A. L. Smith
CHASE
Wie konnte sie mir das antun?
Ich war ihr stets treu geblieben. Obwohl viele Frauen ein Auge auf mich geworfen hatten, blieb ich standhaft an ihrer Seite.
Sie wich zurück, aber das kümmerte mich nicht. Der Kerl sah aus, als hätte er die Hosen gestrichen voll, während er versuchte, in seine Hose zu schlüpfen.
Plötzlich machte es klick. Es war einer meiner Geschäftspartner.
Ich würde nie die Hand gegen eine Frau erheben, aber bei diesem Typen war das etwas anderes. Ich stürzte mich auf ihn und mit einem Schlag ging er zu Boden. Er versuchte, sein Gesicht zu schützen, während ich immer wieder zuschlug, bis seine Arme schließlich herabfielen und er fast bewusstlos war.
Meine Knöchel waren aufgeschürft und blutig, als ich fertig war. Sie hätten eigentlich höllisch schmerzen müssen, aber ich spürte nur Wut.
„Chase!“, heulte Joanna.
„Kein Wort mehr“, knurrte ich und trat näher.
„Es tut mir so leid“, schluchzte sie.
„Pack deine Sachen“, sagte ich zornig. „Bis morgen früh bist du verschwunden. Lass ja nichts zurück, wenn ich wiederkomme.“
Ich hörte sie weinen, als ich aus dem Penthouse stürmte, aber es war mir schnuppe. Sie hatte mein Vertrauen mit Füßen getreten und mich gedemütigt. Und wenn das Vertrauen erst einmal weg ist, kommt es nicht wieder.
***
Ich wusste nicht, wohin mich meine Fahrt führte, bis ich vor Lucas' Haus stand.
Er öffnete im Bademantel die Tür. „Heiliger Bimbam, was ist denn mit dir passiert?“
Ich stürmte wutentbrannt hinein. „Ich brauch was Starkes“, sagte ich und durchsuchte seine Bar, bis ich fündig wurde.
Ich musste einen kühlen Kopf bewahren, sonst würde ich vielleicht noch eine Dummheit begehen.
„Ich hol den Verbandskasten“, seufzte er, als er meine blutigen Knöchel und die kleinen roten Flecken auf meinem weißen Hemd sah.
Lucas reichte mir den Kasten und setzte sich neben mich auf die Sofalehne.
„Das ist nicht mein Blut.“
Er warf einen kurzen Blick auf mein Hemd und schien etwas erleichtert.
„Was ist passiert?“, fragte er und beobachtete, wie ich Desinfektionsmittel auf meine schmerzenden Knöchel tupfte.
„Ich hab Joanna in flagranti erwischt“, sagte ich und nahm noch einen Schluck.
„Verdammt. Das tut mir leid, Alter“, sagte er und fuhr sich durch die Haare.
„Du warst ja nicht derjenige, den sie gevögelt hat“, erwiderte ich wütend.
„Du kannst so lange hierbleiben, wie du willst. Meine Tür steht dir immer offen“, sagte er zu mir.
„Danke. Ich brauch nur etwas Zeit zum Nachdenken“, antwortete ich.
Er ließ mich mit meinen wirren Gedanken und der Flasche brauner Flüssigkeit allein.
Ich leerte den Großteil der Flasche, bevor ich einnickte.
Als ich aufwachte, dröhnte mir der Schädel. Die letzte Nacht war nur noch verschwommen in Erinnerung, bis ich meine blauen und lädierten Knöchel sah.
Ich setzte mich auf und bemerkte, dass Lucas Kopfschmerztabletten und Wasser auf dem Tisch neben mir bereitgestellt hatte. Dankbar griff ich danach.
Die Haustür fiel ins Schloss, als Lucas hereinkam.
Wie spät ist es?
„Sie ist weg. Hab nachgeschaut. Der Typ, mit dem sie rumgemacht hat, wird die Quittung kriegen. Ich hab heute Morgen ein paar Anrufe getätigt“, sagte Lucas, um mich aufzumuntern.
„Wie hast du rausgefunden, wer es war?“
„Ich hab mir die Überwachungsaufnahmen von gestern Nacht angesehen“, erklärte er.
Lucas war immer für mich da und wusste in solchen Situationen stets, was zu tun war. Er war nicht nur mein bester Kumpel. Er war wie ein Bruder für mich.
„Lucas, ich-“, begann ich, aber er unterbrach mich.
„Kein Grund zu danken. Das machen Brüder so. Außerdem würdest du dasselbe für mich tun“, sagte er lächelnd.
„Da hast du Recht“, stimmte ich zu, konnte sein Lächeln aber nicht erwidern.
„Ich hasse es, dir das zu sagen, aber sie wird am Donnerstag bei der Wohltätigkeitsveranstaltung sein“, warnte er mich.
Verdammt. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht.
Wenn ich sie schon sehen musste, wollte ich, dass sie den Schmerz spürte, den sie mir zugefügt hatte. Ich wollte, dass sie vor Eifersucht platzte.
Ich war dafür bekannt, nachtragend zu sein und nie eine zweite Chance zu geben.
Plötzlich fiel mir die Frau in Rot von gestern Abend ein und ich hatte eine Idee. Es konnte furchtbar schiefgehen oder brillant funktionieren. Aber an diesem Punkt war es mir egal.
„Bei der Party gestern Abend war eine Frau namens Paris.“
Lucas sah mich an, als wüsste er genau, worauf ich hinauswollte. „Sie hat einen guten Ruf. Soweit ich gehört habe, schläft sie nie mit ihren Sugar Daddys und hält alles sehr professionell. Perfekt für eine vorgetäuschte neue Freundin. Willst du sie engagieren?“, schlug er vor.
„Nein, ich will sie nicht. Ich will ihre Freundin. Sie sagte, ihr Name sei Jade.“
„Von einer Jade hab ich noch nie gehört. Sie muss neu sein. Gibt es einen besonderen Grund, warum es unbedingt sie sein muss?“, fragte er.
Ich zuckte mit den Schultern. „Kein besonderer Grund. Aber sie ist definitiv mein Typ, also wird Joanna nicht denken, es sei fake. Kannst du sie ausfindig machen und dafür sorgen, dass sie bis morgen Abend in meinem Büro ist?“
„Ich kümmere mich darum“, sagte Lucas und zückte sein Handy.
Ich wusste nicht genau, warum ich Jade wollte, aber seit gestern ging sie mir nicht mehr aus dem Kopf. Es war einfach etwas an ihr…
Ich wollte keine kurzfristige Beziehung. Aber ich brauchte jemanden, der die Rolle gut spielen konnte - eine schöne Frau, die weder mit mir schlafen noch sich in mich verlieben wollte. Jade wirkte stark und selbstbewusst und schien nicht besonders an mir interessiert zu sein. Sie wäre perfekt für den Job.
Die einzige Frage war, ob sie ihn annehmen würde.
Natürlich würde sie das.
Geld war kein Problem. Ich würde ihr ein Angebot machen, das sie nicht ablehnen konnte.