Mir war klar, dass sie einfach nur einen Grund zum Feiern suchten. „Ach komm schon, Brutus, es ist doch nur für einen Abend! Ich will endlich meine Gefährtin finden“, quengelte Matt. Er legte sein Kinn auf meinen Schreibtisch und sah mich mit Hundeaugen an.
„Das sagst du jedes Mal. Und bei deiner Suche hast du schon fast mit neunzig Prozent der Frauen geschlafen“, meinte Roy. Er hielt einen Stapel Papiere in der Hand.
„Halt die Klappe. Dir ist das egal, weil du deine Gefährtin schon gefunden hast“, gab Matt zurück. Roy war der Älteste von uns dreien. Matt und ich waren beide sechsundzwanzig, während Roy neunundzwanzig war.
Wir alle hatten nach dem Großen Kampf früh im Leben Verantwortung übernehmen müssen. Nachdem die meisten Anführer, einschließlich meines Vaters, des alten Präsidenten, seines Helfers, der Matts Vater war, und Officer Crowe, alle in Kämpfen gegen Rogues umgekommen waren. Aus fairen Faustkämpfen waren Messerstechereien geworden, die später zu Schießereien eskalierten.
„Das hat nichts damit zu tun, dass ich Zion habe. Ich will mich genauso entspannen wie du, Matt, aber unsere Arbeit geht vor“, sagte Roy.
„Aber ich will meine Gefährtin finden!“, jammerte Matt wie ein Kleinkind. Manchmal fragte ich mich, wie er zum Vizepräsidenten geworden war.
„Du wirst sie schon noch finden. Jetzt müssen wir uns darauf konzentrieren, diesen Mistkerl Jack und seine Handlanger auszuschalten“, sagte Roy.
„Ach Mann. Wir jagen diese Idioten schon ein ganzes Jahr! Eine Nacht Pause wird uns nicht umbringen. Außerdem findest du vielleicht endlich deine Gefährtin, Brute“, sagte Matt und wackelte vielsagend mit den Augenbrauen.
„Kein Interesse“, erwiderte ich knapp. Und das stimmte. Das Letzte, was ich wollte, war eine Gefährtin zu finden – und mich dann um ihre und die Sicherheit unserer Kinder sorgen zu müssen. Ich wollte nur diesen Mistkerl Jack schnappen und den Krieg beenden.
„Was soll das heißen, ‚kein Interesse'! Weißt du, langsam glaube ich, dass du vielleicht gar nicht auf Frauen stehst“, sagte er grinsend, was mir einen finsteren Blick entlockte.
„Wenn ich das sagen darf, Sir, er hat nicht ganz Unrecht. Niemand hat Sie je Interesse an einer Frau zeigen sehen. Wir haben Sie nicht einmal mit einer reden sehen“, fügte Roy hinzu. Ich funkelte auch ihn böse an, während Matt neben mir lachte.
„Na schön! Ich erlaube die blöde Party am Monatsende“, sagte ich und massierte meinen Nasenrücken. „Aber danach konzentrieren wir uns wieder voll darauf, Jack zu finden und auszuschalten.“
„Juhu!“, Matt sprang vor Freude in die Luft.
„Jawohl, Sir“, sagte Roy. „Dann beginnen wir mit den Vorbereitungen für die Party.“
So bin ich heute hier gelandet, auf dieser Party, die ich nicht einmal wollte. Jetzt standen die Anführer – der Präsident des Winterborn Clubs und seine Tochter Taylor, Roy und seine Gefährtin, Matt und ich – vor der Tür des Hauptsaals und warteten darauf, angekündigt zu werden.
Einer nach dem anderen gingen sie hinein, als ihre Namen aufgerufen wurden. Mein Name wurde als letztes genannt. Ich trat ein, ohne die Leute um mich herum zu beachten. Erst als ich an meinem Tisch ankam.
Die Party zog sich quälend langsam hin, was mir überhaupt nicht behagte. Bald langweilte ich mich zu Tode, weil ich ständig Mädchen abwimmeln musste, die mich zum Tanzen aufforderten. Sogar Taylor, die Tochter des Winterborn MC Präsidenten, kam zu mir und klimperte mit den Wimpern, um mich für sich zu gewinnen.
„Hey, Brutus“, sagte sie mit ihrer süßesten Stimme. Ich nickte ihr nur zu, die Arme verschränkt.
„Schöne Party, die du hier gibst. Ich wusste gar nicht, dass du auf solche Feiern stehst“, sagte sie.
„Ich habe nichts gemacht. Matt und Roy haben das organisiert. Ich habe nur zugestimmt“, sagte ich und verlor bereits die Geduld. In diesem Moment rempelte mich ein betrunkener Idiot an.
„Hey, Geburtstagskind!“, Matt legte seinen Arm um meine Schulter und versuchte, gerade zu stehen.
„Du weißt genau, dass mein Geburtstag vor Monaten war. Das hier war nur, damit du aufhörst mich zu nerven“, antwortete ich.
„Ach komm schon, Spielverderber. Du kannst dich doch nicht langweilen“, lallte er, während er sein Bier trank.
„Tatsächlich tue ich das. Ich bin nur hier, weil ich der Gastgeber bin.“ Ich sah ihn wütend an. „Hast du deine Gefährtin schon gefunden? Denn ich will diese Party bald beenden.“
Ich bereute die Frage, sobald ich sie gestellt hatte. Matt fing an zu heulen und warf seine Arme um mich.
„Nein! Ich fange an zu glauben, dass ich keine Gefährtin habe. Oh, Ewiger Reiter! Ist es mein Schicksal, für immer allein zu bleiben?“, jammerte er und klammerte sich an mich.
„Lass mich los, du Idiot!“
Aber er hielt mich fest umschlungen. „Nein. Tröste mich! Ich bin traurig, weil ich meine Gefährtin nicht gefunden habe.“
„Geh spazieren, Matt, beruhige dich.“
Er trottete weinend davon und ich blieb mit Taylor zurück. „Glaubst du, sie ist hier?“, fragte Taylor.
„Wer?“
„Deine Gefährtin. Es sind viele Biker an einem Ort versammelt“, lächelte sie.
Es würde Sinn ergeben, wenn Taylor und ich zusammen wären. Wir könnten unsere Clubs näher zusammenbringen. Aber wir hatten das schon vor Jahren überprüft und waren kein Match.
„Ich mache mir nur Sorgen um den Schutz unserer Gebiete.“
Sie lächelte wieder und versuchte, etwas aus mir herauszulocken.
„Meinst du wirklich, er könnte hier sein?“, rief ich meiner Freundin vom Haus aus zu. Mein Blick glitt über die Schar hübscher Frauen in ihren prächtigen Roben, ehe ich an meiner schlichten Uniform hinabsah. Wie sehr ich mir wünschte, auch so ein bezauberndes Kleid zu tragen...
„Mach dir darüber keine Gedanken“, entgegnete sie. „Dein Gefährte wird dich hinreißend finden, ganz gleich, was du trägst ... oder auch, wenn du gar nichts anhast.“
Ich war wie vom Blitz getroffen, und meine Wangen färbten sich tiefrot vor Verlegenheit.
„Es ist doch wahr! Das macht diese Verbindung so besonders. Unser Gefährte wird uns für immer bedingungslos lieben ... und wir werden diese Liebe aus tiefstem Herzen erwidern.“
Bei diesem Gedanken seufzte ich selig. Es klang wie ein Traum. Die Erfüllung aller Sehnsüchte eines jungen Mädchens. Mein Herz machte einen Satz.
Himmel, hilf!
Da war Präsident Brutus ... und er kam geradewegs auf mich zu. Ich wusste nicht, ob ich diesem Mann erneut gegenübertreten konnte. Er war so ernst. Er ließ mich so ... ja, was löste er eigentlich in mir aus?
