
Between Breaths (Deutsch)
Arabella ist nicht gerade in Höchstform. Das Leben fühlt sich schwer an, Stress ist ihr ständiger Begleiter, und nun macht auch noch ihre Gesundheit Probleme. Doch dann tritt ein gewisser Personal Trainer in ihr Leben – nervtötend charmant, ärgerlich gutaussehend und irgendwie bringt er sie wieder zum Lachen. Mit ihrer besten Freundin, die sie anfeuert, und einigen unerwarteten Funken, die fliegen, beginnt Arabella sich daran zu erinnern, wie es sich anfühlt, zu leben. Aber als ihre Gesundheit eine scharfe Wendung nimmt, muss sie sich Entscheidungen stellen, die niemand treffen möchte. Zwischen Angst und Leidenschaft, Freude und Herzschmerz muss Arabella herausfinden, was wirklich zählt – und ob sie bereit ist, dafür zu kämpfen. Manchmal heilt Liebe nicht alles… aber sie macht es vielleicht wert.
Kapitel 1
ARABELLA
Ich starre auf die Testergebnisse und lese sie zum dritten Mal – als würde genaues Hinsehen die Zahlen weniger beängstigend machen.
„Immer noch zu wenig Sauerstoff im Blut“, murmele ich vor mich hin.
Danika lehnt sich über die Rückenlehne meiner Couch und liest über meine Schulter. „Schon wieder zu viele rote Blutkörperchen. Nicht gut.“
Sie muss es wissen – Intensivpflegerin von Beruf, Berufsschnüfflerin von Natur aus.
„Sag bloß“, erwidere ich und reibe mir die Schläfen. „Und der Rest? Schilddrüse stabil, Blutdruck normal, Röntgenbild der Lunge unauffällig – aber ich bekomme trotzdem die halbe Zeit schlecht Luft. Ich fühle mich wie eine Achtzigjährige beim Treppensteigen.“
Danika lässt sich neben mir nieder. „Und was hast du vor? Gehst du wieder zum Arzt?“
„Ja. Ich habe heute Vormittag einen Termin, um die Ergebnisse zu besprechen. Nicht, dass es etwas ändern würde. Wahrscheinlich sagt er wieder, ich soll abnehmen.“
Danika verdreht die Augen. „Sag ihm, er könnte selbst mal zwanzig bis fünfzig Kilo verlieren.“
Ich lache. Beim letzten Arzttermin hatte Danika ihn gefragt, in welches Fitnessstudio er eigentlich gehe, nachdem er mich auf meine Bewegung angesprochen hatte.
„Verlock mich nicht – diesmal zieh ich’s vielleicht wirklich durch.“
„Du brauchst eine zweite Meinung.“
Ich reiße die Arme hoch. „Noch eine? Das ist schon der vierte Arzt. Meine Blutwerte sind alle auffällig, aber keiner findet raus, warum. Ich hab’ echt keine Lust mehr.“
„Hast du ihm gesagt, dass du dich halbwegs gesund ernährst?“
„Was bringt das? Glauben würden sie mir ohnehin nicht. Und Pasta ist nun mal mein Laster. Nicht gerade gesund, Danika.“
„Wir haben alle unsere Schwächen. Meine heißt Schokoladenkuchen.“
Ich zucke mit den Schultern. „Aber du bleibst schlank. Ich war schon immer kurvig. Damit hatte ich nie ein Problem – bis jetzt. Ich konnte immer problemlos laufen oder Sport machen. Und jetzt? Fühl’ ich mich wie ’ne alte Frau mit Sauerstoffgerät im Schlepptau.“
„Wenn deine roten Blutkörperchen erhöht sind … Bist du vielleicht dehydriert?“
„Wahrscheinlich. Ich krieg kaum noch was runter, weder Essen noch Trinken. Manchmal wird mir davon sogar schlecht. Und Hunger hab’ ich auch kaum noch. Wenn die Ärzte noch lang herumeiern, verhungere ich vielleicht einfach. Dann kann sich auch keiner mehr über mein Gewicht beschweren.“
Sie steht auf und geht in meine Küche. „Möchtest du etwas trinken?“
„Ernsthaft?“
„Wenn schon nichts anderes, brauchst du wenigstens mehr Flüssigkeit, Ara.“
Ich stöhne, nehme die Flasche aber trotzdem, als sie sie mir reicht. „Du bist zwar Krankenschwester, aber nicht mein Boss, Danika.“
„Trink.“
„Verdammt.“
„Hör mal, Ara – anstatt jeden Tag deine Runden auf der Laufbahn zu drehen, probier doch einfach mal mein Fitnessstudio aus. Die haben großartige Personal Trainer. Die richten sich nach deinen Bedürfnissen, nicht nach ihrem eigenen Plan, und alles läuft in deinem Tempo.“
„Die setzen sich mit dir hin, entwickeln einen Plan und starten ganz in Ruhe.“
„Oh nee. Damit mich dann alle anstarren – die kurvige Frau, die versucht abzunehmen und dabei kaum Luft bekommt? Nein, danke. Und gehört das Studio nicht diesem Jace Remington?“
„Jepp.“
„Ja, dann erst recht nicht.“
„Was denn? Der Mann ist sündhaft heiß.“
„Weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass er aus einer stinkreichen Familie kommt und statt was mit seinem Collegeabschluss anzufangen, ein Fitnessstudio aufmacht. Das werde ich nie kapieren.“
„Ach komm schon. Man sieht ihn dort kaum. Er taucht nur ab und zu auf. Und ich hab noch nie gehört, dass er mit jemandem aus dem Studio was angefangen hätte. Wäre auch schlecht fürs Geschäft, oder?“
„Wenn er so heiß ist, hindert das die ganzen Mädels bestimmt trotzdem nicht daran, hinzugehen und ihn mit Blicken auszuziehen.“
Sie lacht. „Stimmt schon. Aber die meisten seiner Angestellten sind Männer, und die Frauen, die da arbeiten, sind seine Cousinen. Wenn er da ist, ist er super höflich. Die Frauen können ihn nur anstarren – mehr wird’s nicht.“
Ich schüttle den Kopf.
„Bitte, Ara, gib dem Ganzen doch einfach mal eine Chance. Ich komm auch mit.“
„Na gut. Wenn du dann endlich die Klappe hältst.“
„Weißt du, ich frag mich echt, wer mal die Frau sein wird, mit der er sich niederlässt. Ich mein, er wird ja nicht jünger. Neulich meinte einer von den Jungs, er sei schon zweiundvierzig.“
Ich schaue meine beste Freundin an, als hätte sie den Verstand verloren.
„In meinem Kopf bin ich immer noch Mitte zwanzig, danke.“
„Glaub mir – du bist vierzig.“
„Hör zu: Wenn dieser Arzt schon wieder mit seiner Gewichtspredigt anfängt, dann mach ihn fertig“, sagt sie mit einem Grinsen. „Mit Worten. Nicht mit Fäusten. Wahrscheinlich.“
Ich schnaube. „Ich verspreche nichts.“
Die Aufzugsfahrt in den dritten Stock der Klinik ist zum Glück kurz, aber meine Geduld ist längst am Ende, als die Sprechstundenhilfe meinen Namen aufruft.
„Frau Dawson. Raum drei.“
Ich folge ihr, setze mich auf die raschelnde Liege mit dem Papierüberzug und versuche, nicht gleich aus der Haut zu fahren, während ich warte.
Für die Tonne.
Zehn Minuten später kommt Dr. Calloway herein, Tablet in der Hand, mit einem Gesichtsausdruck, der mich schon auf die Palme bringt.
Er sieht aus, als hätte er das Drive-in-Menü zu oft durchprobiert. Sein Bauch hängt über dem Gürtel, sein Atem geht schwer – und er wirkt genauso unwohl, wie ich mich fühle, wenn ich ihn anschaue.
Ich schwöre, ich habe viel zu viel Geld für Ärzte ausgegeben – wahrscheinlich mehr, als so mancher für Haus oder Luxusurlaub – nur um mir immer wieder anhören zu dürfen, dass ich übergewichtig bin.
Man muss mir das nicht ständig unter die Nase reiben – ich sehe es selbst. Jeden verdammten Tag im Spiegel.
Für manche Menschen ist es eben nicht so einfach, wie es klingt.
„Guten Morgen, Arabella. Ich hoffe, Sie haben gut auf sich aufgepasst“, sagt Dr. Callahan.
„Guten Morgen, Doktor.“
Ich sitze da, die Hände fest im Schoß, innerlich schon in Verteidigungsposition.
„Also, ich habe Ihre Ergebnisse durchgesehen, und ich denke, wir sollten nochmal über Ihr Gewicht sprechen.“
„Was?“
Sofort zieht sich mein Magen zusammen, meine Ohren rauschen. Er blättert durch seine Unterlagen, als wäre es eine Speisekarte – als hätte er nicht gerade den gleichen Satz gesagt wie jedes verdammte Mal.
„Im Großen und Ganzen sehen die Werte gut aus – wenn Sie Normalgewicht hätten. Ich könnte Sie an eine unserer besten Ernährungsberaterinnen überweisen.“
„Hören Sie auf“, sage ich, meine Stimme jetzt deutlich schärfer.
„Wichtig ist erstmal: weniger essen—“
„Hören. Sie. Auf!“
Ich spüre, wie mir das Blut ins Gesicht schießt.
„—und regelmäßige Bewegung.“
Er redet einfach weiter. Als wäre ich gar nicht hier. Als hätte meine Stimme kein Gewicht.
Endlich hält er inne – aber nur, um neuen Anlauf zu nehmen.
„Vielleicht ist es einfach etwas, das Sie selbst in die Hand nehmen müssen. Sie wissen schon, weniger Bier, weniger Fast Food.“
Ich springe auf, der Stuhl kreischt hinter mir, und stürme zur Tür. Meine Hand zittert, als ich den Griff umfasse. Ich reiße die Tür auf, drehe mich aber noch einmal um – mein Herz hämmert bis in die Kehle.
„Nicht alles dreht sich ums Gewicht. Sie zeigen mir nur, dass Sie genauso ratlos sind wie beim letzten Mal!“
Ich rausche durch das Wartezimmer, stoße mit der Schulter die Tür auf und trete in die kühle Frühlingsluft – keuchend, als hätte ich unter Wasser den Atem angehalten.
Ich bin fast auf dem Parkplatz, als mein Fuß an der Bordsteinkante hängen bleibt. Mein Knöchel knickt weg, ich stolpere nach vorn – direkt in etwas Hartes und Muskulöses.
Starke Arme fangen mich auf, bevor ich mit dem Gesicht zuerst auf dem Asphalt lande.
















































