
Ich zuckte zusammen, als Fae mir etwas Medizin auf den Rücken auftrug. Der pochende Schmerz wurde unerträglich. Ich klammerte mich an das Bettlaken und vergoss eine Träne.
Ich dachte, die Verletzung, die ich mir zugezogen hatte, sei nicht allzu schlimm, aber nachdem Jonathan mich hergebracht und Fae mich bluten gesehen hatte, wusste ich, dass ich einen riesigen Bluterguss davontragen würde. Und genau so war es auch.
Eine meiner alten Wunden war wieder aufgerissen, während eine weitere hinzugekommen war. Fae sah es sich völlig schockiert an, aber eher, weil sie nun endlich meinen Rücken sah.
Ich konnte sehen, dass sie fragen wollte, was es mit all den Wunden auf sich hatte, aber sie behielt ihre Frage für sich.
Als wir ein Klopfen hörten, stand Fae auf und ging nachsehen, wer es war. Ich blieb still und hörte aufmerksam zu. Nach einem kurzen Wortwechsel kam Jonathan herein.
Sein Blick fiel auf meinen Rücken. Laut keuchend rannte er auf mich zu und beugte sich über meinen verletzten Rücken.
„Eure Hoheit!”, stotterte Jonathan schockiert. Er konnte nicht glauben, was er da sah.
„Das ist nichts”, sagte ich und lächelte traurig.
Jonathan hob die Augenbrauen und schüttelte den Kopf. Ein missbilligender Blick huschte über sein Gesicht.
„Wie kann das nichts sein? Wer hat das getan?”, beschwerte sich Jonathan. „Du dürftest nicht so aussehen. Und es tut mir leid, falls ich mich unangemessen verhalten habe, Eure Hoheit. Du bist nur ein Mädchen. Wie kannst du nur so aussehen?”
Überrascht von seinen Worten, kicherte ich. Dann hob ich meinen Blick wieder zu ihm und sagte: „So war mein Leben. Was hätte ich tun können?”
„Der König muss davon erfahren”, sagte Jonathan, als er das Schlafzimmer verließ. Ich rappelte mich auf, griff nach einem Bademantel und versuchte, mich zu bedecken.
„Nein!”, sagte ich und packte ihn am Arm. „Er weiß es schon... der neue blaue Fleck ist von ihm.”
Jonathan sah auf mich herab, als wären mir ein zweiter Kopf gewachsen. Dann ergriff er seufzend meine Hand und drückte sie.
„Gut, aber wir müssen sie behandeln”, sagte Jonathan und lächelte verschmitzt.
Wie hatte es nur so weit kommen können?
Nach einer Weile entschuldigte sich Jonathan. Als er zurückkam, war es schon nach Mitternacht, und zu meinem Entsetzen kam er nicht allein zurück. Stattdessen brachte er zehn weitere Diener mit.
Nervös schluckend sah ich mich in meinem Zimmer um. Warum waren sie alle hier?
„Beruhigt euch, Hoheit”, sagte Jonathan und lächelte strahlend.
„Ja, wir sind alle hier, weil wir dich kennenlernen und dir helfen wollen”, sagte die Frau namens Nora und lächelte in meine Richtung.
Nora war das oberste Dienstmädchen hier im Palast. Ihre Aufgabe war es zumeist dem König zu dienen.
Sie sah älter aus als alle anderen hier.
„Hier, trink etwas Tee”, sagte Nora und reichte mir eine Porzellantasse. Ich lächelte sie schief an und nahm einen Schluck.
Zimt und Vanille erfüllten meine Lungen, sodass ich unbewusst seufzte. Ich öffnete meine Augen wieder und sah alle an. Dann schaute ich verlegen weg. Hatte ich gerade vor Erleichterung geseufzt?
Als ihnen bewusstwurde, wie peinlich mir das war, brach Gelächter im Raum aus.
„Weißt du, wir sind froh, dass du hier bist”, sagte Nora und kicherte. „Endlich gibt es jemand anderen als den König, dem ich dienen kann.”
„Ja, endlich”, sagte ein anderes Mädchen namens Miriam. Miriam war ungefähr so alt wie ich und half in der Küche mit. Ihr braunes Haar und ihre haselnussbraunen Augen ließen sie wie eine Puppe aussehen.
„Es tut uns leid wegen vorhin”, sagte Jonathan plötzlich, woraufhin ich ihn verwirrt anschaute.
„Wofür?”, fragte ich ahnungslos.
Alle tauschten Blicke aus, bevor Jonathans Augen wieder auf meine blauen Augen trafen.
„Wegen dem König”, murmelte Jonathan, wodurch die Anspannung im Raum spürbar wurde.
Ich stellte meine Teetasse ab und lächelte alle an.
„Kein Grund zur Sorge”, sagte ich ehrlich, „ich bin es bereits gewohnt, geschlagen zu werden.”
Als ich eine weiche Hand auf der meinen spürte, die ich unbewusst zu einer Faust geballt hatte, blickte ich die Person an. Mit einem zwiespältigen Gesichtsausdruck tauschte Nora einen weiteren Blick mit Jonathan aus.
„Nein, Eure Hoheit. Der König, er versteht es nicht”, versuchte Nora zu sagen, aber sie wirkte verloren.
Ich betrachtete sie. Ich versuchte, etwas zu sagen, aber meine Lippen begannen zu zittern, als die Tränen wiederzukehren drohten.
Was war heute überhaupt los mit mir?
Plötzlich schluchzend entschuldigte ich mich und wischte meine Tränen weg.
„Eure Majestät...”, flüsterte Nora und sah Jonathan an. „Können wir dich fragen, was mit dir passiert ist?”
Ich atmete tief ein und spürte, wie meine Hände zitterten. Nervös schaute ich auf meine verschränkten Hände. Wie sollte ich es ihnen sagen? Sie würden nicht glauben, dass ich eine Prinzessin war.
Wenn ich ihnen sagen würde, dass meine Familie mir das angetan hatte, würden sie mich für eine Verrückte halten, die die königliche Familie verleumdet.
„Nichts”, murmelte ich, „das ist nichts...”
Niemand fragte weiter. Ich wusste, dass sie darüber urteilten, weil ich nur ein Mädchen war, das von ihrer Familie geschlagen worden war. Gefoltert, misshandelt und verflucht.
Stirnrunzelnd erinnerte ich mich für eine Sekunde an meinen Fluch. Aber bei allem, was bisher passierte war, hatte ich mein Leiden vergessen. Wie war das bloß möglich?
Es war mein erster Tag, und es war so viel passiert, dass ich nicht an meinen verdammten Fluch gedacht hätte. Der Fluch, der mein Leben vorzeitig beenden würde.
Nach einem langen Gespräch und dem Verarzten meiner Wunden, gingen alle hinaus. Ich verabschiedete mich, als Nora meine Zimmertür schloss. Ich setzte mich auf mein Bett und seufzte.
Dann stand ich mit schmerzendem Rücken auf und ging zur Balkontür.
Zuvor war es mir nicht aufgefallen, aber dann hatte Jonathan mich darauf hingewiesen, dass mein Zimmer einen Balkon hatte. Ich war neugierig geworden und hatte ihn mir ansehen wollen.
Aber Jonathan hatte mir davon abgeraten, weil die Nacht zu kalt war und ich krank werden könnte. Aber die Neugierde machte mich verrückt.
Ich öffnete die Glastür und ging hinaus.
Die nächtliche Brise ließ meinen ganzen Körper erzittern. Ich hielt mich selbst umschlungen, seufzte und stellte mich an den Rand. Jonathan hatte Recht gehabt: Es war kalt.
Ich lehnte mich gegen das Geländer und schaute nach unten. Mein Zimmer hatte einen Blick auf den Wald.
Müde hielt ich meine Arme mit den Händen umschlungen.
„Was könnte ich hinter diesem Wald finden?”, murmelte ich vor mich hin.
Ein weiterer Seufzer entkam meinen Lippen, als mein Rücken zu schmerzen begann. Ich musste mich ausruhen, aber mein Verstand wollte nicht.
Als ich darüber nachdachte, was ich tun sollte, kam mir plötzlich eine Idee. Vielleicht war es eine schlechte, aber es sollte kein Problem sein es mit Schreiben zu versuchen.
Kichernd ging ich wieder rein und schloss die Tür. Ich zog meine Hausschuhe aus und schnappte mir meinen Bademantel.
Ich öffnete meine Zimmertür und schaute den unheimlich stillen Flur entlang. Keine Menschenseele in der Nähe. Ich wusste, dass ich gesagt hatte, ich würde niemals nachts an diesem Ort umherwandern, aber irgendetwas brachte mich nun dazu.
Das Adrenalin begann, durch mein rasendes Herz zu pumpen. Ich biss mir auf die Lippen, schloss leise die Tür und ging den Gang hinunter.
Jonathan hat schon erwähnt, dass es im zweiten Stock eine riesige Bibliothek mit Millionen von Büchern gab. Er hatte den Ort kurz beschrieben und wo genau sie sich befand.
Meine Neugierde übermannte mich und ich musste diesen Ort erkunden. Ich machte mich auf den Weg dorthin.
Ich vergewisserte mich, dass niemand in der Nähe war und spähte um die Ecken, bis ich einen vertrauten Ort sah, genau wie Jonathan es mir erklärt hatte. Lächelnd lief ich leise den Gang hinunter. Unglaublich, wie groß dieser Ort war.
Ich entdeckte zwei riesige, dunkle Holztüren und drückte sie leise auf. Sie machten ein knarrendes Geräusch und ich fluchte.
Ich wusste nicht, ob noch jemand wach war oder ob Wachen durch den Palast streiften. Also musste ich schnell hineinhuschen.
Als sich die Türen schlossen, seufzte ich erleichtert auf. Ich lehnte meinen Kopf gegen die Tür und ruhte mich aus. Das Adrenalin pumpt immer noch durch mein wild schlagendes Herz. Ich öffnete eines meiner Augen und betrachtete den Ort.
Ein Lächeln erschien auf meinem Gesicht, als ich mich umsah.
Jonathan hatte nicht gelogen, als er sagte, dieser Ort sei riesig. Dieser Ort war wie ein eigenes Gebäude. Reihenweise Regale und Tische füllten den gesamten Raum, der aus Holz bestand.
Beim Gehen ließ ich meine Augen umherschweifen, bis mir schwindelig wurde. Wie viele Bücher gab es hier?
Als ich mich weiter umsah, landete ich irgendwie im zweiten Stock der Bibliothek. Ich keuchte, als ich nach unten sah. Ich lehnte meinen Körper so weit nach vorne, dass ich nach oben und unten schauen konnte.
Da bemerkte ich, dass es noch mindestens zwei weitere Stockwerke voller Bücher zu entdecken gab. Aufregung schoss durch meinen Körper, als ich die Reihen entlang huschte.
Im Vorbeigehen bemerkte ich, dass einige Regale staubig aussahen. Kam denn nie jemand hierher?
Ich wischte mir die Hände ab und ging weiter, bis ich auf eine bestimmte Reihe von Büchern aufmerksam wurde. Ich legte den Kopf schief und sah sie mir an. Mein Blick fiel auf ein Buch mit Flüchen.
Wie eine Motte, die von einer Flamme angezogen wurde, streckte ich unbewusst meine Hand aus. Ich griff so hoch, wie ich konnte. Ich lächelte und zog das schwere Buch aus seinem staubigen Versteck. Es war Zeit zu lesen.
Ich trug es mit beiden Armen und suchte einen Platz. Der Kamin in der Ecke sah nach einem gemütlichen Platz zum Lesen aus. Ohne mir meiner Umgebung bewusst zu sein, nahm ich auf der Couch Platz und zog meine Beine hoch.
Ich schlug das alte, staubige Buch auf. Mit zarten Fingern blätterte ich die Seiten um. Dieses Buch war älter als ich. Einige Buchstaben waren nicht mehr lesbar.
Ich las sorgfältig und überprüfte den Inhalt. Ich war so vertieft, dass ich gar nicht an die Zeit dachte. Dann begann ich langsam einzuschlafen, bis meine Hand auf die Buchseite fiel.
Etwas Warmes berührte meine Wange, als ich mich umdrehte. Ich verzog das Gesicht und klatschte etwas weg. Ich wusste nicht, was es war, aber es war mir auch egal. Ich beschloss, es zu ignorieren, da mein Körper bei jeder Bewegung schmerzte.
Plötzlich spürte ich etwas auf meinem Körper. Was war das für ein weiches Ding?
Stöhnend öffnete ich meine schweren Augen, nur um von der Dunkelheit begrüßt zu werden. Wie lange hatte ich geschlafen?
Ich setzte mich vorsichtig auf und betrachtete meinen Körper. Eine rote Decke lag über meinem nun warmen Körper. Wer hatte sie dort hingelegt? Stirnrunzelnd schaute ich mich um und fragte mich, wer das wohl gewesen sein könnte.
Ich beschloss, dass es das Beste war, zurückzugehen, stand auf und schnappte mir das Buch.
Ich faltete die Decke zusammen und legte sie auf die Couch. Dann ging ich zurück in die Reihe, in der ich das Buch mit den Flüchen gefunden hatte.
Beim Versuch, den Punkt zu erreichen, stellte ich mich auf die Zehenspitzen, und streckte mich so hoch ich konnte. Aber ich war zu klein, um dort dranzukommen, zumal das Buch schwer wog.
„Echt jetzt?”, stöhnte ich frustriert auf. Verärgert hob ich meinen Arm höher, als plötzlich jemand abrupt das Buch nahm und es zurückstellte.
Ich verkrampfte mich und schloss die Augen, darauf hoffend, dass es nicht derjenige war, den ich vermutete. Ich fluchte und stöhnte innerlich auf.
„Solltest du nicht in deinem Zimmer sein?”, drang die raue Stimme eines gewissen Dreckskerls an meine Ohren, den ich nicht hören wollte. Ich spürte, wie sich der König hinter mir näherte. Ich schluckte, nahm meinen Mut zusammen und drehte mich um.
Seine Hand war über meinem Kopf und sein Körper lehnte sich gefährlich nah an mich heran, schwebte über meinem angespannten Körper. Ich hob meinen Kopf und sah ihn an.
Seine karmesinroten Augen spielten mit gefährlicher Dunkelheit, als er auf mich herabsah. Er trug ein offenes Hemd und eine Hose, die viel zu tief hing.
Mein Blick wanderte langsam zu seinem durchtrainierten und muskulösen Körper. Unten, wo seine Schamhaare zu sehen waren, bildete sich eine V-Linie.
Ich schluckte und spürte, wie meine Beine zitterten, als dieser riesige Mann wortlos auf mich herabsah. Meine blauen Augen blickten auf und trafen auf seine.
Als er sich mir näherte, drückte ich mich mit dem Rücken gegen die Regale. Bücher stachen mir in den Rücken, aber der Schmerz war mir egal.
Alles, was ich im Kopf hatte, war, dass dieser Mann gefährlich sexy war und dass ich nach ihm lechzte. Das war seltsam.
Abgelenkt von seinen Blicken, hörte ich irgendwo in der Bibliothek eine Tür zuschlagen. Ich quietschte auf vor Überraschung und griff unbewusst nach seiner Brust. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich bei einer Tat erwischt hatten, derer ich mir nicht bewusst war.
Meine Augen blickten immer wieder zur Treppe und warteten darauf, dass derjenige, der hereinkam, sein Gesicht zeigte. Aber es kam niemand hoch. Nervös lehnte ich mich näher zu ihm hin. Meine Gedanken ignorierten die Anwesenheit des Königs.
Plötzlich drang eine Wärme in meine Gedanken, als ich meinen Kopf hob und fassungslos innehielt. Sein Gesicht war nur Zentimeter von meinem entfernt. Ich konnte seinen Atem an meinen Lippen spüren, während seine Augen mich weiter anstarrten.
Er hatte einen weichen Blick, den ich nicht nachvollziehen konnte. Warum starrte er mich so an?
Mit einer Bewegung senkte er seine andere Hand auf meine andere Seite und hielt mich wie einen Vogel fest. Ich sah ihn nur an. Warum fühlte ich mich dabei so wohl?
Als eine angenehme Stille zwischen uns entstand, griff Maximus nach meinem Gesicht und entfernte eine Haarsträhne. Seine großen, schwieligen Finger streichelten sanft meine Haut, als er mein Haar hinter mein Ohr strich.
Ich leckte mir unbewusst über die Lippen. Maximus atmete scharf ein, als sich sein Blick auf meine Lippen senkte. Ich hatte meine Hände immer noch auf seiner Brust.
Als der König sich näher zu mir lehnte, senkte ich mein Gesicht und starrte auf seine Brust. Mit großen Augen starrte ich auf eine lange Narbe, die sich von einer Seite zur anderen über seine Brustmuskeln zog.
Stirnrunzelnd bewegte ich meinen Finger. Ich berührte sie leicht und folgte der Narbe.
„Was ist passiert?” Ich flüsterte so leise, dass ich dachte, er würde mich nicht hören.
Ohne eine Antwort zu hören, schaute ich ihn wieder an.
„Was ist passiert, Maximus?”, flüsterte ich, als er seufzte. Dann griff er nach meinem Handgelenk und hielt es fest, um meine Bewegung zu stoppen.
Ich biss mir auf die Lippen, als seine Hand sanft mein Handgelenk drückte. Dann bewegte er seine roten Augen wieder zu den meinen und starrte mich aufmerksam an. Er hatte etwas Seltsames an sich.
Aber als meine Gedanken abschweiften, führte er meine Hand zu seinen Lippen und küsste zärtlich jeden Knöchel.
Das überraschte mich sehr. Damit hatte ich nicht gerechnet. Als ich merkte, was los war, riss ich meinen Arm aus seinem Griff, entschuldigte mich und ließ ihn stehen, während ich zurück in mein Zimmer lief.
So schnell wie möglich rannte ich zurück, bis ich die Tür mit einem Knall schloss und erleichtert an ihr herunterrutschte. Mein schlagendes Herz pochte in meiner Brust.
„Was war das?”, murmelte ich schockiert, während ich mir ungläubig den Kopf hielt.