Marcelo, viermaliger Schwergewichts-Weltmeister im Boxen, hat Ruhm, Geld, treue Freunde und eine geliebte Ehefrau – bis eines Tages alles zusammenbricht. Verloren und einsam kann sich Marcelo nicht einmal vorstellen, dass seine Familie einen Verlierer noch lieben würde. Doch Drogen und Sex machen ihn auch nicht wieder zum Gewinner. Er steht vor dem härtesten Kampf seines Lebens.
Altersfreigabe: 18+.
Kapitel 1
Viermaliger WeltmeisterKapitel 2
Wir müssen feiern.Kapitel 3
Der neue HerausfordererKapitel 4
Der nächste TagSPORTSCASTER
Da steht Hugo Lawrence und versucht, den Champion an die Seile zu drängen. Er sucht nach einer Lücke für einen Treffer. Aber Marcelos Deckung ist wie eine Mauer. Hugo wird langsam nervös.
Man sieht an seinen Bewegungen, dass er immer ungeduldiger wird, weil er nicht durchkommt. UND DER CHAMPION LACHT, LEUTE!!!
Marcelo scheint keine Schwachstelle zu haben. Er wirkt unverwundbar. Schaut mal!! Er drängt ihn in die Ecke. Das könnte Hugos Chance sein, endlich mit der Rechten zu landen.
Oh nein! Daneben. Er hat die Gelegenheit verpasst und nur Luft geschlagen.
Marcelo lacht schon wieder. Unser Champion schüttelt sogar den Zeigefinger, als wollte er seinem Gegner sagen: „Nicht mit mir, Freundchen!“ Leute, unser Champion fühlt sich pudelwohl im Ring.
Aber der Herausforderer gibt nicht klein bei. Er lässt die Fäuste fliegen. Marcelo weicht allen aus, als wäre er aus Gummi.
Doch jetzt überrascht Marcelo den Herausforderer mit einer Kombi aus Blocks und Aufwärtshaken. OOOOH!!! Hugo Lawrence kann sich gerade noch ducken. Der berühmte Aufwärtshaken des Champions geht ins Leere.
Der Herausforderer greift wieder an, schlägt schnell zu und versucht einen Aufwärtshaken. Aber der Champion sieht alles wie in Zeitlupe und weicht mühelos aus. Das geht Schlag auf Schlag.
In all meinen Jahren als Sportreporter habe ich so etwas noch nie gesehen. DER CHAMPION IST EINFACH UNGLAUBLICH, LEUTE!!!
Wir nähern uns dem Ende der neunten Runde, und keiner der Kämpfer sieht auch nur ansatzweise müde aus. Die beiden stehen sich gegenüber und taxieren sich.
Jetzt ist der Champion am Zug. Er sucht nach einer Lücke. Und er findet sie. Er trifft Hugo mitten auf die Nase und lässt ihn zurücktaumeln.
RINGGGGGGG!
Die Glocke läutet, und die Kämpfer gehen in ihre Ecken zurück. Der Champion grinst, während der Herausforderer besorgt dreinschaut. In dieser Runde geht die volle Punktzahl an den Champion, Hugo Lawrence bekommt neun Punkte.
Wir sehen in die Ecke des Herausforderers, wo sein Team versucht, die Blutung seiner Nase zu stoppen, nachdem der Champion ihn erwischt hat.
Es sieht nicht gut aus für Hugo. Und in Marcelos Ecke strahlt unser Champion immer noch übers ganze Gesicht.
Er plaudert mit dem Publikum und wirft Fans, die ihm von ihren Plätzen aus zujubeln, Kusshändchen zu. Der Mann ist ein echter Entertainer.
RINGGGGGGGG!
Die Glocke läutet. Das ist die zehnte Runde, und die Lage ist eindeutig. Der Herausforderer wirkt nicht mehr so motiviert wie am Anfang.
Aber er gibt alles. Er stürmt mit einer Salve schneller Schläge auf den Champion zu, UND TRIFFT!! Punkt für Hugo Lawrence.
Marcelo schützt seine Seite und kontert mit einem harten Leberhaken und ein paar schnellen Treffern. Der Herausforderer krümmt sich, weicht aber weiteren Schlägen des Champions aus. Die beiden klammern.
Allerdings versucht Marcelo, sich aus der Umklammerung zu lösen. Der Schiedsrichter muss eingreifen. Es sieht so aus, als hätte dieser letzte Treffer den Gegner ordentlich durchgeschüttelt.
Man merkt, dass Marcelo Walker nur darauf wartet, dass die Deckung des Herausforderers endgültig zusammenbricht.
Marcelo erhöht den Druck. Er drängt ihn in die Ecke und TRIFFT IHN AM KINN! Der Herausforderer verliert das Gleichgewicht und fällt in die Seile. Der Schiedsrichter ist sofort zur Stelle.
Hugo Lawrence nickt, dass er okay ist. Der Schiedsrichter beginnt zu zählen, 2, 3, 4, 5, 6. Der Herausforderer ist wieder im Kampf. Marcelo wartet auf ihn, und JAABBBBBBB!!!
Dieser Schlag schickt ihn zu Boden. Wir sehen, wie Hugo Lawrence versucht, seinen Kopf zu heben und wieder klar zu werden. Der Schiedsrichter steht neben ihm und hält Marcelo auf Abstand.
Der Schiedsrichter beginnt zu zählen: Eins, zwei. Aber wir sehen, wie der Herausforderer versucht aufzustehen, und es fällt ihm sichtlich schwer. Drei, vier. Hugo steht auf, aber sein Blick ist glasig, benommen. Fünf, sechs.
Der Herausforderer taumelt zurück und FÄLLT AUF DEN RÜCKEN. KNOCKOUTTTTTTTT!!!!!! DER CHAMPION, DER CHAMPION, DER CHAMPION!!!!
Die Menge bricht in tosenden Applaus und Jubel aus. Marcelo Walker, dreimaliger Weltmeister, und jetzt zum vierten Mal. Der einzige Champion in der Geschichte, der nie besiegt wurde.
Ganz Manchester wird auf den Beinen sein, wenn er als Schwergewichtschampion des Verbandes nach Hause kommt.
Wir gehen mit den Mikrofonen zum Champion in den Ring. Wir sehen, wie sein Team mit ihm feiert, ihm auf die Schulter klopft und sich gegenseitig in die Arme fällt.
Die Freude des ganzen Teams ist nicht zu übersehen. Einmal mehr hat Marcelo Walker alle in die Tasche gesteckt.
MARCELO
„Champion Marcelo, sagen Sie doch ein paar Worte für Ihre Fans“, drängte der eifrige Sportreporter und hielt mir das Mikrofon unter die Nase.
Ich nahm es entgegen und wandte mich an die Menge. „HEEEYYYYYY! Wir haben es geschafft. Ihr und ich. Ohne euch wäre ich aufgeschmissen.“
Mein Blick fiel auf meinen Trainer, der von meinem Team umringt wurde. „Und du, Richard.“ Ich deutete auf ihn. Er nickte mir anerkennend zu.
„Danke an alle, die mich unterstützt haben. Und meine Familie.“ Ich konnte das Grinsen nicht aus meinem Gesicht verbannen.
Ich suchte sie auf ihrem Ehrenplatz. Da war sie, mit dem breitesten Lächeln. Sie hüpfte vor Freude und winkte mir zu.
„Meine Frau, die mich aushält. Meistens stehe ich mit dem falschen Fuß auf. An ihrer Stelle hätte ich mich schon längst aus dem Staub gemacht. Mandy, ich liebe dich.“
Ich gab das Mikro zurück. Der Verbandspräsident stand neben mir, den Gürtel in der Hand, den ich wieder mit nach Hause nehmen würde. Er legte ihn mir um und hob unsere Hände.
„Vierfacher Champion MARCELO WALKER.“
Die ganze Arena tobte vor Begeisterung.
Dafür lebe ich. Ich bin der Beste in meinem Fach, und das soll jeder sehen.
Ich reckte die Fäuste in die Luft. „GRAAAAAAAAA!“, brüllte ich triumphierend. Die Menge brüllte zurück.
Schließlich verließen wir den Ring und gingen in die Umkleide. Unterwegs streckten Fans ihre Hände aus. Ich klatschte so viele ab wie möglich, bevor wir am Ende des Gangs ankamen.
Hier war es ruhig. Der Lärm blieb zurück. Ich hörte nur noch das Lachen und Reden meines Teams.
„Starke Leistung, Marcelo, ich wusste, Hugo war ein Klacks für dich“, sagte mein Kumpel und Trainerassistent Charles fröhlich.
„Er war ein Witz. Weißt du, wie ich mich gerade fühle, Charly? Als könnte mich keiner schlagen. Ich hab keine Konkurrenz, weil ich der Beste bin. DER CHAMPION!“
„Das ist mein Freund, der Champion.“ Charly klopfte mir mehrmals auf den Rücken.
„Schluss jetzt, Jungs.“ Unser Trainer mischte sich ein. Er zeigte auf Charly: „Du, hör auf, Marcelos Ego noch mehr aufzublasen, es platzt gleich.“
Dann sah er mich väterlich an. „Und du, Champion, bleib auf dem Teppich, sonst kommt der Hochmut vor dem Fall.
„Pass auf und merk dir, was ich sage, Junge. Wenn du die Angst verlierst, bist du am verwundbarsten.
„Verlass dich nie auf das, was du hast und kannst, okay? Niemals. Mir gefällt nicht, wie du redest, Champion.“
„Schon gut, Coach, wir haben's kapiert, aber heute ist zum Feiern da“, sprang Charly für mich ein.
Ich schüttelte den Kopf und lachte. Das Gesicht meines Trainers war zum Schießen. Mit fünfzehn fing er an, mich zu trainieren. Seit vierzehn Jahren bin ich bei ihm.
Ohne ihn wäre ich vielleicht längst unter der Erde. Er holte mich von der Straße und gab mir eine Perspektive. In Manchester aufzuwachsen ist kein Zuckerschlecken, besonders mit Eltern wie meinen.
Verdammt, was waren das für Typen. Zwei Teenager, die nicht wussten, wie man verhütet, das waren meine Eltern. Sie waren mehr damit beschäftigt, erwachsen zu werden, als sich um mich zu kümmern. Nach ein paar Jahren machte sich mein Vater aus dem Staub.
Wenn ich drüber nachdenke, war ich überrascht, dass er überhaupt so lange blieb. Nachdem er weg war, sah ich ihn nie wieder. Bis vor vier Jahren. Er hat mich wahrscheinlich im Fernsehen gesehen, als ich meinen ersten Titel holte.
Die Kohle fing an zu fließen, und ich wurde berühmt. Ich hätte nie gedacht, dass er als Vater zurückkommen würde. Bestimmt sah er in mir nur das Geld.
Und es tat verdammt gut, ihm die Tür vor der Nase zuzuknallen und all die Jahre wettzumachen, die ich allein auf der Straße war. Richard machte das alles wieder gut. Er war der Vater, den ich nie hatte.
Ein Fremder, der sich um einen fast verwahrlosten Jungen kümmerte. In Gefahr, auf die schiefe Bahn zu geraten.
Ich verdankte ihm mein Leben und auch meine Familie, denn ohne ihn hätte ich meine Frau Mandy nicht kennengelernt, meinen Fels in der Brandung.