
Ich konnte mich nicht rühren und der Gestaltwandler brach mir nicht das Genick.
Selbst als der Schmerz nachließ, war ich zu schwach, um viel zu tun.
Dann kam die Patrouille.
Ich stöhnte auf, als sie meine Arme auf den Rücken drehten und mir Handschellen anlegten.
Zu meiner Überraschung waren es keine Werwölfe, sondern Menschen.
Einer von ihnen packte mich an den Haaren und riss meinen Kopf nach hinten.
„Sieh mal einer an, noch ein Blackthorne!“, höhnte er.
Ich hörte den Werwolf lachen. „Nicht mal ein Blackthorne kommt gegen einen Taser an!“
Ein stechender Schmerz durchfuhr meinen Hals; dann wurde alles schwarz.
Ich erinnere mich an einen Tag aus meiner Kindheit, als ich mit meinen Brüdern zusammensaß.
Mein Vater erzählte uns Geschichten über Spione und Kämpfer aus dem Zweiten Weltkrieg.
Er berichtete, wie sie niemals redeten, selbst wenn sie gefangen wurden.
Wie manche spezielle Zahnfüllungen mit Gift hatten.
Sie würden sie zerbeißen und den Tod wählen, anstatt dem Feind Geheimnisse zu verraten.
Dann sagte er uns, dass wir genauso sein müssten, falls wir je gefangen würden.
Denn sie würden uns foltern, bis wir unsere Geheimnisse preisgaben oder starben.
Dann lächelte er und zitierte: „Unser Leben wird durch den Tod anderer erkauft.“
Stellt die Familie an erste Stelle; eines Tages müsst ihr vielleicht einer der anderen sein.
Heute wurde mir klar, dass ich einer der anderen war.
Als ich aufwachte, wusste ich, dass ich nicht mehr am Waldrand war.
Was auch immer der Wächter mir in den Hals gespritzt hatte, hatte mich bewusstlos gemacht.
Jetzt lag ich auf einem Bett in einem kleinen fensterlosen Raum.
Es war eine Art Zelle: Metalltür, Betonwände.
Meine Hände waren immer noch hinter meinem Rücken gefesselt und mein Kopf dröhnte.
Bis ich fertig war, würde er noch mehr schmerzen.
In der Ecke des Raums befanden sich ein Waschbecken und eine Toilette.
Ich trug nur noch mein T-Shirt und meine Unterwäsche.
Meine Stiefel waren weg, was bedeutete, dass auch mein Silbermesser weg war.
Ein weiterer Grund für sie, mich zu töten.
Silberwaffen waren verboten.
Wenn man mit einer erwischt wurde, war es vorbei.
Aus die Maus!
Ich fragte mich, warum sie mich nicht einfach erschossen hatten, aber irgendwie wussten sie, dass ich ein Blackthorne war.
Ich hatte gehört, wie der Wächter es sagte, bevor ich das Bewusstsein verlor.
Sie wollten zuerst Informationen.
Informationen, die ich ihnen niemals geben würde.
Ich schaffte es, mich aufzusetzen und zur Tür zu bewegen. Das würde wehtun, aber wer hat gesagt, dass Selbstmord einfach sein würde? Ich fing an, meinen Kopf gegen die Metalltür zu schlagen.
„Ich werde dich ein letztes Mal stolz machen, Vater“, sagte ich leise.
Ich schaffte es, meinen Kopf ein paar Mal gegen die Tür zu schlagen, bevor die Wachen hereingestürmt kamen.
Ich hatte die Kamera in der Zelle nicht gesehen.
Blut lief bereits an meiner Schläfe herunter, als die Tür plötzlich aufging.
Zwei Wachen stürmten herein und hielten mich fest, damit ich mich nicht weiter verletzen konnte.
Dann blickte ich auf und sah ihn.
Einen Werwolf.
Ich erkannte es an seiner Größe und seinem Aussehen.
Sie sahen immer aus, als kämen sie gerade aus dem Fitnessstudio.
Sie hatten immer diesen selbstsicheren Blick, der sagte: „Schau mich an, schau wie perfekt ich bin, schau wie klein du bist!“
Sein dunkles Haar war kurz geschnitten und seine braunen Augen schienen direkt in mich hineinzublicken.
Ich schenkte ihm ein gehässiges Lächeln, das sagte: Du hast verloren.
Er sah mich an, holte tief Luft und schüttelte den Kopf. Seine Hand war sanft, als er mein Gesicht hielt, und sein Daumen strich behutsam über meine Wange.
Ich runzelte die Stirn, als meine Augen verschwommen wurden. Das Letzte, was ich hörte, bevor ich das Bewusstsein verlor, war seine tiefe Stimme.
„Alles wird gut, Kleine.“
Ich hatte versagt. Versagt bei meiner Aufgabe, die benötigten Vorräte zu beschaffen. Versagt, der Gefangennahme zu entgehen. Versagt, mich selbst zu töten. Am schlimmsten war, dass ich meinen Vater enttäuscht hatte.
Alles, was ich hören konnte, war ein Piepen...Piepen...Piepen.
Ich stöhnte; mein Kopf schmerzte.
Ich sollte tot sein.
Ich versuchte mich zu bewegen.
Als mir klar wurde, dass ich es nicht konnte, öffnete ich die Augen.
An meinen Armen waren Schläuche befestigt und neben mir piepte ein Gerät.
Ich war an ein Bett gefesselt.
Riemen an meinen Handgelenken und Knöcheln.
Ich schrie so laut ich konnte und zerrte an den Riemen.
„Lasst mich frei! Lasst mich sofort frei, ihr Hunde!“
Eine Frau in weißer Uniform kam herüber; sie sah aus wie eine Krankenschwester.
„Ganz ruhig, Miss. Wir wollen nur nicht, dass Sie sich verletzen“, sagte sie mit sanfter Stimme.
Ich sah sie an; sie sah nicht wie ein Werwolf aus. Sie war nicht groß genug. Tatsächlich war sie ziemlich klein.
„Bitte...Sie müssen mir helfen. Sie werden mich töten. Foltern. Lassen Sie mich einfach gehen!“
Sie schüttelte den Kopf. „Niemand wird Ihnen etwas tun, bleiben Sie einfach ruhig liegen“, sagte sie.
Ich konnte nicht glauben, wie gelassen sie war; sie würde zusehen, wie ein Mitmensch getötet werden würde. Ich begann wieder an den Riemen zu zerren und meinen Kopf gegen das Bett zu schlagen.
Die Krankenschwester sah jetzt etwas verängstigt aus; sie musste einen Alarm ausgelöst haben.
Die Tür flog auf.
Zwei Männer kamen hereingestürmt.
Oder besser gesagt, ein Mann und ein Werwolf.
Der Mann war wie die Frau ganz in Weiß gekleidet.
Den Werwolf erkannte ich sofort wieder.
Es war derselbe, der in der Zellentür gestanden hatte.
„Lass mich frei, du verdammter Köter!“, schrie ich ihn an.
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, während ich an den Riemen zerrte und meinen Kopf weiter gegen das Bett schlug.
„Erin!“, begann er, „du musst dich beruhigen.“
Seine Stimme war leise und ruhig, was mich nur noch wütender machte.
„Ihr werdet nichts aus mir herausbekommen. Egal was ihr tut...ihr könnt mich genauso gut gleich töten!“, schrie ich.
Ich zerrte weiter an den Riemen und bewegte meinen Kopf.
„Und wag es ja nicht, mir zu sagen, ich soll mich beruhigen. Wie ruhig wärst du denn, wenn du an ein verdammtes Bett gefesselt wärst!“, sagte ich zornig.
Er kam herüber und legte seine Hand auf meinen Kopf, um ihn stillzuhalten.
Der Druck auf meine Kopfwunde tat so weh, dass ich aufschrie.
„Niemand wird dich töten. Ich will dir nicht wehtun, Erin, aber ich kann auch nicht zulassen, dass du dich selbst verletzt. Wenn du deinen Kopf stillhältst, lasse ich los...wenn nicht...“, warnte er.
Ich schloss die Augen und hielt meinen Kopf still. Er war zu stark für mich. Wenn ich weiterkämpfte, würde es nur noch mehr wehtun.
Endlich ließ er los und ich kniff die Augen zusammen, bis der Schmerz in meinem Kopf nachließ.
Dann wurde mir klar: Woher kannte er meinen Namen?
„Woher zum Teufel kennst du meinen Namen?“, fragte ich mit leiser Stimme.
Er holte tief Luft.
„Als Alpha ist es meine Aufgabe, alle Wölfe in meinem Gebiet zu kennen“, er hielt inne, „auch die Halbwölfe!“
Ich zerrte wieder an meinen Fesseln. „Ich bin kein verdammter Wolf“, sagte ich wütend. „Ich bin eine Jägerin und töte deinesgleichen...zum Spaß!“ Ich spuckte aus.
Er lächelte mich an. „Du riechst ein bisschen nach Wolf, Erin. Es ist schwach, aber es ist da. Vor allem rieche ich, dass du Angst hast!“
Er streckte die Hand aus und die Frau gab ihm ein Klemmbrett.
Er brummte: „Du hast eine Menge Eisenhut in deinem Blut. Es verdeckt deinen Geruch und deinen Wolf. Wärst du ein Vollwolf, wärst du wahrscheinlich tot, also musst du ein Halbwolf sein.“
Er blickte wieder auf das Papier auf dem Klemmbrett.
„Wann hast du es zuletzt genommen? Clever von dir, das vor uns zu verbergen. Aber nicht clever genug!“
Ich sah ihn wütend an. „Wovon zum Teufel redest du? Du bist ein verdammter Narr!“, spuckte ich.
Er brummte wieder und gab der Frau das Klemmbrett zurück. Er ging zur Wand und nahm ein Telefon ab. Ich beobachtete, wie er ein paar Tasten drückte und dann hineinsprach.
„Ich bin bei der Blackthorne, ich brauche deine Hilfe.“
Er hielt inne und hörte dem zu, der am anderen Ende der Leitung war.
„So schnell wie möglich!“ Er beendete das Gespräch und legte den Hörer auf.
Ich starrte ihn an. Was tat er da, wen rief er an?
„Ich werde euch nichts sagen, egal was ihr tut!“, spuckte ich.
Er lächelte mich wieder an: „Keine Sorge, Erin. Niemand wird dir wehtun!“
Ich zerrte wieder an den Riemen. Wenn jemand so etwas sagte, bedeutete es normalerweise das Gegenteil. Ich würde nicht betteln, aber ich würde auch nicht kampflos aufgeben.
Der menschliche Mann, der hereingekommen war, blickte nervös auf die Riemen. Das ließ mich noch härter kämpfen.
Der Werwolf sah zu ihm hinüber, er konnte wahrscheinlich seine Angst riechen. Angst, dass ich mich befreien würde, und wenn ich das täte, würden sie es alle bereuen.
Ich sah den Mann wütend an.
„Wie kannst du einfach dastehen und zusehen, wie ein Mitmensch so leidet? Wenn ich frei komme, wirst du es bereuen!“, spuckte ich.
„Keine Sorge, James, sie wird sich nicht befreien und niemandem etwas tun“, sagte der Alpha ruhig.
Der Mann nickte dem Werwolf zu.
Wie konnten sie nur so schwach sein? Ich zerrte weiter an den Riemen. Dann öffnete sich die Tür und ein weiterer Werwolf kam herein; er hatte blondes Haar.
Er kam direkt an die Seite des Bettes.
„Bleib weg von mir, du verdammter Köter!“, schrie ich.
Er sah mich an und hob eine Augenbraue, dann wandte er sich an den Alpha-Wolf.
Er schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, Alpha Marcus, nur Angst und Mensch.“
Alpha Marcus lächelte. „Danke, Stephen.“
Der Werwolf, Stephen, drehte sich um und verließ den Raum. Was zum Teufel sollte das?
Ich grinste ihn gehässig an. „Wie fühlt es sich an, sich zum Narren zu machen, oh mächtiger Alpha-Wolf? Scheint, als hättest du dich geirrt!“
Alpha Marcus kam langsam auf mich zu, lächelte und zeigte seine Zähne.
Scheiße, jetzt würde er mich töten. Ich hoffte nur, es würde schnell gehen.
Ich schloss die Augen und wartete, aber alles, was ich spürte, war seine Hand, die sich unter meinen Nacken schob.
Die Haare stellten sich sofort auf, als hätte jemand etwas Kaltes dorthin gelegt, aber seine Finger waren warm.
Er begann, meinen Nacken mit seinen Fingern zu massieren.
Ich versuchte, mich von seiner Hand wegzubewegen, aber er hielt sie fest.
Ich stöhnte auf, als eine Welle des Wohlgefühls meinen Rücken hinunterlief. Aus meiner Kehle drang ein leises Knurren. Ich hatte keine Ahnung, woher es kam.
Meine Augen weiteten sich.
Je mehr er rieb, desto mehr Wohlgefühl durchströmte meinen Körper.
Ich spürte Dinge, die ich noch nie zuvor gefühlt hatte.
Wäre es jemand anderes gewesen, hätte es mich wohl nicht so sehr gestört, aber er war ein Werwolf!
Mein Erzfeind!
„Bitte...bitte hör auf!“, stöhnte ich, als eine weitere Welle des Wohlgefühls mich erzittern ließ.
Mein Entschluss, nicht zu betteln, war schnell dahin. Ich hatte mich nur auf Schmerzen vorbereitet, nicht auf die Gefühle, die ich jetzt hatte.
Dann flüsterte er in mein Ohr.
„Siehst du, meine kleine Wölfin, ich irre mich nie!“
Er presste seine Nase an meinen Hals und atmete ein.
„Hmm“, knurrte er genüsslich.
Ich zitterte, diesmal nicht vor Vergnügen, sondern vor Ekel.
Mein Gehirn begann endlich zu arbeiten, gegen meinen Körper, der sich wehrte.
Ich versuchte mich wegzuziehen, aber er hielt meinen Nacken immer noch fest.
Der Gedanke, einen Werwolf so nah zu haben, verursachte mir Übelkeit.
„Keine Sorge, Kleine, bald wird alles einen Sinn ergeben“, flüsterte er.
Seine Finger drückten sanft gegen meine Schläfe.
„Schlaf, kleine Wölfin“, flüsterte er.
So sehr ich auch dagegen ankämpfte, ich spürte, wie ich erneut in den Schlaf fiel.