Vom Alpha gestohlen - Buchumschlag

Vom Alpha gestohlen

Midika Crane

3: Das Schicksal und seine Folgen

MARA

Kace sieht mich schweigend an und Ich begegne seinem Blick.

Warum ist er hier? Es ist mir egal, ob er Kadens Bruder ist.

Er interessiert mich nur, wenn er mir helfen wird, hier rauszukommen. Ich schaue die beiden an.

"Du solltest dich besser an ihn gewöhnen", sagt Kaden als Antwort auf meinen Blick.

Ich weiß nicht, warum Kaden sein Gesicht vor mir versteckt, während Kace es erst gar nicht versucht.

Meine Neugierde drängt mich dazu, mehr herauszufinden.

"Warum?", schnauze ich.

"Weil du seine Ehefrau sein wirst."

Mir fällt die Kinnlade herunter und eine heiße Welle der Wut überkommt mich und verdrängt den Schock.

Ehefrau?

Hat er mich deshalb von meiner Familie weggenommen? Damit ich die Frau eines Fremden werde?

Und nicht nur irgendein Fremder, sondern der Bruder des Alphas des Vengeance Rudel s!

Kace grinst. Er hat das alles geplant.

Er wollte ein Mitglied des Purity Rudels als seine Ehefrau – um sie zu missbrauchen und zu erniedrigen. Ich kann es in seinem vernarbten und selbstgefälligen Gesicht sehen.

Ich starre die beiden an und möchte ihnen eine Ohrfeige verpassen, aber sie würden mich wahrscheinlich nur zurückschlagen.

"Fahrt zur Hölle", knurre ich.

Kace kommt auf mich zu und streckt seine Arme nach mir aus, als würde er erwarten, dass ich ihm freiwillig in die Arme laufe.

Instinktiv mache ich einen Schritt zurück, um möglichst viel Abstand zwischen uns zu bringen. Kaden packt seinen Bruder an der Schulter und hält ihn zurück.

"Lass deine zukünftige Frau mit mir allein. Bis heute Nachmittag hast du eine gehorsame Gefährtin", flüstert Kaden Kace zu, als ob er denkt, ich könne ihn nicht hören.

Wenn er glaubt, ich würde mich ihm jemals unterwerfen, ist er verrückt. Lieber würde ich sterben. Kace wirft mir einen letzten Blick zu, und verlässt dann den Raum.

Ich starre auf den Boden und weigere mich, zu Kaden aufzublicken, während er um mich herumgeht. Ich spüre seinen aufmerksamen Blick, der jeden Zentimeter von mir mustert.

In diesem Moment scheinen meine Füße weitaus interessanter zu sein als er.

"Ich werde ihn nicht heiraten", sage ich ihm nach ein paar Minuten des Schweigens.

Er antwortet nichts. Stattdessen umkreist er mich weiter und mustert mich dabei, als ob ich seine Beute wäre. So fühlt es sich jedenfalls an.

Die Stille zehrt an meinem Verstand. Er benutzt sie, um mich zu manipulieren.

"Und ich würde lieber sterben, als hier zu bleiben...", füge ich wütend hinzu.

Ich weiß, dass er mich umbringen wird, wenn ich nicht tue, was er sagt.

Das ist nun mal seine Vorgehensweise.

Ich sehe jetzt doch ein, dass er ein geisteskranker Mörder ist und ich wünschte, ich hätte die Sorgen meiner Eltern ernster genommen...

Er bleibt vor mir stehen, und ich blicke zu ihm hoch.

"Du wirst nicht sterben. Naja, es sei denn, ich ändere meine Meinung", antwortet er ruhig.

Ich weiß nicht, ob er mich jetzt anschaut, denn sein Gesicht ist immer noch völlig verdeckt.

Ich beschließe, ihn darauf anzusprechen. "Warum zeigst du mir nicht dein Gesicht? Hast du Angst?"

Er lacht leise und tritt näher an mich heran. Ich weiche nicht zurück, weil ich weiß, dass er mich sonst für schwach halten wird.

Also bleibe ich stehen und versuche, unter dem Schatten etwas zu erkennen, aber es ist einfach unmöglich.

Er streckt seine behandschuhte Hand aus, um mein Gesicht zu berühren.

Ich bewege mich nicht. Dann lässt er seinen Finger über meine Wange streichen und greift nach meinem Kinn.

Vielleicht sollte ich ihn beißen.

"Ich habe vor niemandem Angst", murmelt er.

"Dann zeig mir dein Gesicht."

"Das kann ich nicht. Du könntest mich attraktiv finden, wenn ich es dir zeige", sagt er locker.

Er sagt das so ernst, dass er mich neugierig macht.

Am liebsten würde ich ihm sofort die Kapuze vom Kopf ziehen, um ihm zu beweisen, dass ich mich nicht beeindrucken lasse, nur weil jemand gut aussieht.

Wenn meine Vermutungen richtig sind, versteckt er sich vor mir, weil er Angst hat.

Ich schüttle den Kopf, aber ich bin etwas eingeschränkt, weil er immer noch mein Kinn festhält. "Sorry aber ich stehe nicht so auf Mörder."

Er lacht. "Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du nicht sehr nett bist?"

Dann lässt er mein Kinn los und ich kann nicht anders, als mich zu fragen, wie die anderen so waren – die Mädchen, die er in der Vergangenheit entführt hat.

Sind sie tot? Hat er sie wirklich umgebracht?

Dieser Mann kann einen wahnsinnig machen - so viel weiß ich schon nach den wenigen Sätzen, die wir miteinander gewechselt haben.

Ich erinnere mich an ein Mädchen aus meiner Schule, das entführt wurde.

Ich kannte sie und mochte sie sogar. Sie hat sich immer für mich eingesetzt, bis Kaden sie in der Nacht entführt hat.

"Zurück zum Thema Kace...", beginnt er.

"Ich habe dir doch gesagt, dass ich ihn nicht heiraten werde", sage ich ihm entschlossen.

Irgendwie kann ich sein Lächeln spüren, ohne es zu sehen.

"Du hast keine andere Wahl, meine Liebe."

Einen Moment lang sagen wir nichts und sehen uns nur an.

Schließlich entfernt er sich und deutet auf den Stuhl, auf dem ich zu mir gekommen bin. "Du solltest dich vielleicht lieber setzen."

Ich glaube ihm und setze mich schnell hin. Er wird mir gleich etwas sagen, das mir nicht gefallen wird, und ich will nicht zu denen gehören, die verzweifelt auf den Boden fallen.

Es würde mir mehr wehtun, ihm diese Genugtuung zu geben, als auf seine Befehle zu hören.

"Er wird dir morgen Abend vor meinem Rudel einen Antrag machen. Die Sache wird sich schnell herumsprechen", erklärt er mir.

Ich runzle die Stirn, sage aber nichts.

"Nachdem du ja gesagt hast, beginnt dein eigentlicher Job", sagt er.

"Und was könnte das sein?", frage ich.

Er schüttelt den Kopf.

Ich mache mir nicht die Mühe, weiter zu fragen, denn Kaden erledigt die Dinge offensichtlich gerne nach seinen eigenen Regeln.

Er hält mich einfach für ein dummes, naives Mädchen vom Purity Rudel und wird mir sowieso nicht zuhören.

"Den Rest wirst du später erfahren. Aber jetzt schläfst du erst einmal", sagt er lässig.

Ich stampfe mit dem Fuß auf, als er sich zum Gehen umdreht.

Er bleibt stehen und schaut zu mir zurück.

"Dieses Gespräch hat mich wirklich nicht dazu animiert, hier zu bleiben", knurrt Kaden. "Willst du dein Glück nochmal versuchen und weglaufen, Mara?"

"Du kannst mich nicht ewig hier festhalten", antworte ich ihm.

Ich werde bis zum Ende hartnäckig bleiben. Wenn er glaubt, er kann mich gegen meinen Willen hier festhalten, ist er verrückt.

Ich werde nicht aufhören zu versuchen, hier rauszukommen und zu meinem richtigen Rudel zurückzukehren.

Ich werde versuchen, über jede Mauer zu klettern und jedes Schloss zu knacken, um von diesem Ort wegzukommen.

Ich werde hier nicht bleiben.

Dann geht er hinter mich, und obwohl ich anfange zu zittern, drehe ich mich nicht um.

Es wäre eine Lüge zu behaupten, dass er mir keine Angst macht. Dann legt er seine Hände auf meine Schultern und ich zucke zusammen.

"Du hast keine Ahnung, wie viel Kontrolle ich über dich habe", murmelt er in mein Ohr.

Er hat sich heruntergebeugt, so dass ich wieder seinen warmen Atem an meinem Hals spüre.

Jetzt fühle ich mich noch mehr eingeschüchtert und ich hasse die Wirkung, die er auf mich hat.

"Du bist sehr ganz schön fech", stellt er fest. "Das gefällt mir. Warum? Weil alle anderen aus deinem Rudel erbärmlich sind." Seine Worte lassen mich noch mehr zittern. "Du hingegen faszinierst mich."

Ich fasziniere ihn? Das kann nichts Gutes bedeuten.

"Aber wir sind trotzdem so verschieden", fährt er fort.

"Warum?" Meine Stimme zittert, und ich weiß, dass es dumm von mir ist, eine Antwort zu erwarten.

Er geht wieder zurück, so dass er direkt vor mir steht. Dann kniet er sich wieder hin und bringt sein vom Schatten verdecktes Gesicht näher. Diesmal kann ich sogar fast die Umrisse seiner Gesichtszüge erkennen.

Ich strecke meine Hand aus, um sein Gesicht zu berühren und herauszufinden, ob er wirklich so attraktiv ist, wie er behauptet.

Stattdessen packt er mein Handgelenk, bevor ich überhaupt in seine Nähe komme und stößt es hart gegen meine Brust, so dass ich zusammenzucke.

"Weil ich in meinem Leben schon mehr Dinge getan habe, als du dir vorstellen kannst", flüstert er mit strengem Ton.

Der Mann ist verrückt. Warum habe ich überhaupt versucht, ihn anzufassen?

"Ich bin zu jedem Rudel im ganzen Land gereist", fährt er fort.

Ich beiße die Zähne zusammen, als er meinen Arm so verdreht, dass der Schmerz mich durchfährt. Er versucht, mich zu demütigen.

"Ich habe mehr gelernt als du", sagt er grob.

Ich weigere mich vor Schmerz zu schreien, denn ich will ihm den Spaß nicht gönnen.

"Es macht mir Spaß andere zu verletzen!"

Er verdreht meinen Arm weiter, und ich gebe ein verzweifeltes Wimmern von mir.

"Und ich habe jeden getötet, der sich mir in den Weg gestellt hat!"

Daran habe ich keinen Zweifel. Ich spüre, wie sich Tränen in meinen Augen bilden, aber ich halte sie zurück.

Ich bin nicht schwach. Er lässt mein Handgelenk los, und ich zwinge mich, nicht daran zu reiben, auch wenn es furchtbar wehtut.

"Ich weiß, dass du deine Familie liebst, also zweifle nicht eine Sekunde daran, dass ich sie nicht herbringen und vor deinen Augen töten würde", knurrt er.

Er entfernt sich von mir und lässt mir endlich etwas Luft zum Atmen. "Und nicht bevor ich dich gegen die Wand dort drüben geworfen habe."

"Du bist krank!", schimpfe ich.

Er lacht. "Aber das überlasse ich lieber deinem Ehemann."

Er fährt durch meine Haare. Ich streiche sie wieder glatt und lasse sie über meine Schulter fallen.

"Was für ein Bruder wäre ich denn, wenn ich dir zeigen würde, wie viel Spaß du mit mir haben könntest, im Vergleich zu ihm?", scherzt er.

Ich wäre eine furchtbare Tochter, wenn sie wegen meiner großen Klappe sterben müssten.

Sie haben das alles nicht verdient. Sie sind gute Menschen.

Kaden scheint mich zu durchschauen. "Ich denke, du hast mich verstanden. Ich möchte nicht, dass deine Eltern zu meinen in die Hölle kommen."

"Meine Eltern sind gute Menschen", sage ich leise.

Ich erwarte nicht, dass er antwortet, also bin ich überrascht, als er es tut.

"Und du warst es auch. Bis du beschlossen hast, wegzulaufen und Kace zu heiraten, deinen heimlichen Liebhaber", sagt Kaden.

"Deine Eltern werden das verstehen. Ich habe gestern Abend zufällig gehört, wie du mit ihnen über mich gesprochen hast, und ich konnte erkennen, dass du keine Angst vor mir hast. Warum solltest du also bleiben?"

Plötzlich wird mir klar, warum er von mir erwartet, dass ich mich auf das alles einlasse, und mein Herz wird schwer. "Hast du dich deshalb für mich entschieden? Weil du wusstest, dass ich keine Angst vor dir habe?"

Er nickt mir kurz zu. "Ich denke an alle möglichen Szenarien."

Ich hasse ihn. Ich verabscheue den Mann, der vor mir steht, zutiefst.

"Es ist jetzt Zeit für dich, ins Bett zu gehen. Soll ich dich zu deinem Zimmer begleiten?", fragt er auf einmal höflich.

Er hält mir seinen Arm hin, damit ich mich einhaken kann.

Mit dem Gedanken an meine Eltern im Hinterkopf füge ich mich, und wir verlassen gemeinsam den Raum.

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