
Nach einem schnellen Mittagessen in einem Café in der Nähe des Büros gingen Carmen und ich in Richtung Knight & Son.
Normalerweise trafen wir uns mindestens zweimal in der Woche zum Mittagessen; wir mochten die zusätzliche Zeit zum Tratschen.
„Freust du dich darauf, ihn zu treffen?", fragte Carmen, wobei ihre Stimme durch den Schal, der ihr Gesicht größtenteils verdeckte, gedämpft war. Das Mädchen hasst den Winter abgrundtief.
„Klar tue ich das. Ein bisschen nervös bin ich auch, du weißt ja, es ist schon eine Weile her."
„Ryan ist süß. Ich glaube, er könnte zu dir passen."
Wir blieben vor der Tür stehen und Carmen schaute mich an.
„Sei einfach du selbst und er wird dich lieben."
Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
„Ich denke, wir werden sehen."
Ich bemerkte, wie sich Carmens Gesichtsausdruck veränderte. Ihr Mund stand offen und ihre Augen waren rund.
Was zum Teufel war los? „Carmen? Bist du..."
Sie drehte mich um, bevor ich meinen Satz beenden konnte, und ich sah, was sie so sprachlos gemacht hatte.
Mason Knight lief in einem seiner perfekt sitzenden Armani-Anzüge auf uns zu. Darüber trug er einen teuren Wollmantel mit hochgeschlagenem Kragen, um die Kälte abzuhalten.
Carmen starrte ihn an wie eine ausgehungerte Frau ein Stück Fleisch anstarren würde.
„Ich würde alles geben, um ihn in die Finger zu bekommen..."
„Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was du in ihm siehst."
Und ich wusste es wirklich nicht. Muskeln, ausgeprägter Kiefer, dunkle Augen, leichte Bartstoppeln.
Ich hatte überhaupt keine Ahnung.
Mason kam am Eingang an und bemerkte uns sofort, ich glaube, wegen Carmens Gesichtsausdruck. Er griff nach der Klinke der Tür und öffnete sie.
„Sie sollten aus der Kälte reingehen, Jamie, ich habe keine Vertretung für Sie, wenn Sie krank werden."
Natürlich hatte er das nicht. Ich drehte meinen Kopf in Carmens Richtung. „Wir sehen uns dann zu Hause."
Sie zwinkerte mir verschmitzt zu, damit Herr Knight es nicht sehen konnte.
Ich betrat das Gebäude vor Herr Knight und ging zum Aufzug. Er war nicht weit hinter mir. Die Türen öffneten sich und wir traten ein.
Er stand neben mir und roch gut, wie beim letzten Mal.
„Wer war das Mädchen, mit dem Sie zusammen waren?"
„Äh... Carmen. Sie ist eine gute Freundin."
Ich sah ihn an und konnte mich nicht länger zurückhalten.
„Versuchen Sie nicht, mit ihr zu schlafen. Sie wird sich mehr erhoffen, und das können Sie ihr nicht geben."
Carmen hatte etwas anderes zu mir gesagt, aber ich kannte sie. Ich wusste, dass einmal nicht genug sein würde, dass sie mehr erwarten würde. Das tat sie immer.
Herr Knight hob eine Augenbraue, weil ich so dreist war. „Entspannen Sie sich, Jamie. Brünette sind nicht mein Typ."
Ich zog meine Unterlippe zwischen die Zähne, schaute nach vorne und verschränkte die Arme.
„Sie haben da ein bisschen was." Er streckte seine rechte Hand aus und ich wich vor ihm zurück. „Das ist nur der Schnee von draußen."
Er war so nah an mir, dass ich bemerkte, wie müde er aussah.
Herr Knight hielt eine Locke meines Haares zwischen Daumen und Zeigefinger und sah auf mich herab.
„Brünett."
Hatte er das jetzt erst bemerkt?
Die Türen öffneten sich und er bewegte sich nicht, sondern hielt immer noch mein Haar zwischen seinen Fingern. Es war ein seltsames Gefühl, ich konnte es nicht beschreiben.
„Da bist du ja", sagte Harry, der genau wie sein Sohn in einen schicken Anzug gekleidet war. „Alles in Ordnung hier?"
Ich wurde knallrot. „Alles ist in Ordnung, Harry. Ich ... sollte zur Arbeit gehen."
Harry sah seinen Sohn an, als wir aus dem Aufzug stiegen.
„Unser Zwei-Uhr-Termin ist im Konferenzraum, Mason. Halte sie nicht länger auf."
„Ich komme", antwortete er in einem harten Ton. „Jamie, kontaktierst du Herr Henderson und fragst nach, ob das Abendessen heute noch steht?“
„Ja, Herr Knight. Ich rufe ihn an."
Ich ging voraus, legte meine Sachen auf den Schreibtisch und lehnte mich in meinem Drehstuhl zurück.
Es waren nur noch ein paar Stunden bis Ryan mich zu unserem Date abholte. Die Nervosität machte sich breit.
Ich stand an der Tür zu meinem Büro und beobachtete sie.
Sie beugte sich über ihren Schreibtisch und räumte ihre Akten weg.
Ich hatte einen tollen Blick auf ihren Hintern in diesem Rock.
Hatte sie den schon früher getragen?
Sie muss sich während des Arbeitstages umgezogen haben. Aber warum?
Ich schätze, ich sollte nicht überrascht sein. Frauen können so sein.
Ich stehe nicht auf Brünette - nie. Aber jetzt reizte sie mich - seit diesem klaffenden Hemd, seit sie mich Herr Knight genannt hatte.
Einmal, auf meinem Schreibtisch, sie hart ficken. Genau so, wie ich sie gerne habe.
Es war klar, dass sie es mir nicht leicht machen würde. Deshalb wollte ich sie noch mehr. Ich mochte Herausforderungen, und sie war genau das.
Brent stand neben mir an meiner Bürotür.
„Du siehst aus, als würdest du die Aussicht genießen!"
„Nun, die Aussicht ist wirklich toll", erwiderte ich.
Mein Vater und ich machen Geschäfte mit der Firma, für die Brent arbeitet, also ist er oft im Büro.
Wir verstehen uns sehr gut. Wir interessieren uns für dieselben Dinge. Geld. Macht. Frauen.
Brent verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich sehe, dass du schon daran denkst, das zu nutzen!"
„Sie hasst mich, weißt du. Aber ich mag Herausforderungen. Die Ruhigen sind immer die Besten im Bett."
Ich hatte das Gefühl, dass Jamie Harris voller Überraschungen steckte.
„Sieht so aus, als hättest du Konkurrenz bekommen."
Brent deutete in Jamies Richtung und ich schaute hinüber. Das Date war hier. Und er hatte Blumen mitgebracht.
„Du sagtest, du magst Herausforderungen? Hier ist eine für dich."
Ryan sah in natura noch besser aus.
Er hatte eine Menge Gesichtsbehaarung, seine Augen waren sanft und blau.
Die Augen eines freundlichen Mannes - es war offensichtlich, dass er genau das war.
Ich war schon vorher nervös gewesen, aber jetzt, wo er vor mir stand, war ich noch nervöser. Ich wollte es nicht vermasseln und etwas völlig Lächerliches sagen.
„Ich hoffe, es ist in Ordnung, dass ich hochgekommen bin? Als du nicht runterkamst, dachte ich, du müsstest vielleicht länger arbeiten oder so."
Meine nudefarbenen Lippen verzogen sich zu einem beruhigenden Lächeln.
„Ja, das ist in Ordnung. Ich habe mich nur ein bisschen verspätet, aber ich bin bereit zu gehen.“
Ich schnappte mir meine letzten Sachen und wir gingen zum Aufzug.
„Also, Ryan - wohin gehen wir zum Abendessen?"
Er drückte den Knopf. „Ins Bradford."
Das verdammte Bradford.
Genau dort, wo Herr Knights Dinner-Meeting stattfand.