu blöd ist, denn als Stu, mein Ansprechpartner, herunterkommt, muss ich in ihnen aufstehen. Und laufen.

Falls mein Teenager-Hacker-Ich mich jetzt sehen würde, würde sie mir ins Gesicht lachen und mich einen faulen Kompromiss nennen. Aber selbst sie hat meine Obsession für den Gründer bzw. Besitzer von SeCure geteilt, Jackson King. Eine Obsession, die sich in Bewunderung verwandelt hat, gepaart mit einer großen Dosis von sexueller Anziehung.

Okay, er ist mein Schwarm. Aber Jackson ist es total wert, in ihn verknallt zu sein. Ein Milliardär und Philanthrop, also unendlich beeindruckend. Ganz zu schweigen, dass er superheiß ist. Vor allem für einen Nerd.

Und der einzige Moment, den wir teilen – der Moment, als ich alle seine Sicherheitsmaßnahmen überwunden und mich Angesicht zu Angesicht mit ihm befunden habe – na ja, Mauszeiger zu Mauszeiger –, ist in mein Gedächtnis als die heißeste Begegnung meiner Jugend eingebrannt. Ich habe ihm nichts gestohlen. Ich habe nur sehen wollen, ob ich den Genie-Code knacken konnte. Ich bin abgehauen, nachdem er mich gefunden hat, und habe nie riskiert zurückzukehren.

Nun könnte ich noch eine Chance auf ein Cyber-Sparring mit King haben, und der Gedanke begeistert mich.

Besonders, weil diesmal meine Handlungen nicht illegal wären.

„Miss McDaniel?“

Ich springe auf die Füße, Arm schon ausgestreckt, bereit zum Händeschütteln. Ich wackele nur ein wenig auf den Absätzen. „Hi.“ Verdammt, ich höre mich atemlos an. Ich zwinge meine Schultern nach hinten und lächle, während ich die angebotene Handfläche ergreife.

„Hallo, ich bin Stu Daniel, Infosec-Manager hier bei SeCure.“ Er sieht aus wie ein richtiger Streber, Brille, Kragenhemd, Hose. Dreißig oder so. Seine Augen wandern zu der rosa Fledermaus zwischen meinen Brüsten und dann wieder weg. Vielleicht ist das T-Shirt ein Fehler gewesen.

Ich schüttele seine Hand weiter, wahrscheinlich viel zu lange. Ich hab fünf Business-Bücher gelesen, um mich auf heute vorzubereiten, aber ich kann mich nicht erinnern, was Vorstellungsgespräche für Dummies über die richtige Dauer eines Handschlags gesagt hat. „Schön, Sie kennenzulernen.“

Zum Glück ist Stu genauso unbeholfen wie ich. Seine Augen wandern immer wieder weiter nach unten. Nicht weil er versuchen würde, pervers zu sein, sondern als wäre er zu schüchtern, um den Blickkontakt aufrechtzuerhalten. „Wenn Sie mir folgen würden, gehen wir für das Bewerbungsgespräch in den sechsten Stock.“

Zusätzlich zu der unüberwindbaren Cybersicherheit ist auch die physische Festung von SeCure gut geschützt. Als ich über die glänzenden Marmorböden gegangen und an der Hauptrezeption angekommen war, hatten sie mir gesagt, ich solle in der Lobby auf eine „Begleitung“ für mein Gespräch warten.

Ich folge meiner Begleitung. „Schönes Gebäude haben Sie hier.“

Okay, das klang lahm. Ich bin scheiße im Smalltalk. Also wirklich scheiße. Vielleicht hätte ich mich die letzten acht Jahre nicht vor allen sozialen Interaktionen verstecken sollen. IT-Geeks sollten nicht wie normale Leute Bewerbungsgespräche absolvieren müssen. Sie sollten nur einen Test machen oder etwas hacken müssen. Aber vermutlich kennt SeCure meine Codeknackfähigkeiten bereits, so was Ähnliches hat die Headhunterin zumindest gesagt. Ich bin fast an meinem Kaffee erstickt, als sie mich aus heiterem Himmel angerufen hatte. Ich hatte gedacht, es sei ein Streich von einem meiner alten Online-Kumpane gewesen – dem Clean Clan. Aber nein, es war echt gewesen.

Außerdem sind die Chancen, dass mich jetzt jemand aus meinem alten Leben findet, gen null. Zumindest hoffe ich das.

Stu führt mich zum Aufzug und drückt auf den Pfeil nach oben. Die Türen eines Aufzugs schwingen auf, um einen Mann in einem eleganten Anzug zu enthüllen, der seinen Kopf über sein Handy gebeugt hat. Groß und breitschultrig nimmt er mehr als nur seinen gerechten Anteil vom Aufzug in Beschlag. Ohne nach oben zu schauen, bewegt er sich zur Seite, um Platz für uns zu machen.

Stu lässt mich zuerst gehen und ich unterdrücke die Panik. Es ist ein kleiner Aufzug, aber nicht zu klein. Ich kann schon damit umgehen. Falls ich den Job kriege, finde ich raus, wo das Treppenhaus ist.

Ich konzentriere mich auf die hellen Tasten und hoffe, dass es eine schnelle Fahrt ist.

Bevor meine Begleitung einsteigen kann, ruft jemand seinen Namen.

„Eine Sekunde, bitte“, sagt Stu, als eine junge Frau herbeieilt, gefolgt von zwei anderen Leuten. „Stu, der Galileo-Server ist heute Morgen abgestürzt …“

Großartig. Genau das, was ich brauche – mehr Zeit in einem Aufzug. Ich schlucke und ignoriere das Kribbeln auf meiner Haut. Eine Panikattacke macht keinen guten Eindruck.

Stu nimmt seinen Fuß aus der Tür, als die junge Frau ihren Laptop öffnet, um ihm etwas zu zeigen.

Die Tür schließt sich und der Aufzug fährt los. Einfach so habe ich meine Begleitung verloren. So viel zur strengen Sicherheit.

Ich drücke auf den Knopf Nummer sechs. Ich weiß, wohin ich muss. Je schneller ich aus dieser winzigen Todeskiste komme, desto besser.

Wir sind auf halbem Weg nach oben, als die Lichter flackern. Einmal, zweimal, dann sind sie aus.

„Was zum …“ Ich verstumme, um mich auf meine Atmung zu konzentrieren. Ich habe etwa zehn Sekunden, bevor ich voll ausflippe.

Der im Anzug neben mir murmelt etwas. Das Licht von seinem Handy wirft ein unheimliches blaues Licht an die Wände.

Der Aufzug hält an.

Oh nein. Jetzt gehts los. Mein Herz schlägt wild in meiner Brust; meine Lunge schnappt nach Luft.

Stopp, sage ich zu meiner Panik. Es ist nichts. Der Aufzug startet jede Sekunde wieder. Du steckst hier nicht fest.

Mein Körper glaubt mir nicht. Mein Magen verkrampft sich, meine Haut wird klamm. Alles wird dunkel. Entweder hat sich meine Sicht gedimmt oder der Typ hat gerade sein Handy an sein Ohr gelegt. Ich schwanke auf den Füßen.

Der große Kerl flucht. „Kein Empfang hier drinnen.“

Meine Absätze verdrehen sich unter mir und ich greife nach dem Geländer. Mein Atem kommt in schnellen Zügen.

„Hey.“ Der Typ hat eine Stimme, die zu seiner riesigen Größe passt, tief und volltönend. Unter anderen Umständen würde ich sie sexy finden. „Flippst du grade aus?“ Leichte Verachtung liegt in seinem Ton.

Nicht meine Schuld, Kumpel. „Ja.“ Ich kriege das Wort kaum rausgekeucht. Mein Todesgriff um die Stange verstärkt sich.

Bleib auf deinen Füßen. Fall jetzt nicht in Ohnmacht – nicht jetzt. Nicht hier.

„Ich mag keine engen Räume.“ Untertreibung des Jahres.

Hat sich der Aufzug gerade bewegt? Oder gerät mein Körper außer Kontrolle? Alte Panik ergreift mich. Ich werde hier drinnen sterben. Ich werde nie rauskommen.

Zwei große Hände schieben mich gegen die Aufzugswand und fixieren mich mit Druck auf mein Brustbein. „Was – was machst du da?“, keuche ich.

„Deinen Ruhe-Reflex auslösen.“ Er klingt ruhig, als ob er täglich hyperventilierende Mädchen gegen eine Wand drückt. „Funktioniert es?“

„Ja, klar. Wenn mich ein fremder Kerl angrabscht, beruhigt mich das immer.“ Ich habe mir geschworen, meinen Sarkasmus zurückzuhalten, bis ich den Job sicher habe, aber hier ist er und wurde von mir nur so herausgespuckt. Nur Sekunden von einer Ohnmacht entfernt zu sein, macht genau das mit einem Mädchen.

„Ich grabsche dich nicht an“, sagt er.

„Das sagen alle Kerle“, murmele ich.

Sein kurzes Lachen verebbt, sobald es begonnen hat. Fast so, als wolle er es zurückhalten.

Wer ist dieser Typ?

Meine Herzfrequenz verlangsamt sich, aber mein Kopf dreht sich immer noch. Noch nie hat ein Mann so nah bei mir gestanden. Geschweige denn mich berührt. Ein paar Zentimeter weiter und er würde meine Brüste umschließen.

Was für ein Gedanke! Empfindungen, die ich noch nie außerhalb der Privatsphäre meines Schlafzimmers gefühlt hatte, rauschen durch mich hindurch.

„Nicht, dass es mir etwas ausmacht, dass du mich begrabschst“, plappere ich. „Ich denke nur, du solltest zuerst mit mir Essen gehen –“

Seine Hände verlassen mein Brustbein so schnell, dass ich nach vorn taumele. Bevor ich fallen kann, fängt er mich an meiner Schulter und dreht mich um. Er schließt seine Arme von hinten um mich und übt wieder Druck auf mein Brustbein aus.

„Wie ist das?“ Er klingt amüsiert. „Besser? Ich will nicht, dass meine gute Tat mir später Vorwürfe wegen sexueller Belästigung einbringt.“

Oh Gott, seine Stimme. Seine Lippen sind direkt neben meinem Ohr. Er versucht nicht, mich zu verführen, aber, Mannomann, nur die Worte „sexuelle Belästigung“ erhitzen meinen Körper.

„Sorry.“ Meiner Stimme wird ein bisschen die Luft abgeschnitten. „Ich wollte dich nicht beschuldigen. Was ich meinte, war … danke.“

Für einen Moment bewegt er sich nicht und ich atme in seine festen Hände, er umgibt mich, beschützt mich und gibt mir mit seinem Griff Sicherheit. Und alles, woran ich denken kann, ist … verdammt. Ich hatte gedacht, eine Panikattacke wäre schlimm. Jetzt stecke ich in einem Aufzug fest, eingewickelt in die Arme eines Fremden. So. Sehr. Angetörnt. Aber so was von. Es ist, als wäre meine Muschi von meinem Körper getrennt. Der Rest von mir rennt herum und wringt besorgt meine Hände, aber für meine Pussy ist sich von einem Fremden in einem dunklen Aufzug anfassen zu lassen ein guter Grund, sich zu freuen.

„Du solltest dich hinsetzen.“

Anscheinend habe ich keine Wahl, weil er mich mit stetigem, unaufhaltsamem Druck zum Boden senkt. Dort angekommen, drückt er mich gegen die Wand, seine festen, aber sanften Hände handhaben mich wie eine Puppe. Scharfe Worte tanzen auf meiner Zungenspitze: Ich bin verdammt noch mal eine erwachsene Frau, keine Barbie. Aber sitzen fühlt sich gut an. Trotz seines ungehobelten Höhlenmenschen-Benehmens kümmert er sich um mich. Fast vermisse ich seine Hände an meinem Brustbein.

„Wo hast du das gelernt?“, frage ich, um mich von der Tatsache abzulenken, dass ich in einem engen Rechteck mit einem Mann gefangen bin, der keinerlei Bedenken hat, seine Hände über meinen ganzen Körper gleiten zu lassen. Ich habe auch kein Problem damit, obwohl ich mir wünschte, ich könnte mich daran erinnern, wie er aussieht. Alles, was ich habe, ist ein vager Eindruck von einem kräftigen Kiefer und einem Hauch von Ungeduld. Ich war zu sehr darauf fokussiert, mir die Aufzugfahrt schön zu reden, als ihn mir genauer anzuschauen.

„Jahre und Jahre an Erfahrung, Frauen an dunklen Orten zu erschrecken.“

Ah. Eine verwandte Seele mit trockenem Humor. Jetzt mag ihn noch mehr. „Danke“, sage ich nach einem weiteren Moment.

Er setzt sich neben mich, seine Anzugjacke bürstet gegen meine. „Du drehst immer noch durch.“

„Ja, aber es ist besser. Reden würde helfen. Können wir reden?“

„Okay.“ Er mimt einen hochgestochenen Dialekt, wodurch er sich wie Freud anhört. „Wo haben Sie das Problem denn zum ersten Mal bemerkt?“

***

Jackson

Das Lachen der schönen menschlichen Frau kommt so hart, dass sie fast erstickt. Sie kichert für einen Moment weiter – fast hysterisch. Jedes Mal, wenn sie versucht zu sprechen, blubbert ihr Lächeln wieder an die Oberfläche. Schließlich bringt sie hervor: „Ich wollte reden, um mich abzulenken – über etwas ganz anderes.“

Ich scherze nie – besonders nicht auf der Arbeit –, aber die langbeinige Brünette in dem kurzen, engen Rock versetzt meinen Körper auf nur allzu angenehme Weise in Alarmbereitschaft. Seit ich sie nicht mehr berühre, ist es besser. Als ich es getan habe, hat die Elektrizität zwischen uns meine Haut in Brand gesetzt. Das Jucken und Brennen des Wandelns hat mich so schnell überkommen, als wäre ich ein pubertierender Teenager, der gerade lernt, wie man sich verwandelt. Ich hätte beinahe ihre Beine auseinandergeschoben, den winzigen Minirock um ihre Taille hochgezogen und sie genau hier genommen.

Tatsächlich sind meine Wolfssinne in Aufruhr, seit sie den Aufzug betreten hat. Ich musste mich zusammenreißen, um zu schweigen und sie zu beobachten. Ihr Duft berauscht mich – wie eine exotische Blume, die bettelt, gepflückt zu werden –, außer dass sie definitiv menschlich ist. Nichts hiervon ergibt Sinn. Es gibt keinen Grund, warum ich mich zu ihr hingezogen fühlen sollte, abgesehen davon, dass sie wunderschön ist. Ich habe mich noch nie von einem Menschen angezogen gefühlt – verdammt noch mal, mich interessieren nicht einmal die Wölfinnen, selbst bei Vollmond.

Um die Sache noch schlimmer zu machen, ist sie erregt gewesen, als ich sie berührt habe – der Duft ihres Liebessafts füllt den engen Raum. Zum ersten Mal in meinem Leben haben sich meine Reißzähne gespitzt und Serum gebildet. Sie sind bereit, in ihr Fleisch zu sinken und sie für immer als mein zu markieren.

Aber das ist purer Wahnsinn. Ich kann keinen Menschen markieren; sie würde es nicht überleben. Dieser Mensch – so schön sie auch sein mag – kann nicht meine Gefährtin sein.

Ich schaue sie mir an und bin deutlich im Vorteil, weil ich im Dunkeln sehen kann und sie nicht. Sie ist atemberaubend in jeder Hinsicht – lange, wohlgeformte Beine, ein Arsch, der ihren kurzen Rock ausfüllt, und Batgirl-Titten. Soll heißen, sie hat eine sexy rosa Fledermaus auf der Vorderseite ihres Shirts, direkt über einem Paar kecker Titten. Und etwas an dieser Fledermaus bringt mich einfach an meine Grenzen. Eine feurige kleine Superheldin, die nur darum bettelt, besiegt zu werden.

Das macht mich wohl zum Bösewicht.

„Wie heißt du?“, fragt sie.

Ich zögere. „J. T.“

„Ich bin Kylie. Ich bin hier für ein Vorstellungsgespräch, also war ich sowieso schon nervös.“

Ich bin nicht freundlich. Ich ermutige meine Mitarbeiter, sich nicht mit mir zu beschäftigen, außer um mir Informationen in der geringstmöglichen Form mitzuteilen. Aber aus irgendeinem Grund stört mich ihr schwacher Konversationsversuch nicht. Was nicht bedeutet, dass ich antworten werde.

Ich bin zu beschäftigt, meinen Wolf davon zu überzeugen, sie nicht zu bespringen.

Sie versucht es wieder. „In welcher Abteilung arbeitest du?“

Ich werde nicht zugeben, dass ich der CEO bin. „Marketing.“ Ich fülle das Wort mit dem Ekel, das Marketing in mir auslöst. Es stimmt, dass der Großteil meiner Zeit jetzt für Marketing oder Management draufgeht, selbst wenn ich es vorziehen würde, zu programmieren und nie persönlich mit einem anderen Menschen zu interagieren.

Sie lacht; ein heiseres, süßes Geräusch. Trotz der Tatsache, dass sie mich nicht sehen kann, schaut sie in meine Richtung mit einem faszinierten Ausdruck auf ihrem Gesicht. Ihr Haar, wie dicke glänzende Kastanien, fällt ihr in losen Wellen über ihre Schultern. Es ist zu dunkel, um die Farbe ihrer Augen zu erkennen, aber ihre vollen Lippen glänzen, und die Art, wie sie sich jetzt öffnen, lässt mich wünschen, diesen üppigen Mund in Anspruch zu nehmen.

„Einer dieser Typen, hm? Das ist traurig.“

Ich lächle – ein seltenes Ereignis für mich. Sie hat mich schon zum Lachen gebracht, etwas, das ich seit zwanzig Jahren nicht mehr getan habe.

„Für welche Position bewirbst du dich?“

„Infosec.“

Heiß und nerdig. Interessant. Sie muss wahnsinnige Fähigkeiten haben, um an ein Bewerbungsgespräch zu kommen. Meine Firma ist die beste der Welt für Informationssicherheit. „Hast du viel Erfahrung auf dem Gebiet?“

„Etwas.“ Sie klingt auf diese bestimmte Art unverbindlich, was mich glauben lässt, dass sie sich mit diesen Sachen wirklich auskennt.

Der Strom ist schon eine Weile weg – mindestens zehn Minuten. Ich fische mein Handy aus der Tasche und versuche, meine Sekretärin anzurufen, aber habe noch immer keinen Empfang .

„Wie lange werden wir hier wohl festsitzen?“ Ihre Stimme zögert bei dem Wort festsitzen.

Bei allen Heiligen, ich hatte noch nie den Drang, die Hand einer Frau zu nehmen. Mein Hemdkragen ist zu eng. Ich wünschte, ich hätte heute keinen Anzug und keine Krawatte getragen. Natürlich wünsche ich mir das jeden Tag, habe aber selten die Wahl, obwohl es meine verdammte Firma ist. Sobald wir ein bestimmtes Niveau erreicht hatten, habe ich mich an die Kleiderordnung von Amerikas Geschäftswelt halten müssen, wenn ich Meetings außerhalb hatte – selbst in Tucson, das mit seinem Dresscode notorisch entspannt ist.

Meine kleine Programmiererin hat mit ihrem Outfit jedoch den Nagel auf den Kopf getroffen – genau die richtige Mischung aus Hipster, mit den Fledermaustitten und nackten Beinen, und Geschäftsfrau, mit Anzug und Absätzen. Ich weiß nicht, wann ich angefangen habe, sie als meine kleine Irgendwas zu betrachten, aber ich habe es getan. In der Sekunde, als sie in den Aufzug gestiegen ist und ich ihren Geruch eingeatmet habe, hat mein Wolf mein geschrien.

„Ich meine, denkst du, es wird Stunden dauern? Es wird keine Stunden dauern, oder?“ Sie wird wieder atemlos. Ich muss mich zurückhalten, um sie nicht auf meinen Schoß zu ziehen und sie zu halten, bis das Zittern aufhört.

„Zwing mich nicht, dich noch mal zu begrabschen.“ Okay, das sollte ich definitiv nicht sagen, auch wenn sie es zuerst gesagt hat. Die Bemerkung hat jedoch ihre beabsichtigte Wirkung.

Sie schnaubt, was ihr Atemmuster verändert und ihr hilft, sich zu entspannen.

„Also bist du nervös wegen des Vorstellungsgesprächs?“, frage ich. Geplauder gehört nicht zu meinem Repertoire, aber ich würde alles tun, um sie zu beruhigen. Oder vielleicht will ich ihre Stimme wieder hören. „Du scheinst nicht nervös zu sein.“

„Abgesehen von der ganzen Panikattacke, bei der du einen außerordentlich guten Job machst, mich abzulenken?“

Mein Wolf ist stolz über das Kompliment.

„Ich werde dir ein Geheimnis verraten“, sagt sie und die Muskeln meiner Leistengegend spannen sich fast schmerzhaft bei dem Schnurren in ihrer Stimme an. Sie verführt mich und sie weiß nicht einmal, dass sie es tut.

Vielleicht ist Reden eine schlechte Idee.

„Okay“, antworte ich.

„Ich habe noch nie einen richtigen Job gehabt. Ich meine, ich habe jetzt einen Job, aber es ist alles Telearbeit. Ich war noch nie einem Büro wie diesem.“

„Glaubst du, du kannst das ertragen?“

„Weißt du, vor fünf Jahren hätte ich bei dem Gedanken gekotzt. Aber eigentlich ist SeCure die einzige Firma, für die ich einen Blazer und Absätze anziehen würde.“

Und jeder Mann im Gebäude dankt Gott dafür. „Warum ist das so?“

„SeCure stellt den Höhepunkt für Infosec dar. Ich meine, Jackson King ist ein Genie. Ich folge ihm, seit ich zehn Jahre alt bin.“

Ich versuche, meinen Wolf davon abzuhalten, herumzustolzieren. „Willst du wirklich deinen Pyjama zu Hause lassen und jeden Tag in ein Büro kommen?“

„Ja. Es wäre gut, einen Grund zu haben, das Haus zu verlassen. Programmieren kann einsam sein. Ich meine, ich mache meine beste Arbeit allein, aber es könnte schön sein, mit Leuten zusammen zu sein wie mir. Vielleicht finde ich meine Sippe hier. Sich ganz normal fühlen, weißt du, was ich meine?“

Ich weiß es nicht. Ich habe keine Sippe mehr gehabt, seit ich mein Geburtsrudel verlassen habe, das Blut meines Stiefvaters von meinem Fell tropfend.

Ein Unternehmen voller Menschen ist ein schlechter Ersatz.

„Wenn du dich hier für Infosec bewirbst, musst du talentiert sein“, sage ich, um mich von den schlechten Erinnerungen abzulenken.

„Ich kodiere schon, seit ich jung bin“, sagt sie schmunzelnd, was mich wiederum darauf schließen lässt, dass sie ihr Talent herunterspielt. „Ein Teen-Nerd zu sein, hat mich definitiv vom Normalsein disqualifiziert.“

„Normal wird überbewertet. Du musst nur dein Rudel finden.“

„Rudel?“

„Ich meinte Sippe.“

„Nein, ich mag Rudel. Das macht mich zu einem einsamen Wolf.“ Da klingt ein Lächeln in ihrer Stimme und ich halte eine scharfe Bemerkung zurück. Ein einsamer Wolf zu sein, ist nicht so cool, wie es klingt. Auch wenn es alles ist, was ich verdiene.

„Also …“ Sie hat den Ton von jemandem, der darauf gewartet hat, etwas zu fragen.

„Hast du schon Jackson King getroffen?“

Ich verkneife mir ein Lächeln, obwohl sie es nicht sehen kann. „Mmm. Ja, ein paarmal.“

„Wie ist er denn so?“

Ich zucke in der Dunkelheit mit den Achseln. „Schwer zu sagen.“

„Schwer zu sagen, weil er nicht viel verrät?“

Ich halte meinen Mund.

„Das habe ich gehört. Also ist er die trottelige Art von Geek oder die gruselige Art?“

Ich war mir der verschiedenen Kategorien von Geeks nicht bewusst. Ich betrachte mich nicht als Geek, allerdings betrachtete ich mich als Wandler auch nicht in irgendeiner menschlichen Kategorie.

„Ich schätze die gruselige Art“, fährt sie fort. „Weil niemand, der so heiß ist, so asozial sein sollte. Ich meine, er muss einige schwerwiegende Fehler haben. Gerüchten zufolge hat der Mann nie Dates. Sie sagen, er hat überhaupt kein soziales Leben. Geht nie aus. Totaler Einsiedler. Er muss ziemlich kaputt sein. Oder ansonsten vielleicht schwul. Ich wette, er ist der Typ, der seinen Freund in einem Schrank gefesselt hält, um ihn auszupeitschen, wenn er nachts nach Hause kommt.“

Fast entkommt wieder ein Lächeln meinem Gesicht. Ich zeige dir, was auspeitschen ist, kleines Batgirl. „Klingt, als wüsstest du viel über ihn.“

„Oh … Ich, äh … Ich schätze, ich bin an ihm interessiert. Er ist eine Art von Berühmtheit für uns Nerds. Ich meine, seine ursprüngliche Kodierung war genial, besonders für die Zeit.“

Dieses Mal grinse ich. Ihre Einschätzung von mir, abgesehen von dem schwulen Prügelknaben-Teil, lässt meinen Puls steigen. Eine weitere Anomalie. Ich kümmere mich nicht um Aufmerksamkeit und sie hat recht – ich gebe persönliche Informationen nie her. Ich habe ein zu großes Geheimnis zu verbergen. Aber ihr Interesse an mir lässt meinen Wolf Pirouetten drehen.

Mein.

„Also, was für eine Art von Nerd bist du?“, frage ich.

„Anscheinend die Art, die wie ein Idiot fremde Männer zuquasselt, wenn sie in Aufzügen eingesperrt ist. Aber das hast du sicher schon bemerkt. Sorry – normalerweise habe ich einen ziemlich gut funktionierenden Filter. Es ist gut, dass wir uns nicht sehen können, denn ich habe mich heute Morgen gründlich blamiert.“

Es wird immer schwieriger, sie nicht besinnungslos zu küssen. Ich war noch nie so glücklich, irgendwo zu sitzen und dem Geplapper eines Menschen zuzuhören. Mein Wolf hat nichts dagegen, länger als zehn Minuten eingesperrt zu sein. Normalerweise würde er knurren, um sich zu befreien und die Bedrohung anzugreifen. Was tödlich sein könnte.

Mein Wolf scheint eher daran interessiert zu sein, diesen liebenswerten, lebhaften Menschen zu beschützen. Ich brauche einen Moment, um es zu erkennen, aber jetzt, wo ich es tue, steigt mein Puls an und ich muss mich zwingen, meinen Arm nicht um sie zu legen. Sie nah an mich zu ziehen. Vor allem, wenn sie sich zu mir lehnt.

„Vielleicht könntest du zustimmen, mich nicht anzuschauen, wenn die Lichter wieder angehen, damit wir uns später unter normalen Umständen treffen können.“

Ich antworte nicht.

„Hoffentlich fange ich mit diesem Geplapper nicht während meines Vorstellungsgesprächs an und vermassle es.“

„Du willst diesen Job wirklich?“

„Ja. Ich will ihn. Es ist komisch, weil ich dir vor acht Jahren ins Gesicht gelacht hätte, wenn du mir gesagt hättest, dass ich für SeCure arbeiten möchte, aber ich schätze, ich habe mich verändert. Für mich stellen Jackson King und die Firma, die er aufgebaut hat, die ultimative Infosec-Kodierung dar und ich möchte ein Teil davon sein.“

Die Lichter flackern und der Aufzug setzt sich in Bewegung. Verdammt.

„Oh, Gott sei Dank.“ Sie atmet auf und rappelt sich hoch.

Ich stehe ebenfalls auf.

Als sie mich ansieht, friert das Lächeln auf ihrem Gesicht ein.

Überraschung.

Sie wird bleich und stolpert zurück.

Das Licht erhellt ihre Schönheit. Makellose Haut. Volle Lippen. Große Augen. Hohe Wangenknochen. Und ja … die Titten und Beine sehen jetzt so gut aus wie im Dunkeln. Sie ist überall eine Zehn. Und sie hat herausgefunden, wer ich bin, was mir die Oberhand gibt.

„Na, jetzt bist du aber still.“

„J. T.“, murmelt sie und klingt bitter. Sie schenkt mir einen wütenden Blick, als wäre ich derjenige gewesen, der über sie geredet hat, anstatt umgekehrt. „Wofür steht das ‚T‘?“

„Thomas.“ Meine Mutter hat mir einen ausgesprochen menschlichen Namen gegeben.

Der Aufzug hält im sechsten Stock und die Türen öffnen sich. Sie bewegt sich nicht.

Ich halte sie mit meiner Hand auf und gestikuliere, damit sie aussteigt. „Ich glaube, das ist deine Etage.“

Ihr Mund öffnet sich und schnappt wieder zu. Sie strafft ihre Schultern und marschiert an mir vorbei, zwei hellrosa Flecken auf ihren Wangen. Bezaubernd.

Auch wenn ich für mindestens zwanzig Meetings zu spät bin, folge ich ihr. Nicht weil mein Körper von ihrem nicht getrennt sein kann. Sicherlich nicht, weil ich mehr über sie wissen muss. Nur um sie ein bisschen mehr mit meiner Anwesenheit zu quälen, jetzt wo sie weiß, wer ich bin.

„Miss McDaniel, da sind Sie ja“, sagt Stu. Er wartet vor den Aufzügen … Muss wohl die Treppe genommen haben. Luis, der Sicherheitschef von SeCure, steht bei ihm.

„Wir bringen das Hausmeisterteam sofort hierher, Mr. King.“ Luis signalisiert einem seiner Männer, der seinen Platz im Aufzug sofort einnimmt, um jeden vom Einsteigen abzuhalten. „Wir werden das in kürzester Zeit repariert haben, Mr. King. Und ich sehe, Sie haben Miss McDaniel begleitet.“

Stu blickt mich schuldig an. „Ich wollte sie nicht unbeaufsichtigt lassen. Ich habe die Treppe genommen, um sicherzustellen, dass ich hier sein würde, wenn sie aussteigt.“ Er lässt es klingen, als hätte er eine Medaille für seine Heldentaten verdient.

Ich antworte nicht.

„Ich übernehme sie jetzt. Tut mir leid, dass ich Sie gestört habe.“

„Ich werde ihrem Bewerbungsgespräch beisitzen“, sage ich und überrasche sogar mich selbst.

Beide Köpfe von Stu und Kylie peitschen herum und sie gaffen mich an. Kylie läuft noch roter an und blinzelt mit ihren großen braunen Augen. Im Licht sind sie ein warmes Schokoladenbraun mit einer Sternenexplosion aus Gold in der Mitte. Unglaublich.

Der Alpha in mir stört sich nicht an ihrem Unbehagen. Ich bin es gewohnt, dass Leute sich in meiner Anwesenheit winden. Aber mein Wolf ist nicht glücklich über den Hauch von Wut in ihrem Duft. Eine Entschuldigung liegt auf meinen Lippen – ein weiteres erstes Mal. Jackson King entschuldigt sich nicht. Ich schulde ihr auch keine. Wenn es nach mir ginge, würde ich sie in den nächsten Konferenzraum ziehen, ihr den Arsch für den Prügelknaben-Kommentar versohlen und die nächsten drei Stunden damit verbringen, ihr Lust durch meine Zungenspitze beizubringen. Ich würde mich auf sie stürzen, bis ihre Freudenschreie allen im Gebäude sagen, dass sie mir gehört. Das würde ihren Ärger und ihre Nervosität beseitigen. Oder ist es Erregung?

„Oh, es ist nur ein routinemäßiges Bewerbungsgespräch – kein Grund, Ihre Zeit zu vergeuden“, sagt Stu.

Ich würde eher in die Hölle gehen, als Stu – oder einen anderen Mann – mit ihr allein zu lassen.

Luis’ Räuspern warnt Stu, dass er kurz davor ist, mich zu verärgern.

Ich kneife die Augen zusammen und schaue Stu an. „Ich entscheide, wie ich meine Zeit verbringe. Sollen wir in den Konferenzraum gehen oder unterhalten wir uns hier im Flur?“

Stu hat einen mürrischen Gesichtsausdruck, als hätte ich seine Bruderschaftsparty versaut.

***

Kylie

Scheiße, wie peinlich, Batman. So viel zu ‚Das Bewerbungsgespräch ist leicht schaffen‘. Ich dachte, es könnte nichts mehr schiefgehen, aber zwischen diesem Tauziehen zwischen Stu und Jackson gefangen zu sein, ist ein weiterer kostbarer Moment an diesem beschissenen Tag. Ich kann nicht glauben, dass ich gerade einen Nervenzusammenbruch vor Jackson King hatte. Und wie ein Schulmädchen darüber gelästert hatte, welche Art von Nerd er war und ob er schwul war, und, oh Gott, habe ich ihm wirklich unterstellt, dass er seine sexuellen Partner auspeitscht? Was zum Teufel ist mit mir los? Nicht einmal ein Bewerbungsgespräche für Dummies kann mich jetzt noch retten.

Natürlich hat er mich denken lassen, er sei nicht der CEO. Ein ziemlicher Arschloch-Schachzug, wirklich. Ich sollte ihn anstarren, aber nein, ich bin immer noch aus der Fassung, weil er mich berührt hat. Schade, dass von Jackson King betatscht zu werden nicht zu den Vorzügen des Jobs zählt.

Verdammt, ich will das hier wirklich. Das Grabschen mal außer Acht gelassen, SeCure ist der Höhepunkt von Cybersicherheit. Als Teenager ist die Firma der ultimative Hack gewesen. Nach fast zehn Jahren Verstecken fühlt es sich an, als ob ich zu Hause angekommen bin. Als ob ich mein ganzes Leben dafür trainiert habe, um hier zu stehen, und jetzt, da ich erlaubterweise hier bin, kann ich meinen rechtmäßigen Platz einnehmen.

Die Tatsache, dass ich unter Jackson King arbeiten würde, hat gar nichts damit zu tun. Nun, vielleicht ein winziges, kleines bisschen. Mein Körper würde sicherlich gerne unter ihm sein – genau jetzt. Oh Herrgott, ich muss dieses Gespräch durchziehen, ohne mir seine Hände auf mir vorzustellen …

Der Todesblick zwischen Stu und Jackson hat lange genug angedauert.

„Wo ist der Konferenzraum?“, zwitschere ich. Ich nehme mehrere tiefe Atemzüge und folge Stu in einen großen Konferenzraum. Ich kann das hier schon schaffen. Ich habe schon viel schwierigere Dinge vollbracht – Überfälle im Alter von zwölf Jahren, meine Mama und Papa zu verlieren, zehn Stunden in einem Lüftungskanal gefangen zu sein … das hier ist nichts. Es ist nur ein Vorstellungsgespräch.

Ich setze mich hin und die drei Männer positionieren sich mir gegenüber. Die Stühle sind groß und plüschig, aber haben kaum genug Platz für Jacksons muskulösen Körper. Er schwankt ein wenig, Augen auf mich gerichtet. Der Mann kann einen sogar beim Sitzen einschüchtern.

Ich erlaube mir ein winziges Stirnrunzeln in seine Richtung. Er hat mich angelogen. Und jetzt nimmt er an meinem Bewerbungsgespräch teil, als könnte dieser Tag nicht noch peinlicher werden.

Er trifft meinen finsteren Blick mit erhobenen Augenbrauen.

Warum, oh, warum habe ich nur all diese Dinge im Aufzug gesagt? Es ist, als hätte ich Wahrheitsserum geschluckt.

Vielleicht ist das eine von Jacksons Superkräften: Menschen dazu zu bringen, ihm jeden Gedanken zu erzählen, der ihnen in den Sinn kommt. Ich bin noch nie so aufrichtig mit jemandem in meinem Leben gewesen. Ich habe eine Million Lügen erzählt, aber ein bisschen Trost nach einer Panikattacke und mein ganzes Training ist einfach weg gewesen. Mein Papa würde mir einen Vortrag halten –wenn er noch am Leben wäre.

Stu sortiert ein paar Papiere und schiebt eins zu Mr. King. „Hier ist ihr Lebenslauf“, sagt er. „Sie können sehen, ihre Qualifikationen sind sehr beeindruckend.“

Stu hat meinen Lebenslauf definitiv überschätzt. Sicher, ich habe mit summa cum laude meinen IS-Uniabschluss in Georgetown gemacht – nachdem ich sie überzeugt habe, an all meinen Kursen online teilnehmen zu dürfen –, aber meine Berufserfahrung besteht darin, Codes für die Gaming-Firma zu schreiben, in der ich derzeit arbeite. Zumindest die einzige Berufserfahrung, die legal ist. Es gibt viele Sachen, die ich nicht erwähnen kann. Das Ergebnis: Ich sehe auf Papier nicht so beeindruckend aus.

„Ihre Professoren haben ihr alle begeisterte Empfehlungen gegeben“, fährt er fort und wirkt ein wenig nervös.

Aber nicht halb so aufgeregt wie ich. Es hilft nicht, dass Jackson King mich so ansieht, als ob er all meine Lebensgeheimnisse kennt. Das ist ein erschreckender Gedanke.

„Wollen Sie anfangen?“, fragt Luis King.

King lehnt sich im Stuhl zurück und kreuzt seine langen, eleganten Beine. Verdammt. Ich habe seine Bilder immer online angesabbert, aber er ist live noch attraktiver. Fotos werden ihm einfach nicht gerecht – nicht einmal in der Ausgabe vom Time Magazine, als er als „Mann des Jahres“ ausgezeichnet wurde für die Lösung des weltweiten Problems mit dem Kreditkartenbetrug. Nichts über ihn verrät eigentlich, dass er ein Geek ist. Mit dicken, dunklen Haaren, die lang und struppig sind, einem eckigen Kiefer und jadegrünen Augen sieht er wild aus. Er strahlt auch einen Hauch von Gefahr aus, seine Macht wird kaum zurückgehalten durch seinen teuren Anzug.

Er erwidert meinen Blick, sein Gesicht ist eine unergründliche Maske. „Was wissen Sie über Infosec, Kylie?“

Ich verschränke meine Finger auf dem Tisch. Kein Grund, nervös zu sein. Ich habe jede Chance vertan, diesen Job zu bekommen, als ich ihn im Aufzug einen perversen Soziopathen genannt habe. Er will wahrscheinlich nur Rache und mich im unangenehmsten Bewerbungsgespräch der Weltgeschichte leiden lassen, weil das seine bevorzugte Art der Folter ist.

Scheiß drauf. Ich bekomme diesen Job eh nicht. Warum bleiben und leiden?

Ich drücke meinen Stuhl zurück und stehe auf. „Wissen Sie, ich glaube, das hier ist keine gute Idee.“

Stu springt auf die Füße und sieht wütend aus. „Warum nicht? Warten Sie nur eine Minute.“

„Es tut mir leid, Ihre Zeit verschwendet zu haben.“

Stu tritt zwischen mich und die Tür, als würde er mich nicht gehen lassen. Sein Job muss in Gefahr sein, wenn er diese Stelle nicht besetzen kann. Nicht mein Problem, Kumpel. Was wird er tun, mich niedertackeln, wenn ich abhaue?

„Ich denke, ich habe diese Chance schon im Aufzug versaut. Also werde ich mich einfach selbst rauslassen. Danke –“

„Setzen Sie sich, Miss McDaniel“, befiehlt King; seine tiefe, widerhallende Stimme klingt wie Stahl.

Ich halte an. Verdammt, er ist sogar noch heißer, wenn er streng ist. Wie im Aufzug reagiert mein Körper, die Brustwarzen werden hart, meine Muschi feucht.

Seine Nasenlöcher weiten sich, als könne er es riechen. Aber das ist lächerlich. Er sitzt immer noch, aber es ist keine Frage, wer die Macht im Raum hat.

Ich greife nach meinem Stuhl, ein bisschen wackelig. Und nicht nur wegen meiner Absätze. „Ja, Sir.“ Ich sinke wieder auf den Stuhl.

„Danke. Ich habe Ihnen eine Frage gestellt und ich erwarte eine Antwort.“

Verdammt, dieser Mann. Er ist entschlossen, mich leiden zu lassen. Ich reibe meinen Daumennagel mit meinem Zeigefinger, dann lasse ich meine Hände auf meinen Schoß fallen, um nicht noch mehr zu zappeln.

„Mr. King, ich entschuldige mich für die Dinge, die ich über Sie im Aufzug gesagt habe – ich war sehr unhöflich und … respektlos.“

Kings Ausdruck verändert sich nicht. Er beobachtet mich mit dieser kühlen Abschätzung. „Beantworten Sie die Frage.“

Okaaay. Er scheint meine Entschuldigung wohl zu ignorieren. Ich würde mich mit Sarkasmus wehren, aber ich habe mir selbst versprochen, diesen herunterzuschlucken. „Mein Wissen über Infosec ist hauptsächlich praktisch. Sie werden es nicht in meinem Lebenslauf sehen, aber ich kenne alle Bereiche der Sicherheit – wie man Schwachstellen einschätzt, wie man Codes maskiert. Kein Code ist undurchdringlich, außer vielleicht Ihrer.“

„Wie lange würde es dauern, bis Sie das Gmail-Konto eines durchschnittlichen Kerls gehackt haben?“

Ich lasse ein winziges Grinsen über meine Lippen. „Das wäre illegal, Mr. King.“

„Also wissen Sie, wie man hackt, oder nicht?“

Er weiß es. Das ist mein erster Gedanke. Ich rutsche in meinem Stuhl herum. Er hat herausgefunden, dass ich Catgirl bin. Nein, das ist albern. Alle Infosec-Profis wissen wahrscheinlich, wie man hackt. Vielleicht ist es eine Voraussetzung. Wie die Haussicherheitsfirmen, die Einbrecher einstellen, um ihre Systeme zu verbessern.

Nicht, dass ein Sicherheitssystem – physisch oder virtuell – jemals in der Lage gewesen ist, mich aussperren zu können. Obwohl meine Fähigkeiten vielleicht etwas verrostet sind. Meine Einbruchskarriere ist mit dem Tod meines Vaters gestorben.

„Wenn ich wüsste, wie man hackt, Mr. King, würde ich es sicherlich nicht hier zugeben und deshalb werden Sie es auch nicht auf Papier sehen. Aber wenn ich theoretisch das Gmail-Konto eines durchschnittlichen Kerls hacken wollte, könnte es zehn bis zwanzig Minuten dauern.“

Stu schenkt ihm ein schmales Lächeln. „Wir haben eine Reihe an Tests, die wir Miss McDaniel nach dem Gespräch geben werden.“ Er schenkt mir wieder seine volle Aufmerksamkeit. „Warum erzählen Sie uns nicht von Ihrer Programmiererfahrung?“

King sieht so gelangweilt aus, wie ich mich fühle, während ich meine Programmierleistungen herunterrassle. Luis fühlt mir auf den Zahn mit allen gängigen Arten von Bewerbungsfragen: Arbeite ich gut unter Druck? In einem Team? Bin ich bereit, nachts und Überstunden zu arbeiten, wenn nötig? Wie finde ich es, von Phoenix nach Tucson zu ziehen?

Ich antworte automatisch und studiere Jackson King dabei, ohne es offensichtlich zu machen. Er hat keine andere Frage gestellt. Was denkt er? Ist er immer noch wütend über das, was ich im Aufzug gesagt habe?

„Haben Sie Fragen an uns?“, fragt Luis.

„Wie viele Kandidaten werden für die Stelle eingeladen?“

Stu wühlt für die Antwort durch seine Papiere, weil die anderen beiden Männer zu ihm gucken. „Drei.“

„Wann schätzen Sie, dass ich etwas von Ihnen höre?“ Wahrscheinlich ein bisschen anmaßend, aber Anmaßung ist alles, was ich noch habe.

„In ein paar Tagen. Wir sprechen heute mit allen.“

„Dann reparieren Sie wohl besser den Aufzug“, stichle ich, meine Stimme entspannter, als ich mich fühle.

Stu steht auf. „Wenn Sie mir jetzt bitte folgen, dann bringe ich Sie in ein Büro für den Test.“

Gott sei Dank. Tests, die ich bewältigen kann. Ich wage es nicht, King anzuschauen, als ich aufstehe, meine Wangen brennen noch immer rot. Ich senke meinen Kopf und folge Stu. Als ich zur Tür komme, riskiere ich einen Blick.

King schaut mich an und seine Lippen ziehen sich an den Mundwinkeln hoch.

Sadist. Er hat es genossen, mich stammeln zu lassen.

***

Jackson

Ich beobachte, wie Kylies langen, muskulösen Unterschenkel aus dem Raum stolzieren, ihr Arsch ist eine perfekte Herzform in dem kurzen, enganliegenden Rock. Mein Wolf dreht immer noch durch, knurrt, um herauszukommen. Ich habe ihn noch nie so außer Kontrolle geraten lassen, besonders nicht im Büro. Aber es hat noch nie eine Versuchung wie Kylie gegeben.

Ich zwinge meine Gedanken zurück zum Geschäft. Zumindest die Teile des Geschäfts, die sie betreffen.

„Ich möchte die Ergebnisse ihrer Tests an mich gesendet bekommen.“

Luis nickt mit dem Kopf. „Natürlich. Werden Sie heute bei allen Interviews dabei sein?“

„Nein.“ Luis will wahrscheinlich, dass ich es weiter ausführe oder mich selbst erkläre, aber er wird nicht drängen. Jeder weiß, dass ich ein Minimalist bin, wenn es um Unterhaltung geht.

„Darf ich fragen … was sie im Aufzug gesagt hat?“

Ich zucke mit den Schultern. „Sie hat mich beleidigt. Es ist in Ordnung. Ich bin mir sicher, die meisten meiner Mitarbeiter haben hinter meinem Rücken ähnliche oder schlimmere Dinge über mich gesagt.“

Luis spielt mit seiner Kaffeetasse auf dem Tisch, zu diplomatisch, um zuzustimmen. „Was denken Sie über sie?“

„Sie ist schlau, das ist offensichtlich. Ihr Lebenslauf ist nicht so beeindruckend. Wie hat Stu gesagt, dass er sie gefunden hat?“

„Durch die Headhunterin.“

„Ich frage mich, warum die Headhunterin dachte, sie würde gut passen, wenn sie keine Infosec-Erfahrung in ihrem Lebenslauf hat.“

„Sie ist auf jeden Fall eine Hackerin.“

„Offensichtlich. Aber woher wusste die Headhunterin das?“

Luis klopft mit seinem Pappbecher auf den Tisch. „Gute Frage. Soll ich das herausfinden?“

„Ja. Und besorgen Sie mir ihre Testergebnisse.“

„Also hat sie Ihnen gefallen?“

Niemand, der so heiß ist, sollte so asozial sein.

Sie denkt, ich bin heiß. Ja, ich habe es schon mal gehört, aber es hat mich nie interessiert, was Menschen über mein Aussehen denken. Alle Gestaltenwandler – nun ja, eigentlich alle Paranormalen – sind schöner als Menschen. Zumindest habe ich das gedacht, bis ich Kylie kennengelernt habe.

„Ich fand sie …“ Fickbar? Berauschend? Bezaubernd auf eine Taffes-Mädel-Art-und-Weise? Richtig … das Taffe-Mädels-Ding ist eine Alpha-Eigenschaft. Wenn Kylie ein Wandlerin wäre, würde sie die Weibchen des Rudels anführen. Sie hatte alle Qualitäten einer Spitzenfrau.

Luis wartet auf meine Antwort. Was zum Teufel soll ich nur sagen? Ihr Duft macht mich süchtig. Mein Wolf will sie beanspruchen.

„Interessant. Ich fand sie interessant.“

Ich stehe auf und will zu Kylie in das Büro schleichen, in das Stu sie gebracht hat, nur um sie beim Arbeiten zu beobachten. Mein Wolf will sie nicht allein mit einem anderen Mann sehen. Und ich mag eine gute Jagd, ganz besonders wenn Kylie meine Beute ist.

***

Ginrummy

Er hatte nicht erwartet, dass Kylie so heiß sein würde. Oder gelassen. Brillant, ja. Aber er hatte sich sie eher wie ein Mauerblümchen vorgestellt. Plump. Sozial eher nervös wie er, vielleicht mit Brille mit einem simplen Zopf in den Haaren. Vielleicht mit einem Nasenpiercing. Kein niedlicher Diamant im Nasenloch, sondern eher ein Septum-Bullenring wie eine knallharte Rebellin.

Er vermutet, dass nicht alle Computerfreaks Außenseiter sind, aber nun ja, wer seine ganze Kindheit online und außerhalb der realen Welt verbracht hatte, sollte auch keine Augenweide mit High Heels und saftigen Titten sein. Sollte nicht in der Lage sein, diesem einschüchternden Arschloch Jackson King in die Augen zu schauen und ihr eigenes Bewerbungsgespräch zu führen, als ob sie diejenige wäre, die einstellt.

Jetzt sieht sie gelangweilt aus, als ihre Finger über die Tasten tanzen und die Sicherheitsprobleme lösen, die für sie vorbereitet worden sind.

In gewisser Weise macht dies die Dinge leichter. Sie ist mehr wie Jackson King als er. Verdammt, Kylie – Catgirl – McDaniel ist so was von außerhalb seiner Liga. Sie fälschlicherweise für den Untergang von SeCure zu bezichtigen, würde nicht so sehr schmerzen, wie er es sich vorgestellt hat. Weil sie in seinem Kopf immer seine Cyber-Freundin gewesen ist. Ja, es ist dumm, aber sie ist weiblich und er ist männlich und sie waren Komplizen in der Hacker-Welt gewesen seit ihrer Pubertät, als seine rasenden Hormone nichts anderes als den Namen „Catgirl“ brauchten, um einen hochzubekommen.

Sie hatten sich als junge Hacker gemeinsam ihre ersten Sporen verdient, Informationen und ihre Erfolge miteinander geteilt, sich Tipps gegeben und andere beraten. Es war reiner Zufall gewesen, dass er sie gefunden hatte, nachdem sie die letzten acht Jahre verschwunden gewesen war. Aber sie tauchte wieder auf DefCon auf, dem alten, geheimen Hacker-Forum, wo sie immer miteinander interagiert hatten, auf der Suche nach Hilfe beim Knacken des FBI. Natürlich hatte er geholfen.

Er hatte lange nach ihr gesucht. Nicht nur aus Nostalgie, obwohl er neugierig gewesen war. Sie ist perfekt für das, was er braucht. Es gibt sehr wenige Hacker, die den Code von SeCure knacken können. Und er weiß zufällig, dass Catgirl eine von ihnen ist. Sie hat es zuvor geschafft – sogar als Teenager.

Als sie wieder aufgetaucht war, hatte er ihr mit dem FBI geholfen und war ihr dann durch deren Türen gefolgt, um zu sehen, was sie vorgehabt hatte. Sie hatte Dateien von drei Personen gelöscht – einem verstorbenen Ehepaar und ihrer Tochter; Einbrecher, die dafür bekannt gewesen waren, Selbstjustiz zu üben und von den Korrupten zu stehlen. Sie hatte auch Beweise zu einem anderen Verbrecher hinzugefügt, einschließlich Tipps zu seinem Aufenthaltsort. Durch das Herumgraben hatte er genügend Beweise gesammelt, um zu vermuten, dass sie die Tochter des Einbrecher-Teams gewesen ist. Es passte zu den Fragen, die sie Jahre zuvor gestellt hatte – über Sicherheitssysteme und Safes. Nach den wenigen Informationen des FBIs hatte der Verbrecher, den sie zur Verhaftung gebracht hatte, wahrscheinlich ihren Vater während eines Jobs ermordet.

Danach war es schwierig gewesen, aber er hatte schließlich doch ihre IP-Adresse gefunden, und dann hatte es nur die Headhunterin gebraucht, um sie für einen Job bei SeCure anzuwerben. Stellt euch seine Überraschung vor, als er herausgefunden hat, dass sie nur zwei Stunden entfernt von Phoenix lebt.

Er beobachtet sie jetzt, ihr glänzendes Haar hinter ihr Ohr gesteckt, sie rast nur so durch die dummen Tests, die sie für sie erstellt haben. Oh, das sind echte Tests – sie wären eine Herausforderung für jeden anderen gewesen, aber er weiß, dass sie diese mit Bravour bestehen wird.

Wenn dieser verdammte Stromausfall sie nicht mit Jackson King zusammengebracht hätte, wäre sie sicherlich eingestellt worden. Aber es klingt, als hätte sie etwas gesagt oder getan, um den CEO zu verärgern. Er hofft, dass King ihn nicht davon abhalten würde, sie einzustellen.

***

Kylie

Ich drücke die Tür zum Haus auf, das ich mit meiner Großmutter teile. Meine Beine sind nach der zweistündigen Fahrt zurück nach Phoenix steif und ich möchte diese Absätze loswerden. „Mémé, bist du zu Hause?“

Meine Großmutter kommt aus der Küche, ihr Gesicht verzieht sich in ein Grinsen. „Minette!“ Mein Spitzname Minette ist das französische Wort für Kätzchen. Meine Eltern haben damit angefangen. Meine Mutter ist Französin gewesen – Papa hat sie getroffen, während sie als Team an einem Kunstraub in Arles gearbeitet haben. Es ist Liebe auf den ersten Blick gewesen, so wie er die Geschichte erzählt hat.

„Nun, wie ist es gelaufen?“ Mémé spricht immer auf Französisch mit mir und ich antworte immer auf Englisch. Ich spreche fünf Sprachen fließend und Französisch ist eine davon, aber zu Hause bin ich faul. Oder vielleicht ist es ein Teil meines Versuchs, normal zu sein.

Ich lasse mich in einen Stuhl am Küchentisch sinken und ziehe die bösen schwarzen Lackleder-High-Heels aus. Was für eine schlechte Wahl die gewesen sind.

Mémé setzt sich neben mich. „Ich warte.“

Ich schnaube verächtlich. „Nicht gut. Eigentlich habe ich es vermasselt. Aber so was von, Mémé. Der Strom fiel aus, als ich im Aufzug war.“

„Nein.“ Mémé keucht übertrieben und bedeckt ihren Mund auf die lebhafte Weise, die nur Menschen ihrer Generation noch nutzen. Mémé weiß über meine Klaustrophobie Bescheid. Sie kann wahrscheinlich den Ursprung davon erraten, obwohl wir nie über den Beruf meiner Eltern oder meine früheren illegalen Aktivitäten sprechen.

„Und ich saß dort mit Jackson King fest – dem Jackson King.“

Mémés Gesicht bleibt reglos.

„Er ist der Gründer von SeCure. Aber ich wusste nicht, dass er es war – es war dunkel. Und ich habe ein paar nicht so schmeichelhafte Dinge über ihn gesagt.“

Mémé schaut mich mitleidig an. „Ah. Schade, ma petite fille.“ Sie klopft mir auf die Schulter und steht auf. „Es tut mir leid. Ich hole dir etwas Suppe.“

Natürlich. Weil Essen alles heilt, nicht wahr? Mémés Kochen ist so gut wie Therapie. Sie ist nach dem Tod meines Vaters eingezogen und für ein paar Monate sind ihre Crêpes der einzige Grund gewesen, warum ich aus dem Bett gekommen bin.

Mémé geht zum Herd und schöpft die heiße Brühe in eine Schüssel. Das heutige Essen ist französische Zwiebelsuppe, mein Favorit. Mémé serviert die köstliche braune Brühe mit Baguette und Schweizer Käse.

„Vorsicht, es ist heiß.“

Ich grinse hoch zu Mémé. Nachdem Maman gestorben ist, habe ich meine ganze Kindheit damit verbracht, mich um meinen Vater zu kümmern – und versucht, ihn vor dem Gefängnis zu bewahren, während er Robin Hood gespielt und den Reichen die Ungerechtigkeiten der Welt gestohlen hat. Nach all den Jahren ist es schön, sich von Mémé verwöhnen zu lassen. Obwohl sie hart ist, wenn sie es sein muss. Ich hätte die Universität nicht beendet, wenn sie mich nicht überzeugt hätte. Ich habe immer Onlinekurse gemacht – nur aus Spaß. Aber sie hat darauf bestanden, dass ich mich richtig bei derselben Uni für Kurse einschreibe und einen Abschluss machte. Sich das Diplom zu holen und sich in die reale Welt zu begeben, auch wenn es unter einer falschen Identität ist. Trotzdem habe ich es getan.

Aber ich habe immer noch kaum ein soziales Leben. Ich bin es zu sehr gewohnt, eine Einzelgängerin zu sein, meine Geheimnisse zu verbergen. Nach dem, was passiert ist – nach meinem Vater … Mein Gott. Ich kann immer noch nicht darüber nachdenken ohne brennenden Schmerz in meiner Brust. Sein Mord. Sein Verrat und kaltblütiger verdammter Mord. Ja. Danach habe ich mit allen illegalen Aktivitäten aufgehört. Ich habe unsere Identitäten gelöscht, auch wenn Papa und ich niemals auf dem Radar der Behörden gewesen sind. Ich bin rechtmäßig geworden. Obwohl Papas Mörder nach mir gesucht hat, habe ich mich in aller Öffentlichkeit als gewöhnliche amerikanische Bürgerin versteckt.

Die Überfälle sind sowieso das Ding meiner Eltern gewesen. Sie sind regelrecht wie Bonnie und Clyde gewesen. Aber Mama ist bei einem Autounfall gestorben, als ich acht gewesen bin, also bin ich Papas neue Partnerin geworden. Ich habe mich geweigert, seine Seite zu verlassen, obwohl er es vorgezogen hätte, dass ich sicher in einem Internat oder bei Mémé in Paris sitze. Aber seine Rächer-Diebstähle sind nicht meine Berufung gewesen. Ich habe nur gerne gehackt.

So hat mich Mémé dazu überredet, meinen jetzigen Job bei der Gamingfirma anzunehmen. Aber ich bin kaum an die reale Welt gebunden. Ich verlasse selten das Haus. Ich date nicht oder habe enge Freunde. In gewisser Weise bin ich immer noch Catgirl und lauere im Schatten.

Vielleicht hat mich die Aufzugsbegegnung deshalb so sehr umgehauen. Ich bin noch nie von einem Mann berührt worden, geschweige denn von einer Sahneschnitte wie Jackson King. Erschreckend, wie leicht er meine Schutzmauern durchbrochen hat.

Mein Handy summt und ich nehme meine Handtasche, um danach zu stöbern. Eine SeCure-Nummer. „Hallo?“

„Hallo, Kylie, hier ist Stu von SeCure.“

„Hi, Stu.“ Genial, wirklich genial.

„Ich rufe an, um Ihnen mitzuteilen, dass wir von Ihren Fähigkeiten beeindruckt waren und wir Ihnen den Job anbieten möchten.“

„Wirklich?“ Ein Teil von mir will meine Faust vor Triumph in die Luft recken. Ich habe den schlechtesten ersten Eindruck aller Zeiten abgeliefert und hab immer noch ein Angebot bekommen. Nimm das, Bewerbungsgespräche für Dummies.

Der Rest von mir ist skeptisch.

„Es gibt kein zweites Gespräch oder Ähnliches?“

„Nein. Sie erzielten 100 Prozent im Test und das Management mochte Sie.“

„Management?“ Er kann nicht King meinen.

„Ja, Luis ist der Meinung, Sie seien großartig. Also wird die Personalabteilung Sie mit dem echten Angebot anrufen, aber ich habe die Erlaubnis, mit Ihnen über Gehalt zu sprechen. Wir bieten einhundertfünfunddreißigtausend Dollar plus Umzugskosten. Volle Kranken- und Zahnversicherung, Gewinnbeteiligung und Aktienoptionen ergänzen das Gehaltspaket um ein weiteres Drittel.“

Äh … wow. Ich lächle Mémé an und nicke. Das sind fünfzigtausend mehr, als ich im Moment verdiene, und ich hätte nie erwartet, dass sie die Rechnung für den Umzug bezahlen würden. Wahrscheinlich zu gut, um wahr zu sein. Aber ich kann es nicht ablehnen. „Danke, das klingt großartig.“

„Sie werden das Angebot also annehmen?“ Er klingt begeistert.

Ich sollte mich rarmachen, aber scheiß drauf. „Ja. Absolut. Ich bin begeistert.“

„Toll. HR schickt Ihnen morgen ein schriftliches Angebot. Wie schnell können Sie anfangen?“

„Ich weiß nicht … In einem Monat?“

„Ich hatte auf in zwei Wochen gehofft“, sagt Stu.

„Wirklich? Das ist ziemlich schnell.“

„Wir zahlen für den Umzug, das wird den Umzug für Sie vereinfachen.“

„Sind zwei Wochen Voraussetzung für den Job?“

„Ja.“

„Dann werde ich da sein“, sage ich.

„Super. Wir machen morgen den Papierkram fertig. Willkommen im Team.“

Ich hänge auf und strahle Grandmere an. „Ich hab den Job!“

Mémé wirft ihre Arme um mich und küsst meine Stirn. „Das ist wunderbar! Herzlichen Glückwunsch.“

Ich akzeptiere die Umarmung und frage mich, was King von meiner Anstellung hält. Zumindest hat er kein Veto eingelegt. Das sollte mich nicht so sehr freuen.

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