Xavier Knight weiß genau, was Frauen heiß macht: schnelle Autos und viel Geld. Er hat beides. Doch dann zwingt ihn ein Skandal in eine arrangierte Ehe mit Angela Carson. Anfangs hält er sie für eine Goldgräberin – und das soll sie ihm büßen. Aber manchmal trügt der Schein und diametrale Gegensätze können zueinanderfinden …
Altersfreigabe: 18+
Autor: S. S. Sahoo
Kapitel 1
Pakt mit dem TeufelKapitel 2
Tiefste VerzweiflungKapitel 3
Böses ErwachenKapitel 4
LügennetzANGELA
Jeder stellt sich vor, ein Held zu sein.
Wir fantasieren von glorreichen Momenten – solche, von denen wir in Büchern lesen und die wir in Filmen sehen.
In ein brennendes Gebäude rennen, um einen Hund zu retten? Klar. Einem Freund eine Niere spenden? Kein Problem. Sich einem bewaffneten Raubüberfall in den Weg stellen? Na logo.
Aber die unangenehme Wahrheit ist, dass wir nicht wissen, wie wir reagieren würden, wenn der Moment käme. Wenn der Schütze die Waffe auf deine Schläfe gerichtet hat und du das Metall des Laufs riechen kannst.
Wärst du stark genug? Dich der Waffe zu stellen und zu sagen: "Nimm mich. Erschieß mich. Töte mich."
Wenn die Zeit kommt, was würdest du wählen?
Dein Leben, oder das eines anderen Menschen?
***
Wie ein Zombie starrte ich auf die Boulevardzeitung auf dem Tisch im Wartezimmer des Krankenhauses. Auf dem Titelbild stolperte ein schöner, leicht beschwipster Mann mit einem Supermodel am Arm aus einem Club, wobei sich das Blitzlicht der Kamera in ihren glitzernden Kleidern spiegelte. Sein Haar hing ihm ins Gesicht und verdeckte ein Paar eisblaue Augen.
Xavier auf Frauenjagd lautete~ der Titel.~
Im Neonlicht des Krankenhauses wirkte das Bild fremd auf mich. Es war, als wären die Leute auf dem Foto aus einer anderen Welt.
"Angela", unterbrach eine Krankenschwester meinen Gedankengang, "Sie können jetzt zu ihm gehen".
Ich sprang zu schnell auf und das Zimmer begann sich zu drehen. Ich hatte schon dreißig Stunden nicht mehr geschlafen.
Wie konnte ich schlafen, wenn mein Vater letzte Nacht fast gestorben war?
Mein Vater lag da bewusstlos auf dem Krankenhausbett, mit Schläuchen an Armen und Brust. Neben ihm piepten Maschinen, und eine Sauerstoffmaske bedeckte sein Gesicht. Der Raum war beunruhigend steril.
Ich drückte die Hand meines Vaters, das Herz schlug mir bis zum Hals. Es tat weh, ihn so zu sehen.
Tränen liefen mir über die Wangen, und ich wischte sie zum gefühlt tausendsten Mal weg.
Er war eine Konstante in meinem Leben. Der Anker, der unsere Familie zusammenhielt. Eine Säule der Stärke und Gesundheit.
Lucas, mein ältester Bruder, erschien in der Tür. Ich ging auf ihn zu und umarmte ihn.
"Was hat der Arzt gesagt?", fragte ich.
Lucas schaute über meine Schulter zu Dad. "Lass uns mal auf den Flur gehen."
Nickend ging ich zu Dad und gab ihm einen Kuss auf die Stirn, bevor ich Lucas aus dem Zimmer folgte.
Im grellen Licht des Krankenhausflurs ließ ich meinen Blick über meinen Bruder schweifen. Als ich sein zerzaustes Haar, seine unrasierten Wangen und die tiefvioletten Ringe unter seinen Augen sah, wusste ich, dass er auch einen harten Tag hinter sich hatte.
"Hör zu, Angie ..." begann Lucas. Er nahm meine Hand in seine, so wie er es getan hatte, als ich ein Kind war und Angst vor der Dunkelheit hatte. "Du musst ruhig bleiben, okay? Bleib stark. Die Diagnose ... ist ziemlich ernst."
Ich nickte und nahm einen tiefen Atemzug, um mich zu beruhigen.
"Dad ..." Lucas fing an und hielt dann inne und richtete seinen Blick auf die Decke. Er räusperte sich. "Er hatte einen Schlaganfall."
Sofort stiegen mir die Tränen in die Augen.
"Wir wissen noch nicht, wie sehr er beeinträchtigt ist."
"Was können wir machen?", fragte ich, während sich Verzweiflung in meine Stimme schlich.
"Wir ruhen uns etwas aus", sagte Danny, mein anderer Bruder, hinter mir. Er kam auf mich zu und umarmte mich. "Die Ärzte machen noch ein paar Tests."
Meine beiden Brüder tauschten einen Blick aus, und ich wusste, dass sie mir etwas verschwiegen.
"Was?", fragte ich. "Was ist los?"
Lucas schüttelte den Kopf.
"Du hast heute doch ein Vorstellungsgespräch, oder?", fragte er. "Geh nach Hause und schlaf ein bisschen. Wir rufen dich an, sobald wir mehr wissen, okay?"
Ich seufzte. Ich wollte nicht gehen, aber ich wusste, dass meine Brüder recht hatten. Es war wichtig, dass ich diesen Job bekam.
Wir verabschiedeten uns und ich ging hinaus in die kalte Nachtluft. In der Ferne erblickte ich die Lichter von New York City und hatte ein mulmiges Gefühl im Magen.
Ich fühlte mich so hilflos.
Gab es denn gar nichts, was ich tun konnte?
Als ich zu meinem Auto zurückging, war der Himmel bereits dunkel, aber wegen der Lichtverschmutzung in der Stadt war es schwierig, Sterne zu sehen. Ich dachte an die Leute in dem Boulevardblatt zurück, deren unbekümmerte Gesichter die Paparazzi anlächelten. Wie einfach wäre mein Leben, wenn ich ihr Geld hätte. Ich könnte einfach die Behandlung meines Vaters bezahlen und dann in den Urlaub düsen, um mich zu erholen.
Ich blinzelte in den Nachthimmel und stellte mir die Sterne vor, die sich dort oben im Nachthimmel versteckten. Alles, was ich sah, war das schwache Blinken eines einzelnen Flugzeugs, das auf den JFK-Flughafen zusteuerte. Nicht gerade eine Sternschnuppe, aber wahrscheinlich das Beste, was ich bekommen konnte. Verzweifelt schloss ich die Augen und wünschte mich hinauf zu den blinkenden Lichtern.
Helft mir.
XAVIER
Ich schob die Titten des Models aus meinem Gesicht, damit ich aus dem Fenster meines Privatjets einen klaren Blick auf New York werfen konnte. Der Big Apple. Die Stadt, die niemals schläft.
Verdammt, wie ich diese Stadt hasse.
Auf unserem letzten Landeanflug auf den JFK-Flughafen schaute ich auf die ruhige Nachbarschaft hinunter, die hellen Lichter eines Krankenhauses brannten in der Dunkelheit. War das eines von denen, die uns gehörten oder nicht? Ich konnte mich nicht erinnern.
"Xavier", jammerte das Model und ließ sich wieder auf meinen Schoß fallen. "Wir haben noch ein paar Minuten Zeit, bevor wir landen. Wir könnten noch ein bisschen Spaß miteinander haben ..."
Ich unterdrückte ein Seufzen, als sie ihre Lippen auf meinen Hals presste und über die Beule in meiner Hose strich. Zwei Dinge machen ein Mädchen garantiert an: Macht und einen Haufen Geld.
Gut, dass ich von beidem genug hatte.
Ich packte ihren Hintern und presste meine Lippen auf ihre, als sie vor Vergnügen stöhnte. Ich versuchte, mich in ihrem Körper zu verlieren und all die Gründe zu vergessen, warum ich zurück nach New York fliegen musste.
Ich wollte meine Verantwortung für ein milliardenschweres Unternehmen vergessen.
Ich wollte nicht daran denken, dass mein Vater bei der Landung auf mich warten und mir sagen würde, was für ein Versager ich bin.
Bloß nicht denken an die falschen Huren, die ~mich hintergangen haben, und ...~
Wir gerieten in eine Turbulenz, und der Champagner schwappte auf meine Hose.
"Bitte schnallen Sie sich an, Sir", sagte der Pilot über die Sprechanlage. "Wir werden im Anflug auf einige Turbulenzen stoßen."
Ich schaute auf meine durchnässte Armani-Hose hinunter. Ja, kein Scheiß.
Das Model – wie hieß sie noch mal? – grinste mich schelmisch an. "Ich mache das für dich sauber." Sie strich mit ihren Lippen an meinem Hemd hinunter und stützte sich auf ihren Knien zwischen meinen Beinen ab.
"Hast du den Kapitän nicht gehört?", fragte ich, als sie an meinem Gürtel zerrte. "Wir sollen uns anschnallen."
"Ich war noch nie ein Fan von Anschnallen", sagte sie und zog an meinem Reißverschluss. "Ich mag es gern ein bisschen wild ... voller Turbulenzen."
Ich lehnte mich zurück und ließ ihr ihren Spaß, während ich meine Verärgerung verbarg. Ich musste sie nur noch ein Weilchen ertragen. Ich würde sie herausschmeißen, sobald das Flugzeug gelandet war. Ich starrte aus dem Fenster, während das Model sich amüsierte, und blickte auf den hässlichen Beton der Stadt hinunter.
Ich musste nur meinen Vater für sein blödes Treffen bei Laune halten. Danach würde ich abhauen.
***
Brad Knight war ein vielseitiger Mann. Ein genialer Vorstandsvorsitzender, ein Wirtschaftsgenie und der Patriarch seines eigenen Imperiums, das er von Grund auf aufgebaut hatte. Er war einer der reichsten und mächtigsten Männer auf der ganzen Welt.
Leider war er auch mein Vater.
"Erregung öffentlichen Ärgernisses, Xavier?", fragte er und kniff sich in den Nasenrücken. "Ist das dein Ernst?"
Ich zuckte mit den Schultern und ließ mich auf einer Bank im Central Park nieder. Es war der Morgen nach meiner Landung. Ich hatte kaum Zeit, mich hinzusetzen, als er anfing, mich zu tadeln. "Sie hat mich förmlich darum angefleht."
"Du warst im Louvre", sagte Dad. "Vor der Mona Lisa!"
"Sie hatte eben Stil." Ich zuckte wieder mit den Schultern. "Kunst hat sie angemacht."
Dad schüttelte den Kopf, die Enttäuschung, die er ausstrahlte, war deutlich zu fühlen. "Schwere Körperverletzung, rücksichtsloses Fahren, Besitz von illegalen Drogen ... du bist außer Kontrolle, mein Sohn."
"Ich bin ein Produkt meiner Erziehung." Ich schaute mich um und überprüfte zum hundertsten Mal, ob jemand bemerkte, wer ich war. Ich hatte mich hinter einer dicken Pilotenbrille und einer Baseballkappe versteckt, aber die Verkleidung würde die Paparazzi nicht lange abschrecken. "Muss das unbedingt sein?", fragte ich.
Dad tätschelte die Bank liebevoll, und mein Blick fiel automatisch auf die Gravur.
Für Amelia. Geliebte Ehefrau und liebende Mutter. 16/10/1962 - 04/04/2011
"Ich weiß nicht mehr, was ich mit dir machen soll, Xavier. Deshalb brauche ich ihre Hilfe." Dad schaute mich mit diesem gequälten Ausdruck an und ich hatte sofort Schuldgefühle. Seit Mamas Tod war er nicht mehr derselbe. Keiner von uns beiden war es.
"Was willst du mit mir machen?" Ich schlug verbal um mich und versteckte mich vor meinen eigenen Schuldgefühlen. "Wie wäre es, wenn du mich einfach in Ruhe lässt? Du kannst mich ja enterben, wenn du so viel Angst vor meinem öffentlichen Image hast." Die Worte waren heraus, bevor ich sie zurücknehmen konnte. Es würde mich zerstören, meine Verbindung zu Knight Enterprises zu verlieren. Aber das würde ich vor ihm niemals zugeben.
"Du weißt, dass ich das nicht tun werde", sagte Dad leise. "Xavier. Hilf mir, dir zu helfen."
"Du kannst mir helfen, indem du nicht mehr mit mir redest." Ich stand auf, weil ich es langsam satthatte. "Und ich werde das Gleiche tun. So ist es besser für uns." Ich ging weg und ließ ihn allein auf der Bank, die Mama gewidmet war. Zurück nach New York zu kommen, war ein Fehler. Es würde besser sein, gleich morgen früh wegzufahren.
In diesem Augenblick stieß ich mit jemandem zusammen und wirbelte weiße Blütenblätter durch die Luft. Ich wollte sie gerade anbrüllen, dass sie aufpassen sollen, wo sie hingeht, aber die Worte erstarben auf meinen Lippen, als ich sie sah.
Die schönste Frau, die ich je gesehen hatte.
ANGELA
Ich stolperte und fiel fast auf den Boden, aber kräftige Arme legten sich um meine Taille und hielten mich fest. Ich sah zu dem Mann auf, mit dem ich zusammengestoßen war. Er überragte mich, wobei der größte Teil seines Gesichts unter der Baseballkappe und hinter der Sonnenbrille verborgen war.
"Entschuldigung", sagte ich und trat von ihm weg, wobei mir die Röte in die Wangen stieg. Wow, er roch gut. "Alles in Ordnung bei Ihnen?"
"Alles in Ordnung", sagte er mit tiefer, sinnlicher Stimme. Er beugte sich nach unten, um den Strauß aufzuheben, den ich fallen gelassen hatte, und reichte ihn mir. "Den haben Sie fallengelassen."
"Danke." Ich zögerte und sah zu ihm auf. Es sah aus, als wollte er noch mehr sagen. Ich runzelte die Stirn und neigte meinen Kopf zur Seite. "Kenne ich Sie? Sie kommen mir irgendwie bekannt vor." Irgendetwas an diesen breiten Schultern und der scharfen Kieferpartie ...
"Sie verwechseln mich mit jemandem", sagte er streng. Er schaute sich um und setzte dann seinen Weg über die schattigen Wege des Central Parks fort.
Ich runzelte die Stirn über die seltsame Interaktion, tat es aber mit einem Schulterzucken ab und machte mich auf den Weg. Ich hatte zu viel um die Ohren, um mich um einen gutaussehenden Fremden zu kümmern.
Ich war auf dem Rückweg von Ems Blumenladen, nachdem ich Feierabend gemacht hatte. Ich hatte versucht, mich mit Arbeit zu abzulenken, aber ich machte mir immer noch große Sorgen um meinen Vater.
Ich wiegte den Strauß mit Lilien in meinen Armen und ließ mich von ihrem sanften Duft trösten. Mein Herz tat immer noch weh, aber ich musste mich zusammenreißen.
Ich bemerkte einen älteren Herrn, der allein auf einer Bank saß und seine Augen wie im Gebet geschlossen hatte. Ich weiß nicht, was mich zu ihm zog, aber bevor ich mich versah, stand ich neben ihm. Er sah so traurig aus.
So gebrochen.
"Entschuldigung", sagte ich.
Er öffnete seine Augen und blinzelte überrascht, als er zu mir aufblickte.
"Kann ich Ihnen helfen?", fragte er.
"Ich wollte nur fragen, ob es Ihnen gut geht", sagte ich. "Sie sehen ein wenig ... niedergeschlagen aus."
Er rutschte auf der Bank nach vorne und deutete auf ein Schild, das auf der Rückseite eingraviert war. "Ich erinnere mich nur an jemanden, der mir wichtig ist", sagte er mit belegter Stimme. "Ich versuche die Lösung für ein Problem zu finden."
Ich las die Gravur. Sie war einer Frau namens Amelia gewidmet.
Das rührte mich.
Ich reichte ihm lächelnd meinen Lilienstrauß.
"Für Amelia", bot ich an.
"Danke." Er griff nach vorne, um den Strauß zu nehmen, seine Hände zitterten. "Darf ich nach Ihrem Namen fragen?"
"Angela Carson", antwortete ich. Ich zögerte erst, aber dann setzte ich mich neben ihn. "Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?"
"Was für eine gute Seele Sie sind", sagte er. Er lächelte und es sah aus, als wäre er zu einer Art Erkenntnis gekommen. Er sah so hoffnungsvoll aus. "Sie haben mir schon geholfen, meine Liebe. Aber wenn es Ihnen nichts ausmacht, noch etwas zu tun? Wenn es nicht zu viel Mühe macht."
"Worum geht es?", fragte ich neugierig.
Er schaute von der Bank auf, in Richtung des Mannes, mit dem ich vorhin zusammengestoßen war. Er war schon weit unten auf dem Weg und ging schnell, als ob er es kaum erwarten konnte, der malerischen Aussicht auf den Central Park zu entkommen.
"Ich möchte Ihnen jemanden vorstellen", sagte der ältere Herr. "Jemanden, dem es noch schlechter geht als mir."
Ich runzelte verwirrt die Stirn. Er wollte, dass ich mich mit jemandem treffe? "Nun, es macht mir nichts aus, aber was genau –" Mein Handy brummte in meiner Tasche und unterbrach mich.
Mein Magen drehte sich um und die Sorge schnürte mir den Atem ab. "Es tut mir so leid, ich muss weg", sagte ich und stand auf. "Es ist ein Notfall."
Der Mann nickte mir nur besorgt zu. Konnte er erkennen, wie panisch ich war?
"Ich hoffe, es ist alles in Ordnung. Ich bin sicher, wir sehen uns wieder, Angela."
Ich winkte zum Abschied und eilte davon, um ins Krankenhaus zu kommen.
Ich wusste es noch nicht, aber diese kleine, unschuldige Begegnung unter den schattigen Bäumen des Central Parks sollte mein Leben für immer verändern.