
Gezeichnet vom Alphakönig
Ariel ist eine zweiundzwanzigjährige Werwölfin mit dem Traum, eine Rudelkriegerin zu werden. Zumindest war es das, bis sie vor zwei Jahren von Jägern entführt und als Versuchsobjekt bei grausamen Experimenten missbraucht wurde. Mit der Hilfe der Mondgöttin erlangt Ariel endlich ihre Freiheit zurück. Aber einen Gefährten zu finden, und dort mit dem Leben weiterzumachen, wo sie aufgehört hat, könnte schwieriger werden als gedacht.
Altersfreigabe: 18+
Das Geschenk der Göttin
ARIEL
Ich setze mich neben den ruhigen See, im Schatten der Baumkronen über mir, ziehe meine Stiefel aus und werfe sie zur Seite.
Ich tauche meine Füße ins Wasser und atme erleichtert auf.
Ich bin nicht länger ein Lehrling …
Heute bin ich offiziell auf dem Weg, eine vollwertige Rudelkriegerin zu werden.
Stolz blicke ich auf die Halbmond-Tätowierung auf der Innenseite meines Arms – das Zeichen der Krieger.
Mein Rudel, das Halbmondrudel, hat eines der besten Trainingsprogramme für Krieger, das es gibt, und meine Staffel ist wie eine zweite Familie für mich geworden.
Wir nennen uns selber „X-Squad“, zu Ehren unseres furchtlosen Anführers Xavier.
Naja, um ehrlich zu sein, war der Name seine Idee, aber eigentlich finde ich ihn recht einprägsam.
Das Geräusch von Grunzen und kehligem Knurren auf den nahe gelegenen Docks lenkt plötzlich meine Aufmerksamkeit auf sich.
Xavier kämpft mit unserem Staffelkameraden James.
Er schickt blitzschnelle Schläge in James' Richtung, die diesen aus dem Gleichgewicht bringen, springt dann in die Luft und landet einen geschickten Tritt direkt in seinen Bauch, der ihn auf seinem Arsch landen lässt.
Xavier zieht langsam sein Hemd aus, um seinen straffen Oberkörper und die sich windenden Muskeln darunter zu entblößen, während er sich den Schweiß von seinem glänzenden Körper wischt.
Xavier schenkt James ein freches Lächeln. „Du magst dein Mondzeichen bekommen haben, aber du bist immer noch kein Gegner für mich, Jungchen.“
Xavier fängt an, sich zu dehnen, und als ich mich für eine bessere Sicht nach vorne lehne, falle ich beinahe mit dem Gesicht voran in den See.
Ich schaffe es gerade noch rechtzeitig, mein Gleichgewicht wiederzufinden, als ich in mein Spiegelbild auf dem Wasser starre.
Mein kastanienfarbenes Haar ist ein absolutes Durcheinander, aber meine dunkelgelben Augen heben sich von dem Schmutz ab, der mein ganzes Gesicht bedeckt.
Als ich jung war, sagte mein Vater immer, meine Augen sähen aus wie Sonnenblumen, also nannte er mich seine kleine Sonnenblume, bis ich gegen so einen mädchenhaften Namen protestierte.
Also fing er an, mich stattdessen seine kleine Kriegerin zu nennen, und das tut er bis heute.
Bei ihm kann ich es am wenigsten erwarten, ihm die Nachricht von meiner Aufnahme in das Kriegerprogramm zu überbringen.
Ich weiß, dass er stolz sein wird.
Meine Mutter hingegen …
Sie findet es geschmacklos, wenn Mädchen Kriegerinnen werden. Sie sagt immer, ich solle mehr wie meine Schwester Natalia sein.
Natalia würde man niemals mit verknoteten Haaren und einem dreckigen Gesicht erwischen – immer so sauber und ordentlich.
Als ich wieder aufblicke, bemerke ich, dass Xavier mich von den Docks aus anstarrt. Sofort werde ich verlegen und versuche, mein Haar von den Knoten zu befreien.
Aber Göttin, er ist heiß. Er schmunzelt mich an und ich wende mich schnell verlegen ab.
Ich hätte nach dem Training duschen sollen, aber ich konnte es nicht erwarten, mein Kriegerabzeichen zu bekommen.
„Was zum Teufel soll das Getue?“, sagt eine arrogante, aber ermutigende Stimme hinter mir.
„Du siehst immer aus, als ob du gerade gegen ein Rudel Wölfe gekämpft hast – deine Haare mit deinen Fingern zu kämmen, wird daran nichts ändern.“
Meine beste Freundin Amy setzt sich neben mich und stupst mich mit ihrer Schulter an.
Ich bin überrascht, dass wir so gute Freundinnen sind, weil sie eher nach Natalia kommt als nach mir, aber seit unserer Kindheit sind wir unzertrennlich.
„Ich habe die Neuigkeiten gehört! Miststück, wir müssen ausgehen und feiern!“, sagt sie und lässt ihre Füße neben meinen ins Wasser fallen.
„Ehrlich gesagt bin ich ziemlich erschöpft“, sage ich. „Wir sollten das Feiern auf eine andere Nacht verschieben.“
„Ich weiß nicht, wovon du redest“, sage ich und spüre, wie mein Gesicht heiß wird.
„Er ist auch ein sehr guter Kämpfer“, verteidige ich ihn.
„Ich denke, das weißt du sicher, wenn du in ein paar Monaten achtzehn wirst“, antwortet sie und hebt ihre Augenbrauen.
Werwölfe können ihre Gefährten erst erkennen, wenn beide achtzehn geworden sind, also möglicherweise hat sie Recht, mein Gefährte könnte schon die ganze Zeit direkt vor meiner Nase gestanden haben.
Aber manche Wölfe finden nie ihren vorherbestimmten Gefährten … Was damit endet, dass sie sich mit einem anderen Wolf zusammentun, dem es ähnlich geht.
Es macht mich traurig, wenn ich daran denke, nicht auf den wahren Gefährten zu warten.
„Wenn mein Gefährte in einem abgelegenen Rudel am anderen Ende der Welt lebt, denke ich, muss ich eventuell meine Religion wechseln“, sagt Amy und schmunzelt.
Wir brechen beide in Gelächter aus und lassen uns nach hinten in das Gras fallen. Als sich der Himmel verdunkelt, wird der sichelförmige Mond klarer.
„Ich schätze, ich muss einfach warten und sehen, was das Schicksal für mich auf Lager hat“, sage ich mit einem Lächeln.
Ich spüre, wie die Ketten enger werden, und unterdrücke den Drang, schmerzerfüllt zu schreien. Die silbernen Fesseln fressen sich durch meine nackten Handgelenke.
Man sollte meinen, dass ich mich nach zwei Jahren, in denen ich wie ein wertloses Tier, ein wissenschaftliches Experiment, behandelt worden bin, an den Schmerz gewöhnt hätte, aber manchmal wurde er unerträglich.
Das erste Jahr war das schlimmste …
Bei den Experimenten wurden mir kleine Dosen von flüssigem Wolfswurz in die Venen injiziert, um die Auswirkungen auf meinen Körper zu analysieren. Und auf meine Wölfin.
Schnell lernte ich, dass das brennende Gefühl, das durch meine Adern strömte, der Wolfswurz war, der die Verbindung zu meiner Wölfin schwächte und dann ganz unterbrach.
Schon ein ganzes Jahr bin ich ohne sie. Fühle sie lediglich in der hintersten Ecke meines Verstandes, wo sie vor Schmerz und Traurigkeit wimmert.
Nie in meinem Leben habe ich mich so unendlich allein gefühlt.
Sie haben mir meine Familie genommen …
Meine Freunde …
Und meine Wölfin.
Als der Schmerz zu groß wird, fangen meine Augenlider an zu flattern.
Ich fühle einen scharfen Schlag auf meiner bereits verschrammten Wange.
„Werd noch nicht ohnmächtig, Schlampe. Wir haben doch kaum angefangen.“ Curt, der Anführer der Jäger, gräbt seine schmutzigen Fingernägel in meine Schulter.
„Fahr zur Hölle“, sage ich, der letzte Rest des Kampfgeistes, den ich noch besitze.
Curts kalte, graue Augen – so komisch das klingen mag – sind das Einzige, was mich durchhalten lässt. Und der Gedanke daran, sie ihm aus seinem Kopf herauszureißen …
Ich denke oft an das erste Mal zurück, als ich diese Augen gesehen habe – dieselbe Nacht, in der ich die Zusage für die Kriegerausbildung bekommen habe.
Ich war am See eingeschlafen und als ich aufwachte, schwebten diese Augen über mir und schauten boshaft zu mir herunter.
Unser Rudel hat der Menschheit nie Gewalt angetan, aber das interessiert die Jäger nicht.
Alles, was sie wollen, ist die vollständige Ausrottung der Werwölfe.
Aber was sie von mir wollen – warum sie mich am Leben gelassen haben, um zwei Jahre lang Experimente an mir durchzuführen – weiß ich nicht.
„Ich denke, du musst an deinen Platz erinnert werden, Köter“, sagt Curt, während er eine Spritze mit silbriger Flüssigkeit in die Hand nimmt.
„Nein … NEIN!“ Ich schreie, als er meine Haut durchsticht.
Meine Wirbelsäule streckt sich und ein schreckliches Knackgeräusch hallt durch den Raum, als meine Knochen brechen.
Irgendwie zwingt er meine Wölfin an die Oberfläche, aber das Silber hält meinen Körper davon ab, während der Verwandlung zu heilen.
Der Schmerz ist unwirklich.
Ich fühle, wie meine Rippen meine Lungen durchstechen und ich Blut spucke.
Tatsächlich kommt es aus mehreren Öffnungen meines Körpers, als meine Knochen meine Haut in einem einzigen Durcheinander aufreißen.
„Scheiße, Scheiße, Scheiße!“, schreit Curt. „Ich glaube, ich habe ihr zu viel gegeben! Sanitäter! Komm verdammt nochmal her!“
Ich will so sehr vor Schmerz heulen, aber alles, was ich zustande bringe, ist ein erbärmliches, heiseres Keuchen.
Der Raum beginnt zu verschwimmen und schließt sich um mich.
„Sorg dafür, dass sie stabil wird, verdammt nochmal!“, schreit Curt. „Wir können nicht unser bestes Testobjekt verlieren. Sie ist fast vollendet!“
Als sich die Dunkelheit über mich legt, höre ich eine sanfte, himmlische Stimme …
Ich wache mit einem Ruck auf, immer noch an den Operationstisch gefesselt, aber der Raum ist leer.
Als sich der Nebel des Traums zu legen beginnt, wird mir eines klar.
Bevor ich ohnmächtig geworden bin, war mein gesamter Körper gebrochen, meine Knochen sind aus meinem Körper getreten und ich habe so viel Blut verloren …
Daher bin ich sehr überrascht, als ich meinen Nacken beuge, um meinen zerschundenen Körper zu begutachten, und zu sehen, dass …
all meine Wunden geheilt sind.














































