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The Royal Legacy 1: Das Erwachen des Silbermonds

Kapitel 1

JOSEPHINE

Diese Augen.
Die strahlend blauen Augen eines Mannes blickten in meine und zogen mich magisch an. Ich wollte mich bewegen, zu ihm gehen, ihn in die Arme schließen und nie wieder loslassen.
Aber ich konnte mich nicht rühren. Ich konnte nicht einmal wegsehen, um zu erkennen, ob diese Augen zu einem Gesicht oder Körper gehörten. Wie angewurzelt stand ich da, voller Sehnsucht.
Sehnsucht nach...

Plötzlich schreckte ich hoch, meine Brust fühlte sich schwer an, als ich nach Luft schnappte. Ich blinzelte mehrmals, denn ich sah alles wie verschwommen.

Hastig sah ich mich im Zimmer um und brauchte einen Moment, bis mir klar wurde, wo ich war: in meinem Hotelzimmer in Rhode Island.

Ich seufzte frustriert auf und drehte mich im Bett um. Ich vergrub mein Gesicht im Kissen, um meine Gefühle zu verbergen. Selbst in dem dunklen Raum und dem weichen Kissen konnte ich diese strahlend blauen Augen immer noch vor mir sehen.

Seit Jahren träumte ich von ihnen. Ich sah nie ein Gesicht oder einen Körper, und er sprach auch nie. Aber tief in meinem Inneren wusste ich, dass diese Augen zu einem Mann gehörten, der wie für mich geschaffen war.

Deshalb war ich hier, in der kleinen Stadt neben meinem Heimatort, an einem Ort, an den ich eigentlich nie zurückkehren wollte. Er war irgendwo hier, und ich würde ihn finden. Kein Wunder, dass der heutige Traum noch intensiver war als sonst.

Ich stieg aus dem Bett und tappte durch den Raum. Ich fluchte leise, als ich mir den Zeh an der Kommode stieß. Ich war gestern Abend spät nach der Fahrt aus New York City angekommen und hatte mich im Zimmer nicht umgesehen, bevor ich einschlief.

Ich tastete nach dem Lichtschalter und blinzelte, als das grelle Licht anging. Dann warf ich einen Blick auf mein Handy – und wünschte, ich hätte es gelassen. Zwei Nachrichten und ein verpasster Anruf von meinem Bruder.

Jared
Josie? Was zum Teufel machst du wieder in Rhode Island?
Jared
Ach, sehr erwachsen, mich zu ignorieren. Bring dich bloß nicht in Schwierigkeiten da draußen. Ich *werde* kommen und dir in den Hintern treten, wenn es sein muss.

Ich hatte ihm nichts von meinem Plan erzählt, hierherzukommen. Aber irgendwie wusste er es bereits. Er schien immer alles über mich zu wissen. Es war zum Haare raufen.

Ich legte mein Handy weg und ging zu meinem Koffer. Ich hatte noch zwei Stunden bis zu meinem Vorstellungsgespräch im örtlichen Krankenhaus und sollte mich langsam fertigmachen. Aber ich war zuversichtlich, was meine Chancen anging.

Bis letzte Woche war ich Ärztin in einem der besten Privatkrankenhäuser in New York City gewesen. Ich sollte die jüngste Abteilungsleiterin in der Geschichte der NYU werden. Jetzt war ich hier und bewarb mich um eine Stelle in der Notaufnahme in der Kleinstadt Little Compton.

Ich sollte nicht hier sein. Ich gab so viel auf – nur für die Chance, ein bestimmtes Paar wunderschöner blauer Augen zu finden.

Aber es ist so viel mehr als das.

Ich zog eine enge graue Hose und eine dunkelblaue Bluse mit kleinen roten Blumen an.

Dann ging ich ins Bad, um mir die Zähne zu putzen und meine Haare zu bändigen; sie waren vom Schlafen völlig zerzaust. Ich musste mich im Traum wohl sehr viel bewegt haben, als ich versuchte, diesen Augen näherzukommen.

Ich kämmte meine roten Locken, sprühte etwas Haarspray darauf und hoffte, dass meine Frisur heute auch ohne Lockenstab gut aussehen würde. Ich steckte mir den herauswachsenden Pony hinters Ohr und betrachtete mich im Spiegel.

Ich rümpfte die Nase und brachte so die Sommersprossen auf meinen Wangen zum Tanzen, während ich mir im Spiegel zulächelte. Zufrieden mit meinem Aussehen schaltete ich das Badezimmerlicht aus und ging zurück zum Schreibtisch, um meine Schuhe anzuziehen.

Ich schlüpfte in dunkelblaue Sneaker und griff nach meiner roten Jacke, die über der Stuhllehne hing. Ich schloss meinen Koffer und vergewisserte mich, dass ich alles hatte, bevor ich ging.

Draußen fuhr ein Mann mit dunkelblonden Haaren mein Auto vor und öffnete mir die Tür. Ich lächelte höflich und gab ihm Trinkgeld.

Der Mann hielt meine Hand fest, bevor ich sie wegziehen konnte, beugte sich hinunter und schnüffelte an meinem Hals. Ich erstarrte, riss meine Hand los und drängte mich an ihm vorbei, um die Autotür zu schließen. Der Mann blieb verdutzt auf dem Gehweg stehen.

Er war wohl überrascht, wie kraftvoll ich ihn weggestoßen und wie schnell ich mich befreit hatte. Er hatte wahrscheinlich gedacht, ein Mensch wäre ein leichtes Opfer für seine Übergriffigkeit.

Gut, dass ich ihm das Gegenteil beweisen konnte.

Ich fuhr zu einem Café, das ich aus meiner Jugend in Erinnerung hatte. Es lag einen Block vom Krankenhaus entfernt, und ich parkte am Straßenrand. Als ich die Tür öffnete, bimmelte über meinem Kopf eine kleine Glocke und kündigte meine Ankunft an.

Die meisten Gäste reagierten nicht, aber einige blickten mit finsteren, übernatürlich schönen Gesichtern auf. Ich verdrehte die Augen und ging zur Theke, während ich innerlich darüber schimpfte, dass hier alle viel voreingenommener zu sein schienen, als ich es in Erinnerung hatte.

Andererseits war ich eine andere Person gewesen, als ich das letzte Mal hier war.

Ich bestellte einen Vanille Latte und wartete an der Theke, bis meine Nummer aufgerufen wurde. Mit meinem Getränk in der Hand ging ich wieder nach draußen zu einem der kleinen Eisentische auf dem Gehweg.

Während ich an meinem Latte nippte, sah ich auf meine Uhr: noch eine Stunde bis zum Vorstellungsgespräch.

Ich überlegte gerade, wie ich die Zeit totschlagen könnte, als etwas meine Aufmerksamkeit erregte. Ich wandte den Kopf zur Kreuzung vor mir. Ein glänzender schwarzer Wagen bog am Stoppschild links ab, und ich beobachtete wie gebannt, wie er an mir vorbeifuhr.

Ich starrte ihm hinterher, als er die Straße hinunterfuhr, unfähig mich zu bewegen.

Ich schüttelte den Kopf. Verdammt.

Hastig schob ich meinen Stuhl vom Tisch weg, warf meinen halbvollen Latte weg und stieg in mein Auto. Ich würde einfach etwas Zeit im Krankenhaus verbringen. Vielleicht ließen sie mich früher mit dem Gespräch beginnen.

Alles war besser, als wie ein Hund auf sein Herrchen zu warten, Autos nachzuschauen und sich zu fragen, in welchem die blauen Augen saßen, die ich finden wollte.

***

Die Tür zum Besprechungsraum des Krankenhauses öffnete sich und eine Frau mit kurzen, grauen Haaren kam heraus. Sie trug eine rote Brille, hatte braune Augen und einen weißen Kittel über ihrem roten Kleid. Sie lächelte mich an und streckte mir die Hand entgegen.

„Dr. Taylor, schön Sie kennenzulernen! Ich bin Dr. Sheila Grace, Leiterin der Notaufnahme“, sagte sie, bevor sie mich in den Raum führte.

Als Dr. Grace zur Seite trat und mir einen Platz zuwies, atmete ich tief ein und nahm den betörendsten Duft wahr, den ich je gerochen hatte. Ich wäre fast gestolpert, so intensiv war er.

Zum Glück hatte Dr. Grace mir den Rücken zugewandt und sah nicht, wie ich stolperte, aber die anderen im Raum bemerkten es sehr wohl. Ich atmete tief ein und roch Zimtschnecken und süße Gewürze. Ich hatte noch nie etwas Vergleichbares gerochen, aber ich wusste sofort, was das zu bedeuten hatte.

Das darf doch wohl nicht wahr sein.

Ich musterte die Gesichter der Anwesenden. Drei Frauen und drei Männer, von denen zwei weiße Kittel trugen. Dr. Grace stellte sie mir der Reihe nach vor, aber ich hörte überhaupt nicht zu. Mit Mühe zwang ich mich, aufmerksam zu sein.

„Das ist Dr. Melinda Knox“, sagte Dr. Grace. „Sie ist eine der anderen Notfallmedizinerinnen, mit denen Sie zusammenarbeiten würden. Schwester Kasey wäre eine Ihrer wichtigsten Unterstützerinnen – sie ist unser rettender Engel.“

Dr. Grace lachte und sah zu einem Mädchen in blauer Kleidung, das etwa in meinem Alter zu sein schien. Dann fuhr sie fort: „Maxine gehört zum Verwaltungspersonal, ebenso wie Jack. Dr. Michael Robbins ist Leiter der Chirurgie.“

Sie wandte sich dem letzten Mann zu. „Und zu guter Letzt haben wir Mr. August Hayes. Er ist einer der großzügigsten Spender des Krankenhauses.“

Das war's. Ich bin erledigt.

Mr. August Hayes war derjenige, von dem der Duft nach Zimtschnecken und herbstlichen Gewürzen ausging. Selbst wenn seine intensive Körpersprache es nicht verraten hätte, ganz zu schweigen von dem durchdringenden Blick, der mir bis in die Seele zu schauen schien, hätte ich diese strahlend blauen Augen sofort erkannt.

Diese Augen, von denen ich seit Jahren träumte.

Ich schluckte schwer. Warum ausgerechnet ich?

Ich sah unruhig vor einem zum anderen, während Dr. Grace mich zu meinem Stuhl führte. Sie sah mich besorgt an, und ich wusste, dass ich mich zusammenreißen musste. Ich setzte mich und schlug schnell die Beine übereinander, um mich kleiner zu machen.

Schwester Kasey lächelte und warf mir einen Blick zu, als wüsste sie genau, was hier vor sich ging.

Toll, noch eine. Wie viele Menschen in diesem Raum sind eigentlich wirklich menschlich?

Ich seufzte und achtete darauf, nicht noch mehr von Mr. August Hayes' Duft einzuatmen. Ich musste mich zusammenreißen.

Ich würde nicht die Ärztin aus New York City sein, die in ein Krankenhaus in Little Compton kam und sich sofort wie eine Idiotin benahm, indem sie sich einem Fremden an den Hals warf. Ich setzte ein Lächeln auf.

„Es freut mich sehr, Sie alle kennenzulernen. Ich bin Dr. Josephine Taylor“, sagte ich. Ich schwöre, ich sah, wie Mr. Hayes in diesem Moment dahinschmolz.

Zumindest war ich nicht die Einzige, die diese starke Verbindung zwischen uns spürte. Jetzt musste ich nur noch dieses Vorstellungsgespräch überstehen. Irgendwie.

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