Ivy White
REBECCA
Rebecca betritt den Speisesaal mit Verspätung. Achtundzwanzig Männer, darunter Kenzo, sitzen bereits am Tisch.
Rebecca eilt schnell und mit gesenktem Kopf durch den Raum und betritt die Küche, wobei sich ihr Atem beschleunigt, weil alle Männer sie anstarren.
Sie hat nicht damit gerechnet, dass sie alle so früh auftauchen. Sie läuft zur Anrichte, schnappt sich vier Teller und geht mit zwei in den Händen und den anderen beiden auf den Armen wieder in den Speisesaal.
Nachdem sie die Teller auf den Tisch gestellt hat, geht Rebecca wieder die Küche zurück und wiederholt die gleiche Prozedur, bis dass alle am Tisch bedient sind.
Sie betritt erneut die Küche, um einen Krug Orangensaft zu holen, und als sie wieder hinauskommt schnippt Kenzo mit den Fingern, während er Rebecca von oben bis unten mustert.
Sie ist nervös, als sie auf Zehenspitzen durch den Raum zu ihm huscht.
Sie bleibt direkt neben ihm stehen, stellt den Krug mit dem Saft auf den Tisch und reibt sich unbeholfen die Oberarme, ohne ein Wort zu sagen.
Sie weiß nicht, was sie sagen oder wie sie ihn am besten ansprechen soll. Er hat gesagt, dass er ihr zeigen wollte, was sie zu tun hat, also könnte das der Grund sein, warum er ihre Aufmerksamkeit erregen wollte.
Als sie sich im Raum umsieht, stellt sie fest, dass alle Männer sie anstarren, während sie essen. Sie sitzen dort alle auf die gleiche Weise in ihren schwarzen Anzügen.
Einige der Männer tragen weiße Hemden mit grauen Krawatten, während andere schwarze Hemden und schwarze Krawatten tragen.
Rebecca weiß nicht, warum, aber sie hat den stillen Verdacht, dass es etwas mit ihren Aufgaben zu tun hat.
„Setz dich auf den Platz neben mir, Rebecca.“ Kenzo streckt seine Hand aus und zeigt auf den schwarzen Ledersessel neben ihm. Rebecca nickt und setzt sich.
Sie nestelt an ihren Fingern herum und spürt, wie die Spannung im Raum steigt. Sie nimmt immer weiter zu.
Wie peinlich! Rebecca beißt sich auf die Innenseite ihrer Wangen und setzt sich aufrecht hin, während Kenzo seinen Kopf zur Seite dreht und sie mit einem teuflischen Grinsen ansieht. Sie weiß nicht, was er will.
Möchte er, dass sie dort sitzt, während er isst, oder dass sie alle Teller auf den Tisch stellt?
Er hat dir gesagt, dass du dich hier hinsetzen sollst, Bec, also warum sollte er erwarten, dass du alle Teller bringst, während du neben ihm sitzt?, fragt sie sich.
Sie weiß es nicht, aber was sie noch mehr verwirrt, ist, dass die Küche leer war, als sie herein kam. Sie hat keinen Chefkoch gesehen.
Kenzos Blick wandert an ihrem Kleid hinunter, wodurch sich Rebecca noch unbehaglicher fühlt und leicht auf ihrem Sessel herumrutscht.
Er gießt ein Glas Orangensaft ein und lässt seinen Finger über den Rand des Glases gleiten. Rebecca sieht zu, wie ihr Mund trocken wird und sie das Gefühl hat, als würde Sand ihre Kehle hinunterrieseln.
„Sag mir, Rebecca. Schüchtere ich dich ein?“ Kenzo lehnt sich in seinem Sessel zurück und berührt mit seinen Fingern sein Gesicht. Rebecca zuckt mit den Schultern und schiebt eine Haarsträhne hinter ihr Ohr.
Sie tut das immer, wenn sie extrem ängstlich ist und unter Druck steht. Schulterzuckend schaut sie in seine grauen Augen, während er nachdenklich mit dem Kopf nickt.
Seufzend nimmt Kenzo ein weiteres Glas und gießt etwas Orangensaft hinein, bevor er mit den Fingern schnippt.
„Grim. Geh und hol mir den Wodka“, sagt er zu einem Mann in einem starken, italienischen Akzent.
Rebecca beobachtet, wie dieser hinter ihrem Sessel vorbeigeht, den Schrank zu ihrer Rechten öffnet und Kenzo eine ungeöffnete Flasche Wodka reicht.
Grim schließt den Schrank wieder und nimmt auf seinem Sessel Platz, während Kenzo die Flasche öffnet. Er schüttet je einen Dreifachen in die beiden Gläser und stellt eines der runden Gläser vor Rebecca hin.
„Trink. Ich werde mich beleidigt fühlen, falls du ablehnen solltest.“ Rebecca nickt mit dem Kopf und nimmt ihr Glas gleichzeitig mit Kenzo in die Hand.
Sie setzt es an ihre Lippen und schaut Kenzo an, der es ihr nachtut. Der Unterschied ist, dass sie sich unwohl fühlt, während Kenzo in seinem Element zu sein scheint.
„Du weißt es wahrscheinlich schon. Ich bin ein reicher Mann, Rebecca. Ich verstehe, dass du und ich aus zwei verschiedenen Welten kommen.
„Ich verstehe nicht, warum du Angst vor mir hast, und ich wäre dir dankbar, wenn du mir sagen könntest, was du glaubst zu wissen.“
Rebecca hält mit dem Trinken inne, aber belässt das Glas an ihren Lippen, während sie Kenzo anschaut.
„Ähm. Du erschießt Menschen.“ Rebecca trinkt wieder und schaut auf das Glas in Kenzos Hand, das sich weiter leert.
„Aha. Du hast Angst, dass ich dich auch erschießen werde.“ Rebecca nickt mit dem Kopf.
Sie hat Angst vor seinem Namen, seiner Gruppe, seinem bösen Grinsen, der Art, wie er sich präsentiert, und davor, was er tun kann, wenn er seinen Männern sagt, dass sie etwas tun sollen.
Sie hat davon gehört, wie er bekommt, was er will, und jetzt kann sie sehen, dass er sie ins Visier genommen hat. Sie hofft nur, dass er sie nicht hierbehalten will, aber sie hat das Gefühl, dass er es tun wird.
Sie hat Bücher gelesen und Filme über Männer wie Kenzo gesehen. Sie haben es auf die unschuldigen Mädchen abgesehen, und sie weiß, dass sie eines davon ist.
Sie kann nicht einmal einen einfachen Satz zusammensetzen, geschweige denn eine starke Frau sein, die schwarz trägt und ein Maschinengewehr hält. Diese Vorstellung von ihr ist so weit hergeholt, dass sie gar nicht mit ihrem jetzigen Wesen vereinbar wäre.
„Ich bin kein Mann, der sich entschuldigt. Diesmal werde ich eine kleine Ausnahme machen. Weißt du, Rebecca, der Mann, den ich gestern Abend erschossen habe, war ein Mann, der sich mir absichtlich in den Weg gestellt hatte.
„Die Paparazzi sammeln viele Geschichten. Viele von ihnen enthalten falsche Details, aber ich werde deine Behauptung nicht abstreiten, weil diese Schlagzeile wahr war.
„Ich hätte seine Leiche beseitigen lassen können, aber ich habe mich dagegen entschieden. Ich hatte meine Gründe dafür. Was denkst du über das Fremdgehen?“
„Ich weiß es nicht.“ Rebecca zuckt mit den Schultern, als Kenzo sein Glas austrinkt und die Wodkaflasche wieder in die Hand nimmt.
Sie respektiert Kenzo dafür, dass er ehrlich ist, aber gleichzeitig hat er bestätigt, dass er ein Mörder ist.
Ich sitze in einem Raum neben einem Mörder, denkt sie bei sich und versucht, ruhig zu bleiben.
„Du und ich sind vielleicht nicht einer Meinung. Ich habe Macht, aber ich kann jedem alles geben, was er will. Das ist nicht der Punkt. Wir haben ein Gesetz, das Frauen wie dir Sicherheit bietet. Wie ich schon sagte...“
Die Tür zum Speisesaal öffnet sich und Rex kommt mit einer Frau herein. Sie hat üppiges, rotblondes Haar, das zu ihren schönen, grünen Augen passt, und einen kurvigen Körper.
Ein schwarzes Lederkleid schmiegt sich an ihren kurvenreichen Körper und Rebecca starrt sie wortlos und völlig perplex an.
Dieses weibliche Wesen dort wirkt wie eine starke und unabhängige Frau. Sie spiegelt wider, wer Rebecca sein will.
„Kenzo“, sagt Rex ruhig und Kenzo wirft einen Blick über die Schulter zu der Frau, bevor er die Wodkaflasche nimmt, und Rebeccas Glas wieder auffüllt.
„Ahh. Du musst Rhi sein.“ Kenzo tippt auf den Tisch zu seiner Linken und wartet darauf, dass Rhi sich setzt, während er selbst sich wieder in Richtung seiner Männer wendet.
„Rebecca. Du kannst weitermachen. Trink das und entspann dich. Du bist zu angespannt.“ Rebecca nickt mit dem Kopf, und Kenzo steht auf.
Er geht zum Schrank hinüber, nimmt eine Mappe mit Unterlagen heraus und legt sie auf den Tisch.
„Also, Rhi, das ist der Vertrag.“ Rebecca lehnt sich in ihrem Sessel zurück, hebt ihr Glas und hält es an ihre Lippen. Jetzt ist ihr Interesse geweckt. Ein Vertrag.
Hmm, wofür könnte der wohl sein?, fragt sie sich und beobachtet, wie Kenzo die erste Seite umblättert.
Ist das eine bessere Version? Sag mir Bescheid, sobald du es einmal gelesen hast. Ich würde gerne deine Meinung wissen.