Das Baby eines Fremden - Buchumschlag

Das Baby eines Fremden

Heather Teston

Kapitel 2.

CASSIE

Cassie hatte gerade erst mit der Arbeit begonnen, und ihre Füße schmerzten bereits. Sie war müde und hatte starke Kopfschmerzen. „Das wird eine lange Nacht“, dachte sie bei sich.

Eine Frau mit einer auffälligen roten Halskette winkte ihr von der anderen Seite des Raumes zu. Cassie setzte ein gekünsteltes Lächeln auf und brachte ihr die Getränke, innerlich vor Ärger kochend.

Sie mochte wohlhabende Leute nicht besonders. Sie hielten sich für etwas Besseres als Angestellte wie sie. Die Frauen blickten auf sie herab und die Männer versuchten, mit ihr anzubandeln.

Sie bahnte sich ihren Weg durch die Menge zurück, immer noch lächelnd, und versuchte Berührungen auszuweichen.

Als sie den Kopf drehte, erstarrte sie. Sie sah jemanden, von dem sie nie gedacht hätte, ihn wiederzusehen.

Er nippte an einem Glas Champagner und sah groß und attraktiv in seinem teuren Anzug aus. Vier Jahre waren vergangen, aber er hatte sich kaum verändert.

Sie erinnerte sich an die gemeinsame Nacht, und ihr Herz begann schneller zu schlagen.

VIER JAHRE ZUVOR

Sie war gerade 21 geworden, als Brad zum ersten Mal in der Anwaltskanzlei auftauchte, in der sie am Empfang arbeitete.

Er war charmant und gutaussehend, und zwei Tage lang bat er sie immer wieder um ein Date.

Schließlich willigte Cassie ein, mit ihm essen zu gehen. „Aber ich muss früh nach Hause“, warnte sie ihn.

Nervös wartete sie vor dem Hotel und überprüfte ihre Frisur in der Fensterscheibe.

Brad war der attraktivste und erfolgreichste Mann, mit dem sie je ausgegangen war, und sie fühlte sich unsicher.

Er stand auf, als sie das Restaurant betrat, und begrüßte sie mit einem Kuss auf die Wange. Galant rückte er ihren Stuhl zurecht.

„Du siehst bezaubernd aus in diesem Kleid“, sagte er, und sie errötete. Sie verriet ihm nicht, dass sie drei Stunden damit verbracht hatte, es auszusuchen.

Beim Essen redete er viel und sorgte dafür, dass keine peinlichen Pausen entstanden. Er erzählte Witze und brachte sie zum Lachen. Im Laufe des Abends fühlte sie sich immer wohler in seiner Gegenwart.

Er schenkte ihr viel Aufmerksamkeit und füllte ihr Champagnerglas nach, wann immer es leer war. Ehe sie sich versah, hatten sie zwei Flaschen geleert.

Cassie trank normalerweise nicht viel, und der Alkohol stieg ihr zu Kopf.

Als Brad ihr ins Ohr flüsterte: „Lass uns auf mein Zimmer gehen“, stimmte sie zu, ohne nachzudenken.

Im Aufzug konnten sie die Finger nicht voneinander lassen. Sie stöhnte auf, als er ihre Brust durch das Kleid berührte und mit dem Daumen über ihre Brustwarze strich.

Der Aufzug klingelte laut, und als sich die Tür öffnete, zog er sie hastig in sein Zimmer. Dort angekommen, brachte er sie schnell ins Bett.

Seine Lippen waren weich und warm auf ihrer Haut. Seine Küsse machten sie ganz schwach, und seine Berührungen fühlten sich so gut an, dass sie ihn nicht aufhielt, als er begann, sie auszuziehen.

Cassie wollte ihm sagen, dass sie noch nie intim gewesen war, aber sein Mund war auf ihrem und sie brachte die Worte nicht heraus.

Das Gefühl seiner Haut auf ihrer ließ sie ihn begehren. Sie spürte, wie feucht sie war, als er sie dort unten berührte, und keuchte auf, als er einen Finger in sie schob und ihn schnell bewegte.

Er legte sich auf sie und küsste sich an ihrem Körper hinauf. Sie verspürte einen scharfen Schmerz, als er ihre Jungfräulichkeit nahm. Er hielt kurz inne, sah auf sie herab und lächelte.

An seinem Gesichtsausdruck konnte sie erkennen, dass er erfreut war, dass sie Jungfrau gewesen war.

Nachdem sie fertig waren, bestellte er Käsekuchen und schokoladenüberzogene Erdbeeren vom Zimmerservice. Sie aßen und lachten und unterhielten sich bis spät in die Nacht.

Er schlief noch zweimal mit ihr, bevor er ihr sein Hemd zum Schlafen gab. Es war viel zu groß für sie, und er lachte herzlich, als er sah, wie klein sie darin aussah.

Sie kuschelten sich aneinander, und sie schmiegte sich in seine Arme, überglücklich.

Die ganze Nacht über war Brad sehr zärtlich zu ihr gewesen und hatte sie sich wie eine richtige Frau fühlen lassen. Er sprach davon, sie wiedersehen zu wollen, sagte ihr, sie sei etwas Besonderes und er wolle sie besser kennenlernen.

Sie schlief ein in dem Glauben, etwas Wunderbares begonnen zu haben.

Doch als sie am nächsten Morgen aufwachte, war er fort.

Alles, was er hinterlassen hatte, war eine Notiz auf dem Tisch mit fünfhundert Euro darunter. Mit zitternden Händen nahm sie den Zettel und öffnete ihn. Nur ein Wort stand darauf: Danke

Cassie brach in Tränen aus. Es fühlte sich an, als hätte er sie geschlagen. Für ihn war sie nichts weiter als eine bezahlte Prostituierte gewesen, und das brach ihr das Herz.

GEGENWART

Als sie sah, wie Brad sie anstarrte, wusste sie, dass auch er sie erkannt hatte. Voller Panik drehte sie sich um und rannte davon.

„Warum läufst du weg?“, rief ihr Chef, als sie ihren Mantel und ihre Tasche aus dem Personalraum holte.

„I-Ich bin krank. Ich muss nach Hause“, stammelte sie.

„Wenn du jetzt gehst, Cassie, brauchst du nicht wiederzukommen.“

„Schön“, fauchte sie im Vorbeigehen. „Ich hasse diesen Job sowieso.“

Zu Hause angekommen, dankte sie Frau Steward und schickte sie heim. Cassie war froh, dass die ältere Dame gegenüber wohnte und gerne auf ihre Tochter Jessie aufpasste, wenn sie arbeiten musste.

Sie zog sich aus und stellte sich unter die Dusche. Sie versuchte, nicht an Brad zu denken, aber sein Gesicht tauchte immer wieder vor ihrem inneren Auge auf. Wie konnte er noch attraktiver geworden sein?

„Hör auf damit!“, schimpfte sie wütend mit sich selbst.

Sie trocknete sich ab, zog ihren Schlafanzug an und machte sich einen Tee. Gerade als sie ihn in ihre Lieblingstasse goss und sich den schmerzenden Kopf rieb, klopfte es an der Tür.

In der Annahme, Frau Steward hätte etwas vergessen, öffnete sie, ohne nachzusehen. Sie verstummte, als sie sah, wer davor stand.

Brad musterte ihr nasses Haar, ließ dann den Blick über ihren Körper wandern und lächelte. „Hallo, Cassie.“

Als sie ihre Stimme wiederfand, fauchte sie: „Verschwinde!“ Sie versuchte, die Tür zuzuschlagen, aber er hielt sie mit einer Hand auf.

„Darf ich reinkommen?“, fragte er.

„Ich sagte, du sollst verschwinden.“ Sie versuchte erneut, die Tür zu schließen, aber diesmal stellte er seinen Fuß dazwischen.

„Bitte, gib mir eine Minute. Ich möchte nur reden.“ Ohne ihre Antwort abzuwarten, drückte er die Tür auf und schob sich an Cassie vorbei in die kleine Wohnung.

„Oh, komm doch rein“, sagte sie sarkastisch.

Sie verschränkte die Arme vor der Brust, um ihren Körper vor seinem Blick zu verbergen. Ihr Schlafanzug war alt und ausgebeult, aber sie konnte sehen, wie er versuchte, ihre Figur darunter zu erahnen.

„Wie geht es dir, Cassie?“, fragte er.

Allein seine Anwesenheit verwirrte sie, und sie schüttelte heftig den Kopf, um einen klaren Gedanken zu fassen. Sie sah zu ihm auf, die Augen vor Wut verengt. „Warum sollte dich das interessieren?“

„Natürlich interessiert es mich. Ich habe in den letzten Jahren oft an dich gedacht.“

„Oh, da bin ich mir sicher“, erwiderte sie sarkastisch.

„Warum hast du in der Kanzlei gekündigt?“

„Das geht dich nichts an. Und jetzt raus aus meiner Wohnung“, zischte sie.

„Lass mich dich morgen Abend zum Essen ausführen“, sagte er.

Cassie konnte nicht fassen, was sie da hörte. Er hatte wirklich die Dreistigkeit zu glauben, dass sie nach seiner Behandlung mit ihm ausgehen würde!

„Du unverschämter Kerl. Verschwinde aus meiner Wohnung, bevor ich die Polizei rufe und dich verhaften lasse.“ Sie stemmte sich mit aller Kraft gegen ihn und schob ihn Richtung Tür, wütender als je zuvor in ihrem Leben.

„Okay, schon gut, ich gehe“, sagte er und hob die Hände, „aber ich komme morgen wieder. Wir müssen reden.“

Cassie drückte ihre Hand gegen seine Brust und schob ihn in den Flur hinaus. Sie knallte die Tür hinter ihm zu und lehnte sich dagegen, das Herz wild klopfend.

Brad wiederzusehen war schon schlimm genug gewesen, aber als sie ihn berührt hatte, hatte sie gespürt, wie sehr sie ihn begehrte. Er war der einzige Mann, der je solche Gefühle in ihr ausgelöst hatte, und das machte ihr Angst.

Sie wusste, dass sie ihn nie wieder an sich heranlassen durfte. Er hatte ihr schon so viel genommen, und jetzt hatte sie nur noch eine Sache zu verlieren.

Am Morgen würde sie ihre wenigen Habseligkeiten packen und verschwinden. Brad durfte niemals von Jessie erfahren.

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