
Prophecy Buch 2: Artemis' Prophecy Teil 1
Eine Prophezeiung krönt Artemis zum nächsten Werwolfkönig – doch die Machtübernahme ist alles andere als ein königlicher Traum. Während neue Bedrohungen näher rücken und verborgene Feinde seine Stärke auf die Probe stellen, beginnt ein seltsames Band ihn zu jemandem zu ziehen, den er nie erwartet hätte. Jeder Schritt, den er macht, könnte das Gleichgewicht zwischen Schicksal und Katastrophe kippen lassen. Und mit einer Liebe, die in den Sternen geschrieben scheint, aber von Schatten bedroht wird, muss Artemis herausfinden, ob er der Herrscher ist, den das Schicksal versprach – oder nur ein weiterer Name, der in der Geschichte verloren geht. Die Krone mag ihm gehören, aber das Überleben? Das ist eine andere Geschichte.
Die Last der Krone
Prophecy Buch 2: Teil 1: Artemis’ Prophezeiung
ANNA
Sonnenlicht fiel durch das Fenster und hüllte den Raum in warmes, goldenes Leuchten. Ich streckte die Arme über den Kopf und blinzelte verschlafen, während ich mich tiefer in die weichen Laken kuschelte.
Der vertraute Druck meiner Gefährten an meiner Seite schenkte mir Geborgenheit – wie eine Decke aus Nähe und Liebe. Ich lag zwischen Ares und Apollo – meinen Gefährten, meinen Liebsten, meiner ganzen Welt.
Zum Glück alterten Werwölfe nicht wie Menschen. Auch wenn wir inzwischen über vierzig waren, sahen wir noch genauso aus wie vor achtzehn Jahren. Und ehrlich gesagt: Diese zwei benahmen sich immer noch wie in ihren Zwanzigern – vor allem, wenn es um ihre unermüdliche Lust ging.
Ares lag zu meiner Rechten, sein starker Arm schützend um meine Taille geschlungen. Selbst nach all den Jahren brachte er mein Herz immer noch zum Stolpern.
Er war schon immer ein Draufgänger gewesen – mutig, impulsiv und leidenschaftlich – und ich hätte ihn um keinen Preis der Welt ändern wollen. Er war noch immer ganz der Alte.
Zu meiner Linken ruhte Apollos Hand sanft, aber mit einer leisen Besitzergreifung auf meiner Hüfte. Er war immer der Ruhigere von uns gewesen, nachdenklicher – aber auf seine stille Art genauso intensiv wie Ares.
Selbst jetzt, während ich neben ihm lag, spürte ich seine Wärme – wie ein sanftes Glühen, das mir versicherte, dass ich sicher war. Die Morgensonne legte sich wie ein Schleier über uns und ließ die Welt draußen weit entfernt erscheinen.
In diesen stillen Momenten zählte nichts anderes – nicht unsere Verpflichtungen, nicht die Probleme – nur wir. Trotz all der Jahre und Herausforderungen, die wir gemeistert hatten, hatte ich mich noch nie so vollkommen und sicher gefühlt.
Ich blickte zwischen den beiden Männern hin und her – Ares mit seiner stillen Intensität, Apollo mit seiner gelassenen Zuversicht – und konnte nicht anders, als zu lächeln. Ich war glücklich. Wahrhaftig, tief im Innersten, glücklich.
Das hier waren meine Gefährten, mit denen meine Seele für immer verbunden war. Gemeinsam hatten wir eine Familie gegründet – acht Kinder, genau wie es die Mondgöttin einst vorhergesagt hatte.
Artemis, unser Erstgeborener, war der Stärkste von allen. Schon mit seiner Geburt hatte er zwei Königreiche vereint – etwas, das niemand je für möglich gehalten hätte.
In zwei Tagen würde er zum König gekrönt werden und über ein großes, geeintes Reich herrschen. Während Ares und Apollo noch schliefen, kreisten meine Gedanken unaufhörlich.
Artemis würde achtzehn – ein Geburtstag, der eine große Verantwortung mit sich brachte. Sein ganzes Leben hatte er sich darauf vorbereitet, aber jetzt wurde es ernst. Jetzt war es Realität.
Die Paarungszeremonie würde den offiziellen Beginn seiner Herrschaft markieren – als einziger Werwolfkönig unserer Zeit. Und wenn die Mondgöttin ihn segnete, wäre es vielleicht auch der Tag, an dem er seine Gefährtin finden würde.
Ein Bild blitzte vor meinem inneren Auge auf: meine eigene Paarungszeremonie. Der Moment, in dem ich zum ersten Mal den Duft von Ares und Apollo wahrnahm. Ihre Gerüche waren einzigartig, unverwechselbar – nur für mich bestimmt.
Diese Düfte standen für unsere Verbindung. Und diese Verbindung bedeutete so viel mehr, als ich je hätte ahnen können. Sie bedeutete Veränderung – mein ganzes Leben wurde auf den Kopf gestellt, als Victor mich entführt und versucht hatte, mich zu seiner Gefährtin zu machen.
Aber die Veränderung betraf nicht nur die dunklen Zeiten – sie brachte auch viel Gutes mit sich. Es war der Wandel, den unsere Werwolfgemeinschaft so dringend gebraucht hatte.
Artemis war die Antwort auf dieses Bedürfnis – die Veränderung, auf die wir alle gewartet hatten. Seit seiner Geburt und dem ersten Zeichen seiner außergewöhnlichen Kräfte war unsere Gemeinschaft stärker, geeinter und gereifter geworden.
Vorsichtig schob ich die Decke zur Seite, ließ meine Füße leise auf dem Boden aufsetzen und achtete darauf, Ares und Apollo nicht zu wecken. Auf dem Weg zu Artemis’ Zimmer lag eine seltsame Stille in den Fluren.
Der Palast eigentlich nie ruhig – nicht mit acht Kindern – doch in diesem Moment wirkte die Ruhe beinahe unnatürlich. Auch wenn mein Jüngstes inzwischen zwölf war und sie längst aufgehört hatten, sich im Haus zu verwandeln oder durch die Gänge zu stürmen, hatte ich mich nie wirklich an diese neue Ruhe gewöhnt.
All unsere Kinder – Artemis, Poseidon, Athena, Zeus, Hera, Morpheus, Aphrodite und Hermes – schliefen noch tief und fest, frei von den Pflichten des Tages. Artemis war das erste Kind, dessen Aufwachsen ich miterleben durfte, und bald darauf folgte fast jedes Jahr ein weiteres – jedes auf seine eigene Weise besonders.
Doch Artemis war anders. Die Mondgöttin hatte ihn mit mehreren Gaben gesegnet, während seine Geschwister jeweils nur eine erhalten hatten.
Leise trat ich in sein Zimmer, ging auf Zehenspitzen näher heran und betrachtete ihn im Schlaf. Seine Wange lag weich auf dem Kissen, die Augen friedlich geschlossen.
Er wirkte so ruhig, so jung – mein Herz zog sich zusammen. Jede Mutter sorgt sich, wenn ihr Kind erwachsen wird, besonders wenn solch große Aufgaben auf es warten.
Erst recht, wenn es die Verantwortung für ein ganzes Königreich tragen soll. In zwei Tagen würde sich für uns alle alles verändern.
Ich trat näher an sein Bett und strich ihm sanft eine dunkle Locke von der Stirn. Artemis bewegte sich leicht, blieb aber im Schlaf versunken.
Ein zärtliches Lächeln huschte über mein Gesicht. Er war für diesen Moment erzogen worden – dazu bestimmt, ein starker König zu sein.
Vorsichtig setzte ich mich auf die Bettkante, spürte, wie sie unter meinem Gewicht nachgab, und flüsterte leise: „Artemis.“
„Mutter?“, murmelte er verschlafen und war im nächsten Moment hellwach.
„Es ist Zeit aufzustehen, mein Sohn“, sagte ich sanft.
Artemis richtete sich langsam auf, blinzelte ein paar Mal, bis sich unsere Blicke trafen.
„Noch zwei Tage“, erinnerte ich ihn leise, „bis zu deinem Geburtstag und der Paarungszeremonie.“
Er nickte langsam, presste die Lippen zu einem ernsten Strich zusammen. Wie jeder Teenager hatte er diesem Tag nicht gerade entgegengefiebert – mal still, mal laut –, aber immer mit Widerwillen.
Es war eine große Last für jemanden in seinem Alter, auch wenn er wusste, dass es seine Pflicht war.
„Die Paarungszeremonie“, fuhr ich sanft fort, „wird offiziell deine Zeit als König einläuten.
Das Rudel wird zu dir aufschauen – es wird deine Führung brauchen. Deine Väter und ich stehen dir weiterhin zur Seite, aber du wirst mehr und mehr eigene Entscheidungen treffen müssen.
Du musst lernen, ein Königreich allein zu regieren – als wahrer König. Du wirst schwierige Entscheidungen treffen müssen, und manchmal wirst du niemanden haben, an den du dich wenden kannst – außer dich selbst.
Wir werden nicht immer da sein, um dich aufzufangen, Artemis. Wir haben versucht, dich zur Selbstständigkeit zu erziehen.“
Artemis hob den Blick und sah mich an – und ich erkannte, wie sehr er sich verändert hatte. Seine Schultern waren breiter geworden, sein Körper kräftiger, seine Haltung die eines Mannes, nicht mehr die eines Jungen.
Doch seine Augen – diese blaugrünen Augen, halb von mir, halb von seinen Vätern – trugen noch immer die Unschuld der Jugend. Aber ich wusste, mit der Zeit würden sie sich verändern. Sie würden härter werden, geformt durch die Erfahrungen des Lebens.
„Ich weiß, Mutter“, sagte Artemis leise.
„Du wurdest von Geburt an auf diese Aufgabe vorbereitet““, erinnerte ich ihn sanft. „Du bist stark genug, die Krone zu tragen. Ein König ist vieles: Er versteht, was Opfer bedeuten. Er kennt das Gleichgewicht – weiß, wann man kämpfen muss, und wann es Gnade braucht. Er erkennt, was jede Versammlung, jede Entscheidung verlangt.“
Ich wusste, dass ich nicht immer da sein würde, um ihn zu führen. Er würde Entscheidungen treffen müssen – schwere Entscheidungen – ganz allein, ohne unsere Hilfe.
Auch meine anderen Kinder hatten hatten ihre Rollen in diesem Leben, doch keine war so bedeutend wie die von Artemis. Er war der Erbe – derjenige, den die Mondgöttin auserwählt hatte, um unsere Familie zu führen und tiefgreifende Veränderungen zu bewirken.
Artemis runzelte die Stirn und sah wieder zu mir auf. „Du tust so, als würde ich in den Krieg ziehen und nie zurückkehren, Mutter.
Ich weiß schon. Ich kenne meine Verantwortung. Du und meine Väter habt mich fast siebzehn Jahre lang auf diesen Tag vorbereitet – ich erinnere mich sogar noch daran, wie Vater mir Kriegsbücher als Gutenachtgeschichte vorgelesen hat.“
Ich musste leise lachen bei dieser Erinnerung. Ares hatte darauf bestanden, überzeugt davon, dass es Artemis stärker machen würde – wenn auch zunächst nur im Kopf.
Und er hatte recht behalten. Artemis hatte Wesenszüge von Ares und Apollo geerbt – zum Glück. Eine perfekte Mischung aus beiden.
„Ich weiß. Aber man kann es einer Mutter nicht verdenken, dass sie sich sorgt“, erinnerte ich ihn sanft.
Er schüttelte den Kopf, streckte die Arme aus und zog die Decke fester um sich. „Wenn du nichts dagegen hast, Mutter – ich sollte mich jetzt anziehen.“
„Du vergisst, dass ich dir früher die Windeln gewechselt habe“, neckte ich und lachte leise, als ich von seinem Bett aufstand.
Ich schloss die Tür leise hinter mir. „Zwei Tage“, flüsterte ich – halb zu mir selbst, halb in der Hoffnung, dass er es hörte.
Das Gehör eines Wolfs war bemerkenswert – besonders das eines Alphas.










































