
Ich drehe mich um und lächle. "Gray! Hallo! Wie geht's dir?!"
Gray und die Blonde halten immer noch Händchen und schauen mich beide verwirrt an.
"Hi Aria, was... machst du denn hier?"
"Ich bin nur als Begleitung hier", sage ich. "Und ihr?"
"Wir haben Musik gemacht. Natasha spielt Geige", sagt er und lächelt die zierliche Blonde an.
"Ach so, toll. Ihr wart wirklich gut... da oben", sage ich.
"Ich hole uns was zu trinken", sagt Natasha zu Gray, lächelt mich freundlich an und geht weg.
"Danke, Liebes", sagt er leise, bevor er mich wieder ansieht. "Du siehst... anders aus."
"Ja, ich wollte mich dem Anlass entsprechend kleiden", sage ich und blicke an mir herunter.
"Ja, das ist gar nicht dein Stil", meint er.
Das trifft mich ein wenig.
"Na gut, ich sollte dann mal gehen", sage ich kühl.
"Aria, ich habe nachgedacht und finde, wir sollten reden. Weißt du, um die Sache zu verarbeiten und weiterzumachen", sagt er.
"Eigentlich bin ich mit unserer Vergangenheit im Reinen, und du scheinst ja weitergekommen zu sein. Vielleicht ist es das Beste, es dabei zu belassen", erwidere ich.
"Du hast es schon immer gehasst, dich schwierigen Situationen zu stellen, aber ich denke, du würdest dich wirklich besser fühlen, wenn du dich deinen Ängsten stellst", sagt er mit einem selbstgefälligen Lächeln.
Plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Wie er mich an mir zweifeln ließ, wie er mich kontrollierte, die falsche Sorge um meine Gefühle. Er ist immer noch derselbe fiese Kerl. Zum Glück stehe ich nicht mehr unter seinem Bann.
"Gray, ich sage das so nett wie möglich: Lass mich in Ruhe. Ich falle nicht mehr auf deine vorgetäuschte Hilfe herein und will, dass du mich in Frieden lässt", sage ich leise. Ich will gehen, aber er packt meinen Arm.
"Aria, sprich nicht so mit mir." Seine Stimme ist tief und bedrohlich. Es macht mich richtig sauer.
"Nimm deine Hand von mir", sage ich mit zusammengebissenen Zähnen.
Er lässt los und ich sehe, wie sich seine Augen weiten. Plötzlich legt sich eine Hand um meine Taille.
"Da bist du ja."
Ich schaue hoch und sehe Jett, der mich kurz anlächelt, bevor er sich herunterbeugt und mich auf die Lippen küsst.
Ich kann nur instinktiv reagieren, also lehne ich mich an ihn, während seine Hand meine Taille umfasst. Er schmeckt nach rauchigem Bourbon und ich möchte meinen Mund öffnen, tue es aber nicht.
Wir lösen uns gleichzeitig voneinander und sehen Gray an, der ziemlich baff aussieht.
"Hallo - und Sie sind?", lächelt Jett ihn an.
"Ich bin, äh, Gray - vom Orchester", sagt er.
"Oh, wunderbar! Ich habe letztes Jahr für Ihre Gruppe gespendet. Ich glaube, ein Konzertsaal oder so trägt jetzt meinen Namen. Was spielen Sie, Harfe?", fragt Jett.
Gray sieht Jett wütend an, während ich mich sehr bemühe, nicht loszuprusten.
"Nein, Trompete", sagt er.
"Ach so! Wie die mit den drei kleinen Knöpfen oben drauf?" Jett hebt die Hände und tut so, als würde er Trompete spielen. Gray sieht ziemlich angefressen aus.
"Ventile", sagt er mit zusammengebissenen Zähnen.
"Toll. Na dann, weiter so, Gary."
"Es heißt Gray", sagt er.
"Richtig. Nun, sollen wir gehen, Schatz?", sagt er zu mir.
"Äh, ja, das wäre toll...", sage ich, bevor ich mich noch einmal zu Gray umdrehe. "Mach's gut, Gray. War nett, dich zu sehen."
Wir drehen uns um und gehen, bevor er noch etwas sagen kann.
Sobald wir im Auto sitzen, wendet sich Aria mir zu.
"Äh, was war das denn?" fragt sie verwirrt und überrascht.
"Das ist eine seltsame Art, Danke zu sagen", erwidere ich. "Ich habe gesehen, wie er dich gepackt hat. Ich dachte, ihn bloßzustellen wäre besser, als ihm eine zu verpassen."
Sie rutscht unbehaglich auf ihrem Sitz herum. "Er hat nicht absichtlich-"
"Warum nimmst du ihn in Schutz?" unterbreche ich sie.
"Ich... ich..."
"Warst mit ihm zusammen", beende ich ihren Satz. Sie funkelt mich wütend an.
"Ja."
"Und er ist ein Idiot."
"Auch ja."
"Also, wo liegt das Problem? Du schienst drinnen nichts dagegen zu haben", sage ich und bereue es sofort.
Ich sehe, wie sich ihr Kiefer anspannt.
Sie beugt sich vor. "Ich brauche weder dich noch sonst jemanden, der mir hilft, klar? Ich bin 29 Jahre lang ohne dich klargekommen", faucht sie.
Sie ist sogar wunderschön, wenn sie auf 180 ist.
"Ja, ich sehe schon, du hast dir vorher wirklich tolle Kerle ausgesucht."
Warum kann ich nicht einfach die Klappe halten?
"Halt das Auto an."
"Aria, nein."
"Halt sofort an!"
David fährt schnell ran und Aria will aussteigen.
"Du kannst hier nicht einfach raus. Du weißt doch gar nicht, wo wir sind", sage ich und versuche, nicht besorgt zu klingen.
Aria schaut aus dem Fenster. "Da drüben ist eine Kneipe, wo ich auf meine Mitfahrgelegenheit warten werde. Folge mir nicht." Sie stößt mir den Finger in die Brust und steigt aus.
Ich sehe zu, wie sie wutentbrannt zur Tür der Kneipe stapft und hineingeht.
Mist.
Ich überprüfe alle paar Minuten, wo sich das PA-Handy befindet, bis es schließlich eine Stunde später Arias Adresse anzeigt. Zumindest weiß ich jetzt, dass sie zu Hause ist.
Ich fühle mich richtig mies, bin aber auch sauer auf Aria, weil sie zugelassen hat, dass dieser Typ sie so behandelt. Ich weiß, dass sie eine starke Frau ist, und verstehe nicht, warum sie es nicht gezeigt hat.
Wenn ich nicht befürchten würde, dass sie für immer abhaut, würde ich ihrem miesen Ex mit einem einzigen Anruf den Job und das Leben versauen.
Seit sie in mein Büro kam, wollte ich mehr über Aria James erfahren. Als ich sie zum ersten Mal sah, dachte ich wirklich, jemand hätte sich aus Versehen in mein Büro verirrt und nicht, dass sie meine neue Assistentin sei.
Nichts an Aria James schreit PA. Sie ist zu professionell und erfahren - und sie ist verdammt attraktiv.
Ich war sofort verunsichert und vorsichtig. Da ich schon PAs feuern musste, weil sie in meinen Sachen herumgeschnüffelt oder Informationen über mich an Zeitungen verkauft haben, ist Unsicherheit nicht gut bei jemandem mit Zugang.
Zuerst dachte ich, es wäre das Beste, sie zum Gehen oder Kündigen zu bringen. Aber ich kann nicht ignorieren, wie gut sie in ihrem Job ist - was schwer zu finden zu sein scheint.
Leider kann ich auch nicht ignorieren, wie schön sie ist. Und heute Abend fiel es mir schwer, die Finger von ihr zu lassen. Wenn ich wüsste, wo sie dieses Kleid her hat, würde ich zehn davon kaufen, damit ich neun von ihrem Körper reißen könnte.
Ich schüttle den Kopf. Ich muss aufhören, so an sie zu denken.
Ich bin es gewohnt, zu bekommen, was ich will. Und meistens ist das, was oder wer auch immer es ist, nicht so toll wie erhofft, sei es eine persönliche Assistentin oder meine Ex-Verlobte.
Das Seltsamste daran, sehr reich zu sein, ist, wie sehr die Leute einen anlügen. Sie passen alles an sich sorgfältig an, um dem zu entsprechen, was sie denken, dass man will. Und sie haben nicht den Mumm, einem zu sagen, was sie wirklich denken oder fühlen.
Seit Lena unsere Verlobung gelöst hat, bin ich allen gegenüber sehr vorsichtig geworden. Es ist also das Beste für mich, Aria ihre Arbeit weiter machen zu lassen, solange sie vertrauenswürdig bleibt.
Aber ich kann nicht aufhören, an ihren Körper zu denken. Vielleicht muss ich einfach mit jemand anderem schlafen, um sie aus meinem Kopf zu bekommen.
Ich hatte seit der Trennung von Lena nicht viel Sex. Ich hatte viele Gelegenheiten, aber jede neue Person langweilt mich. Sie fühlen sich alle gleich an - wie Lena, wie alle anderen. Und ich suche nach jemandem, der anders ist.
Jemanden wie Aria James.