Lara ist eine ausgebildete Auftragsmörderin. Als sie auf eine Mission geschickt wird, um den Millionär Roland Catch zu töten, einen Mann, der sein Vermögen durch die Ausbeutung von Kinderarbeit gemacht hat, ist sie gerne bereit, den Auftrag auszuführen. Sie rechnet nicht damit zu scheitern, und sie erwartet definitiv nicht herauszufinden, dass Werwölfe existieren, dass Roland ein Alpha ist... und dass sie seine Gefährtin ist. Es stellt sich heraus, dass dies nur der Anfang dessen ist, was sie nicht weiß. Während Roland damit kämpft, was er mit dieser menschlichen Frau, an die er gebunden ist, anfangen soll, holt Laras Vergangenheit sie beide ein.
Altersfreigabe: 18+.
LARA
Der Mond warf sein silbriges Licht auf die nächtliche Szenerie. Inmitten des Waldes erhob sich ein imposantes Gebäude, das sich deutlich von den umstehenden Bäumen abhob.
Lara betrachtete das Anwesen mit Bewunderung. Das dreistöckige Haus war mit viel Liebe zum Detail errichtet worden.
Zwar verstand sie nicht viel von Architektur, doch sie erkannte, dass hier jemand sein Herzblut in die Gestaltung gesteckt hatte.
„Vielleicht eines Tages“, murmelte sie leise vor sich hin.
Während sie noch davon träumte, selbst in solch einem Haus zu wohnen, flammte im obersten Stockwerk ein Licht auf.
„Bingo“, entfuhr es ihr.
Mit einer Mischung aus Vorfreude und Vorsicht näherte sie sich dem Gebäude.
Die Blätter unter ihren Füßen verursachten kaum mehr als ein leises Rascheln, als wäre es nur der Wind.
Danke, Ballett, dachte sie. Ohne ihre Tanzausbildung hätte sie womöglich mehr Lärm gemacht und den Mann drinnen gewarnt, dass sie kam, um ihn ins Jenseits zu befördern.
Der Mann hieß Roland Catch. Er war steinreich, hatte sein Vermögen jedoch durch Kinderarbeit angehäuft. Er war durch und durch ein schlechter Mensch.
Ihn aus dem Weg zu räumen würde die Welt ein Stück besser machen und ihr Ansehen im Job steigern.
Das Foto zeigte einen jungen Mann mit blondem Haar und markanten Gesichtszügen.
Auf dem Bild trug er eine Sonnenbrille, doch sie war sich sicher, dass sein Blick kalt war. Sie konnte ihn jetzt schon nicht ausstehen.
Während sie sich dem Haus näherte, erinnerte sie sich daran, wie sie diesen Auftrag erhalten hatte.
Ihr letzter Job war kein Zuckerschlecken gewesen. Die Markierung hatte sich mit Händen und Füßen gewehrt. Sie hatte sich gerade hingesetzt, als man ihr diese neue Mission aufs Auge drückte.
Eigentlich wollte sie ablehnen, doch als sie den Grund für Rolands Eliminierung hörte, kochte sie vor Wut und sagte zu.
Je näher sie dem Haus kam, desto besser konnte sie es erkennen. Sie lächelte.
Die Außenwände waren glatt und hellgrau. Das würde das Klettern erschweren, aber jede Etage hatte einen Balkon, was ihr in die Karten spielen würde.
Einige Meter vor dem Gebäude hielt sie inne. Sie überlegte, wie sie in den dritten Stock gelangen könnte. Sie wusste, dass Rolands Zimmer ganz oben auf der Nordseite lag.
Sie atmete tief durch, um einen kühlen Kopf zu bewahren. Sie plante ihren Aufstieg.
Zuerst würde sie zur Wand rennen, sich abstoßen und das Geländer der zweiten Etage greifen. Von dort aus würde sie sich zum Geländer des dritten Stocks hochziehen.
„Ein Kinderspiel!“, flüsterte sie. Dank ihrer schlanken, großen Statur war sie anderen in solchen Dingen stets einen Schritt voraus. Sie war schneller, stärker und leiser.
Das half ihr im Job, machte es aber schwierig, Freundschaften zu schließen.
Sie ging den Plan noch einmal durch. Dann setzte sie den rechten Fuß zurück, ging in die Hocke und stieß sich ab.
Der leichte Wind wehte durch ihr Haar, als sie auf das Gebäude zurannte.
Kurz bevor sie die Wand erreichte, machte sie einen kleinen Sprung. Sie setzte beide Füße an die Wand und stieß sich kräftig ab.
Im Flug packte sie das Geländer der zweiten Etage. Das kalte Metall schmerzte in ihren Fingern, als sie sich hochzog.
Ihre Lunge arbeitete auf Hochtouren, aber sie biss die Zähne zusammen. Sie war so nah dran.
Noch ein letzter Kraftakt. Sie versuchte, ihre Muskeln anzuspornen, wusste aber, dass sie morgen Muskelkater haben würde, als hätte sie einen Marathon gelaufen.
Sie blickte nach oben und sah das Geländer der dritten Etage. Sie war dankbar, dass Roland das Licht angelassen hatte. Sie holte noch einmal tief Luft und sprang.
Ihre Finger umklammerten das letzte Geländer und Erleichterung durchströmte sie. Sie atmete ein paarmal tief durch, um ihre erschöpften Muskeln zu beruhigen, dann zog sie sich hoch und kletterte hinüber.
Zufrieden spürte sie den Betonboden unter ihren Füßen. Normalerweise musste sie für einen Auftrag nicht so viel schwitzen und sie war mächtig stolz auf sich.
Sie tat so, als stünde sie auf einer Bühne und verbeugte sich vor einem imaginären Publikum. Das half ihr, ihre schmerzenden Muskeln zu dehnen.
Sie holte eine Maske aus ihrer Gesäßtasche und zog sie über ihr verschwitztes Gesicht. Ihre Haare klebten daran. Sie wollte auf keinen Fall erkannt werden.
Leise schlich sie zur Tür und spähte durch die offenen Vorhänge. Sie erblickte das größte Bett, das sie je gesehen hatte. Es sah unglaublich weich aus. Das Bett hatte vier hohe Holzpfosten mit kunstvollen Schnitzereien, die sie aus der Entfernung aber nicht genau erkennen konnte.
Rechts vom Bett befanden sich zwei große Fenster mit einem kleinen Tisch dazwischen.
An der linken Wand waren zwei Türen. Unter einer drang Licht und Dampf hervor. Das musste das Badezimmer sein, ihr Ziel.
Jetzt, da sie wusste, wo Roland war, versuchte sie die Tür zu öffnen. Zu ihrem Glück war sie unverschlossen. Sie wollte eine so schöne Tür nicht beschädigen.
Lautlos trat sie ein und zog ihr Messer aus der Hose. Sie hielt es ins schwache Licht des Nachttischs und betrachtete es eingehend.
Sie hatte ein Vermögen bezahlt, um dieses Messer speziell für sich anfertigen zu lassen. Roland würde ihr erstes Opfer damit sein. Es war nur fünfzehn Zentimeter lang, aber in ihren Händen äußerst tödlich.
Während sie vorwärts schlich, lauschte sie aufmerksam den Geräuschen hinter der Badezimmertür. Sie hörte Wasser rauschen und wusste, dass er duschte.
Das würde ihre Aufgabe erleichtern. Die meisten Menschen sind am verwundbarsten, wenn sie nackt und nass sind.
Sie legte ihre Hand auf den Türgriff und zählte in Gedanken bis drei, bevor sie öffnen wollte.
Gerade als sie den Griff drehen wollte, wurde die Tür ruckartig aufgerissen und ihre Hand weggeschleudert.
Sie sah eine glatte, muskulöse Brust. Als sie aufblickte, traf sie auf wütende grüne Augen, die mordlustig funkelten.