Drei junge Frauen machen sich auf den Weg, um den Sommer als Betreuerinnen in einem Ferienlager zu verbringen. Doch sie haben nicht damit gerechnet, dass der Geist eines Pilgers sie heimsuchen würde! Die drei Amateurdetektivinnen müssen zusammenarbeiten, um das Rätsel des mysteriösen Pilgers zu lösen und das Lager von seinem spukenden Geist zu befreien.
Altersfreigabe: 16+.
Kapitel 1
Kapitel 1: Ein Zufälliger CovenKapitel 2
Kapitel 2: Ein Verzweifeltes RudelKapitel 4
Kapitel 4: The PilgrimSie stand zögernd vor der Tür der kleinen Hütte, bevor sie eintrat. Die Frau im Umhang drehte sich um und warf einen hastigen Blick in den mondbeleuchteten Wald am Fuße des Hügels, ihre große Wollkapuze tief ins Gesicht gezogen.
Vorsicht war in dieser kleinen Siedlung am See überlebenswichtig. Ein einziger Fehltritt könnte sie und ihre Gruppe in Lebensgefahr bringen, denn ihr grausamer Feind lauerte überall.
Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass niemand in der Nähe war, drückte sie den Jutesack an ihre Brust und öffnete leise die Tür. In der Hütte herrschte tiefe Dunkelheit, nur durchbrochen von schmalen Mondlichtstrahlen, die durch die Ritzen der verhängten Fenster drangen.
Der leichte Geruch von Staub, Moder und Stroh stieg ihr in die Nase, als sich die Tür hinter ihr schloss. Sie legte das in Jute gewickelte Bündel ab, kniete nieder und zog ihre Schuhe aus. Behutsam schlich sie zur Mitte des Raumes, zuerst mit dem Fußballen auftretend, dann mit der Ferse, wie Else es ihr beigebracht hatte. Die Holzdielen gaben unter ihrem Gewicht nach, knarrten aber nicht. Mit dem Umhang um die Schultern und der Kapuze tief ins Gesicht gezogen, bewegte sie sich langsam zur hinteren Ecke des Raumes, bis sie die Kellertür erreichte.
Die Tür stand offen, wie angekündigt. Ein Knarren hinter ihr ließ sie zusammenzucken. Sie duckte sich und hoffte, dass die Dunkelheit sie verbarg. Ihr Blick huschte durch den Raum und zur Eingangstür, auf der Suche nach Anzeichen von Eindringlingen. Doch da waren nur Spinnen und Finsternis. Ihre Nerven spielten ihr einen Streich. Geh einfach hinunter und schließ die Kellertür hinter dir. Sobald du unter der Erde bist, nimm die Steinstufen bis zum Keller. Dann kann uns niemand hören. Folge einfach Elses Anweisungen und verriegle die Kellertür. Du schaffst das, Ayla. Du bist kein kleines Mädchen mehr.
Ayla schob ihre Angst beiseite wie einen kalten Hauch an einem Wintermorgen. Sie kroch durch den Kellereingang und schloss vorsichtig die schwere Holztür hinter sich. Sie schob den Stahlriegel vor und tastete nach dem eisernen Vorhängeschloss, das dort sein sollte. Während sie im Dunkeln suchte, ließ sie ein weiteres Geräusch von draußen zusammenfahren. Sie presste die Hand auf den Mund, lehnte sich mit dem Rücken an die kalte Steinwand und rutschte auf die Stufe darunter.
Jemand ist draußen. Das muss so sein. Warum finde ich das Schloss nicht?
Nach einer langen Stille ertönte ein weiteres Knarren über dem Keller. Ayla gab die Suche nach dem Schloss auf und rannte die Steinstufen hinunter in die Sicherheit ihrer Gruppe. Unten im Keller angekommen, zog Ayla ihre Kapuze zurück und enthüllte braunes Haar, das unter einer weißen Haube zusammengebunden war. Ihre hellblauen Augen schimmerten fast im Licht des kleinen Feuers, das unter einem schwarzen Kessel in der Mitte des Raumes brannte.
Der Geruch, der aus dem Kessel aufstieg, war beinahe betäubend. Er brannte in ihrer Nase und hinterließ einen bitteren Geschmack auf ihrer Zunge. Die Dämpfe wurden in dem geschlossenen Raum immer dichter. Ein grüner Nebel vermischte sich mit dem kleinen Feuer und tauchte die Kellersteine in ein gespenstisches grünes Licht.
Vier andere junge Frauen standen um den schwarzen Eisenkessel herum. Sie wandten sich dem Eingang zu, als Ayla hereingestürmt kam. Wilde Augen blickten ihr aus den Schatten entgegen, Augen, die sie kaum als die ihrer Kindheitsfreundinnen und Cousinen erkannte. Die Anspannung ihrer verbotenen Tat war deutlich in ihren Gesichtern zu sehen. Furcht, Abscheu, Panik. Wut, Reue, Schmerz. Ihre Schwestern trugen ihre Gefühle wie Abzeichen der Ehre und Schuld. Sie würde nie vergessen, warum sie zu solch schrecklichen Taten getrieben worden waren, oder den furchtbaren Mann, der sie zu Sünden gezwungen hatte, die ihr Gott niemals vergeben würde.
„Ayla, hast du es mitgebracht?“, flüsterte eine junge Frau von der anderen Seite des Kessels.
Ayla nickte und zog das in Jute gewickelte Bündel unter ihrem schwarzen Wollumhang hervor.
„Ich habe das Buch, Katherine. Ich bin gerade von meiner Reise zum Berg zurückgekehrt“, flüsterte Ayla zurück und nickte der Gruppe leicht zu.
Ein schwaches Lächeln huschte über die Gesichter der vier anderen jungen Frauen, die am Kessel standen. Ayla trat langsam zum Kreis und übergab das Bündel an Katherine. Als es ihre Hände verließ, spürte Ayla, wie eine kleine Last von ihrer Seele fiel. Es hatte sie über zwei Wochen Fußmarsch gekostet, den Gipfel des Berges zu erreichen. Ihren Eltern hatte sie erzählt, sie besuche die Familie ihres Onkels in Fort Damon, um Vorräte zu holen. Oben angekommen, musste sie in diese furchteinflößende Höhle gehen und die ganze Zeit das Opfer auf ihrem Rücken tragen.
Ayla wandte sich ihrer Cousine zu, die neben ihr stand, und schenkte Christyne ein kleines, leeres Lächeln. Sie streckte die Hand aus und legte sie sanft auf den Bauch ihrer Cousine, um zu fragen, wie die Schnittwunde heilte. Eine einzelne Träne rann über Christynes Wange, als sie mit zittriger Stimme antwortete.
Es war ein Vollmond her, seit die Hebamme den Grund für ihr Treffen herausgeschnitten hatte. Zwei Vollmonde, seit dieser böse Mann sie im Wald berührt hatte.
Ayla wollte ihr sagen, dass er für seine Taten bezahlen würde, und sie tröstend in den Arm nehmen. Doch keine Worte konnten das Grauen ungeschehen machen, das ihrer Cousine widerfahren war. Wie konnte man jemanden trösten, der gezwungen war, eine so schreckliche Tat wie die Tötung des eigenen Kindes zu begehen? Alles, um ein noch größeres Übel zu beseitigen.
Das Bündel, das so viel gekostet hatte, wurde schließlich von Katherine ausgewickelt. Sie warf das letzte Stück Jute beiseite und enthüllte ein in schwarzes Leder gebundenes Buch.
Auf dem Einband prangte ein silbernes Symbol, das keine von ihnen je zuvor gesehen hatte. Ein vieleckiges Zeichen, das eine unheimliche Aura ausstrahlte, voller uralter Geheimnisse und längst vergessener Zeiten.
Es war fast zu viel für die deutsch-katholischen Frauen, die im Kreis saßen und sich über das alte Buch beugten. Das einzige Buch, das sie je gesehen hatten, war die Bibel. Dieses unheilige Buch vor ihnen war das genaue Gegenteil von allem, was sie kannten.
Katherine strich sanft mit den Fingern über den Einband des ledergebundenen Buches. Ein elektrisierendes Gefühl durchfuhr sie, als ob die Magie in den Seiten durch ihre Haut sickerte.
Ayla hatte die dunkle, gefährliche Magie des Buches gesehen. Sie hatte beobachtet, wie die Hexen in der Höhle es benutzten und sich vor ihren Augen von alten, hässlichen Frauen in wunderschöne junge Frauen verwandelten. Die Macht des Buches war sowohl erschreckend als auch verlockend.
Sie waren bereits zu tief drin, ihre Seelen für die Verdammnis gezeichnet. Man würde sie Hexen nennen, aber was machte das schon aus, wenn die Männer der Kolonie sie bereits als Huren bezeichnet hatten? Warum sollten sie den Zorn eines Gottes fürchten, der die Bösen nicht für ihre Sünden an den Unschuldigen bestrafte?
Sie alle waren gegen ihren Willen in diese neue Welt gebracht worden, aus ihrer Heimat gerissen und an diesen harten, fremden Ort verschleppt. Wie Tiere behandelt, missbraucht und verletzt. Jede der Frauen, die sich um das Buch versammelt hatten, hatte gesehen, wie die Engländer aus dem Norden in ihre Kolonie einfielen und ihren protestantischen Glauben über ihr katholisches Land verbreiteten.
Diese Eindringlinge hatten ihre Mütter, Schwestern und Freundinnen geschändet, ihre Ernten und ihr Vieh für sich selbst gestohlen. All das geschah unter der Androhung englischer Gewehre und Schwerter.
Sie hatten mit angesehen, wie ihre Väter und Brüder vor den Engländern und ihrer Bande von Schlägern kuschten. Sie hatten genug. Wenn ihre Männer sie nicht beschützen würden, würden sie die Dinge selbst in die Hand nehmen.
Mit einem entschlossenen Blick öffnete Katherine das Buch und enthüllte die mit Blut geschriebenen Seiten.
Im Mondlicht der Hexenstunde kauerten die fünf Frauen zusammen und schmiedeten im Kerzenschein ihre Pläne. Katherine, Ayla, Else, Christyne und Agnes – alle durch einen Blutschwur verbunden, vereint in ihrem verzweifelten Vorhaben, den grausamen Engländer loszuwerden.
Als sie die Worte aus dem Buch rezitierten, wuchs ein sanftes grünes Glühen zu einer hellen grünen Flamme heran. Bilder unvorstellbaren Chaos' erfüllten ihre Gedanken, gesehen durch die verschwommenen Tiefen ihrer innersten Vorstellungen.
Das Portal, das sie geöffnet hatten, zeigte keine Anzeichen, sich wieder zu schließen, und eine Welle mächtiger Energie durchströmte die Nephastor-Kolonie. Im Zentrum stand die kleine Hütte auf dem Hügel mit Blick auf den See.