Das Unmoralische Angebot: Das Finale - Buchumschlag

Das Unmoralische Angebot: Das Finale

S. S. Sahoo

Endlose Horizonte

ANGELA

Endlose Horizonte.

Von hier oben verstand ich, wie die Schule ihren Namen bekommen hatte. Wenn man die Spitze des hügeligen Campus erreicht hatte, war die Aussicht wirklich endlos.

Der Hügel war flankiert von Bergen mit Tausenden von Bäumen, die sich vor uns ausbreiteten, und der Connecticut River glitzerte in der Sonne.

Jenny breitete ihre Arme aus und präsentierte uns die Aussicht.

Ich lächelte Xavier neben mir an. Er betrachtete stirnrunzelnd das Wissenschaftsgebäude, das wie eine Holzhütte aussah.

In der Tat sah die ganze Schule wie ein Sommercamp aus. Aber wenigstens sieht es nicht wie Harvard aus.

Ich persönlich würde die schmiedeeiserne Muffigkeit immer gegen die natürliche Pracht eintauschen.

Sogar Leah und Ace genossen die Aussicht.

"Martha, was ist das?", fragte Leah und zeigte auf eine Höhle in den nahe gelegenen Bergen, die ich nicht bemerkt hatte.

Der Zulassungsbeamte hatte die Kinder aufgefordert, sie beim Vornamen zu nennen, was Xavier sofort dazu veranlasst hatte die Augen zu verdrehen. Aber ich fand es süß.

Martha kniete sich auf die Höhe der Zwillinge. "Du hast ein sehr gutes Auge! Da wohnt ein Schwarzbär namens Hank.“

„Ein Bär?!“, fragte Ace und drehte seinen Kopf so schnell herum, dass ihm seine Brille von der Nase flog.

"Ja. Er ist ein sanfter Riese, also keine Sorge. Schwarzbären sind selten eine Gefahr für Menschen, solange man sich nicht zwischen ein Baby und eine Bärenmama stellt."

Martha sah zu mir auf und zwinkerte mir zu. "Niemand hat Hank jemals auf dem Campus gesehen. Er zieht es vor, in der Nähe seiner Höhle zu bleiben."

"Das ist gut", antwortete ich mit besorgter Stimme und half Ace, seine Brille wieder aufzusetzen.

"Aber ich möchte Hank kennenlernen", schmollte Leah.

"Im Herbst kannst du Tappy, die Schildkröte, kennenlernen! Jetzt hat Tappy Sommerferien, aber während des Jahres lebt sie im Klassenzimmer für Umweltkunde."

"Cool", antworteten die Zwillinge wie aus einem Mund.

"Das klingt nicht gerade gesund", sagte Xavier leise.

Ich verdrehte nur die Augen. Seit der Sloppy-Joe-Nacht war mein Mann ziemlich launisch ...

Ich merkte, dass er hin- und hergerissen war zwischen Arbeit und Zuhause und dem Leben mit seinem Schwiegervater, während er seinen Vater vermisste.

Aber das sollte er wirklich nicht an mir auslassen.

"Hey Leute, lasst uns das Wissenschaftsgebäude besichtigen", sagte Jenny mit einer Handbewegung.

Ace spitzte die Ohren und rannte los. "Zeig mir das Chemielabor!"

"Ich bin viel schneller als du, Popelhirn!", rief Leah und rannte hinter ihm her, und ich zuckte zusammen.

Aber Jenny drehte sich mit einem aufrichtigen Lächeln zu mir um. "Sie spielen so gut zusammen. Es ist wunderbar, ihnen zuzusehen."

"Oh ... danke", antwortete ich. Jenny folgte den Kindern, und ich blieb mit Xavier zurück.

"Hast du das gehört?!" flüsterte ich.

"Sie schmiert dir nur Honig ums Maul für das Schulgeld. Ich meine, sieh dir diesen Ort an. Sie haben es offensichtlich nötig."

Jetzt wurde ich langsam wütend. "Pass bloß auf, Xavier. Man merkt jetzt schon, dass du ein Snob bist."

War das unreif? Wahrscheinlich. All die Beleidigungen von kleinen Kindern mussten ja irgendwann auf mich abfärben. Aber was er gesagt hatte, war auch ziemlich unangebracht gewesen.

Xavier runzelte die Stirn und weigerte sich, mich anzuschauen.

Was war nur in ihn gefahren?!

Das Gebäude war von außen rustikal, sicher. Aber innen drin war alles sehr modern.

In der Mitte des runden Atriums stand ein riesiges Teleskop. Ich blickte nach oben und stellte fest, dass die gesamte Decke aus Glas bestand.

Das Sonnenlicht strömte herein und flauschige Wolken zogen über uns hinweg.

"Das ist schön", gab Xavier zu und schenkte mir ein verlegenes Lächeln.

Ich nahm seine Hand, ein kleines Friedensangebot, und folgte dem aufgeregten Geplapper von Ace' Stimme.

"Wow! Die Geräte sind der Wahnsinn! Nicht wie der Babykram, den ich zu Hause habe!"

Xavier und ich traten in einen der Räume, die von der Haupthalle abgingen.

"Lernst du gerne etwas über Naturwissenschaften zuhause?", fragte Jenny.

"Ich führe Experimente durch, wann immer ich kann", antwortete Ace aufrichtig.

"Er ist der große Streber. Ich bin sozusagen der Filmstar der Familie", mischte sich Leah ein.

"Das ist aber nicht nett, Leah", schimpfte ich.

"Wir sind alle ziemlich streberhaft bei Endless Horizons, weil wir gerne lernen", sagte Martha und verwandelte die Beleidigung dadurch in etwas Positives. "Und wir haben auch ein Theater für Filmstars."

Martha führte uns in das Theater, das bequeme alte Sitze und einen Samtvorhang über der Bühne hatte. Dann gingen wir in das Kunstgebäude und in die Turnhalle, während sie alle Fragen der Zwillinge beantwortete.

Ich war überrascht, dass mir Teile der Schule aus meiner eigenen Schulzeit bekannt vorkamen. Manches war auf dem neuesten Stand der Technik und manches war normal.

Ich wusste das zu schätzen. Vor allem, weil die Philosophie alles andere als normal war. Martha zeigte es in ihrem Handeln: Die Ideen der Kinder wurden respektiert und ihre Stimmen wurden gehört.

Vielleicht war das New Age-artig. Aber ich fand es auch sehr besonders.

Als wir uns auf den Weg zum Büro machten, um ein Interview zu führen, rannten Leah und Ace voraus in den Skulpturengarten. Martha ging ebenfalls ein paar Schritte voraus, vielleicht um Xavier und mir Raum zum Reden zu geben.

Aber mein launischer Mann war offenbar nicht in der Stimmung zu reden.

Von weitem sah ich, wie Leah Ace etwas ins Ohr flüsterte und dabei auf ein großes Bronzepferd zeigte.

Oh nein.

Ich sah entsetzt zu, wie Ace sich hinhockte und Leah auf seinen Rücken klettern ließ ... und sie dann auf die Skulptur sprang!

Ich sprintete auf sie zu, aber ich kam zu spät. Martha hatte sie bereits erreicht, und sie lächelte!

Ich blieb stehen und sah zu, wie Xavier über den Kies zu den beiden lief. Martha war nicht wütend?

"Mir gefällt das Teamwork, das ich hier sehe!", ermutigte sie sie. "Leah, kannst Du Deinem Bruder auch beim Hochklettern helfen?"

Leah reichte Ace die Hand und Xavier hob ihn an seiner Taille hoch.

"Seht mal, jetzt könnt ihr beide auf dem Pferd reiten", sagte Martha fröhlich.

"Cool!", rief Ace.

Als ich bei ihnen ankam stellte ich fest, dass alle gut gelaunt waren. Krise abgewendet.

Denn es gab ja auch gar keinen Grund für eine Krise. Ich drehte mich zu Martha um und widerstand dem Drang, sie zu umarmen. Vorher war sie nur eine Zulassungsbeauftragte gewesen. Aber jetzt war sie Wonder-Woman.

Die Art und Weise, wie sie die Situation deeskaliert hatte und das Beste aus meinen beiden Kindern herausholte, berührte mein Herz.

Das ist es, dachte ich. ~Das ist genau die richtige Schule für meine Kinder. ~

XAVIER

"Es wird nur ein paar Minuten dauern!", sagte Martha zu mir und Angela, bevor sie die Tür zum Interviewraum schloss. Endlich, der letzte Schritt.

Nur noch ein "Gespräch mit den jungen Gelehrten", und dann konnten wir diesen Hippie-Ort hinter uns lassen.

"War das nicht unglaublich?", fragte Angela aufgeregt und hielt mich am Arm fest.

"Äh ...was?"

"Martha mit Leah und Ace! Sie hätte sie anschreien können, aber stattdessen hat sie Leah beigebracht, zu teilen!"

"Du meinst, mit dem Pferd?"

"Ja, mit dem Pferd!", antwortete Angela. Aber ich verstand wirklich nicht, worüber sie sich so sehr freute.

"Ich dachte, das sei ganz normal", wehrte ich ab. "Ich verstehe nicht, warum du diesen Ort magst. Hier ist alles so... Bio."

Ich runzelte die Stirn, als ich mich in dem Bürogebäude umsah. Es war in einem alten Haus untergebracht und wirkte ein bisschen zu gemütlich. Nicht besonders professionell.

Zum Teufel, die Sekretärin hatte eine gehäkelte Decke über ihrem Bürostuhl drapiert.

Ich wollte Angela gerade darauf hinweisen, aber ihr Gesichtsausdruck ließ mich auf die Zunge beißen.

Sie sah super wütend aus. Was hatte ich denn getan?

"Nein, Xavier. Das war nicht 'normal'", antwortete sie und formte Anführungszeichen mit den Fingern. "Und das wüsstest du, wenn du die anderen Schulen wirklich gesehen hättest.“

"Angela, das ist nicht fair ..." Ich wusste, dass sie sich darüber ärgerte, dass ich die Besichtigung von Branford, oder Cranford ... oder wie auch immer diese Schule hieß, verpasst hatte. Aber das hatten wir ja geklärt.

"Ich mache das alles allein. Die Recherche, die Terminplanung, die Besichtigungen. Und jetzt hast du auch noch die Frechheit, mir zu sagen, ich wüsste nicht, was das Beste für die Kinder ist?"

Oje. Ich musste das richtig stellen.

"Das habe ich nie gesagt."

"Xavier Knight", knurrte Angela durch ihre Zähne. "Du bist der arroganteste Mann, den ich je getroffen habe. Diese Schule könnte großartig für unsere Kinder sein, aber du denkst nur an dich selbst!"

"Es tut mir leid, Baby. Das ist es nicht ..."

"Du denkst nur an Whiskey!", rief sie.

Die Sekretärin mit der Decke drehte alarmiert den Kopf. Perfekt.

"Lass uns draußen darüber reden", flüsterte ich.

Ich hielt die Tür für meine Frau auf. Sie schaute auf die Bäume hinaus, bevor sie sich zu mir umdrehte.

"Hör zu, ich weiß, dass die Arbeit im Moment verrückt ist. Aber das wird nicht ewig so bleiben", versprach ich.

"Es geht nicht um deine Arbeit, Xavier. Es geht um dich und mich."

Ich empfand diese Worte wie einen Schlag in den Magen. Und das Schlimmste daran war, dass sie Recht hatte.

"Es tut mir leid, wie ich mich in letzter Zeit verhalten habe", sagte ich und meinte es auch so. "Ich habe im Moment einfach viel um die Ohren. Und ich liebe deinen Vater, aber mit ihm zusammenzuleben ist... eine Menge."

"Ach was! Aber vergiss bitte nicht, dass diese ganze Sache mit der großen, glücklichen Familie deine Idee war!" Angela schüttelte frustriert den Kopf.

Leider konnte ich das auch nicht bestreiten.

"Ich weiß, dass du das Herz auf dem rechten Fleck hast. Aber du triffst ständig Entscheidungen, die uns beide betreffen, ohne mich mit einzubeziehen“, fuhr sie fort.

„Und jetzt, wo ich mich für etwas stark mache, hörst du mir nicht einmal zu!“

Ihre Augen suchten meine, und ich zog sie in meine Arme.

„Du hast Recht“, sagte ich zu ihr. Diese Worte waren mir schon immer schwergefallen. Aber ich begann mich zu ändern, wenn auch langsam. "Es tut mir leid."

"Danke", seufzte sie. Dann umarmte sie mich wieder.

"Wenn du denkst, dass diese Schule das Richtige für Ace und Leah ist, dann vertraue ich dir", sagte ich.

"Das tue ich", antwortete sie und seufzte. Ich spürte, wie die Anspannung zwischen uns nachließ.

Ich küsste ihren Kopf. Zum ersten Mal seit einer Woche oder mehr fühlte ich mich ruhig. Denn endlich war ich mit ihr allein.

"Ich wünschte, wir könnten weggehen, nur du und ich", flüsterte ich.

"Oh Gott, ich auch", stimmte sie zu. "Aber bis wir das können, muss ich wissen, dass du auf meiner Seite bist.“

Ich zog sie zurück und hob mit meinem Finger ihr Kinn an, damit sie mich ansah.

"Ich bin immer auf deiner Seite."

Ihre wunderschönen Augen schlossen sich und ich beugte mich herunter, um sie zu küssen. Und dann überkam mich die Sehnsucht.

Mein Körper reagierte instinktiv und zog sie noch näher heran, während ich bereits meine Erektion spürte und ihr Mund sich keuchend öffnete. Ich küsste sie tief und massierte ihre Zunge mit meiner.

"Wir sollten das nicht hier tun", murmelte Angela.

"Ich weiß ... aber ich kann nicht anders." Ich küsste ihren Hals und sie fuhr mit ihren Fingern durch mein Haar.

"Du machst mich so feucht, wenn du das sagst", keuchte sie.

Nach all den frustrierenden Unterbrechungen war es mir sogar egal, dass wir in der potenziellen Schule unserer Kinder waren.

Tatsächlich macht das Risiko es fast noch heißer ...

Meine Hände wanderten an ihrer Taille hinunter, berührten ihre Hüften, spürten die Wärme ihrer Haut durch den dünnen Stoff ...

"Xavier!", jammerte sie und machte mich verrückt. Ich brauchte sie. Jetzt.

Ich hob ihr Bein an und griff unter ihr Kleid. Dann streichelte ich sie durch ihre Unterwäsche und drückte ihren Hintern, als Angela ein tiefes Stöhnen von sich gab.

"Entschuldigung?"

Meine Frau und ich lösten uns voneinander, als stünden wir in Flammen, was wir im Grunde auch taten, aber darum ging es nicht.

Der Zulassungsbeamte stand in der Tür und starrte uns an.

„Hallo, Martha!“, quietschte Angela und glättete ihr Sommerkleid.

"Wir sind, äh, hier fertig!", sagte Martha. Ihr Gesicht war knallrot vor Unbehagen. Oh, Scheiße. "Danke für den Besuch!"

Sie hielt die Tür auf und Leah und Ace huschten hinaus.

"Tschüss, Martha!", rief Leah.

"Danke schön! Wir sehen uns im Herbst", sagte Ace und winkte freundlich mit der Hand.

Aber Martha war bereits auf dem Weg in die Berge.

Ich warf einen Blick auf Angela, deren Augen vor Panik geweitet waren.

Die Kinder liebten die Schule. Wenn Angela sie für perfekt hielt, dann würde ich auch zustimmen ...

Aber hatten wir ihnen gerade die Chance versaut, aufgenommen zu werden?

Nächstes Kapitel
Bewertet mit 4.4 von 5 im App Store
82.5K Ratings
Galatea logo

Eine unlimitierte Anzahl von Büchern, die süchtig machen.

Galatea auf FacebookGalatea InstagramGalatea TikTok