
Prophecy-Serie: Artemis' Prophecy Teil 2
Selene und Artemis sind durch Schicksal und Feuer verbunden – doch das Königreich ist nicht überzeugt. Flüsternde Stimmen erheben sich, die Loyalität schwankt, und selbst Artemis’ eigenes Blut kann nicht vertraut werden. Als der Krieg durch die Palasttore bricht, stehen Selene und Artemis Schulter an Schulter und kämpfen um mehr als nur das Überleben – sie kämpfen für ihre Verbindung. Doch mit Verrat in der Luft und dem Druck von allen Seiten beginnen Risse in ihrer Beziehung sichtbar zu werden. Kann ihre Liebe Zweifel, Gefahr und ein gespaltenes Königreich überstehen? Oder wird das Gewicht des Schicksals sie auseinanderreißen? Eines ist sicher: Die Liebe könnte der gefährlichste Kampf von allen sein.
Die Verbindung dahinter
Aus dem Universum “The Prophecy”: Artemis’ Prophecy Teil 2
SELENE
Als ich endlich wieder zu mir kam, fühlte ich mich wie benebelt. Mein Kopf drehte sich, als hätte ich zu tief ins Glas geschaut.
Mein ganzer Körper schmerzte – mein Geist, mein Herz, sogar meine Muskeln.
Ich kniff die Augen zusammen, als grelles Licht mich blendete.
Der schwache Duft, der noch im Raum verweilte, überwältigte meine Sinne. Ich hob die Nase und atmete tief ein, um ihn besser wahrzunehmen.
Mit Mühe zwang ich mich, die Augen zu öffnen und mich aufmerksam umzusehen.
Ich befand mich in einem Schlafzimmer, doch nicht in jenem, das mir vertraut war.
Das Kingsize-Bett war mit roten Samtbezügen ausgestattet – Decke, Laken, Kissenhüllen -, selbst die Vorhänge waren aus rotem Samt.
Die Farbe erinnerte mit ihrem satten, dunklen Rot anreife Kirschen.
Mein Blick wanderte zu den hölzernen Elementen im Raum, die mit kunstvollen Schnitzereien verziert waren.In den Ecken waren Ornamente eingearbeitet: zwei Wölfe, die dem Mond gegenüberstanden, umgeben von Baumreihen.
Der Raum strahlte königlichen Luxus aus.
Und je länger ich mich umschaute, desto mehr glaubte ich, dass dies tatsächlich das Gemach eines Königs sein musste – Artemis.
Doch der Geruch, der in der Luft hing, irritierte mich. Er war vertraut und doch fremd, betörend, tröstend, aufwühlend zugleich.
Es war eine Mischung aus all den Düften, die ich liebte: frische Kiefernnadeln, wilde Frühlingsblumen, der Geruch des Waldes nach einem Regen.
Artemis roch nicht so – diesen Duft hatte ich nie an ihm bemerkt. Also konnte dies nicht sein Zimmer sein, es musste jemand anderem gehören.
Vielleicht seinem Bruder?
Oder war ich womöglich gar nicht mehr im Palast, sondern anderswo?
Erschrocken richtete ich mich auf und lehnte mich an das hölzerne Kopfende.
„Autsch“, murmelte ich und rieb mir die schmerzende Stelle, bis ich eine kleine Beule ertastete.
In diesem Moment erklangen Schritte hinter der Tür, und wie automatisch richtete ich mich kerzengerade auf, ohne recht zu wissen, warum.
Die Schatten unter seinen Augen waren dunkler als gewöhnlich, ein angespanntes, dünnes Lächeln lag auf seinen Lippen. Seine lockigen, braunen Haare fielen ihm in die Stirn.
Verwirrt stellte ich fest, dass ich mich tatsächlich in Artemis’ Bett, in seinem Zimmer befand.
„Guten Morgen“, sagte er, und das angestrengte Lächeln wurde breiter, als er meine aufgerissenen Augen und zusammengepressten Lippen sah.
„Guten Morgen“, erwiderte ich stockend, räusperte mich und versuchte, mir meine Anspannung nicht anmerken zu lassen.
„Was… was mache ich hier?“, fragte ich geradeheraus.
Er runzelte die Stirn, bevor er mich ansah.
„Du bist ohnmächtig geworden. Du warst etwa acht Stunden nicht ansprechbar. Ich hoffte, du würdest bald aufwachen.“
„Was ist passiert?“, fragte ich, doch in diesem Moment kehrten die Erinnerungen zurück.
Eine Stimme erklang in meinem Inneren, fremd und doch seltsam vertraut. Es war eine Frauenstimme – sanft, aber kraftvoll.
Die Mondgöttin sprach zu mir.
Die Erinnerung kam zurück.
Meine Augen trafen die seinen, und augenblicklich schoss eine Welle von Energie durch meinen Körper. Das war die Wahrheit – unausweichlich.
„Nein … das kann nicht sein“, flüsterte ich, obwohl ich es in meinen Knochen fühlte, obwohl meine Haut nach seiner Nähe verlangte, obwohl ich die Göttin selbst gehört hatte. Trotzdem wollte ich es hinterfragen und verstehen.
„Doch“, erwiderte er schlicht, und ich verstummte.
Mir fehlten die Worte, Sekunden vergingen, ehe mir etwas einfiel, was ich erwidern konnte.
„Aber Artemis ... das kann nicht sein ... die Verbindung hätte uns doch sofort auffallen müssen. Wir sind beide alt genug, wir verbringen seit Wochen Zeit miteinander – und nie… nie habe ich es gespürt ... bis jetzt“, erwiderte ich verwirrt und verängstigt.
„Aber es ist so, Selene. Wir sind verbunden. Du bist meine Schicksalsgefährtin, und ich bin deiner. Ich weiß nicht, warum uns dies erst jetzt offenbart wurde, aber es ist wahr.“ Artemis schüttelte den Kopf, als könne er es selbst kaum glauben.
Mein Mund fühlte sich trocken an. Ich starrte ihn an und versuchte, etwas zu begreifen, das keinen Sinn ergab.
„Ich verstehe das nicht“, flüsterte ich kaum hörbar, mehr zu mir selbst als zu ihm.
Doch er hörte es.Langsam kam er näher, seine Bewegungen vorsichtig, beinahe scheu.
In seinen Augen lag etwas, das ich noch nie gesehen hatte – er wirkte nicht selbstsicher oder gelassen wie sonst.
Es war Verletzlichkeit. Vielleicht sogar Angst.
Angst, dass ich davonlaufen würde, sobald ich die Möglichkeit dazu hatte.Angst, dass er seine Gefährtin verlieren würde, ehe er sie wirklich gewonnen hatte.
„Ich habe es in dem Moment gespürt, als du ohnmächtig wurdest“, sagte er leise. „Als hätte ein fehlendes Stück in mir endlich seinen Platz gefunden. Als wäre ich die ganze Zeit blind gewesen und plötzlich ... konnte ich sehen.“
Seine Stimme zitterte leicht, als er sprach.
Mein Herz raste, mein Atem beschleunigte sich.
„Selene“, fuhr er fort und kniete sich neben das Bett, seine Finger berührten den Rand der roten Samtdecke.
„Ich kann dir nicht sagen, warum unsere Verbindung so lange im Verborgenen blieb, aber ich weiß, dass dies real ist – dass das, was wir gerade fühlen, echt ist. Du hast die Mondgöttin auch gehört, nicht wahr?“
Ich nickte langsam, krallte die Finger in den Stoff und schloss die Augen. „Die Mondgöttin.“
Er holte kurz Luft, und für einen Moment schwiegen wir, nur unser Atem war zu hören.
„Aber … nach allem, was ich dir angetan habe?“, flüsterte ich, bevor ich mich zurückhalten konnte.
Ich fühlte mich unglaublich schuldig, das Gefühl lag schwer wie Blei auf meiner Brust..
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich kaum merklich, doch ich bemerktees. Das kleine Zucken in seinen Augen.
Er sah weg. „Ich weiß. Und dennoch vergebe ich dir.“
Aber er bot sie mir trotzdem an, als wäre es etwas, das ich einfach annehmen könnte.
Ich schüttelte den Kopf und versuchte, nicht zu weinen.
„Das solltest du nicht tun“, flüsterte ich mit Tränen in den Augen. „Du solltest mir nicht so leicht vergeben. Du weißt nicht einmal alles, was ich getan habe ... was ich vor dir verheimlicht habe. Ich verdiene deine Vergebung nicht, Artemis.“
Er sah mich dann an, sein Blick nicht mehr sanft – auch nicht wütend, eher sehr entschlossen.
„Selene“, sagte er meinen Namen, als wäre er etwas ganz Besonderes. „Die Mondgöttin vereint Wölfe aus einem Grund. Diese Verbindung hält für immer.“
Er streckte die Hand nach meiner aus, berührte mich aber nicht.
„Es ist eine große Entscheidung, über die du sicher nachdenken musst. Aber ich werde nicht zulassen, dass du dich für Dinge verantwortlich fühlst, die nicht nur deine Schuld sind. Victors Sohn ist ein sehr bösartiger Mensch. Er manipuliert dich und nutzt dein Vertrauen und eure Beziehung aus, um dich zu kontrollieren und seinen Plan in die Tat umzusetzen. Was auch immer vorher passiert ist – ich kann damit umgehen, auch wenn du das nicht glaubst. Ich bin stärker, als ich aussehe, Selene.“
Ich spürte einen Kloß in meinem Hals.
Dann senkte ich den Blick und betrachtete unsere Hände, die sich fast berührten – seine war ruhig und wartend; meine zitterte vor Gefühlen, die ich nicht beschreiben konnte.
Dann, langsam, erlaubte ich mir, sanft seine Hand zu berühren.Ein Stromstoß durchzuckte mich, das Band pochte wie ein zweites Herz zwischen uns.
Für einen Moment konnte ich nicht atmen, nicht denken.
Da war sie. Die unsichtbare Verbindung, die uns eins machte und uns zusammenschweißte.
Wir waren schon immer füreinander bestimmt gewesen – aber aus irgendeinem Grund hatte die Mondgöttin gewartet, dieses Wissen mit uns zu teilen.
„Ich habe Angst“, gab ich zu.
„Ich weiß“, flüsterte er zurück. „Ich auch. Selbst ein König kann Angst haben.“
Wir saßen schweigend da, im gedämpften roten Samtlicht des Raumes, während das Sonnenlicht durch die Vorhänge fiel, wie ein unsichtbarer Zeuge unserer Verbindung.
Für einen Moment vergaß ich meine Schuldgefühle. Ich vergaß meinen Verrat.
Und Artemis auch.
Und vielleicht ... reichte das für den Moment.














































