Alles, was Nala wollte, war eine Auszeit von allem zu nehmen, und sie dachte, der beste Ort dafür sei das Königreich der Werwölfe. Das Allerletzte, womit sie gerechnet hat, ist die Teilnahme an der Jagd, einer alten Wolfstradition, bei der die Männchen die Weibchen jagen, um eine Nacht mit ihnen zu verbringen. Jetzt muss sie sich auf ihre Stärke, ihre Gewandtheit und ihre Tricks verlassen, um nicht wie ein gewöhnlicher Werwolf gefangen zu werden!
Alarics Stiefel wurden mit jedem Schritt schlammiger. An einem dunklen Nachmittag kündigte der unaufhörliche Regen die letzte Schlacht des Krieges um den Thron der Lykanthropen an.
In der Ferne sah er die Schatten dieser Wesen.
Der Moment war gekommen. Mit einem Ruck riss er sich das Hemd vom Leib, und seine Soldaten folgten seinen Bewegungen.
Das Geräusch hunderter brechender Knochen war das Einzige, was die Flut begleitete, die wütend vom Himmel fiel. Das muss die letzte Schlacht sein, dachte Alaric.
Viele seiner Soldaten waren wegen seines Fehlers umgekommen, alle wegen seiner Lust und Leidenschaft. Alles nur wegen ihr.
Sie, die Frau, die ihn geblendet und vor Eifersucht fast verrückt gemacht hatte. Sie stand an der vordersten Front, auf der anderen Seite, und hatte einen teuflischen Blick auf ihn gerichtet.
Allein bei ihrem Anblick fühlte sich Alaric wieder schwach, schwach bei ihr, aber er hatte sich geschworen, dass er dieses Mal nicht denselben Fehler machen würde.
Seine Augen registrierten genau den Moment, als sie ihre Hände hob. Ihre Lippen bewegten sich und sprachen einen Zauberspruch.
Innerhalb von Sekunden fielen donnernde Blitze aus den Wolken, ein Blitz mächtiger als der andere.
Obwohl er wusste, dass viele seiner Krieger heute sterben würden, war er zuversichtlich, dass dies das letzte Mal sein würde.
Das Volk der Lykanthropen war eines der stärksten, aber es konnte auch das schwächste sein, wenn es mit einer großen Gruppe von Kreaturen konfrontiert wurde, die die Fähigkeit hatten, fast jeden Zauber zu beschwören.
Und genau das war es, was den Verlust vieler seiner Männer verursacht hatte.
Doch dieses Mal würde es anders sein, denn diesmal hatte Alaric beschlossen, die Macht seines Feindes zu seinem Vorteil zu nutzen und die lykanthropische Rasse fast unbesiegbar zu machen.
Ein mächtiges Gebrüll erfüllte den ganzen Ort. Das war das Signal. Hunderte seiner Soldaten und Hunderte ihrer Gefolgsleute eilten herbei, um die letzte Schlacht zu schlagen.
Alaric öffnete die Kommunikationsverbindung zu allen seinen Soldaten. "Sie gehört mir."
Der Feind griff mühelos an. Er konnte sehen, dass sie kaum den Boden berührten.
Bald kämpften Alarics loyale Soldaten und die Armee des Verräters gegeneinander. Diesmal würde es nicht wie bei den anderen Malen sein. Diesmal setzte er die Waffen seiner Feinde gegen sich selbst ein.
Er zerriss jede Kreatur, jeden Abschaum, der sich ihm in den Weg stellte, und sah, wie viele von ihnen von der plötzlichen Veränderung seiner Krieger überrascht wurden.
Er beobachtete, wie die Lykanthropen dieselbe Waffe benutzten wie viele von ihnen.
Um diesen Krieg zu gewinnen, hatte Alaric keine andere Wahl, als die Gunst einer dieser nun abscheulichen Kreaturen zu suchen.
Inmitten von Blut und Zaubern sah er sie. Das Gesicht, das er einst für perfekt gehalten hatte, trug jetzt ein starres, ein grausames Lächeln. Sie kannte die Wirkung, die sie auf ihn und seine Liebe hatte, seine Liebe, die sich nun in Hass verwandelt hatte.
Ein Hass, der ihre Schönheit noch immer nicht aus seinem Gedächtnis gelöscht hatte.
Doch dann schossen ihm die Erinnerungen an den Angriff auf das Königreich vor einem Jahr durch den Kopf. Hunderte von Leichen, die in den Hallen des Schlosses verstreut lagen, waren alles, woran er denken konnte, als er sie sah.
Wie konnte sie ihm das nur antun? Wie konnte sie ihn nur so verraten? Er hätte alles dafür gegeben, bei ihr zu sein. Er hätte sogar die Idee aufgegeben, seine wahre Gefährtin zu finden.
Alaric brüllte mit all seiner Kraft und stürzte sich auf sie. Sie bewegte sich schnell und wehrte jeden seiner Schläge ab. Er stöhnte auf, als er plötzlich einen Schmerz in seiner rechten Schulter spürte. Sie hatte einen silbernen Dolch benutzt.
Es war der Dolch der Templer mit blauen Rubinen darin.
Es war derselbe, den er ihr geschenkt hatte, als er dachte, er sei glücklich. Das Geschenk stand für die Liebe und das Vertrauen, das er für sie empfunden hatte.
Der Dolch war einer von Alarics wertvollsten Besitztümern gewesen. Jetzt bedauerte er, dass er ihn verschenkt hatte.
Regen und Donner überfluteten weiterhin das Schlachtfeld. Er versuchte, ihren Hals anzugreifen, aber sie wich jedes Mal aus.
Als sie sich mit ihrem Dolch auf ihn stürzte, um ihn in seiner Brust zu vergraben, blockte er den Stoß rechtzeitig ab, drehte sich schnell um und stieß sie mit der Kraft seiner dunklen Pranken auf den dreckigen Boden.
Sie schaute ihm direkt in die roten Augen, als er sie mit seinen Krallen festhielt. Ihre Augen starrten ihn mit Verachtung und Abscheu an, etwas, das ihn zutiefst schmerzte.
Einmal dachte er darüber nach, ihr Leben zu verschonen, aber als er das leise Flüstern ihrer Stimme hörte, wusste er, dass es jetzt oder nie hieß.
Seine langen, tödlichen Eckzähne drückten hart in ihren Hals und rissen Fleisch und Haut von ihm. Seine Sicht war von Wut geblendet. Als das Leben aus ihren Augen entwich, heulte Alaric vor Schmerz in die Welt hinaus.
Der Krieg neigte sich langsam dem Ende zu. Die Überlebenden begannen, sich zurückzuziehen, aber es gab Anweisungen von ihm, niemanden am Leben zu lassen. Alle sollten sterben.
Jetzt, in seiner menschlichen Gestalt, hob er ihren leblosen Körper in seine Arme, seine Geliebte, seine Mörderin, die Frau, die ihn nie geliebt und verraten hatte.
Der Regen hatte aufgehört. Ein primitives Lagerfeuer war vorbereitet. Und er legte die Leiche auf die zusammengestapelten Äste und Baumstücke.
Jetzt musste er sie verbrennen, um sicherzustellen, dass sie niemals in diese Welt zurückkehren würde. Alaric und seine Krieger umringten das lodernde Lagerfeuer.
Jeder konnte seine Gefühle spüren: den Schmerz, die Wut, die Enttäuschung und schließlich ein Gefühl der Erleichterung.
Der Rauch des Lagerfeuers wurde immer dichter. Und bald würde der Geruch von verbranntem Fleisch ihre Lungen bestrafen. Sekunden verstrichen und die Luft wurde anders, mit Dunkelheit aufgeladen.
Alle waren wieder in Alarmbereitschaft. Alaric sah sich um, auf der Suche nach dem Bedroher.
Der Wind begann plötzlich heftig zu wehen. Alle versuchten, ihren Platz zu halten. Aber der Wind blies so heftig, dass die Soldaten kaum noch stehen konnten.
Alaric sah zu, wie das Feuer erlosch. Ein dunkler Schatten tauchte aus dem Nichts auf, bedeckte den gesamten Scheiterhaufen und nahm ihren leblosen Körper mit sich.
Als der Schatten verschwand, spürten alle, dass der Wind sich beruhigt hatte. Alle keuchten auf, als sie sahen, dass der Körper der Frau nicht mehr da war.
Alaric seufzte und schaute in den Himmel. Vielleicht, so dachte er einen Moment lang, sollte er die verdammte Seele jagen. Aber er war müde. Er musste zurückkehren und sein zerstörtes Königreich wieder aufbauen.
Schließlich war sie ja auch tot.