
Her Beautiful Addiction (Deutsch)
Vor Jahren küsste Theo Neva auf einer Party - eine Nacht, die er nie vergessen konnte, die sie aber vergessen zu haben scheint. Er verheimlicht die Wahrheit und macht ihr den Hof, nur um zu erfahren, dass sie von einem früheren Partner misshandelt wurde. Er schwört, ihr wieder ein Gefühl der Sicherheit zu geben, aber um Erfolg zu haben, muss er ihr die Wahrheit über ihre Vergangenheit erzählen...
Altersfreigabe: 18+.
Kapitel 1.
Theo blickte aus dem großen Fenster seines Büros in der Stadt.
Die Sonne war schon vor Stunden untergegangen, doch er saß immer noch in seinem bequemen Ledersessel. Nach Hause zu gehen reizte ihn nicht.
Ihm war klar, dass er irgendwann heimkehren musste. Es würde schnell gehen, aber angenehm wäre es nicht.
Alex wäre inzwischen daheim. Er stand kurz vor dem Abschluss seines BWL-Studiums. Sie kamen miteinander aus.
Doch das Glück von früher war verflogen.
Einst standen sich Alex und Theo nahe, aber der plötzliche Herzinfarkt ihres Vaters hatte einen Keil zwischen sie getrieben.
Theo hatte versucht, die Wogen zu glätten, aber nichts schien zu fruchten.
Er fühlte sich schuldig, den Weg des geringsten Widerstands gewählt zu haben.
Als ihr Vater starb, musste Theo sein eigenes Studium an den Nagel hängen, um das Familienunternehmen zu übernehmen.
Das Geschäft war ihrem Vater ans Herz gewachsen. Er hatte es aus dem Nichts aufgebaut und all seine Kraft hineingesteckt, um es wachsen und gedeihen zu lassen.
Dadurch blieb allerdings kaum Zeit für die Familie.
Ihre Mutter zog sich mit der Zeit immer mehr zurück. Sie litt unter Depressionen, aber Medikamente halfen.
Dann, ein halbes Jahr später, verließ sie sie.
Sie hatte seit Kurzem einen anderen und meinte, sie habe ein Recht auf Glück, das ihr Vater ihr nicht geben konnte.
Theo versuchte, diese traurigen Erinnerungen beiseitezuschieben.
Er erhob sich, richtete seine Ärmel und schlüpfte in seinen Mantel.
Er musste sich den Problemen stellen. Es gab keinen anderen Ausweg.
Er verabschiedete sich von seiner Sekretärin Belinda und ging zum Aufzug.
Vor dem Gebäude plauderte er kurz mit Jason, dem Nachtwächter, bevor er zu seinem Wagen ging.
Wenig später parkte er in der Garage ihres Hauses.
Er blieb noch einen Moment im Auto sitzen und versuchte, zur Ruhe zu kommen, bevor er hineinging. Er war stets bemüht, Arbeit und Privatleben zu trennen.
Und sein Liebesleben, das nicht viel hermachte. Er hatte gelegentlich Sex, aber es war nur Sex, nichts weiter.
Er hatte sich daran gewöhnt, dass die Leute mehr an seinem Geld interessiert waren als an ihm selbst, und es überraschte ihn nicht mehr.
Anfangs konnte er nicht glauben, dass Frauen nur mit ihm schliefen, weil er ihnen etwas bieten konnte. Er verzog das Gesicht, als er sich im Autofenster sah.
Er war jung und naiv gewesen.
Nicht mehr.
Er stieg aus und griff nach seiner Aktentasche auf dem Beifahrersitz. Plötzlich drang laute Musik an sein Ohr.
Was zum Teufel?
Er runzelte die Stirn. Feierte Alex eine Party?
Als er durch die Garagentür ins Haus trat, blieb er wie angewurzelt stehen. Das Wohnzimmer war voller Menschen.
Eine Gruppe junger Frauen stand an der Tür, hielt Plastikbecher in den Händen und lachte über etwas, das ein Typ sagte.
Sie verstummten, als eines der Mädchen Theo bemerkte.
Er sah, wie sie „Oh mein Gott“ formte, bevor sie das Mädchen neben sich anstieß, das sich ebenfalls umdrehte.
Er unterdrückte den Impuls, mit den Augen zu rollen.
Auf einmal starrten ihn sieben Leute an. Er stand einen Moment da und blickte in die Menge junger Männer und Frauen.
Wahrscheinlich feierten sie den vorzeitigen Studienabschluss. Er seufzte innerlich.
Er hatte sich einen ruhigen Abend erhofft. Aber man kann nicht alles haben. Wenn es Alex glücklich machte, würde er es ertragen.
Er nahm seine Aktentasche so, dass er niemanden anrempelte, und ging um die Gruppe herum. Höflich sagte er: „Meine Damen.“
„Hey, Theo!“
Er blickte auf und sah Alex, der ihm von der anderen Seite des Raumes zuwinkte.
Theo versuchte zu lächeln und hoffte, dass es echt wirkte.
„Hi, Alex.“
Alex kam zu ihm und klopfte ihm auf die Schulter, dann stellte er ihn einigen seiner Kommilitonen vor.
Theo lächelte höflich, unterhielt sich ein paar Minuten und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn der penetrante Biergeruch störte.
Diese jungen Leute waren wahrscheinlich auf der Suche nach einem One-Night-Stand oder irgendeinem anderen dummen Abenteuer heute Nacht.
Während er sich unterhielt, ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen.
Er bemerkte einige Mädchen, die ihn anstarrten, und lächelte höflich, da er zu keinem von Alex' Freunden unhöflich sein wollte.
Er sah, dass ihre Haushälterin Mary nicht da war. Sie war vermutlich schon zu Bett gegangen oder hatte beschlossen, die jungen Leute feiern zu lassen und später aufzuräumen.
Auf einem Tisch in der Nähe lag überall Essen verstreut, und dunkle rote Flecken zeugten von verschüttetem Punsch.
Daneben war auf einem runden Tisch eine kleine Bar aufgebaut, die Flaschen waren bereits halb leer.
Theo hoffte nur, dass sie das Haus nicht zu sehr auf den Kopf stellen würden.
Als sich eine Pause im Gespräch ergab, verabschiedete er sich von Alex' Gästen. Dann lächelte er Alex an, froh seinen kleinen Bruder Spaß haben zu sehen.
Alex umarmte ihn kurz, bevor er und seine Freunde zur Gruppe der Mädchen an der Tür zurückgingen.
Theo ging zur Treppe, die zu den Schlafzimmern im ersten Stock führte.
In seinem Zimmer stellte er die Aktentasche neben das Bett, entledigte sich Anzug und Krawatte und ging duschen.
Er ließ das warme Wasser auf sich wirken und entspannte sich. Als er fertig war, wickelte er sich ein Handtuch um die Hüfte und betrachtete sich im Spiegel.
Dunkle Ringe unter den Augen und etwas Bartstoppeln waren die einzigen Anzeichen seines langen Tages. Ansonsten sah er ganz passabel aus.
Sein tägliches Training war der beste Teil seines Tages. Es machte ihm nichts aus zu arbeiten und die Firma zu leiten, aber alles war unter Kontrolle. Alex und seine Familie würden immer genug Geld haben.
Als Kind wollte er Fußballprofi werden, dann im Finanzwesen arbeiten.
Jetzt war er sich nicht sicher, was er tun würde, wenn er seine Zeit mit etwas anderem als Arbeit verbringen könnte.
Er seufzte und wischte sich das Wasser vom Hals. Er musste abschalten und hatte eine gute Idee, was dabei helfen könnte.
Er zog einen Pullover an und ging den Flur entlang.
Als er die Bibliothek erreichte, die er ein Jahr nach dem Tod seines Vaters eingerichtet hatte, überraschte ihn eine leise Stimme von drinnen.
Verärgert dachte er, einer von Alex' Freunden sei zum Knutschen hereingekommen, und runzelte die Stirn.
Er war bereit, sie zurechtzuweisen, als er eintrat. Doch was er sah, ließ ihn abrupt innehalten.
Eine junge Frau saß auf dem weichen Teppich und las in einem Buch vor sich. Zwei weitere Bücher lagen neben ihr.
Alles, was er sehen konnte, war ihr Scheitel, als sie eine Seite umblätterte.
Als er die Bücher betrachtete, erkannte er ein Exemplar von „Tausend strahlende Sonnen“ von Khaled Hosseini.
Es war eines seiner Lieblingsbücher.
Sie trug ein lockeres Hemd und eine schwarze Stoffhose.
Er war überrascht. War das ihr Partyoutfit? Die meisten Mädchen unten, bis auf wenige Ausnahmen, trugen sehr wenig und zeigten viel Haut.
Er hörte sie leise etwas murmeln, als spräche sie mit sich selbst. Aus irgendeinem Grund wollte er sie nicht unterbrechen.
Sie streckte ihren linken Fuß aus und zupfte an ihrer Hose, den Blick immer noch auf das Buch gerichtet. Fror sie? Er sah sich nach einem Mantel um, konnte aber keinen entdecken.
Ihr Haar hatte einen hellen rotbraunen Ton, und er sah ihre olivfarbene Haut, als sie kurz den Kopf drehte, um auf ihr Handy zu schauen, das gerade aufgeleuchtet hatte.
Theo verspürte den seltsamen Drang, sich hinter sie zu stellen und ihr beim Lesen zuzusehen, ohne sie zu stören. Doch er konnte sich nicht rühren.
Er hörte sie leise seufzen. Dann schlug sie das Buch zu, offenbar widerwillig. Sie war dabei, die anderen beiden Bücher aufzuheben, als ihr bewusst wurde, dass noch jemand anwesend war.
Sie blickte zu ihm auf, den Mund leicht geöffnet.
Theo erstarrte, als er ihr Gesicht sah. Ihre sanften braunen Augen trafen ihn mit voller Wucht, und für einen Moment stockte ihm der Atem.
Verdammt nochmal.











































