Rejected Warrior (Deutsch) - Buchumschlag

Rejected Warrior (Deutsch)

Melanie Gomez

Die Wahrheit

ALPHAKÖNIG THEO

Es war mir unangenehm, vollkommen erschöpft mit meiner Gefährtin und ihren Eltern im Auto zu sitzen, während wir zum Waisenhaus fuhren. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals Hilfe beim Gehen brauchen würde.

Ich versuchte, allein zu gehen, aber meine Gefährtin und ihr Vater mussten mich stützen. Ich hatte zwar etwas Kraft zurückgewonnen, aber ich war immer noch sehr unsicher auf den Beinen. Selbst der Arzt, den wir hatten kommen lassen, hatte so etwas noch nie gesehen.

Ihre Brüder gingen zurück, um ihr Rudel zu führen, während ihre Eltern bei uns blieben.

Ich musste fast ein wenig lachen, denn wenn ich schon als König Probleme hatte, wäre Stern in meiner Situation vermutlich komatös!

Ich versuchte gerade, mich zu entspannen, als meine kleine Cora sich schniefend an mich kuschelte. Ich hob meinen Kopf und sah verwirrt zu ihren Eltern, als ihr Vater auf meine Gefährtin zeigte.

Ich griff nach ihr, löste ihren Sicherheitsgurt und zog sie auf meinen Schoß.

„Was ist los, meine kleine Gefährtin?“

„Ich habe meinem Gefährten wehgetan! Warum solltest du mich jetzt noch wollen, wenn ich so etwas tue? Das war wirklich nicht meine Absicht!“ Sie sprach leise, während immer mehr Tränen fielen.

„Cora, Baby, ich bin dir nicht böse! Du gehörst mir, und ich liebe dich jetzt schon! Wir werden eine Lösung finden, das verspreche ich. Ich komme wieder zu Kräften, und ehe du dich versiehst, ist alles wieder gut. Bitte weine nicht!“

Sie nickte nur und vergrub ihren Kopf an meiner Brust, während ich meine Arme um sie schlang und sie festhielt. Nach ein paar Minuten schlief sie tief und fest, was gut war. Ich wusste, dass sie es brauchte, denn die letzten zwölf Stunden waren hart gewesen.

Wir hatten uns direkt nach dem Essen auf den Weg gemacht. Da wir das Waisenhaus erst in ein paar Stunden erreichen würden, beschlossen wir, uns auf der Fahrt auszuruhen.

Tatsächlich hatte ich gedacht, dass sie einfach in ein Waisenhaus in der Nähe gegangen waren, aber anscheinend hatte sich das Waisenhaus bei Coras Eltern wegen der Adoption gemeldet, nicht umgekehrt.

Als wir endlich angekommen waren, hatte ich wieder etwas Kraft und konnte zumindest kurz aufrecht stehen. Allerdings war meine Energie schnell verbraucht und ich spürte das starke Bedürfnis mich hinzusetzen,

Wir machten uns auf den Weg nach drinnen und wurden sofort in eine Art Konferenzraum geführt, während wir auf die Direktorin warteten. Cora wollte nicht auf dem Stuhl sitzen, den ich für sie herangezogen hatte, also krabbelte sie einfach auf meinen Schoß.

Zum Glück war sie klein genug, um perfekt auf mich zu passen, ohne dass ich das Gefühl hatte, erdrückt zu werden. Sie war einfach perfekt für mich.

Als die Direktorin hereinkam und mich, meine kleine Gefährtin und ihre Eltern sah, wich ihr jegliche Farbe aus dem Gesicht. Es war eindeutig, dass sie etwas wusste. Ich konnte sehen, wie ihr Vater es ebenfalls bemerkt hatte.

„Wir brauchen Antworten, und zwar jetzt. Warum wollten Sie unbedingt, dass wir Cora adoptieren? Warum scheint ihr Gefährte plötzlich krank zu sein? Wo kommt sie her? Warum ist ihre Wölfin weiß und hat eisblaue Augen? Warum werden ihre Tätowierungen auf ihr Fell übertragen, wenn sie sich verwandelt?“, fragte Cannon sichtlich irritiert.

„Nun, zunächst einmal: Ja, sie ist eine Wölfin. Sie ist damals hierhergebracht worden, weil sie versteckt gehalten werden musste. Es gab Leute, die hinter ihr her waren und die wieder hinter ihr her sein werden. Besonders jetzt, wo ihre Wölfin aktiv ist. Ihre Eltern sind bei dem Versuch, sie zu retten getötet worden. Stattdessen hat die Palastköchin sie rausgeschmuggelt und zu uns gebracht. Dann hat sie uns alles erklärt. Es war wichtig, dass Cora zur Kriegerin ausgebildet wurde, damit ihre Wölfin rauskommen konnte. Der Palast ihrer Familie steht noch und wartet darauf, dass sie nach Hause kommt. Ich muss nur einen Anruf tätigen, und sie werden uns sagen, was zu tun ist. Ihre Feinde haben jedoch auch auf ihre Rückkehr gewartet, vor allem seit ihrem achtzehnten Geburtstag. Zu ihrem Glück ist das jetzt schon so lange her, dass die meisten glauben, sie sei tot“, erklärte uns Sandy, was uns noch mehr Fragen aufkommen ließ.

„Also, damit ich das richtig verstehe. Tricora ist das verlorene Kind der königlichen Familie der Aries-Gestaltwandler. Diejenige, von der alle dachten, sie sei tot. Sie ist die Königin aller Gestaltwandler?“

„Ja, und da du ihr Gefährte bist, bist du der König“, antwortete Sandy.

Das war unglaublich! Das alles ging so viel tiefer, als wir es je für möglich gehalten hätten. Ihre Eltern und ich starrten uns nur ungläubig an. „Dann werde ich jetzt mal einen Anruf tätigen.“

Wir saßen einfach nur schweigend da, während Sandy ihr Handy herauszog und einen Zettel aus Coras Akte holte. Sie tippte ein paar Zahlen ein, stellte auf Lautsprecher und nach kurzer Zeit meldete sich eine tiefe Stimme am anderen Ende der Leitung.

„Königlicher Sicherheitsdienst.“

„Argon? Ich bin's, Sandy. Der Phönix ist aufgewacht.“

„Wir sind auf dem Weg! Sind in dreißig Minuten da.“

Dann legte sie auf und wir saßen einfach da und warteten auf diese Leute. Wir wussten nicht, was uns erwarten würde, aber wir hatten das Gefühl, dass sie sich beeilen würden. Hoffentlich würde sich alles ein wenig beruhigen, sobald wir im Palast waren.

Ich lehnte meinen Kopf zurück und schloss die Augen, um wieder zu Kräften zu kommen, als wir das Geräusch von anfahrenden Autos hörten. Ich schaute ihre Eltern an, als etwa zwanzig Männer in Anzügen und mit Headsets hereinkamen und alle Augen auf meine kleine Gefährtin gerichtet wurden.

Ein Mann, der deutlich älter zu sein schien als die anderen, trat zuletzt ein. Ich stupste Cora leicht an. Sie sah erst mich an und richtete dann ihre Augen auf ihn.

Schnell stand sie auf, kletterte auf den Tisch und legte ihre Stirn für eine Minute an seine und schloss die Augen. Dann drehte sie sich lächelnd um. Er grinste breit und zog sie in eine schnelle Umarmung.

Ok, keine Ahnung, was das sollte, aber vielleicht verständigten sich die Leute in ihrem Palast ja so. Dann ließ er sie los und sah mich lachend an.

„Die Gerüchte sind also wahr. Wenn jemand aus der königlichen Familie seinen Gefährten findet, raubt er diesem bei der Markierung die Energie. Nun kommt mit, lasst uns in den Palast fahren, damit unser König seine Energie zurückbekommt. Außerdem müssen wir die Sicherheitsvorkehrungen verstärken, denn sobald bekannt wird, dass die Königin zurück ist, wird es Angriffe auf sie geben. Das Rudel des Alphakönigs wird in den Palast gebracht werden, ebenso wie seine Armeen. Als Nächstes müssen wir eine Krönungszeremonie abhalten. Dazu werden wir alle Alphawandler aus der Gegend einladen. Danach beginnt erst die eigentliche Arbeit“, verkündete der Mann, der sich kurz zuvor als Argon vorgestellt hatte.

Wir standen alle auf, während ich darüber nachdachte, wie sehr sich Stern ärgern würde, wenn er mitbekam, wen er als seine Gefährtin abgewiesen hatte. Was für ein Idiot, aber jetzt gehörte sie ganz allein mir!

Als ich den ersten Schritt machen wollte, weigerten sich meine Beine leider, zu funktionieren, und so musste ich mich am Tisch festhalten, um mein Gleichgewicht nicht zu verlieren. Es dauerte einen Moment, aber schließlich schaffte ich es, mich zu sammeln, und begann loszugehen.

Draußen waren noch mehr Leute, die uns einen Weg vom Gebäude zu den Autos bahnten. Wir wurden schnell zu einem der Autos gedrängt und hineingeschoben, während Argon und noch ein paar weitere Männer einstiegen. Kurz nachdem jemand dem Fahrer ein Zeichen gegeben hatte, setzte sich das Auto in Bewegung.

Als ich mich umdrehte, sah ich, wie ihre Eltern in das andere Auto gedrängt wurden. Um ein bisschen mehr Platz zu haben, zog ich Cora auf meinen Schoß.

„Ich muss es einfach wissen, was war das, was sie da vorhin mit ihrem Kopf gemacht hat? Ist das eine Art von Kommunikation?“

„In gewisser Weise, ja. Als Baby war ihre Wölfin Jenna noch präsent, aber als wir angegriffen wurden, versprach mein Wolf Kaan, sie zu verstecken und zurückzukommen, wenn die Zeit reif sein würde“, antwortete er.

„Auch wenn sie sich nicht an mich erinnert, erinnert sich ihre Wölfin an meinen Wolf und mich. Das Wichtigste war, dass unsere Wölfe sich wieder verbinden und das Vertrauensverhältnis wiederherstellen. Wenn wir ankommen und Euch in den Thronsaal gebracht haben, werden alle Sicherheitsleute und das restliche Personal ihre Stirn an Eure drücken. So wird eine Verbindung zwischen Euch und den anderen aufgebaut. Es gibt viele Gestaltwandler, die für uns arbeiten, da wir alle Gestaltwandler-Arten repräsentieren.“

Während ich zuhörte, saß ich einfach nur da und hielt meine Arme fest um Cora geschlungen. Ich konnte deutlich spüren, wie sie zitterte. Ich sah sie an und merkte erst jetzt, dass ihr Zustand noch schlimmer wurde, da sie laut zu wimmern begann. Mit einem Blick zu Argon stellte ich fest, dass er sie bereits beobachtete. Offenbar hatte er das Wimmern ebenfalls bemerkt.

Schnell rutschte er näher an uns heran, griff nach ihrem Gesicht und drückte seine Stirn auf ihre. Ich beobachtete, wie sie zu weinen begann, während ich versuchte, ihre Atmung zu beruhigen, als wir in das königliche Gebiet einfuhren.

Plötzlich warf sie ihren Kopf zurück, stieß einen markerschütternden Schrei aus und brach in meinem Schoß zusammen. Ich starrte mit großen Augen zwischen ihr und Argon hin und her, der traurig den Kopf gesenkt hatte. Ich war einen Moment lang ratlos, aber bevor ich etwas sagen konnte, beantwortete er meine stille Frage.

„Sie hat begonnen sich an das Chaos des Angriffs zu erinnern. Sie hat quasi noch einmal gespürt, wie die Verbindung zu ihren Eltern gekappt wurde, deshalb hat sie geschrien. Ich habe versucht, sie mit meinem Wolf zu beruhigen, aber ihre Wölfin hat nicht zugehört und ist in Panik geraten. Sie wird wieder gesund, aber es ist, als hätte sie sie gerade erst verloren, obwohl es schon vierundzwanzig Jahre her ist. Wir sollten es langsam angehen. Ehrlich gesagt hatte ich angenommen, dass sie das alles schon als Baby durchgemacht hat.“

Ich nickte nur, schaute nach vorne und sah, wie ein riesiger Palast über den Dächern der Häuser in Sicht kam. Er war strahlend weiß mit dunklen Akzenten. Tatsächlich hatte ich meinen Palast schon für riesig gehalten, aber im Vergleich war dieser hier monströs.

Als wir uns dem Haupttor näherten, sah ich blassblaue Fahnen davor wehen. Die Häuser, die um den Palast herumstanden, gehörten den Wachen. Für den Fall eines Angriffs gab es unterirdische Tunnel, durch die die Familien unter der Erde zum Palast laufen konnten, während die Krieger kämpften.

Tausende von Leuten standen vor den Toren. Die Frauen sahen aufgewühlt aus, genau wie die Ältesten. Als wir endlich anhielten, öffnete Cora ihre Augen, streckte sich und sah Argon an, der ihre Stirn nochmal an seine drückte. Er nickte und bat den Fahrer, sich zum Aussteigen bereit zu machen.

Wir sahen, wie Männer auf uns zurannten und alle umzingelten. Dann wurde die Autotür geöffnet, und Cora stieg aus. Die Menge brach sofort in Jubel und Gejohle aus. Ich sah, wie sie sich in ihre Wölfin verwandelte, was eine noch größere Reaktion hervorrief. Sie sah mich an und deutete mir an, ihr zu folgen. Also verwandelte ich mich ebenfalls und lief hinter ihr her.

Flankiert von den Wachen gingen wir bis zum Tor des Palastes, und als sie hindurchging, nahm der Wind zu, als wüsste er, dass sie zu Hause war. In dem Moment, in dem ich durch das Tor trat, spürte ich, dass meine Kraft zurückkehrte und ich mich wieder wie ich selbst fühlte.

Wir schritten zum Eingang, verwandelten uns wieder in unsere menschlichen Gestalten, warfen uns ein paar Kleider über und winkten der Menge zu. Dann wurden wir in den Palast geführt. Die Eingangshalle übertraf alles, was ich je zuvor gesehen hatte. In diesem Gebäude konnte man sich sicher verlaufen. Als ihre Eltern hereingebracht wurden, sahen sie sich ebenso ehrfürchtig um.

Wir hatten jedoch nicht sonderlich viel Zeit, uns weiter umzusehen, da wir sofort in den Thronsaal geführt wurden, um unsere Plätze einzunehmen. Plötzlich blieb Cora stehen und sah Argon an.

„Wo ist die Köchin, die mich gerettet und befreit hat?“, fragte sie.

„Nachdem Ihr im Waisenhaus abgesetzt worden seid, ist Köchin Ana weggelaufen. Leider ist sie gefangen und getötet worden. Ihre Tochter Annabelle arbeitet immer noch hier als unsere neue Köchin. Ihr werdet sie bald kennenlernen“, erklärte Argon.

Kurz darauf betraten wir den riesigen Thronsaal. Es war ein ziemlich großer Raum, mit weißen und hellblauen Wänden, ein paar dunklen Akzenten und hellgoldenen Thronen in der Mitte. Schockiert starrten wir auf die Throne, bevor wir hinübergingen und unsere Plätze einnahmen.

Hier saßen wir stundenlang und begrüßten einen nach dem anderen. Die letzte Person, die auf uns zukam, weinte und trug eine Schürze. Sie klammerte sich an Argon fest, und wir wussten, dass es Annabelle war. Cora sprang auf und rannte auf sie zu, als Annabelle auf die Knie fiel. Schnell legte sie ihre Stirn an Annabelles und sie hielten sich weinend in den Armen.

Argon ging zu mir hinüber und stellte sich neben mich. „Sie wurden am selben Tag geboren und verbrachten jeden Tag ihres sehr jungen Lebens damit, miteinander zu spielen, zumindest bis zu dem Tag des Angriffs. Annabelle hat an diesem Tag ihre beste Freundin verloren und dafür gebetet, dass sie sie eines Tages wiedersehen würde.“

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