
„Ach du meine Güte. Kaffee, bitte! Ich glaube, ich schaffe es nicht, Anna. Mein Kopf brummt.“
Die arme Ray. Sie sieht fix und fertig aus. Wir sitzen in der Krankenhaus-Cafeteria beim Mittagessen. Ich hatte Ray alles erzählt, was heute Morgen passiert war.
„Warum mussten wir heute überhaupt zur Arbeit kommen?“, jammert sie mit Hundeblick.
Ich schenke meiner Freundin nur ein aufmunterndes Lächeln.
„Kopf hoch, Ray. Denk an Jordan und euer Date heute Abend. Wo führt er dich hin?“
Ihr Gesicht hellt sich auf und sie fängt an zu grinsen.
„Er meinte, es sei eine Überraschung. Und du? Hast du Xander schon geantwortet?“, fragt sie mit hochgezogenen Augenbrauen.
Ich seufze. „Tja, ich weiß nicht so recht, Ray.“
Ray runzelt die Stirn.
„Anna, du wirst es nie herausfinden, wenn du es nicht versuchst. Hab einfach Spaß mit Xander. Wenn er der Richtige für dich ist, wirst du es schon merken.“
„Seit wann bist du so weise?“, necke ich sie lächelnd.
Gegen Ende unserer Schicht gehen mir Rays Worte noch einmal durch den Kopf.
Ich hole mein Handy aus der Tasche. Ray hatte seine Nummer heute Morgen eingespeichert, falls ich mich doch entscheiden würde zu gehen. Sie denkt wirklich an alles.
Ich schicke die Nachricht ab, hole meine Sachen aus dem Spind, treffe Ray und mache mich auf den Heimweg. Zum Glück war es heute nicht allzu stressig, aber ich hatte trotzdem nur zwei Stunden geschlafen.
Als wir nach draußen gehen, wartet Jordan mit einem Strauß roter Blumen auf Ray. Er ist lässig gekleidet und sieht richtig gut aus. Als er Ray erblickt, geht ein strahlendes Lächeln über sein Gesicht.
„Juhu!“, Ray läuft fast zu ihm und fällt ihm um den Hals – und schon knutschen sie.
„Nehmt euch ein Zimmer!“, rufe ich Ray zu, während ich zu meinem Auto gehe.
Zu Hause angekommen, checke ich mein Handy und sehe, dass ich eine Nachricht von Xander habe.
Ich muss über seine Antwort schmunzeln und werfe einen Blick auf die Uhr. 18:25. Okay, dann habe ich ja noch Zeit, mich fertig zu machen. Mit einem Lächeln im Gesicht antworte ich auf seine Nachricht.
Ich gönne mir eine ausgiebige Dusche, style meine Haare und mein Make-up und ziehe mich an. Ich entscheide mich für eine Jeans, ein weißes Spitzentop, braune Stiefel und greife nach meiner braunen Lederjacke. Lässig, aber schick.
Als ich fertig bin, ist es fast acht. Ich werfe einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel, bevor ich nach unten gehe.
Gerade als ich unten ankomme, klopft es an der Tür, und mein Magen macht einen nervösen Hüpfer. Er ist fünfzehn Minuten zu früh.
Ich öffne die Tür. Xander steht da mit einem charmanten Lächeln und einem großen Blumenstrauß in den Händen. Er sieht gut aus in Jeans und einem schwarzen T-Shirt. Seine schwarze Lederjacke hängt lässig über seiner linken Schulter.
„Für dich, Mylady.“ Er überreicht mir die Blumen.
„Vielen Dank, werter Herr.“ Ich nehme die Blumen entgegen, bitte ihn herein, gehe in die Küche und stelle die Blumen in eine Vase.
„Schöne Bude hast du hier“, sagt er, während er die Bilder an der Wand betrachtet. „Wusste gar nicht, dass du Ärztin bist.“
Er klingt beeindruckt.
Ich schenke ihm nur ein breites Lächeln und hake mich bei ihm ein.
„Sollen wir?“, frage ich.
Er lächelt und sagt: „Aber gerne doch.“
Er führt mich zur Tür und hält sie mir auf.
Wir gehen zu seinem schwarzen Aston Martin. Er öffnet die Tür, reicht mir die Hand und hilft mir einzusteigen, schließt die Tür und geht zu seiner Seite.
Wir fahren in die Nacht hinein. Er bringt mich aus der Stadt heraus. Ich sehe Bäume an uns vorbeiziehen. Wir unterhalten uns angeregt und er reißt ein paar witzige Sprüche.
Wir fahren einen Hügel hinauf auf einer schmalen Schotterstraße, die gerade so breit für ein Auto ist.
Es ist eine wunderschöne, klare Nacht. Der Ort, an dem wir anhalten, bietet einen atemberaubenden Blick über die Stadt.
Er holt eine Decke aus dem Auto, breitet sie auf dem Gras aus, nimmt meine Hand und wir setzen uns. Er packt einige Essensboxen aus.
„Ich hoffe, du magst Chinesisch.“ Er lächelt und reicht mir eine Box.
„Ich liebe Chinesisch“, sage ich begeistert, und er lacht herzlich.
Nach dem Essen steht er auf.
„Warte kurz.“ Er geht zurück zum Auto, öffnet den Kofferraum und holt eine Gitarre heraus.
Er kommt zurück und setzt sich neben mich.
„Kannst du spielen?“, fragt er und zupft ein paar Saiten.
„Nein. Ich kann nicht mal einfache Instrumente spielen.“ Ich lächle ihn an und er schmunzelt.
„Kannst du spielen?“, frage ich schüchtern.
„Ein bisschen. Meine Mutter hat mir immer vorgespielt, wenn ich ins Bett ging.“
Er beginnt, seine Finger über die Saiten gleiten zu lassen und spielt „No Sleep“. Er fängt auch an zu singen und schaut mich dabei direkt an.
Ich bin hin und weg.
Als er fertig ist, klatsche ich begeistert und er lächelt mich an, während er seine Gitarre neben sich legt.
„Wow, du kannst echt gut spielen und singen.“
Er lehnt sich näher, streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr und sagt: „Es gibt noch vieles, was du nicht über mich weißt, Süße.“ Er schenkt mir ein liebevolles Lächeln und küsst sanft meine Stirn.
Als ich nach Hause komme, ist Ray noch nicht zurück.
Ich ziehe meinen Schlafanzug an, gehe ins Bad, um mir die Zähne zu putzen und mich bettfertig zu machen, als ich die Haustür höre.
„Ray!“, rufe ich aus dem Bad.
Sie kommt die Treppe hoch und steht in der Tür, sieht überglücklich und aufgedreht aus.
„Erzähl mir alles“, sagt sie. Sie strahlt mich an und wir fangen an zu kichern wie kleine Mädchen.
Wir setzen uns ins Wohnzimmer. Ich erzähle ihr alles und sie berichtet mir von ihrem tollen Date mit Jordan.
„Oh, Anna, ich glaube, er ist der Richtige. Er ist so lieb und zärtlich, aber auch ein bisschen wild.“
Ich umarme sie fest. Ich weiß genau, wie sie sich fühlt. Ich fange auch an, meinen Kerl wirklich zu mögen.
Mein Handy piepst auf dem Nachttisch. Es ist eine Nachricht von Xander. Sofort breitet sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus.
Ich stehe auf.
Mein Handy piepst noch einmal.
Ich lächle mein Handy an.