Aimee Dierking
Lorelai konnte sich den ganzen Tag über kaum konzentrieren. Ihre Gedanken kreisten ständig um Aaron und das Date, zu dem er sie eingeladen hatte. Sie machte sich Sorgen, er könnte absagen, weil er sie nicht attraktiv oder gut genug für ihn fände.
Der Tag zog sich wie Kaugummi, mit zusätzlichen Kursen und ohne richtige Pause. Als es zum letzten Mal klingelte, war sie erschöpft. Sie saß auf ihrem Stuhl und sehnte sich nach einem kühlen Bier.
Bier ist nicht damenhaft!
Sie ärgerte sich, als sie seine Stimme in ihrem Kopf hörte. „Ach, leck mich doch!“, murmelte sie leise.
Dann öffnete sich ihre Tür und Alex kam herein, um sie zu umarmen.
„Hey, wie liefen die Zusatzkurse?“
Sie lächelte matt. „Ich denke, ganz passabel. Ich habe gutes Feedback zu den Arbeiten bekommen, die du mir gegeben hast.“
Sie reichte ihm den Stapel Papiere und er überflog die ersten Seiten lächelnd. „Das sieht gut aus. Ich werde sie genauer durchgehen und mit Mark über unsere Idee sprechen. Tolle Arbeit, Lorelai!“
Sie wurde rot wie eine Tomate bei seinem Lob und umarmte ihn nochmal, bevor er ging. Sie setzte sich wieder, um einige Tests zu benoten und Noten einzutragen, stolz auf ihre Arbeit. Nach einer weiteren Stunde schaltete sie ihren Computer aus und schloss ab.
Der Wind pfiff um die Ecken und zeigte, dass der Winter noch nicht klein beigegeben hatte. Sie zog ihren Mantel enger und ging zu ihrem Auto. Nachdem sie es gestartet und aufgewärmt hatte, fuhr sie nach Hause.
Sie liebte ihr kleines Haus. Es hatte früher ihren Großeltern gehört und war ihrem Vater vererbt worden, als sie starben. Sie hatte schöne Erinnerungen daran, als Kind in der ruhigen Straße zu spielen.
Das Haus war aus rotem Backstein mit schwarzen Fensterläden und einer hübschen Veranda. Es hatte drei Schlafzimmer, zwei Bäder und einen teilweise ausgebauten Keller, wo sie tanzte. Es war das letzte Haus in der Straße, das noch nicht dem Erdboden gleichgemacht und durch ein größeres ersetzt worden war.
Sie hatte das kleinste Schlafzimmer in ein Büro und das andere in ein Gästezimmer verwandelt. Sie hatte zwar nicht oft Gäste, aber sie mochte den zusätzlichen Platz.
Nachdem sie die Mülleimer von der Straße reingeholt hatte, winkte sie ihrem älteren Nachbarn Herrn Martin zu, der sich mit Grady unterhielt, dem jüngsten Sohn der Familie Frankman.
„Hallo Frau Banks“, sagte Grady mit einem Lächeln.
„Hallo, die Herren. Wie war euer Tag?“, fragte sie.
„Ich sag dir, Lorelai, es ist hart im Ruhestand. Ich habe ein Nickerchen gemacht und ein Buch gelesen, während Edna einen Eintopf fürs Abendessen gekocht hat. Erschöpfend!“, sagte Herr Martin augenzwinkernd.
Grady lachte und Lorelai schmunzelte. „Klingt wirklich anstrengend. Ich weiß nicht, wie Sie das schaffen.“
Herr Martin seufzte. „Man muss damit klarkommen ...“
„Frau Banks, wenn es schneit wie angekündigt, schaufle ich Ihre Einfahrt frei, sobald ich vom Krafttraining zurück bin, okay?“, bot Grady an.
„Bist du sicher? Das ist viel Arbeit, Grady!“
„Ja, kein Problem. Ich bin morgen früh fertig“, erklärte er ihr.
Nach einem kurzen Plausch ging sie ins Haus, fröstelnd von der kalten Luft. Sie zog sich bequeme Sachen an und wärmte eine Suppe auf, die ihre Mutter gekocht hatte. Dazu machte sie sich ein Käse-Sandwich und setzte sich ins Wohnzimmer, um aufgenommene Fernsehsendungen anzuschauen.
Sie sah gerade eine Dramaserie, als ihr Telefon klingelte. Sie pausierte den Fernseher und nahm den Anruf der unbekannten Nummer an.
„Hallo Lorelai, wie geht's dir?“, fragte eine angenehme, tiefe Stimme.
Sie hatte vergessen, dass Aaron wegen ihres Dates anrufen wollte, und ihr Herz machte einen Satz.
„Hi, Aaron. Mir geht's gut, und dir?“
„Jetzt, wo ich mit dir spreche, großartig.“
„Du bist ganz schön charmant, oder?“
„Vielleicht!“ Sie konnte sein Lächeln hören. „Obwohl es heute ziemlich kalt war.“
„Stimmt! Mit diesem Wind hatte ich nicht gerechnet.“
Sie plauderten noch ein paar Minuten, bevor er zum Hauptpunkt kam.
„Also, möchtest du immer noch ausgehen?“
Sie holte tief Luft. „Klar, das klingt gut.“
„Ich habe morgen und Donnerstag späte Besprechungen, wie wäre es mit Freitagabend?“
„Freitag passt gut.“
„Super! Wie wäre es mit einem schönen langen Abendessen, damit wir uns besser kennenlernen können?“, schlug Aaron vor.
„Ich esse gerne, Abendessen klingt gut. Wo?“
„Ich hole dich ab, wie ein echter Gentleman!“
„Nein! Ich meine, ich würde dich lieber dort treffen ... Ich bin nur vorsichtig, wer meine Adresse kennt. Ich meine –„
Sie geriet ins Stottern und hörte seine Stimme in ihrem Kopf, die ihr sagte, sie würde alles vermasseln.
„Lorelai, schon gut, ich verstehe das. Du bist eine schöne, alleinstehende Frau und musst auf dich aufpassen. Ich habe für 19:30 Uhr im Fondue-Restaurant in der Innenstadt reserviert. Treffen wir uns dort?“
„Ja, lass uns dort treffen. Tut mir leid, dass ich es so kompliziert mache ...“
„Entschuldige dich nicht, Lorelai. Wenn du dich dadurch sicherer fühlst, bin ich völlig einverstanden“, sagte Aaron.
„Danke“, sagte sie leise.
„Also, Freitag um 19:30 Uhr? Du triffst mich dort?“
„Ja, ich werde da sein. Danke, Aaron.“
„Ich kann es kaum erwarten! Gute Nacht, Lorelai“, sagte er mit verführerischer Stimme.
Sie schluckte schwer, seine Stimme erregte sie. „Gute Nacht, Aaron.“