
Owned by the Alphas Buch 3: Marked by the Alphas
Lorelai und ihre Alphas kämpfen darum, das Reich vor den Vampiren zu retten. Ihre Familie und ihre Fähigkeiten als Gestaltwandler stehen auf dem Spiel, und ohne jemand anderen, dem sie vertrauen können, müssen sie sich aufeinander verlassen, um diesen Krieg lebend zu überstehen.
Doch jetzt haben sie noch mehr zu verlieren: die Erben ihres Rudels. Sie sind mächtiger als je zuvor und stellen eine brandneue Zielscheibe für Angreifer dar. Können Lorelai und ihre Alphas das Rudel, ihre Paarungsbindung und ihre Erben am Leben halten, oder sind die Vampire die Bedrohung, gegen die selbst sie nicht stark genug sind?
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Das Portal
LORELAI
Derik presste seinen Mund auf meine Lippen, sein Atem war so schwer wie meiner, während ich ihn ritt und meine Hüften auf ihm bewegte. Die Kissen waren überall auf dem Zeltboden verstreut, die Felldecken irgendwo auf der Seite, während ich mir nahm, was ich brauchte.
Es war ein Moment der Ruhe im Chaos, der mir helfen sollte, mich den restlichen Tag über konzentrieren zu können. Ohne die Berührung meiner Alphas war ich ein Wrack, und das konnte ich mir nicht leisten. Schließlich war ich auf der Jagd.
Derik packte meinen lockeren Zopf und küsste langsam meinen Hals, während er jeder meiner Hüftbewegungen mit einem Stoß begegnete. Lust wärmte mich, ein Feuer, das den Stress schmolz. Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis es mich auffressen würde, aber ich musste stärker sein.
Es waren vier Tage vergangen, seit Adrenna meinen Sohn entführt hatte, und wir hatten sie immer noch nicht eingeholt. Wir waren ihr dicht auf den Fersen – hielten sie in Bewegung, hinderten sie daran, zu Silas zu gelangen – aber der Stress brachte mich innerlich um.
Meine Seele schrie nach Zale, und ich beruhigte mich nur in den wenigen Momenten, die ich mir in den Armen meiner Alphas erlaubte, oder wenn Enzi bei mir war. Sie war unruhig, weinte, und ich spürte ihr Bedürfnis so stark wie mein eigenes. Ihre Schatten traten ständig aus ihr heraus, auf der Suche nach ihrem Bruder.
Es brach mir das Herz, aber deshalb musste ich meinen Alphas erlauben, mich wieder zusammenzufügen. Ihre Haut auf meiner, ihre Atemzüge, die wir teilten, ihre Körper schenkten mir eine Verschnaufpause, damit ich tun konnte, was nötig war:
Adrenna zu töten.
Ich bewegte mich schneller auf Derik, verzweifelt, das Ziel zu erreichen, verzweifelt danach, Erleichterung zu verspüren, um wieder an die Arbeit gehen zu können. Ich hatte keine Zeit für die Intimitäten, die sie sich wünschten und sie hatten es bisher akzeptiert, denn sie hatten keine Wahl.
Derik legte sich in die Kissen zurück, er stieß seine Hüften gegen meine, während seine Hände an meine Taille glitten und mich festhielten, um seinen Schwanz noch tiefer in mich zu schieben. Es war genau das, was ich brauchte. Ich keuchte und stöhnte, als die Lust in mir weiter stieg und endlich Überhand nahm.
„Ja“, stöhnte ich atemlos und ritt ihn hart, bis er fluchte, genauso schweißnass wie ich. Mein Orgasmus raubte mir den Atem, das Verlangen ließ mich an seinem Körper erzittern, ich grub meine Nägel in seine Brust.
Stöhnend kam er in mir, während sich meine Muschi wie ein Schraubstock um seinen Schwanz klemmte, bevor ich auf ihm zusammenbrach. Er strich mir das Haar zurück und küsste mich auf den Kopf, während er langsam wieder zu Atem kam. Ich gönnte mir diesen Luxus nicht, stattdessen stieg ich von ihm herab und zog mich an.
Er setzte sich auf und fuhr sich mit der Hand durch sein kurzes, dunkelbraunes Haar, das etwas länger geworden war. Es lockte sich ein wenig und ein paar Strähnen fielen ihm ins Gesicht.
„Brax ist bei Enzi und Kai organisiert heute Morgen die Jagdteams, meine Schöne. Wir haben also noch ein paar Minuten für uns.“ Er versuchte es, das taten sie alle, aber ich musste draußen sein, ich musste Zale finden.
Ich konnte ihn fühlen, seine Schatten. Sie waren mit den Schatten seiner Schwester verbunden, in die ich mich einfühlen konnte. Ich musste sicherstellen, dass es ihm heute Morgen gut ging. Er hatte keine Schmerzen, er fühlte sich wohl, doch ich spürte, wie sehr er sich nach mir sehnte. Mir ging es genauso.
Ich hatte keine Zeit, um mich richtig auszuruhen oder zu Atem zu kommen. Die wenigen Momente, in denen ich mich in den Armen meiner Alphas gehen ließ, waren der einzige Zeitpunkt, an dem mein Kopf wirklich funktionierte. „Ich brauche keine Verschnaufpause. Zieh dich an. Wir befreien das Biest heute aus seinem Gefängnis, und wenn es mich umbringt“, sagte ich und zog mir eine Lederhose an, bevor ich mir ein Musselinhemd und eine Weste überwarf. Korsette und Kleider konnten mir wirklich gestohlen bleiben. Sehr zum Entsetzen meiner Mutter natürlich.
Ich zog meine Stiefel an und strich mir dann das Haar zurück, als Derik zu mir herüberkam und meinen Hals küsste. Ich seufzte. Seine Lippen auf mir zu spüren, beruhigte immer meine wirren Gedanken, die uns alle verrückt machten.
„Tabby trifft uns heute, meine Schöne. Sie hat, was wir brauchen, um das Biest zu befreien. Und dann werden wir Zale finden, okay?“, beruhigte er mich.
Ich nickte, drehte mich zu ihm um und schenkte ihm einen kleinen Kuss, bevor ich aus unserem Zelt trat. Es war größer als die anderen, aber das lag nur daran, dass die Alphas selbst unheimlich groß waren.
Seit ich mich verwandelt hatte – zumindest halb – waren meine Gefährten gewachsen. Ich war mir nicht sicher, ob das an der abgeschlossenen Paarung lag oder daran, dass ich stärker war als zuvor, oder ob es eine natürliche Entwicklung war, jedenfalls überragten sie mittlerweile jeden.
Brax war immer noch der Schlankeste unter den Dreien, aber selbst er hatte zugelegt. Kai war ein Monster geworden, verdammt groß, und er erschreckte jeden mit seiner Muskelkraft. Seine breiten Schultern und seine Größe allein ließen ihn schon einschüchternd wirken, selbst für sein Rudel.
Ich schritt zwischen den Zelten hindurch und schnaubte die Wölfe an, die ihr Frühstück genossen, anstatt sich nützlich zu machen. Dann verschwand ich wieder im großen Zelt, als hätte ich mir nicht gerade selbst ein paar Minuten für mich gestohlen.
Brax war inzwischen auch dort, mit Enzi, die sich an seine Brust schmiegte, während er und Kai die Karte des Reiches musterten. Wir hatten Adrenna bereits durch das gesamte Waldgebiet verfolgt, immer entlang der Grenze.
Jetzt befand sie sich im Vampirgebiet, und wir waren zwar nicht weit entfernt, mussten dadurch aber noch wachsamer sein. Nicht, dass es wirklich noch eine Rolle spielte. Die Grenze war gefallen. Wir konnten jederzeit auf Vampire stoßen, und ich war nicht bereit, darauf zu warten, bis sie uns fanden, um Zale endlich zurückzubekommen.
„Wann brechen wir auf?“, fragte ich und analysierte die Jagdpläne, an die wir uns heute halten wollten. Kleine Holzfiguren von Wölfen standen dort, wo wir uns befanden, aber ich bemerkte keine Teams, die heute aufbrechen sollten. Kai schüttelte den Kopf. „Wir gehen nirgendwo hin. Tabby kommt hierher, also bleiben wir hier“, erwiderte er streng. Seine eigene Wut floss ständig in die Rudelverbindung ein, wodurch wir Adrenna so gut es ging in die Enge trieben.
Wir hatten sie ein paar Mal erwischt, aber sie schlüpfte uns immer wieder durch die Finger, was verdammt frustrierend war.
„Also kann das Rudel diese Bereiche durchsuchen.“
„Nein, kleine Luna. Vielleicht benötigen wir die Stärke des Rudels, um dieses Biest zu befreien und es in unser Reich zu holen. Wenn das Rudel anderweitig beschäftigt ist, werden wir Zeit verlieren und Adrenna wird weiter vorankommen, möglicherweise in Silas Nähe kommen. Sobald das Biest allerdings frei ist, wird das keine Rolle mehr spielen.“
Mir blieb der Mund offen stehen. „Und was, wenn sie es zu Silas schafft?!“, wollte ich erschrocken wissen. Meine Geduld und Bereitschaft, etwas Unbekanntes zu verstehen, war momentan wirklich nicht gegeben.
„Sie hat uns auf eine Jagd geführt, die ihr Spaß macht, also gehe ich davon aus, dass sie damit weitermachen wird, bis ihr langweilig wird. Sie ist nicht dumm, Hitzkopf, sobald sie dieses Baby übergibt, könnte Silas sehr wohl entscheiden, dass sie keinen Nutzen mehr für ihn hat“, erklärte Brax, während Enzi anfing, unruhig zu werden.
Ich ging zu ihr, lächelte sanft beim Anblick ihres perfekten Gesichts, bevor ich sie ihm abnahm. Dann legte ich sie an meine Brust, und sie drehte sich sofort in meine Richtung, um zu frühstücken. Lächelnd öffnete ich meine Weste.
Sie saugte leicht an meiner Brustwarze, als Derik hereinkam, frisch geduscht und bekleidet. Er küsste mich auf die Stirn, bevor er sich die Karte ansah.
„Wie läuft es in der Stadt? Haben sich die Vampire bewegt?“, fragte Derik.
Kai schüttelte den Kopf. „Es gab keine Sichtungen. Bisher haben sie das Rudel in Ruhe gelassen. Die Wölfe, die den menschlichen Geruch verdecken sollen, scheinen gegen den Blutdurst anzukommen. Galen und Cain haben alles im Griff. Pearl führt die Menschen an“, erklärte Kai.
Stolz erfüllte mich in Anbetracht dessen, was meine Mutter erreicht hatte.
Bestimmt hatte ihr ein gewisser Werwolf-Ältester dabei geholfen, aber ich musste trotzdem lächeln. Sie trainierte und sorgte dafür, dass sich auch die Menschen vorbereiteten. Sie lernten, mit den Wölfen zu kämpfen statt gegen sie, und vielleicht würde uns das eine Chance gegen die Vampire geben.
Vielleicht auch nicht, aber ich musste an jedem kleinsten Fünkchen Hoffnung festhalten, sonst würde ich die Tage im Schnee auf der Jagd nach einer Hexe, die meinen Sohn entführt hatte, nicht überleben.
Meine Magie regte sich in mir und ich beruhigte sie. Ich wollte auch wüten, die Welt niederbrennen, um ihn zu finden, aber ich konnte nichts riskieren, was Enzi und meine Alphas gefährden würde. Und dann waren da auch das Rudel und meine Mutter. Sie waren die Familie, die ich mir mein ganzes Leben lang gewünscht hatte.
Ich musste sicherstellen, dass wir alle lebend aus diesem Mist herauskamen.
„Hat jemand mit Silas gesprochen? Hat jemand von ihm gehört, seit die Grenze gefallen ist? Er muss einen Grund für all das haben“, bemerkte ich. Dass er sich nicht bei uns meldete, beruhigte mich ganz und gar nicht. Es war, als ob er wartete, sich auf etwas vorbereitete, das wir nicht überleben konnten.
Oder er nutzte das Warten, um seine Psychospielchen durchzusetzen. Das machte ihm Spaß. Genau wie Adrenna Spaß daran hatte, uns zu täuschen.
„Nein. Er schweigt. Laut Tabby ignoriert er auch den Ruf der Hexen“, knurrte Kai. Die Vampire setzten ihm mehr zu als den anderen, vor allem wegen seiner Vergangenheit.
„Wann wird Tabby hier sein?“
„Das hat sie nicht gesagt.“ Brax verzog das Gesicht und ich musste zugeben, dass mich das auch nervte.
Ich sah zu Enzi hinunter, die noch trank, berührte ihr weiches Gesicht und ließ meine Schatten leicht in sie hineingleiten, um zu sehen, wie sie und ihr Bruder sich heute fühlten.
Ihm war warm und er war nicht hungrig, was mit Sicherheit bedeutete, dass Adrenna irgendeine Magie verwendete. Oder Enzi ernährte ihn mit, wenn ich sie stillte. Er spürte die Verbindung heute mehr, sein Bedürfnis nach mir und den Alphas wuchs.
Sein Wolf war unruhig, er brauchte das Rudel, und ich hasste es, dass ich nichts anderes tun konnte, als ihn durch Enzi zu beruhigen. Es war nicht genug. Ich wollte ihn halten, ihn trösten, ihn an meine Brust legen, ihn in meinen Armen fühlen. Tränen brannten in meinen Augen, als die Frustration mich übermannte.
Ich zog mich zurück, bevor es ihn beeinflussen würde, und biss die Zähne zusammen. Brax war sofort bei mir, er küsste mich und wischte eine Träne weg.
„Ich spüre ihn auch. Wir werden ihn finden, sie wird ihm nichts antun. Sie brauchen ihn lebend, und dafür müssen wir im Moment dankbar sein“, versicherte er mir, aber es war nicht genug.
Enzi löste sich von mir und ich schob mein Hemd wieder zurecht. Dann legte ich sie an meine Schulter, damit sie ihr Bäuerchen machen konnte, bevor ich zum Tisch mit der Landkarte ging.
Unser Lager befand sich neben den Klippen, die ich in meiner Vision gesehen hatte. Es lag am Rande des Wassergebiets und an der Grenze zum Vampirgebiet.
Ich hatte die Klippen überall abgesucht, um eine Fährte aufzunehmen, in jede Richtung, aber der Schnee bedeckte immer noch den Boden. Dadurch konnte ich Adrennas Fußspuren nicht finden, und außerdem war ich mir ziemlich sicher, dass sie Magie benutzte, um uns im Kreis zu führen.
Ich versuchte, ihr mit meiner eigenen Magie entgegenzuwirken, aber ich schenkte den Wölfen immer noch so viel davon wie möglich, um zwischen ihnen und den Menschen den Frieden beizubehalten. Sie wusste wahrscheinlich, dass ich nicht viel davon übrig hatte, und setzte darauf – eine Tatsache, die mich jeden Tag mehr frustrierte. Es war ständig dunkel und kalt, der Winter machte die Jagd schwieriger, aber wir waren alle entschlossen. Also blieben wir standhaft, landeten Tag für Tag in einer weiteren Sackgasse Adrennas, folgten ihr, suchten nach ihr, hofften, sie zu finden, bevor Silas sie in seine Fänge bekam.
Ich hatte die Nase voll davon. Ich musste sie erwischen, um nicht das Gefühl zu haben, dass wir jede verdammte Minute verschwendeten. Denn genau so fühlte es sich im Moment an.
„Auch bei den Wölfen, die um das Lager patrouillieren? Keine Anzeichen von Vampiren?“, fragte ich, obwohl ich schon nachgesehen hatte und wusste, dass all diese Informationen sowieso über die Rudelverbindung geteilt werden würden. Die Alphas blieben still, sie wussten, dass ich keine Antwort brauchte.
Ich wollte nur meinen Sohn in meinen Armen halten, und das schien unmöglich zu sein – es sei denn, ich ging direkt zur Quelle: Silas.
„Nein“, knurrte Kai, aber ich knurrte bei seinem autoritativen Tonfall zurück. Ich wollte dieses verdammte Arschloch töten, solange ich es noch konnte.
„Er verbietet es, weil Silas zu stark für dich ist, Hitzkopf. Besonders mit Adrenna auf seiner Seite. Wir müssen das Schritt für Schritt angehen, sonst gewinnen sie“, erklärte Brax. Seine Schatten bewegten sich um mich herum, um meine zu beruhigen und die Wut und Dunkelheit zu mildern, zu der sie gelockt wurden.
Es war wie ein großes Loch, das in meine Brust gerissen worden war und dessen Wunde ständig blutete. Ich würde die Blutung ohne Zale in meinen Armen nicht stoppen können. Anschließend würde ich reparieren können, was ich auf der Suche nach ihm zerstört hatte. Bis dahin würde ich vor nichts haltmachen. „Was kann ich tun, bevor Tabby kommt? Wenn ich nur herumsitzen und warten muss, werde ich verrückt.“
„Beruhige dich. Sobald das Biest befreit wird, geht es direkt auf Adrenna los. Wir müssen bereit sein, es zu verfolgen, denn nur so können wir sie finden. Ihre Magie wirkt nicht bei ihm, dafür haben die Hexen gesorgt. Aber Tabby sagte, es würde nicht einfach sein, es zu befreien. Magie hat ihren Preis, und wir müssen bereit sein, ihn zu zahlen. Wir alle“, erklärte Derik.
Ich nickte entschlossen. „Ich bin bereit. Hat sie gesagt, was wir tun müssen?“
„Noch nicht. Sie sagte, sie würde es mit uns besprechen, wenn sie hier ist.“
„Hat sie gesagt, warum das so lange dauert?“, zischte ich.
Ich versuchte, dankbar dafür zu sein, dass sie überhaupt zu den Hexen gegangen war und die Informationen eingeholt hatte, die wir brauchten, aber meine Geduld war am Ende. Es waren bereits vier Tage vergangen, und das waren vier Tage zu viel.
„Leider nicht“, seufzte Derik, und ich biss die Zähne zusammen, um nicht auszurasten.
„Sie ist hier! Die Hexe ist hier!“, kündigte Tatum an, als er ins Zelt schaute. Ich holte tief Luft und Spannung erfüllte das Zelt, während wir darauf warteten, dass sie zu uns gebracht wurde.
Sekunden später humpelte Tabitha mit einem Lächeln und ihrem Stock in der Hand herein. Sie trug ein lila gestricktes Tuch über ihrem Mantel, die Kapuze über ihre ergrauten Haare gezogen. Ich lächelte sie an und ging auf sie zu, um sie zu umarmen.
Sie erwiderte die Geste, allerdings nicht zu fest, da Enzi zwischen uns war. Tabby starrte sofort auf das kleine Bündel in meinen Armen.
„Oh, dieses Kind wird uns definitiv auf Trab halten. Unser kleines Wintergeheimnis, hmm?“, scherzte sie. Enzi starrte Tabby staunend an.
„Sie ist im Moment unsere einzige Verbindung zu Zale. Adrenna hat mich aus seinem Geist ausgesperrt, aber durch die Schatten kann ich ihn noch fühlen“, erklärte ich.
Tabby nickte. „Wie erwartet. Es ist überraschend, dass sie ihn nicht direkt zu Silas gebracht hat. Das macht ihn wahrscheinlich ziemlich wütend und dürfte der einzige Grund sein, warum er noch keine Vampire in die Stadt geschickt hat. Er wartet auf das Kind.“
Das ergab Sinn, aber ehrlich gesagt war mir der Grund völlig egal. Ich wollte einfach nur Zale zurück haben.
Kai trat vor und küsste Tabby auf die Wange, dann führte er sie zu einem Stuhl in der Ecke des Zelts. Sie wies ihn ab und stützte sich stattdessen auf ihren Stock.
„Mir geht es gut, Süßer.“ Sie strahlte ihn an und er nickte, blieb aber in ihrer Nähe. Ich stellte mich vor den Tisch mit der Landkarte. Brax stand neben mir und beobachtete Enzi, als ob er immer noch nicht überzeugt wäre, mit Tabby zusammenzuarbeiten, während Derik am Tischende stand. „Wir haben überall nach den beiden gesucht, aber Adrenna entwischt uns jedes Mal“, berichtete er und schüttelte den Kopf.
„Und das wird sie weiterhin tun, solange die Magie in ihr steckt. Sie meidet euch und die Vampire, scheint es. An der Grenze entlangzutanzen ist ihr Weg, euch zu entkommen, aber ich mache mir Sorgen, dass sie sich noch nicht entschieden hat, auf wessen Seite sie sich stellen will. Silas hat keinen Nutzen mehr für sie, sobald er das Kind hat. Und ich werde es nicht schönreden – sie hat sich immer ein Kind gewünscht. Ich vermute, der Wunsch, Zale für sich zu behalten, hält sie davon ab, zu Silas zu gehen.“ Tabby seufzte, Trauer und Bedauern lagen in ihrem Blick.
Also war Adrenna wirklich einmal nett gewesen. Sie war nur eine Hexe, die sich in jemanden verliebt hatte, in den sie sich nicht hätte verlieben dürfen. Es war ein schreckliches Schicksal, aber ich konnte es nicht ändern. Ich wollte nur das Biest befreien, um ihm zu folgen und meinen Sohn zurückholen zu können.
„Wie können wir das Biest befreien, Tabitha?“, fragte ich, direkt auf den Punkt kommend.
„Es wird nicht einfach sein. Diese Schattenwelt – sie brach zusammen, als Adrenna es herausgeschafft hat, aber das Biest … nun, das Biest steckt darin fest. Sie hat es in Höhlen eingesperrt, als das Fractum ausgesprochen wurde und der Berg auf es herabstürzte“, berichtete sie und seufzte erneut. Ich spürte das Zögern in ihren Worten.
„Was bedeutet das für uns?“
„Es bedeutet, dass die Höhlen instabil sind und es gefährlich sein könnte, sie zu betreten.“
„Ich werde meine Magie benutzen. Ich habe genug davon, um den Weg freizumachen.“
„Nein, Kind, es gibt keine Magie in dieser Welt.“
Oh. Das war unpraktisch.
„Warte, es gibt überhaupt keine Magie? Keine Werwolf- oder Wintergeborenen-Magie?“ Brax runzelte die Stirn und Tabby schüttelte den Kopf.
„Keine Werwolf-Magie, keine Hexen-Magie, nur der Fluch des Biestes wirkt. Was die Schatten betrifft, kann ich es nicht wirklich sagen. Schließlich kommen sie aus diesem Reich und brechen nur durch, wenn der Schleier im Winter dünn genug ist, ohne Mond, um sie zu stoppen. Ich denke, sie werden dort stärker sein, aber auch das ist nur eine Vermutung.“
„Dann gehen Brax und ich. Wir werden die Schatten benutzen, die Höhlen räumen und das Biest befreien. Sobald wir das getan haben, folgen wir ihm durch das Portal. Ihr müsst bereit sein, es zu verfolgen, wenn es auf Adrenna losgeht.“
„Glaubst du, das wird funktionieren?“, fragte Kai Tabby.
Sie neigte den Kopf zur Seite und ihre Augen verengten sich, als sie nachdachte oder mit ihrer Magie kommunizierte, die ihr half, das zu sehen, was wir nicht sehen konnten.
„Es ist unklar. Das Schattenreich ist unberechenbar. Es könnte feindselig werden, wenn Macht hineingeschoben wird, unter anderem durch deine Schatten. Es könnte aber auch helfen, seine eigenen zu erkennen.“ Sie seufzte, dann begann sie zu zittern und setzte sich auf den Stuhl hinter sich.
Ich runzelte die Stirn und drehte mich zu Tatum um, der immer noch am Eingang des Zeltes stand.
„Könntest du Tabby bitte etwas Tee bringen?“, bat ich ihn. Er nickte und ging sofort.
„Es ist schon eine Weile her, seit ich meinen Sumpf verlassen habe. Leider stört das meine Fähigkeiten etwas.“
„Und die Hexen sind damit einverstanden, dass du uns hilfst?“
„Sie wollen nicht, dass Adrenna Silas mit ihren Kräften hilft. Das stört das Gleichgewicht, also soll ich 'beraten, nicht helfen'.“ Sie imitierte die letzten Worte, während sie die Augen verdrehte. Ich lächelte, als sie plötzlich die Arme hob.
„Darf ich sie halten?“, fragte sie. Ich nickte und trat auf sie zu, um ihr Enzi in die Arme zu legen. Sie drückte sie an sich, bevor sie tief Luft holte und die Stirn runzelte.
„Sie ist …“ Tabby verstummte und ihre Augen wurden trüb, während sie Enzi hielt, ihre Finger drückten gegen ihre Stirn. Brax knurrte und stürzte vor, aber ich hielt ihn zurück.
„Nein, ich will es wissen“, erwiderte ich, aber er funkelte mich an, der erste wütende Blick, den er mir je geschenkt hatte.
„Halte deine Magie von unserer Tochter fern! Hitzkopf, ich habe Kontrolle, aber nicht so viel“, schnappte er, und ich wusste, dass er recht hatte. Ich konnte über die Verbindung spüren, wie es zischte und brannte, als seine Schatten anfingen zu lecken.
„Tabitha, wir müssen wissen, was du tust“, drängte ich und kniete mich neben sie, ängstlich, sie beide zu berühren, falls es ihnen wehtat. Enzi sah nicht verängstigt oder schmerzerfüllt aus, das fühlte ich, aber Brax hatte recht: Wir mussten es wissen – besonders nachdem wir verraten worden waren.
„Ich schaue in deine Vergangenheit. Es gibt einen Strang in ihrer DNA, der darauf hindeutet, dass Magie bereits ein Teil von ihr ist. Ich glaube nicht, dass sie menschlich ist, aber ich versuche herauszufinden, ob es an deiner Grenzmagie liegt, die sie während der Schwangerschaft durch dich aufgenommen hat, oder ob es etwas ist, das du ihr vererbt hast. Wenn letzteres der Fall ist, dann stammst du nicht von Menschen ab“, erklärte Tabitha, bevor ihre Augen wieder normal wurden und sie keuchend ausatmete.
Sie schüttelte den Kopf und seufzte. „Es wird vor mir verborgen, ist zu tief vergraben, um daran zu ziehen. Aber es ist hochinteressant“, meinte sie. Sie sah mich mit neuem Interesse an und mein Herz schlug etwas schneller.
„Okay, eine verrückte Theorie nach der anderen. Erst die Höhlen, Tabby, wir können später über meine Vergangenheit reden. Jetzt muss ich sicherstellen, dass Zale eine Zukunft hat.“
Sie nickte. „Natürlich.“
Tatum kam mit dem Tee herein und Tabby nahm einen dankbaren Schluck, bevor sie seufzte und sich im Stuhl zurücklehnte.
„Ihr müsst euch der Konsequenzen bewusst sein.“
„Welche Konsequenzen?“, fragte Derik, ein ständiges Stirnrunzeln auf seinem Gesicht, seit wir in dieses Zelt gezogen waren. Ich wünschte, ich könnte es glätten, aber im Moment konnte ich mich nicht einmal selbst beruhigen.
„Wenn Lorelai durch das Portal geht, wird ihre Magie ihr folgen. Sie wird sie zurückbekommen, sobald sie durchkommt, aber sie muss das Portal offen halten.“
„Also bleiben die Wölfe ohne Transformationsmagie“, erkannte Derik. Tabby nickte.
„Und wenn sie verletzt wird oder das Bewusstsein verliert, wird das Portal sie dort einschließen? Ohne Magie?“, fragte Kai fordernd. Tabby nickte wieder.
Alle verstummten bei dieser Erkenntnis, aber ich schüttelte den Kopf und stand auf.
„Ich habe nicht diese Schwangerschaft und die Schmerzen der Geburt durchlebt, um beim ersten Opfer, das ich als Mutter erbringen muss, aufzugeben. Ich habe versprochen, alles zu tun, um Zale zurückzubekommen, und ich werde dieses Versprechen halten“, schwor ich, bevor ich mich an Tabby wandte.
„Wo sind die Höhlen, zu denen wir uns portieren müssen?“, fragte ich.
Sie schmunzelte. „Auf der Wasserseite, direkt bei diesen Klippen. Deshalb habe ich dir geraten, euer Lager hier aufzuschlagen und dann auf mich zu warten“, bemerkte sie, und ich nickte, schon bereit, das Zelt zu verlassen.
Derik nahm ihr Enzi ab, während Kai Tabby half, sich zu erheben.
Kurz darauf standen wir vor dem Wasser, die dunkle Nacht machte es bedrohlicher, als es war. Brax mochte dieses Element mehr als ich, aber ich konnte immerhin schwimmen – mehr oder weniger. Ich hatte diese Fähigkeit nie wirklich gebraucht, aber ich war mir ziemlich sicher, dass ich über Wasser bleiben konnte. Brax ergriff meine Hand.
„Ich werde uns über Wasser halten, Hitzkopf“, versprach er, und ich nickte.
„Östlich der Klippen, knapp unter der Wasserlinie, ist eine Höhle. Geht hinein. Es wird nur ein paar Sekunden dauern, aber ihr werdet in ein Labyrinth von Tunneln gelangen. Das Biest ist irgendwo dort gefangen. Befreit es und kehrt dann zurück zum Portal. Sobald das Biest durchgeht – und es ist schnell, also wird es vor euch dort sein – wird deine Magie einen erheblichen Schlag erleiden, und du wirst nicht dort sein, um sie zu lenken. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Portal dadurch anfangen wird, sich zu schließen“, warnte Tabby uns mit zittriger Stimme, bevor sie schauderte.
Kai zog seinen Pelzmantel aus und legte ihn um sie. Sie hüllte ihn enger um sich und lächelte ihn an. Kai erwiderte es und kam dann zu mir. Angst machte sich in mir breit, als ich an all die Dinge dachte, die schiefgehen konnten, aber ich musste darauf vertrauen, dass ich das schaffen würde. Ich musste auf die Macht des Gleichgewichts vertrauen.
„Ich wünschte, ich könnte mit dir gehen. Ich wünschte, ich wäre es, der sicherstellt, dass du zu uns zurückkommst“, flüsterte Kai, und ich küsste ihn. Er hielt mich fest, küsste mich inniger.
„Ich werde zu euch zurückkommen“, versprach ich, und er nickte. Er konnte uns nicht begleiten – das wussten wir alle. Meine Magie konnte uns nicht alle durch das Portal ziehen, und Kai und Derik mussten hier bleiben, um Enzi, das Rudel und die Menschen zu beschützen.
„Es wird alles gut werden, meine Schöne“, sagte Derik und kam herüber, um mich aus Kais Umarmung zu ziehen. Ich küsste auch ihn, seine Lippen waren weich und zärtlich, während seine Arme mich umfingen. Kai verabschiedete sich von Brax, bevor sich Derik an ihn wandte.
Obwohl wir alle nervös waren, spürte ich auch eine Art Aufregung in mir. Endlich würden wir etwas Nützliches unternehmen, anstatt nur im Kreis zu laufen.
Das war ein erster Schritt, um Zale zurückzubekommen, und ich brauchte das so sehr. Ich klammerte mich daran, ließ zu, dass mich die Verzweiflung packte, als Tabby mir zunickte und mir sagte, ich solle das Portal öffnen. Ich war mir nicht sicher, wie das funktionieren sollte, aber sie meinte, meine Magie würde es selbst tun und ich vertraute darauf.
Als ich meine Hand hob, waberte violetter Nebel aus meinem Körper und bildete einen Kreis in der Luft, der von Magie schimmerte und leuchtete.
„Denkt daran, dies ist eine Schattenwelt, wir wissen nicht, was die Schatten dort vorhaben. Ich weiß nicht, in welche Hölle die Hexen Adrenna gesteckt haben, aber ich kann mir denken, dass sie keine tolle Zeit verbracht hat. Das sollte es dem Biest erleichtern, sie zu finden. Wenn du also denkst, dass ein Schatten auf dich zukommt, solltest du ihm besser aus dem Weg gehen“, meinte Tabby.
Ich schaute mit einem düsteren Blick über meine Schulter zu ihr. „Gibt es vielleicht irgendeine gute Nachricht, bevor wir gehen?“
„Ja. Die Verbindung mit deinen Gefährten wird selbst im Portal aufrechterhalten, also wirst du mit dieser Seite kommunizieren können“, erklärte sie, und das war beruhigend.

























