
Die Rache
An ihrem achtzehnten Geburtstag wird Ciana von ihrem Gefährten verraten und verliert ihre Familie und ihr Rudel. Von Kummer und Rachsucht erfüllt, versucht sie, die geliebten Menschen zu rächen, die ihr genommen wurden.
Doch eine unerwartete Gelegenheit für eine zweite Chance in der Liebe stellt ihren Entschluss auf die Probe. Wird Ciana zulassen, dass ihr Verlangen nach Rache sie verzehrt, oder kann sie diesen neuen Weg annehmen und Heilung finden?
Kapitel 1.
CIANA
Ich erwachte durch die sanfte Stimme meiner Mutter, die mich aus der Küche rief.
„Bin schon wach, Mama“, antwortete ich verschlafen und rieb mir die Augen.
Ich stand auf und zog mich an, während ich mich im Spiegel betrachtete. Das lila Kleid, das ich für meinen achtzehnten Geburtstag ausgesucht hatte, passte wie angegossen und reichte mir bis knapp übers Knie. Schlicht, aber hübsch – ganz wie ich selbst.
Ich nahm die großen Lockenwickler aus meinem Haar und bürstete es gründlich durch, sodass es voll und schwungvoll fiel. Meine langen, hellblonden Haare reichten mir bis zur Hüfte, ein paar Strähnen hatte ich kunstvoll nach hinten gesteckt.
Mit etwas Wimperntusche betonte ich meine strahlend blauen Augen und trug einen zarten Rosaton auf die Lippen auf. Jetzt fühlte ich mich bereit für den Tag. Ich schlüpfte in bequeme schwarze Schuhe und machte mich auf den Weg in die Küche.
Ich war ganz aufgeregt. Heute würde ich mich endlich nach Herzenslust in meine Wolfsgestalt verwandeln können. Und sobald ich das konnte, würde ich anfangen, nach meinem Gefährten Ausschau zu halten.
Mein Vater begrüßte mich mit einem Lächeln und einem Kuss auf die Wange, als ich ins Esszimmer kam.
„Alles Gute zum Geburtstag, mein Schatz“, sagte er.
„Danke, Papa“, erwiderte ich lächelnd.
„Na, wie geht's meiner Prinzessin?“, neckte er mich.
„Ach Papa, ich bin jetzt achtzehn“, entgegnete ich spielerisch.
„Aber du bleibst für immer meine Prinzessin“, meinte er, als meine Mutter mit einem Berg Essen hereinkam.
„Guten Morgen und alles Liebe zum Geburtstag, mein Schatz“, sagte sie, während sie das Essen auf den Tisch stellte.
Das Frühstück sah köstlich aus: selbstgemachte Waffeln mit Sirup, Brötchen mit Soße, Rührei mit Käse und knuspriger Speck. Es war genug für eine ganze Fußballmannschaft.
„Warum so viel Essen, Mama?“, fragte ich, während ich mir schon von allem etwas auf den Teller lud.
„Ich will doch nicht, dass meine beiden Lieblinge hungern müssen“, sagte sie mit einem liebevollen Lächeln und gab meinem Vater einen flüchtigen Kuss.
Ich spürte einen Anflug von Neid, als ich die beiden beobachtete. Hoffentlich würde ich mit meinem zukünftigen Gefährten auch so eine Beziehung haben.
Schon als Kind hatte ich die Liebesgeschichte meiner Eltern bewundert und mir selbst so eine märchenhafte Romanze gewünscht. Sie lächelten und lachten ständig und hatten nur Augen füreinander. Ihre Liebe zeigte sich in jedem Blick und jeder Berührung.
Ich hatte sie nie streiten sehen, außer einmal, als ich vierzehn war. Da diskutierten sie darüber, ob ich auf mein erstes Date gehen sollte.
Am Ende setzte sich meine Mutter durch und ich durfte gehen. Aber im Nachhinein hatte mein Vater Recht gehabt. Es war grauenvoll und ich beschloss, lieber auf meinen Gefährten zu warten.
„Was hast du heute so vor, Liebes?“, fragte meine Mutter während wir frühstückten.
„Jackson müsste bald hier sein. Wir wollen in die Mall zum Shoppen und danach hier Filme gucken zu meinem Geburtstag“, antwortete ich fröhlich.
„Und was ist mit Charlotte?“, hakte sie nach.
„Die hat heute Training mit ihrem Vater und ich glaube, sie meinte, ihre Familie würde für ein paar Tage wegfahren“, erwiderte ich.
Charlotte war eine meiner besten Freundinnen. Früher waren wir unzertrennlich, aber in letzter Zeit konzentrierte sie sich mehr auf ihr Training und verbrachte weniger Zeit mit mir. Ich wusste, wie wichtig ihr die Ausbildung zur Kriegerin war und wollte sie nicht stören, aber ich vermisste meine Freundin.
„Sie wird die Besuche der Rudelführer verpassen“, sagte mein Vater stolz. „Ich habe gehört, sogar der König will kommen, um unsere Prinzessin kennenzulernen.“
„Ach Papa“, sagte ich genervt.
Mein Vater, der Alpha des Primrose-Rudels, wollte unbedingt, dass ich meinen Gefährten finde und hatte Treffen mit den Söhnen anderer Rudelführer arrangiert. Er meinte, ich würde wahrscheinlich mit einem Alpha oder einem wichtigen Rudelmitglied zusammenkommen.
Aber für mich spielte ihre Position im Rudel keine Rolle. Wenn sie mein Gefährte wären, hätte die Göttin uns füreinander bestimmt, und ich vertraute ihrem Plan.
„Ich will doch nur das Beste für dich, Ciana“, sagte er mit einem sanften Lächeln.
„Papa, ich weiß“, sagte ich, wohl wissend, dass er gleich über Werwolf-Paarung sprechen würde.
„Als Werwölfe“, begann er, „ist unser stärkster Instinkt, unseren Gefährten zu beanspruchen-“
„Ich weiß, Papa. Aber bitte vertrau mir, wenn ich sage, dass ich die Dinge mit meinem Gefährten, wer auch immer es sein wird, langsam angehen und ihn erst kennenlernen möchte“, unterbrach ich ihn seufzend und wiederholte die Worte, die ich über die Jahre so oft gehört hatte. „Ich möchte das haben, was du und Mama habt.“
Er lächelte und nickte. Ein plötzliches Klopfen an der Haustür ließ uns alle zusammenzucken.
„Ich geh schon“, sagte mein Vater, während meine Mutter und ich gemeinsam den Tisch abräumten.
Ich dachte darüber nach, wer mein zukünftiger Gefährte sein könnte, während ich meiner Mutter beim Abwasch half. Was, wenn er ein Alpha wäre? Vielleicht könnte er ein starker Rudel-Krieger sein. Was, wenn er zum Königlichen Rudel gehörte, sogar der Alpha-König selbst?
„Hey Ciana!“, rief jemand und riss mich aus meinen Gedanken.
„Was?“, sagte ich erschrocken und drehte mich um, nur um einen meiner besten Freunde, Jackson, zu sehen.
„Du warst mit den Gedanken ganz woanders. Ich dachte, wir wollten in die Mall gehen“, sagte er und zog eine Augenbraue hoch.
„Oh, stimmt ja! Komm schon, Jackson! Lass uns shoppen gehen!“, rief ich fröhlich.
„Ab in die Mall!“, brüllte er begeistert.













































