
Alexanders Liebeserklärung galt einer anderer Frau und verletzte Julia. Aber sie brauchte, dass diese Ehe funktionierte, also würde sie nicht so leicht klein beigeben.
„Was hast du mit Ava vor?“, fragte sie.
„Wie meinst du das?“
„Ich meine, du bist zum Schein mit mir verheiratet. Wie soll das also funktionieren?“
„Ganz einfach. Ich verbringe die meiste Zeit mit ihr und du und ich halten nur die Fassade aufrecht.“
„Aber für wie lange?“
„Ich weiß es verdammt noch mal nicht, Julia. Warum rückst du mir so auf die Pelle?“
„Ich habe nur nachgefragt. Was bedeutet das für mich? Ich habe niemanden.“
„Gibt es jemanden, für den du dich interessierst?“
„Nein.“
„Dann gibt es kein Problem.“
„Stimmt.“ Sie schwiegen einen Moment, bevor sie sagte: „Du hättest mir Bescheid geben können, dass du spät nach Hause kommst.“
„Muss ich dir das jetzt mitteilen? Dir ist schon klar, dass diese Ehe nicht echt ist, oder?“
„Ich weiß, Alexander. Du erinnerst mich ständig daran. Ich will nur wissen, wo du bist, damit ich antworten kann, wenn jemand nachfragt!“
Alexander nickte. „Okay. Ich gebe dir nächstes Mal Bescheid.“
Julia nickte und Alexander legte sich ins Bett. Ihr war sehr warm. Sie war noch nie mit einem Mann im gleichen Bett gewesen, schon gar nicht mit einem fast nackten Mann, den sie kaum kannte.
„Wie alt bist du?“, fragte Alexander plötzlich.
Die Frage überraschte sie. „Zweiundzwanzig.“
„Und du hattest noch nie Sex oder einen halbnackten Kerl gesehen?“
„Doch, beim Schwimmen.“
„Warum bist du noch Jungfrau?“
„Ähm, ich … ich will nicht, und ich schätze, ich habe niemanden.“
„Mit deinem Aussehen kann ich kaum glauben, dass du Schwierigkeiten hast, jemanden zu finden, der sich für dich interessiert. Du müsstest sie nur kurz gucken und sie würden dir aus der Hand fressen.“
„Du hast kein Interesse an mir.“
„Weil ich schon jemanden habe. Das ist etwas anderes.“
„Stimmt.“
„Ich hätte nicht gedacht, dass du so unschuldig bist. Das überrascht mich.“ Er musterte sie. „Wie dem auch sei, wir gehen dieses Wochenende auf eine Party. Du musst dich schick machen.“
„Okay.“
„Vergiss nicht, dass du mich repräsentierst.“
„Ich werde dich nicht enttäuschen“, versprach sie ihm.
Alexander drehte sich zur Seite und sie machte das Licht aus und legte sich hin.
Lange nachdem Alexander bereits eingeschlafen war, lag Julia noch wach und grübelte über Ava.
Sie wiederholte ständig seine Aussage in ihrem Kopf, dass er jemanden hätte. Die Art, wie er über Ava sprach, war anders. Er wirkte sanfter, nicht so schroff.
Jetzt würde sie stundenlang auf der Party leiden und Alexander gehorsam folgen müssen.
Sie musste es einfach ertragen.
Der Tag der Party kam und Julia gab sich besonders Mühe, gut auszusehen.
Ihr Haar war gewellt und sie trug ein langes, enges schwarzes Kleid mit langen Handschuhen, einer grünen Kette, passenden Ohrringen und einem Ring, um das Ganze abzurunden.
Sie steckte auch grüne Haarnadeln ins Haar und trug hohe Absätze.
Alexander kam herein, angezogen und bereit aufzubrechen. Sie wusste, dass er bei Ava gewesen war, aber hierhergekommen war, damit sie zusammen gehen konnten.
„Lass uns …“
Sie stand auf und sah, dass er sie musterte.
Sie wollte keine peinliche Situation und drehte sich nervös weg. „Ich bin fertig.“
Sie nahm ihre kleine Tasche und sie gingen los.
Julia saß im Auto und betrachtete den Nachthimmel. Der Mond war hell und erweckte Sehnsüchte in ihr.
„Julia?“
Sie wandte sich Alexander zu. „Ja?“
„Bist du so still, weil du nervös bist?“
„Nein, ich habe nur über etwas nachgedacht.“
„Vergiss nicht, wie wir uns heute Abend verhalten müssen. Das sind wichtige Leute, also müssen wir uns von unserer besten Seite zeigen.“
Sie nickte. „Sonst noch was?“
„Nein.“
Sie drehte sich um und sah aus dem Fenster, bis sie bei der Party ankamen.
Alexander stieg zuerst aus, um ihr die Tür zu öffnen. Er hielt ihr die Hand hin.
Sie nahm sie und stieg aus. Er legte seine Hand auf ihren unteren Rücken, als sie hineingingen.
Alle sahen sie an, aber sie versuchte es nicht zu bemerken, während sie einige Leute begrüßten und Alexander sie vorstellte.
An ihrem Tisch zog er einen Stuhl für sie heraus und setzte sich erst, als sie bequem saß. Sie war sicher, dass er für jeden Beobachter wie ein fürsorglicher Ehemann aussah.
Der Kellner brachte Champagner und sie nahm ein Glas. Andere Gäste kamen an und setzten sich an die runden Tische.
Eine schöne Frau mit langen blonden Haaren und grünen Augen kam und setzte sich neben Alexander.
Irgendwie wusste Julia, dass dies Ava war.
Alexander lächelte die strahlende Frau an und Julia erkannte, dass sie einen besonderen Moment hatten.
„Ava, das ist Julia. Julia, das ist Ava.“
Das war also das Mädchen, das Alexander hatte heiraten wollen. Deshalb war er so verärgert über Julia.
Ava wandte sich ihr zu. „Schön, dich kennenzulernen, Julia.“
„Es freut mich ebenso.“
„Ich weiß, das war nicht geplant“, sagte Ava.
„Was war nicht geplant?“
„Dass wir uns hier so treffen.“
„Oh …“
„Ich hätte mich nicht so treffen wollen, aber Alexander bestand darauf.“
Ava schien nett, aber Julia hörte das Gift in ihren Worten und Schadefreude in ihrer Stimme. Sie machte ihren Standpunkt klar. Sie war die wichtigste Frau in Alexanders Leben.
Das stimmte wahrscheinlich, nach der Art zu urteilen, wie Alexander sie ansah.
Julia saß still da, während Alexander und Ava sich unterhielten, als wäre sie nicht da.
Langsam und leise rückte sie ihren Stuhl von Alexander und seiner Geliebten weg. Sie keuchte überrascht auf, als Alexander seine Hand unter ihren Stuhl legte und sie zu sich zurückzog.
Sie war direkt neben ihm. Er legte seinen linken Arm knapp unter ihre Brust und seine andere Hand an ihren Nacken und zog sie nah zu sich, sodass sein Atem ihr Ohr streifte.
„Benimm dich und leiste deinen Scheiß-Beitrag“, murmelte er.
Julia legte ihre Hand an seinen Nacken und flüsterte zurück: „Das sagt gerade der Richtige, so offensichtlich wie du mit deiner Geliebten bist. Fass dir lieber mal selbst an die Nase, bevor du mir sagst, was ich tun soll.“
Sie lehnte sich zurück und schenkte ihm ein süßes Lächeln.
Die Reden begannen. Julia versuchte angestrengt zuzuhören, aber sie schaltete immer wieder ab.
Obwohl das Licht gedämpft war, konnte sie sehen, wie Ava und Alexander einander ansahen, und Ava wirkte etwas selbstgefällig.
Julia trank mehr Champagner. Sie hatte Glück, dass die Präsentation im Gange war und das gedämpfte Licht zu ihrem Vorteil war.
Alle lachten und Julia stimmte mit ein. Sie nahm noch ein Glas Champagner, aber als sie es trinken wollte, nahm Alexander es ihr weg und stellte es ab.
Er beugte sich zu ihr. „Ich glaube, du hattest jetzt genug.“
Julia lächelte gezwungen und nickte.
Sie saß still da und wartete darauf, dass die Reden endeten, in Gedanken versunken. Sie bemerkte nicht einmal, dass der letzte Redner fertig war, bis sie Alexander vor sich stehen sah, der ihr die Hand hinhielt.
Sie nahm sie und er führte sie zur Tanzfläche, wo er sie sehr eng bei sich hielt. Zwischen all dem Alkohol und der Musik fühlte sie sich in seinen Armen berauschend.
Sie sah zu ihm auf. Julia liebte seinen Geruch. Ohne viel nachzudenken, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn.
Alexander erwiderte den Kuss kurz, dann zog er sich zurück.
Er lächelte sie herzlos an, bevor er ihren Lippenstift von seinem Mund wischte.
„Mach das nie wieder“, fauchte er.