
Hearts of Alaska Serie (Deutsch)
Alexa Montgomery ist ein Großstadtmädchen aus Miami und Besitzerin ihrer eigenen Modelinie. Was als Wochenendausflug nach Homer, Alaska, für den Junggesellinnenabschied ihrer besten Freundin gedacht war, entwickelte sich zu viel mehr, als sie je erwartet hätte, als sie Liam Larsen trifft. Liam ist ein Einheimischer und Liebhaber der kalten, rauen Wildnis von Homer, Alaska. Können diese beiden trotz eines holprigen ersten Eindrucks voneinander über ihre Unterschiede hinwegsehen und Gemeinsamkeiten in ihren gebrochenen Herzen und ihrer Weihnachtsstimmung finden?
Kapitel 1.
Buch 1:Der Holzfäller und das Stadtkind
ALEXA
„Alexa“, ruft meine Assistentin Meghan, kaum dass ich mein Büro betrete, „wir haben ein Problem!“
„Na toll“, murmle ich genervt. „Was ist denn jetzt schon wieder los? Ich wollte nur meine Entwürfe für die neue Kollektion holen. Eigentlich sollte ich schon auf dem Weg zum Flughafen sein.“
Meghan seufzt. „Ich weiß, aber ich kenne dich. Entweder ärgerst du dich jetzt über mich, weil ich dich aufhalte, oder später, weil ich es dir nicht gesagt habe, bevor du losfährst.“
Meine Assistentin hat den Nagel auf den Kopf getroffen: Ich bin tatsächlich ein Perfektionist. Das hat mich dahin gebracht, wo ich heute stehe. Ich habe mein Studium genutzt, um meine eigene Luxusmodemarke aufzubauen und mein eigenes Unternehmen zu gründen.
„Es geht schon wieder um die Versandfirma“, erklärt Meghan und reicht mir das Firmen-Tablet. „Wir haben eine weitere negative Bewertung wegen des Zustands der Pakete bekommen.“
„Verdammt!“, fluche ich wütend, nehme das Tablet und sehe es mir selbst an.
Genauso wie jedes Detail eines hochwertigen Kleidungsstücks stimmen muss, so muss auch die Präsentation des Pakets bei der Ankunft perfekt sein. Deshalb bestelle ich spezielle Kartons mit Blumenmuster. Die Kleidung wird sorgfältig gefaltet, in edles Papier eingeschlagen und das Paket immer mit unserem Firmenlogo versehen.
Deswegen bin ich so aufgebracht, als ich die negative Bewertung unseres Kunden lese. Auf den beigefügten Fotos sieht der Karton aus, als wäre ein Lastwagen darüber gefahren. Der Inhalt wirkt, als hätte man ihn einfach hineingeworfen. Vom schönen Papier oder dem Firmenlogo ist nichts zu sehen.
„Ausgerechnet jetzt!“, schimpfe ich. „Das Timing könnte nicht schlechter sein, wo ich gerade abreise und Weihnachten vor der Tür steht.“ Ich hole tief Luft. „Ich... ich kann mich jetzt nicht darum kümmern. Das muss warten, bis ich zurück bin. Ich kann Kieras Junggesellinnenabschied nicht verpassen.“
Als ich Meghan das Tablet zurückgebe und meine Sachen zusammensuche, ändere ich meine Meinung. „Kannst du mir bitte diese Bewertung per E-Mail schicken, zusammen mit der Telefonnummer der Versandfirma? Ich muss los, aber ich werde sie auf jeden Fall anrufen und ihnen die Leviten lesen.“
„Natürlich, aber... Alexa? Bitte versuch, dich während deiner Reise zu entspannen.“
Ich lache auf. „Ja, klar. Ich fahre nach Alaska – da werde ich kaum in der Sonne liegen. Ich werde dick eingepackt am Kamin sitzen und mich nach Hause sehnen. Besonders mit diesem Problem, das gelöst werden muss.“
„Ach komm schon. Es ist ein langes Wochenende mit deinen Freunden und ich weiß, wie sehr du dich darauf freust, Keira zu sehen. Du wirst sowieso die meiste Zeit einen im Tee haben, also versprich mir, dass du Spaß haben wirst?“
„Falls sie nicht sauer auf mich ist, weil ich meinen Flug verpasse.“ Ich werfe alles in meine Handtasche. „Halt hier die Stellung, während ich weg bin!“
Während ich aus meinem Büro eile und dabei fast in meinen High Heels umknicke, drehe ich mich noch einmal um. „Oh, und bitte kontaktiere diese Kundin und gib ihr einen Gutschein!“
„Schon erledigt. Hör auf dir Sorgen zu machen und hab eine schöne Zeit!“
Ungeduldig warte ich mit meinem großen Koffer an einer belebten Straße in Miami auf meinen Uber-Fahrer. Endlich hält ein junger Typ an, steigt aus und öffnet die hintere Tür des Wagens. Der dröhnende Rap aus seinem Auto lässt meinen ganzen Körper vibrieren.
Der Typ wirft meinen Koffer achtlos in den Kofferraum und ich denke schon wieder an diese verdammte Versandfirma. Ein Modeunternehmen aufzubauen ist kein Zuckerschlecken und jetzt könnte ich scheitern, bevor ich überhaupt bekannt werde.
Ich steige hinten ein und hole mein Handy heraus, bereit, denjenigen anzuschreien, der abnimmt. Doch bevor ich überhaupt wählen kann, springt der Typ auf den Fahrersitz und dreht die Musik noch lauter.
„Hoffe, du magst Rap“, brüllt er. „Du willst zum Flughafen, richtig?“
„Ja! Können Sie das bitte leiser stellen? Ich muss telefonieren.“
Der Typ hört mich entweder nicht oder ignoriert mich, während er im Takt nickt, auf die Straße fährt und sich durch den Verkehr schlängelt. Frustriert versuche ich, die vielen E-Mails auf meinem iPhone zu beantworten, aber seine ruckartige Fahrweise macht es unmöglich. Ich gebe auf, stecke das Handy in meine Tasche und hoffe, dass ich noch Zeit habe, den Anruf zu erledigen, bevor ich ins Flugzeug steige.
Auf dem Weg zum Flughafen lehne ich mich zurück und werfe einen letzten Blick auf die wunderschöne Stadt. Ich liebe alles an Miami: die bunten Gebäude, das warme Wetter, sogar die ausgefallenen Weihnachtsbäume in Silber, Weiß und Pink. Diese Stadt lässt Weihnachten so albern erscheinen, dass es leichter ist, darüber hinwegzukommen.
Ich habe die fröhliche Weihnachtszeit nicht immer gehasst, aber jetzt erinnert sie mich nur noch an meine schlimmste Erinnerung. Keira hingegen hat Weihnachten schon immer geliebt.
Ich lächle, als ich an meine beste Freundin denke. Wie wir überhaupt Freundinnen wurden, wird mir immer ein Rätsel bleiben, da wir so unterschiedlich sind, aber wir stehen uns seit unserer Schulzeit nahe, als wir noch Zahnspangen und Pickel hatten. Und seitdem ergänzen wir uns auf die beste Art und Weise.
Ich erinnere mich an Übernachtungen bei Keira, bei denen wir die ganze Nacht wach blieben, nach Sternschnuppen Ausschau hielten und uns gegenseitig Versprechen gaben. Dass wir zusammen aufwachsen, zusammen heiraten, Ehemänner haben würden, die beste Freunde wären, Kinder und Enkel bekommen würden, die ebenfalls beste Freunde wären, zusammen alt werden...
Es ist also keine Überraschung, dass Keira mich zu ihrer Trauzeugin gemacht hat und dass sie ihren Junggesellinnenabschied in der Blockhütte ihrer Familie in Alaska feiern wollte.
Diese Hütte ist seit Generationen im Besitz von Keiras Familie und als wir Kinder waren, verschwand sie jedes Jahr für Wochen dorthin zum Skifahren und Wandern mit ihrer Familie. Natürlich studierte sie dann in der Nähe von Homer, traf dort einen naturverbundenen Mann und beschloss, mit ihm im verschneiten, einsamen Alaska zu leben.
Keira ist wie die Schwester, die ich nie hatte. Sie ist der einzige Grund, warum ich alles stehen und liegen lasse und kurz vor Weihnachten tausende Kilometer reise, nur um zwei Monate später für ihre Hochzeit im Februar wiederzukommen. Ich freue mich riesig, dass sie den Mann fürs Leben gefunden hat und kann es kaum erwarten, bei ihrer Hochzeit an ihrer Seite zu stehen, egal wo auf der Welt wir uns befinden.
„Entschuldigung, ich verpasse gleich meinen Flug. Gäbe es eine Möglichkeit, dass Sie diese Schlange öffnen und mich durchlassen?“
Er mustert mich von oben bis unten und lächelt dann. „Für eine schöne Frau wie Sie helfe ich doch gerne. Wohin geht die Reise?“ Ich reiche ihm meine Bordkarte und er wirft einen Blick darauf. „Alaska.“
Ich verdrehe innerlich die Augen über seinen Tonfall. „Genauer gesagt Homer, Alaska“, sage ich.
„Besuchen Sie jemand Besonderes über die Feiertage?“
„Nein. Meine Freundin heiratet... Es ist ihr Junggesellinnenabschied.“
„Und sie hat Alaska ausgesucht, hm? Nicht gerade der Ort für einen Mädelsabend.“
„Sagen Sie mir was Neues. Besonders wenn man aus Miami kommt. Ich meine, ist Las Vegas etwa out?“
Der Sicherheitsbeamte lacht, während er meine Tasche und Handtasche kontrolliert, und ich merke, wie mir die Röte ins Gesicht steigt. Da ich in den letzten eineinhalb Jahren nur gearbeitet habe, habe ich schon lange nicht mehr an Männer gedacht, geschweige denn an Dates. Und obwohl es schon fünf Jahre her ist seit Josh, macht mich der Gedanke an eine ernsthafte Beziehung immer noch panisch.
Trotzdem kann ich doch nicht schon so aus der Übung sein beim Flirten, oder? Ich bin erst neunundzwanzig – bin ich wirklich schon so alt und eingerostet?
„Ich denke nicht, dass Sie Probleme haben werden, etwas Spaß zu finden, selbst in Alaska.“ Der Sicherheitsbeamte zwinkert mir zu und mein Magen macht einen Salto.
„Da wäre ich mir nicht so sicher“, erwidere ich. „Ich habe gerade fünf Koffer aufgegeben und in keinem davon ist ein Badeanzug.“
Der Sicherheitsbeamte mustert mich erneut. „Ich dachte, Alaska wäre bekannt für seine heißen Quellen“, sagt er. „Sind Sie mutig genug für Nacktbaden?“ Der Blick in seinen Augen verrät, dass er alles tun würde, um mich zu begleiten und es selbst herauszufinden.
Ich nehme meine Bordkarte und antworte neckisch: „Das würden Sie wohl gerne wissen?“ Ich schnappe mir meine Handtasche und meinen Koffer, winke ihm kokett zu und rufe: „Schöne Feiertage und danke für Ihre Hilfe. Wenn ich meinen Flug schaffe, beantworte ich Ihre Frage vielleicht bei meiner Rückkehr.“
Mein erster Flug ist langweilig, obwohl alle um mich herum die gleichen alten, kitschigen Weihnachtsfilme schauen, bei denen sich mir der Magen umdreht. Aber als wir nach vier Stunden für einen kurzen Zwischenstopp in Minneapolis landen, steigt mein Ärger wieder. Ich hatte immer noch keine Gelegenheit, die Versandfirma anzurufen.
Jetzt steigen alle in die Maschine für den zweiten Teil der Reise und es werden weitere acht Stunden vergehen, bis wir in Anchorage, Alaska, landen. Dann muss ich noch einen 50-minütigen Flug von Anchorage nach Homer nehmen. Mit der Zeitverschiebung und dem schlechten Handyempfang in der Blockhütte von Keiras Familie werde ich mich beeilen müssen, diesen Anruf während des nächsten Stopps zu erledigen.














































