Keily 2 - Im Liebeschaos mit meinem Erzfeind - Buchumschlag

Keily 2 - Im Liebeschaos mit meinem Erzfeind

Manjari

Kapitel 6

Schließlich war es so weit. Die Silvesterparty, vor der ich mich schon so lange gefürchtet hatte, fand statt.

Ich hatte erst eine Million verschiedene Outfits anprobiert und mich anschließend aus einer Million verschiedener Blickwinkel im Spiegel betrachtet.

Ich hatte mich für ein Kleid entschieden, das meine Kurven an den richtigen Stellen betonte. Es brachte mein Dekolleté zur Geltung.

Ich hatte es mit zierlichen Absätzen kombiniert, die einen Hauch von Eleganz vermittelten. Ich hatte mir mein Spiegelbild eine Million Mal angesehen und immer wieder nachjustiert, bis alles genau richtig saß.

Mit meinem schwarzen Haar, das mir in lockeren Locken um die Schultern fiel, und meinem sorgfältig aufgetragenen Make-up konnte ich nicht anders, als ein Gefühl der Zuversicht zu verspüren. Ich versuchte die nagenden Zweifel, die in meinem Hinterkopf herumschwirrten, beiseitezuschieben und mich stattdessen auf das Versprechen eines unterhaltsamen Abends konzentrieren.

Aber jetzt, wo wir hier waren, sah ich erneut mein Spiegelbild, dieses Mal in einem Fenster. Das vertraute Gefühl meiner negativen Selbstwahrnehmung überkam mich.

Das Kleid war etwas kürzer, als ich gehofft hatte, und es betonte eine Stelle an mir, die ich lieber verborgen halten wollte – die Cellulite an meinen Oberschenkeln.

Ich versuchte, die negativen Gedanken abzuschütteln und mich daran zu erinnern, dass ich gut aussah, dass ich es wert war, mich schön und selbstbewusst zu fühlen. Aber egal, wie sehr ich mich bemühte, die Stimme des Zweifels in meinem Kopf zum Schweigen zu bringen, sie blieb hartnäckig und flüsterte mir grausame Erinnerungen an meine Unzulänglichkeiten entgegen.

Ich atmete tief durch und zwang mich, mich auf das Positive zu konzentrieren. Ich war auf einer Party mit meinem wunderbaren Freund an meiner Seite.

Ich wandte meinen Blick vom Fenster ab und konzentrierte mich stattdessen auf James. Er strahlte mühelose Coolness aus, die überall auffiel, wo er auftauchte.

Ich konnte nicht anders, als eine Welle des Stolzes zu verspüren, die sich mit einem Anflug von Besorgnis vermischte. Seine Jeans schmiegten sich an seinen muskulösen Körper, die Lederjacke verlieh seinem Ensemble eine schroffe Note, und sein nach hinten gegeltes Haar verlieh ihm ein unbestreitbares Selbstbewusstsein.

Doch als wir uns einen Weg durch die Menge bahnten, wurde ich das Gefühl nicht los, dass alle Augen auf uns gerichtet waren und jede meiner Bewegungen genauestens beobachteten. Die Leute sahen James an, wobei ihre Blicke auf seinen markanten Gesichtszügen und seiner magnetischen Präsenz verweilten.

Und schließlich wanderte ihr Blick unweigerlich zu mir, und ich konnte nicht umhin, im direkten Vergleich mit ihm ein wenig verlegen zu werden.

Ich schob die Befangenheit beiseite. Wenn diese Leute sich die Zeit nehmen würden, mich kennenzulernen, würden sie mich vielleicht sogar mögen.

Sie würden erkennen, dass es wichtigere Dinge im Leben gab als die Größe einer Jeans. Zum Beispiel, die Größe des Herzens! Und ich hatte wirklich ein großes Herz …

Während wir weiterliefen, hielt ich meinen Kopf aufrecht. Okay, ich war nicht so cool wie James, aber das war kaum jemand.

Ich sah, wie Lucas sich ein Getränk einschenkte. Er wirkte so gedankenverloren.

Das war die perfekte Gelegenheit, sich für all die Male zu revanchieren, wenn er mir in der Schule einen Schreck eingejagt hatte.

„Komm mit“, sagte ich zu James. „Ich werde Lucas erschrecken.“

Ich sprang auf ihn zu und rief spielerisch „Buh!“, woraufhin Lucas so abrupt aufschreckte, dass er sein Getränk über den ganzen Tresen schüttete.

„Keily! Sieh mal, was du angerichtet hast!“, jammerte Lucas und warf mir einen spöttischen Blick zu, während er krampfhaft versuchte, den Rest seines Drinks zu retten. „Ich dachte, wir erschrecken uns nur bei den Schließfächern.“

„Da hast du falsch gedacht“, lachte ich.

James, der mir gefolgt war, konnte es sich nicht verkneifen, ihn weiter zu necken. „Oh, das ist zu schade, um es zu verschwenden“, scherzte er mit einem schelmischen Glitzern in den Augen.

„Dann schlecke ich es eben auf“, schlug Lucas spielerisch vor.

„Mach doch!“, sagte James ganz ernst.

„Ermutige ihn nicht!“, schimpfte ich mit James und rollte dabei übertrieben mit den Augen.

Beim Anblick der beiden, die wie in alten Zeiten lachten und scherzten, wurde mir ganz warm ums Herz.

Als Lucas den verschütteten Alkohol mit übertriebener Hingabe vom Tresen leckte, rümpfte ich angewidert die Nase. „Das ist widerlich, Lucas“, schimpfte ich, obwohl meine Mundwinkel vor Belustigung zuckten.

Aber James, der Draufgänger schlechthin, spornte ihn an.

„Du hast eine Stelle übersehen!“

Lucas leckte den Tresen sauber.

„Das schreit nach einem Toast!“, sagte James.

Lucas schenkte drei Gläser mit Shots ein und wir hielten sie gemeinsam in die Höhe.

„Auf die Freundschaft“, sagte er.

„Auf die Freundschaft“, wiederholten James und ich. Ich trank. Es brannte auf dem Weg meine Kehle hinunter.

„Whoo!“, sagte Lucas und knallte sein Shotglas auf den Tresen.

Als ich zwischen Lucas und James hin und her blickte, traten die Erinnerungen an die früheren Konflikte und Dramen in den Hintergrund. Es hatte so viel Unmut zwischen ihnen gegeben.

Alles hatte damit angefangen, dass Lucas sich für mich interessiert hatte. Weder James noch Addison hatte das gefallen, weil sie davon überzeugt waren, dass Lucas und seine Ex-Freundin Myra sich versöhnen und wieder zusammenkommen würden.

Sie hatten sich getrennt, weil er dachte, sie würde ihn betrügen – was sie nicht getan hatte. Und es war offensichtlich, dass sie sich immer noch füreinander interessierten.

Aber Lucas war sauer, da James mich tyrannisiert hatte. Er hatte daraufhin beschlossen, mit mir zu flirten, und ich flirtete sofort zurück.

Die Spannung zwischen James und Lucas hatte einen Tiefpunkt erreicht. Lucas hatte James sogar eine verpasst …

Am Ende waren James und ich zusammengekommen und Lucas und ich blieben Freunde. Es schien, als würden er und James endlich ihren Ärger hinter sich lassen.

„Ihr habt ohne uns angefangen zu trinken?“, fragte Addison, als sie herüberkam.

Sadhvi und Lola waren bei ihr, gefolgt von Max, Keith und Axel.

„Wo das herkam, gibt es noch viel mehr!“, erklärte Lucas, griff nach der Flasche und schenkte jedem von uns reichlich ein.

Mit einem Chor aus Toasts hoben wir gemeinsam unsere Gläser und stürzten die brennende Flüssigkeit mit einer schnellen Bewegung hinunter. Das Brennen des Alkohols entfachte ein Feuer in meiner Kehle, und ich spürte, wie sich die Wärme in meinem Körper ausbreitete und direkt in meinen Kopf zu steigen drohte.

„Lasst uns tanzen!“, rief Sadhvi. Sie ergriff Addisons Hand und zog sie auf die Tanzfläche.

Mit einem Lachen folgten wir, während der pulsierende Takt der Musik unsere Schritte lenkte, als wir uns in die Schar der Tanzwütigen einreihten. James’ Hände fanden ihren Weg zu meiner Taille und zogen mich eng an sich, während wir uns im Rhythmus der Musik wiegten.

Ich schloss die Augen und ließ mich von dem Moment mitreißen. Das Gefühl von James’ Körper, der sich an meinen presste, jagte mir einen Schauer über den Rücken.

Verloren in der Musik und der Wärme seiner Umarmung, ließ ich alle Sorgen und Unsicherheiten los. Ich erlaubte mir, einfach in diesem Moment zu verweilen.

Als ich die Hitze der überfüllten Tanzfläche auf meiner Haut spürte, konnte ich nicht umhin, eine Schweißperle auf meiner Stirn zu bemerken. Uff. Das würde die sorgfältig aufgetragenen Make-up-Schichten ruinieren.

„Ich muss mal auf die Toilette“, sagte ich zu James.

Er ließ meine Hüften los. Ich bahnte mir einen Weg durch die Menge Richtung Toilette, wo die Musik viel leiser war.

Ich wusch mir die Hände und tupfte mit einem Papiertuch den Schweiß in meinem Gesicht ab. Dann ging ich in eine der Toilettenkabinen und schloss die Tür.

Ich hörte, wie sich die Tür zur Toilette öffnete und einige Mädels hereinkamen. Während ich so auf der Klobrille saß, war es unmöglich, nicht zu lauschen.

„James ist so ein talentierter Footballspieler“, sagte eine verliebte Stimme.

Okay, sie sprachen über meinen James. Ich hatte nicht erwartet, hierherzukommen und Klatsch und Tratsch über ihn mitzubekommen … aber jetzt musste ich mir jedes Wort anhören.

„Aber bald wird er auf dieses versnobte College gehen? Er wirft seine Zukunft als Superstar weg“, fuhr sie fort.

Okay, das MIT war nicht das beste College für einen Footballspieler. Aber es ging sie auch nichts an, wohin James ging oder was er tat.

Miststück.

Eine andere Stimme meldete sich zu Wort: „Und hast du seine Freundin gesehen? Sie ist … also, sagen wir einfach, sie ist nicht gerade das, was man erwarten würde.“

Autsch.

Eine Welle der Wut stieg in mir auf, als ich ihren Worten lauschte, denn die Andeutung, die sie machten war offensichtlich: Ich zog James runter. Ich hielt ihn zurück.

„Vielleicht ist James doch nicht so schlau, wie wir dachten“, fügte eine dritte Stimme hinzu, deren Worte sich wie ein Messer in meine Brust bohrten.

Sie kicherten infolge der letzten Aussage. Zum Teufel mit ihnen. Wer waren sie, dass sie über mich urteilen konnten? Was machte sie so viel besser?

Ich stieß die Toilettentür auf und schlenderte hinaus. Sie wurden so still, dass es mir vorkam, als stünde ich mitten auf einem Friedhof.

Sie sahen mich mit großen Augen an. Ich hätte schwören können, dass das eine Mädchen sogar so aussah, als würde es gleich wegrennen.

Ich starrte sie an.

Keine sagte ein Wort. Mein Brustkorb hob und senkte sich mit jedem Atemzug, aber ich hatte das Gefühl, dass sie ihren Atem anhielten.

„Habt ihr mir etwas zu sagen?“, fragte ich.

Sie schüttelten den Kopf.

„Dachte ich mir“, sagte ich.

Es handelte sich nur um ein paar Feiglinge. Sie lästerten gerne und tratschten, aber jetzt konnten sie mir nicht einmal mehr in die Augen sehen.

Schließlich verließ ich die Toilette.

Fast augenblicklich entdeckte ich meine Freunde. Sie waren immer noch auf der Tanzfläche.

Als ich James dabei zusah, wie er lachte und sich mit meinen anderen wunderbaren Freunden amüsierte, überkam mich eine Welle der Verunsicherung.

Sie waren allesamt attraktive Menschen. Sie wiegten sich im Takt der Musik. Sie lachten und hatten Spaß, während mein Herz in Trümmern lag.

Gehörte ich wirklich zu ihnen?

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