Alpha und Aurora - Buchumschlag

Alpha und Aurora

Delta Winters

Befragung

RORY

Die Worte des Alphas klingen in meinen Ohren. Ich kann nicht glauben, was ich höre.

Erst gestern hat Alpha Nickolas mich aus meinem Rudel verbannt. Und jetzt zwingt dieser Alpha mich hierzubleiben, nur weil ich seine Gefährtin bin?

Ich dachte, ich würde nie einen Gefährten haben können, geschweige denn einen Alpha zum Gefährten.

Sein Beta und sein Gamma folgen ihm gehorsam hinaus und lassen mich allein mit einer anderen Frau in diesem Krankenhauszimmer zurück, die ich zuvor überhaupt nicht bemerkt hatte, als die drei mächtigen Wölfe noch im Zimmer waren.

Ihr Blick trifft meinen, als sie mich neugierig ansieht.

Sie ist auch ein Werwolf, das weiß ich, aber sie scheint mir, einem Menschen, gegenüber nicht feindselig zu sein.

Sie sieht eher urteilend aus, wie sie ihre Augen auf mich verengt, als wolle sie mich einschätzen.

„Hallo”, begrüße ich sie ein wenig unbeholfen, aber diese ganze Situation ist einfach peinlich. Ich bin an einem völlig neuen Ort und der Alpha behauptet, mein Gefährte zu sein.

Und witzigerweise vermisse ich seine Anwesenheit bereits. Obwohl er wütend auf mich ist, fühle ich mich mit ihm an meiner Seite irgendwie sicher.

Ich verdränge diesen Gedanken in meinen Hinterkopf und konzentriere mich auf die Frau.

„Hi”, sagt sie, setzt sich in ihrem Bett auf und starrt mich weiter an. „Mach dir um Everett keinen Kopf, Schätzchen. Er ist … ein sehr dominanter Alpha. Er sorgt sich sehr um dieses Rudel.”

„Everett”, summe ich zu mir selbst, um den Namen auf meiner Zunge auszuprobieren.

Alpha Everett. Seinen Namen zu sagen, lässt mein Herz nach ihm schmachten, worüber ich nur seufzen kann. Dummes Gefährtenband. Ich kenne ihn nicht mal, und doch will ich ihn mehr als alles andere.

Aber ich habe einen festen Freund, den ich ganz vergessen habe, nachdem ich gestorben, wieder zum Leben erwacht, vor Schurken geflüchtet und mehrmals ohnmächtig geworden bin und dann herausgefunden habe, dass mein Seelenverwandter ein Alpha ist.

„Wer bist du?”

„Ich bin Ophelia. Ich bin Everetts Tante.”

„Warum bist du hier?“, frage ich neugierig. Sie scheint nicht verletzt zu sein.

„Ich liege im Sterben. Das ist eine Wolfskrankheit. Mein Wolf stirbt, also sterbe auch ich.”

Sie stirbt? Aber … sie ist ein Werwolf. Sie kann nicht sterben. Und außerdem ist sie Everetts Tante. Er wird am Boden zerstört sein, da bin ich mir sicher. Ich kann spüren, dass er das sein wird.

„Everett hat außer mir niemanden mehr, aber jetzt bist du da. Du kannst dich um ihn kümmern. Ich bin froh, dass er dich gefunden hat, auch wenn er der Verbindung gegenüber zunächst skeptisch sein wird.”

„Warum?”

„Du bist ein Mensch. Und er ist der Alpha des stärksten und größten Rudels des Landes.“ Meine Augen weiten sich bei ihren Worten und Anerkennung zeigt sich auf meinem Gesicht.

Er ist der Alpha des Shadow Blood-Rudels. Und wenn er der Alpha ist und ich seine Gefährtin bin, dann bedeutet das, dass ich seine Luna sein werde, wenn er mich akzeptiert, weshalb seine Tante glaubt, dass er mir skeptisch gegenübersteht.

Ich bin immerhin ein Mensch und schwach. Er braucht eine starke Gefährtin und Luna.

„Aber keine Sorge. Er kommt schon zur Vernunft.” Ich schenke ihr ein kleines Lächeln und lasse meine Beine vom Bett gleiten.

Ich versuche, ein paar Schritte zu machen, nur bis zu ihrem Bett, stolpere aber und falle natürlich auf ihre Beine, die auf ihrem Bett liegen.

Ich höre, wie sie kichert, während sie Platz auf dem Bett macht und mich zu sich zieht. „Wer hat versucht, dich umzubringen?”

„Der Alpha und seine Luna. Sie hassen Menschen. Ihre Eltern haben meiner Mama erlaubt, mich zum Rudel zurückzubringen, aber bald haben ihre Kinder die Führung übernommen und mich rausgeworfen.

Aber sie haben mich auf ein Schurkenterritorium geführt und versucht, mich umzubringen. Aber sie wurden von Schurken verjagt und dachten, die Schurken würden mich ohnehin umbringen“, log ich.

Aber das war fast die Wahrheit. Sie dachten, die Schurken würden meinen Körper auffressen, sodass es keine Beweise für ihre Taten gibt.

Und es gibt auch keine. Meine Wunde ist verschwunden. Es ist, als hätten sie mir nie mit einem selbstgefälligem Lächeln auf dem Gesicht die Kehle aufgeschlitzt.

„Das ist furchtbar. Dann gab es also nur dich und deine Mama?”, fragt sie.

„Ja. Und meine Freunde in der Schule.”

„Schule?”

„Ich besuche eine menschliche Highschool. Die Werwölfe auf der Rudelschule haben mich immer gemobbt, also hat Mama mich mit Erlaubnis des ehemaligen Alphas auf eine menschliche Highschool geschickt.

Ich bin gerne unter anderen Menschen, weil ich dann das Gefühl habe, dazuzugehören“, gebe ich zu und sie lächelt traurig.

„Du wirst nicht zurück zur Schule gehen können. Als Everetts Gefährtin hast du jetzt eine Verpflichtung. Hattest du einen Freund?”

„Ja.” Sie zieht eine kleine Grimasse und nimmt meine Hände in ihre.

„Das wird ihm nicht gefallen, aber du solltest Everett in dieser Hinsicht auch nicht anlügen. Er kann aufbrausend sein, aber er ist vernünftig. Er versteht, dass er Menschen nicht verletzen kann.”

„Hasst er Menschen?”

„Nein, er hasst sie nicht. Er glaubt, dass wir koexistieren können. Es gefällt ihm, dass die Menschen nicht über unsere Art Bescheid wissen, damit wir weit entfernt von ihnen ein Privatleben führen können. Er ist nicht wie dein altes Rudel.

Vielleicht liegt das daran, dass er älter als dein Alpha ist. Er ist fünfundzwanzig und ist schon seit ein paar Jahren Alpha, und er hat auch von seinem Vater, also meinem Bruder, gelernt, bevor er gestorben ist.”

„Das tut mir leid.”

„Das muss dir nicht leidtun, Rory. Kümmere dich einfach um Everett. Er ist wie ein Sohn für mich. Er hat seine Eltern verloren, und jetzt wird er auch mich verlieren. Meine Zeit ist begrenzt. Ich möchte wissen, dass er in guten Händen ist.

Ich kann sehen, dass du ein süßes Mädchen mit einem guten Herzen bist. Er weiß das vielleicht noch nicht, aber du bist genau das, was er braucht.”

„Ich bin mir nicht sicher, ob das stimmt. Er ist ein Alpha. Er braucht jemand Starken. Ich bin wahrscheinlich der tollpatschigste Mensch der Welt. Ich bin schon gestolpert, als ich nur ein paar Schritte auf dein Bett zugemacht habe.

Auf den Gängen meiner Schule habe ich mal eine Schlägerei ausgelöst. Ich bin aus Versehen gegen jemanden gestolpert, der dann ein Mädchen geschubst hat, dessen Freund launisch war und den Jungen k.o. geschlagen hat, gegen den ich gestolpert bin.

Dann haben all die Jungs angefangen, gegen jeden anderen in diesem Gang zu kämpfen.”

Mein Geständnis bringt sie zum Kichern, aber dann schüttelt sie den Kopf.

„Vertrau mir, du bist genau das, was er braucht.”

Ich schüttle den Kopf, weil ich weiß, dass das nicht wahr sein kann. Ich bin viele Dinge, aber ganz bestimmt nicht dazu geeignet, Luna zu sein.

In diesem Augenblick wird unsere Unterhaltung durch den Beta unterbrochen, der zurück in das Zimmer marschiert kommt, als wäre er auf meiner Mission.

„Zeit, aufzustehen”, sagt er. „Der Alpha hat uns gesagt, dass wir dir das Rudel zeigen sollen. Und dass du ins Rudelhaus ziehen sollst.”

„Gibt er mir wirklich ein Zimmer im Rudelhaus?”, frage ich ungläubig.

In meinem eigenen Rudel war das Haupthaus nur den Werwölfen höchsten Ranges vorbehalten.

Mama und ich durften es nie betreten, weil sie nur eine Omega und ich ein unwillkommener Mensch war.

„Nein”, antwortet der Gamma. „Du ziehst natürlich in das Zimmer des Alphas ein.”

Nächstes Kapitel
Bewertet mit 4.4 von 5 im App Store
82.5K Ratings
Galatea logo

Eine unlimitierte Anzahl von Büchern, die süchtig machen.

Galatea auf FacebookGalatea InstagramGalatea TikTok