
Das unmoralische Angebot
Xavier Knight weiß genau, was Frauen heiß macht: schnelle Autos und viel Geld. Er hat beides. Doch dann zwingt ihn ein Skandal in eine arrangierte Ehe mit Angela Carson. Anfangs hält er sie für eine Goldgräberin – und das soll sie ihm büßen. Aber manchmal trügt der Schein und diametrale Gegensätze können zueinanderfinden …
Altersfreigabe: 18+
Autor: S. S. Sahoo
Pakt mit dem Teufel
ANGELA
Wie ein Zombie starrte ich auf die Boulevardzeitung auf dem Tisch im Wartezimmer des Krankenhauses. Auf dem Titelbild stolperte ein attraktiver, leicht angetrunkener Mann mit einem Supermodel am Arm aus einem Club, wobei sich das Blitzlicht der Kamera in ihrem glitzernden Kleid spiegelte. Sein Haar hing ihm ins Gesicht und verdeckte ein Paar eisblaue Augen.
Im Neonlicht des Krankenhauses wirkte das Bild seltsam fremd auf mich. Es war, als würden die Leute auf dem Foto aus einer anderen Welt stammen.
„Angela“, unterbrach eine Krankenschwester meinen Gedankengang, „Sie können jetzt zu ihm gehen.“
Ich sprang zu schnell auf und das Zimmer begann sich zu drehen, schließlich war ich seit dreißig Stunden wach.
Mein Vater lag bewusstlos auf dem Krankenhausbett, mit Schläuchen an seinen Armen und seiner Brust. Um ihn herum piepten die Maschinen, und eine Sauerstoffmaske bedeckte sein Gesicht. Der Raum wirkte unheimlich steril.
Ich drückte die Hand meines Vaters und das Herz schlug mir bis zum Hals. Es tat weh, ihn so zu sehen.
Tränen liefen mir über die Wangen, und ich wischte sie zum gefühlt tausendsten Mal weg.
Er war eine Konstante in meinem Leben. Der Anker, der unsere Familie zusammenhielt. Eine Säule der Kraft und Gesundheit.
Lucas, mein ältester Bruder, erschien in der Tür. Ich ging auf ihn zu und umarmte ihn.
„Was hat der Arzt gesagt?“, fragte ich.
Lucas schaute über meine Schulter zu Dad. „Lass uns mal auf den Flur gehen.“
Ich nickte zustimmend, ging zu Dad und gab ihm einen Kuss auf die Stirn, bevor ich Lucas aus dem Zimmer folgte.
Im grellen Licht des Krankenhausflurs warf ich einen prüfenden Blick auf meinen Bruder. Als ich sein zerzaustes Haar, seine unrasierten Wangen und die tiefvioletten Ringe unter seinen Augen betrachtete, wusste ich, dass er ebenfalls einen harten Tag hinter sich hatte.
„Hör zu, Angie ...“, begann Lucas. Er nahm meine Hand in seine, so wie er es getan hatte, als ich noch klein war und Angst vor der Dunkelheit hatte. „Du musst ganz ruhig bleiben, okay? Und stark sein. Die Diagnose ... ist ziemlich ernst.“
Ich nickte und holte tief Luft, um mich zu beruhigen.
„Dad ...“, fing Lucas an, hielt dann inne und richtete seinen Blick auf die Decke. Dann räusperte er sich. „Er hatte einen Schlaganfall.“
Sofort stiegen mir die Tränen in die Augen.
„Wir wissen noch nicht, wie sehr er dadurch beeinträchtigt ist.“
„Was können wir machen?“, fragte ich mit verzweifelter Stimme.
„Wir ruhen uns erst einmal aus“, sagte Danny, mein anderer Bruder, hinter mir. Er kam auf mich zu und umarmte mich. „Die Ärzte machen noch ein paar Tests.“
Meine beiden Brüder tauschten einen Blick miteinander aus, und ich wusste sofort, dass sie mir etwas verschwiegen.
„Was?“, fragte ich. „Was ist los?“
Lucas schüttelte den Kopf.
„Du hast heute doch ein Vorstellungsgespräch, oder?“, fragte er. „Geh nach Hause und schlaf ein bisschen. Wir rufen dich an, sobald wir mehr wissen, okay?“
Ich seufzte. Obwohl ich nicht gehen wollte, wusste ich, dass meine Brüder recht hatten. Es war wichtig, dass ich diesen Job bekam.
Wir verabschiedeten uns und ich ging hinaus in die kalte Nachtluft. In der Ferne erblickte ich die Lichter von New York City und hatte ein mulmiges Gefühl im Magen.
Ich fühlte mich so hilflos.
Als ich zu meinem Auto zurückging, war der Himmel bereits dunkel, aber aufgrund der Lichtverschmutzung in der Stadt war es schwierig, die Sterne zu sehen. Ich musste wieder an die Leute in dem Boulevardblatt denken, deren unbekümmerte Gesichter die Paparazzi anlächelten. Wie einfach wäre mein Leben, wenn ich ihr Geld hätte. Ich könnte einfach die Behandlung meines Vaters bezahlen und dann in den Urlaub düsen, um mich zu erholen.
Ich blinzelte in den Nachthimmel und stellte mir die Sterne vor, die sich dort oben am Nachthimmel versteckten. Alles, was ich sah, war das schwache Blinken eines einzelnen Flugzeugs, das auf den JFK-Flughafen zusteuerte. Es war zwar keine Sternschnuppe, aber wahrscheinlich das Beste, was ich bekommen konnte. Verzweifelt schloss ich die Augen und schickte meinen Wunsch hinauf zu den blinkenden Lichtern.
XAVIER
Ich schob die Titten des Models aus meinem Blickfeld, damit ich aus dem Fenster meines Privatjets einen klaren Blick auf New York werfen konnte. Big Apple. Die Stadt, die niemals schläft
Beim Landeanflug auf den JFK-Flughafen schaute ich auf einen ruhigen Stadtteil hinunter, in dem die hellen Lichter eines Krankenhauses in der Dunkelheit leuchteten. War das eines von denen, die uns gehörten oder nicht? Ich konnte mich nicht erinnern.
„Xavier“, jammerte das Model und ließ sich wieder auf meinen Schoß fallen. „Wir haben noch ein paar Minuten Zeit, bevor wir landen. Wir könnten noch ein bisschen Spaß miteinander haben ...“
Ich unterdrückte ein Seufzen, als sie ihre Lippen auf meinen Hals presste und über die Beule in meiner Hose strich. Es gibt zwei Dinge, die ein Mädchen garantiert anmachen: Macht und ein Haufen Geld.
Gut, dass ich von beidem genug hatte.
Ich packte ihren Hintern und presste meine Lippen auf ihre, woraufhin sie vor Vergnügen stöhnte. Ich versuchte, mich ganz in ihrem Körper zu verlieren und all die Gründe zu vergessen, warum ich zurück nach New York fliegen musste.
Ich wollte meine Verantwortung gegenüber einem milliardenschweren Unternehmen vergessen.
Ich wollte nicht daran denken, dass mein Vater bei der Landung auf mich warten und mir sagen würde, was für ein Versager ich war.
Wir gerieten in Turbulenzen, und der Champagner schwappte auf meine Hose.
„Bitte schnallen Sie sich an, Sir“, sagte der Pilot über die Bordsprechanlage. „Wir werden beim Anflug auf einige Turbulenzen stoßen.“
Das Model – wie hieß sie noch mal? – grinste mich schelmisch an. „Ich mache das für dich sauber.“ Sie strich mit ihren Lippen an meinem Hemd hinunter und stützte sich auf ihren Knien zwischen meinen Beinen ab.
„Hast du den Kapitän nicht gehört?“, fragte ich, als sie sich an meinem Gürtel zu schaffen machte. „Wir sollen uns anschnallen.“
„Ich war noch nie ein Fan vom Anschnallen“, sagte sie und zog an meinem Reißverschluss. „Ich mag es gern ein bisschen wild ... voller Turbulenzen.“
Ich lehnte mich zurück und ließ ihr ihren Spaß, während ich meine Verärgerung verbarg. Ich musste sie nur noch ein wenig länger ertragen. Sobald das Flugzeug gelandet war, würde ich sie loswerden. Ich starrte aus dem Fenster, während das Model sich amüsierte, und blickte auf die hässliche Betonlandschaft der Stadt hinunter.
Ich musste nur meinen Vater wegen seines blöden Treffens bei Laune halten. Danach würde ich abhauen.
Brad Knight war ein vielseitiger Mann. Ein genialer Vorstandsvorsitzender, ein Wirtschaftsgenie und der Patriarch seines eigenen Imperiums, das er von Grund auf aufgebaut hatte. Er war einer der reichsten und mächtigsten Männer auf der ganzen Welt.
Leider war er auch mein Vater.
Ich zuckte mit den Schultern und ließ mich auf einer Bank im Central Park nieder. Es war der Morgen nach meiner Landung. Ich hatte kaum Zeit, mich hinzusetzen, da fing er schon an, mich zurechtzuweisen. „Sie hat mich förmlich angefleht.“
„Sie hatte eben Stil.“ Ich zuckte wieder mit den Schultern. „Die Kunst hat sie angemacht.“
Dad schüttelte den Kopf, die Enttäuschung, die er ausstrahlte, war deutlich zu spüren. „Schwere Körperverletzung, rücksichtsloses Fahren, Besitz von illegalen Drogen ... du bist außer Kontrolle, mein Sohn.“
„Ich bin nur ein Produkt meiner Erziehung.“ Ich schaute mich um und überprüfte zum hundertsten Mal, ob jemand erkannt hatte, wer ich war. Ich hatte mich hinter einer dicken Pilotenbrille und einer Baseballkappe versteckt, aber die Verkleidung würde die Paparazzi nicht lange abschrecken. „Muss das unbedingt sein?“, fragte ich.
Dad strich liebevoll über die Bank, und mein Blick fiel automatisch auf die Gravur.
„Ich weiß nicht mehr, was ich mit dir machen soll, Xavier. Deshalb brauche ich deine Hilfe.“ Dad schaute mich mit diesem gequälten Gesichtsausdruck an und ich fühlte mich augenblicklich schuldig. Seit Mamas Tod war er nicht mehr derselbe. Keiner von uns beiden war es.
„Du weißt, dass ich das nicht tun werde“, sagte Dad leise. „Xavier. Hilf mir, dir zu helfen.“
„Du kannst mir helfen, indem du nicht mehr mit mir redest.“ Ich stand auf, weil ich es langsam satthatte. „Und ich werde das Gleiche tun. Das ist für uns beide besser.“ Ich ließ ihn allein auf der Bank, die Mom gewidmet war, zurück. Zurück nach New York zu kommen, war ein Fehler. Es wäre besser, gleich morgen früh wieder abzureisen.
In diesem Augenblick stieß ich mit jemandem zusammen, wodurch weiße Blütenblätter durch die Luft wirbelten. Ich wollte sie gerade anbrüllen, dass sie gefälligst aufpassen soll, wo sie hingeht, aber die Worte erstarben auf meinen Lippen, als ich sie sah.
Die schönste Frau, die ich je gesehen hatte.
ANGELA
Ich stolperte und fiel fast zu Boden, aber zwei kräftige Arme legten sich um meine Taille und hielten mich fest. Ich sah zu dem Mann auf, mit dem ich zusammengestoßen war. Er überragte mich, wobei der größte Teil seines Gesichts unter der Baseballkappe und hinter der Sonnenbrille verborgen war.
„Entschuldigung“, sagte ich und trat von ihm weg, wobei mir die Röte in die Wangen stieg. Wow, er roch gut. „Alles in Ordnung bei Ihnen?“
„Alles bestens“, sagte er mit tiefer, sinnlicher Stimme. Er beugte sich nach unten, um den Strauß aufzuheben, den ich fallen gelassen hatte, und reichte ihn mir. „Der ist Ihnen runtergefallen.“
„Danke.“ Ich zögerte und sah zu ihm auf. Es sah aus, als wollte er noch mehr sagen. Ich runzelte die Stirn und neigte meinen Kopf zur Seite. „Kenne ich Sie? Sie kommen mir irgendwie bekannt vor.“ Irgendetwas an diesen breiten Schultern und der scharfen Kieferpartie ...
„Sie verwechseln mich sicher mit jemandem“, sagte er streng. Er schaute sich um und setzte dann seinen Weg über die schattigen Wege des Central Parks fort.
Ich runzelte die Stirn über die seltsame Interaktion, tat es aber mit einem Schulterzucken ab und machte mich auf den Weg. Ich hatte zu viel um die Ohren, um mich um einen gutaussehenden Fremden zu kümmern.
Ich war auf dem Rückweg von Ems Blumenladen, nachdem ich Feierabend gemacht hatte. Ich hatte versucht, mich mit Arbeit abzulenken, aber ich machte mir immer noch große Sorgen um meinen Vater.
Ich wiegte den Strauß mit Lilien in meinen Armen und ließ mich von ihrem sanften Duft trösten. Mein Herz war immer noch schwer, aber ich musste mich zusammenreißen.
Ich bemerkte einen älteren Herrn, der allein auf einer Bank saß und seine Augen wie im Gebet geschlossen hatte. Ich weiß nicht, was mich zu ihm hinzog, aber bevor ich mich versah, stand ich neben ihm. Er sah so traurig aus.
So gebrochen.
„Entschuldigung“, sagte ich.
Er öffnete seine Augen und blinzelte überrascht, als er zu mir aufblickte.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er.
„Ich wollte nur fragen, ob es Ihnen gut geht“, fragte ich. „Sie sehen ein wenig ... niedergeschlagen aus.“
Er rutschte auf der Bank nach vorn und deutete auf ein Schild, das auf der Rückseite eingraviert war. „Ich denke gerade nur an jemanden, der mir wichtig ist“, sagte er mit belegter Stimme. „Und versuche, die Lösung für ein Problem zu finden.“
Ich las die Gravur. Sie war einer Frau namens Amelia gewidmet.
Das rührte mich.
Ich reichte ihm lächelnd meinen Lilienstrauß.
„Für Amelia“, sagte ich.
„Danke.“ Er streckte die Hand aus, um den Strauß zu nehmen, wobei seine Hände zitterten. „Darf ich nach Ihrem Namen fragen?“
„Angela Carson“, antwortete ich. Ich zögerte erst, aber dann setzte ich mich neben ihn. „Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?“
„Was sind Sie doch für eine gute Seele“, sagte er. Er lächelte und es sah aus, als wäre er zu einer Art Erkenntnis gekommen. Er sah so hoffnungsvoll aus. „Sie haben mir schon geholfen, meine Liebe. Aber wenn es Ihnen nichts ausmacht, noch etwas zu tun? Vorausgesetzt, es macht Ihnen nicht zu viele Umstände.“
„Worum geht es?“, fragte ich neugierig.
Er schaute von der Bank auf, in Richtung des Mannes, mit dem ich vorhin zusammengestoßen war. Er war schon ein gutes Stück den Weg hinunter gegangen und ging schnell, als ob er es kaum erwarten konnte, der malerischen Aussicht auf den Central Park zu entkommen.
„Ich möchte Ihnen jemanden vorstellen“, sagte der ältere Herr. „Jemanden, dem es noch schlechter geht als mir.“
Ich runzelte verwirrt die Stirn. Er wollte, dass ich jemanden kennenlerne? „Nun, es macht mir nichts aus, aber was genau–“ Mein Handy brummte in meiner Tasche und unterbrach mich.
Mir drehte sich der Magen um und die Sorge raubte mir den Atem. „Es tut mir so leid, ich muss los“, sagte ich und stand auf. „Es ist ein Notfall.“
Der Mann nickte mir nur sorgenvoll zu. Konnte er erkennen, wie panisch ich war?
„Ich hoffe, es ist alles in Ordnung. Ich bin sicher, wir sehen uns wieder, Angela.“
Ich winkte zum Abschied und eilte davon, um ins Krankenhaus zu gelangen.
Ich wusste es damals noch nicht, aber diese kleine, unschuldige Begegnung unter den schattigen Bäumen des Central Parks sollte mein Leben für immer verändern.

















































