
Undercover beim MC Buch 2: Navy & West
Navy kehrt nach Jahren bei der Marine in seine Heimatstadt Ranchdale zurück, wo er sich mit seinem Bruder Jackson wiedervereint und dessen Motorradclub beitritt. Während er sich in der rauen Welt der Red Devils zurechtfindet, fühlt sich Navy zu West, einem anderen Clubmitglied, hingezogen, was zu einer komplizierten und leidenschaftlichen Beziehung führt. Inmitten des Chaos des Clublebens, Erpressung und gefährlicher Geheimnisse muss Navy entscheiden, wo seine Loyalitäten liegen und was er wirklich will.
Heimkehr
Buch 2:Navy & West
NAVY
Ich werfe einen Blick auf das Taxameter, bezahle den Taxifahrer und schaue mich um. Es fühlt sich surreal an, wieder in Ranchdale zu sein - einer Stadt, die ich ehrlich gesagt nicht sonderlich vermisst habe. Das Einzige, wonach ich mich wirklich gesehnt habe, sind meine Familie und ein paar alte Freunde. Die meisten sind inzwischen jedoch verheiratet und haben Kinder, was dazu beigetragen hat, dass wir kaum noch Kontakt haben.
In den letzten acht Jahren hat sich mein Leben nur um Navy-Einsätze und Flugzeugwartungen auf Stützpunkten gedreht. Viele Einsätze fanden auf riesigen Flugzeugträgernmitten im Ozean statt, wo ich und andere Männer verantwortlich waren für alles, was fliegen konnte.
Das Leben auf See ist gewöhnungsbedürftig, und anfangs war mir oft speiübel. Die See kann erbarmungslos sein, und obwohl die Schiffe stabilisiert sind, haben sie gegen einen heftigen Sturm keine Chance.
Ich habe zahlreiche Videos von mir und meinen Jungs, wie wir durch die Kajüte rutschen, während das Schiff schwankt, oder wie ich beim Versuch, die Toilette zu treffen, alles andere vollkotze. Nicht gerade etwas, das man filmen möchte, aber sie gehören zu den Erinnerungen, die ich für immer behalten werde – auch wenn sie nicht immer angenehm waren.
Meine Eltern sind verreist, deshalb habe ich meinen Bruder gefragt, ob ich bei ihm unterkommen kann. Er hat mir ein Zimmer in seinem Motorradclub zur Verfügung gestellt und gemeint, ich sei jederzeit in seiner Wohnung willkommen, in der er gelegentlich übernachtet.
Ich werfe einen Blick auf die Uhr – 18:30 Uhr. Jackson wollte um diese Zeit kommen, weil die Motorradwerkstatt, in der er arbeitet, um 17 Uhr schließt. Kurz darauf höre ich tatsächlich einen dröhnenden Motor und weiß, dass er gleich um die Ecke kommt.
Jackson hatte sich schon immer für Harleys begeistert. Dass er sich schließlich eine zulegte, nachdem er bei den SEALS aufgehört hatte, überraschte also niemanden.Mein Bruder parkt seine Maschine und steigt ab. Er war schon immer ein großer Kerl, obwohl ich mit meinen 1,88 Metern auch nicht unbedingt klein bin.Aber Jackson hatte diese einschüchternde Präsenz. Nur wenige wissen, dass er in Wahrheit ein weiches Herz hat. auch wenn er eigentlich ein Teddy ist.
„Kleiner Bruder!“, lacht er und umarmt mich fest. Diese Seite von Jackson bekommt kaum jemand zu sehen, und ich schätze mich glücklich, einer von ihnen zu sein.
„Hey, Großer! Ich hab dich vermisst!“, lächle ich. Plaudernd gehen wir in die Wohnung.
„Ich hab noch nichts zu essen bestellt, weil ich wissen wollte, worauf du Bock hast, also... sag einfach“, meint er und greift nach seinem Handy, um eine Nachricht zu beantworten.
„Alter... Ich träume seit Wochen von Döner und Pommes“, stöhne ich. Er lacht über meinen sehnsüchtigen Gesichtsausdruck.
„Haben sie dich nicht ordentlich versorgt?“, scherzt er grinsend.
Ich verdrehe die Augen. „Ich lebe seit Monaten von Reis und Nudeln, du Depp. Gerade du solltest meine Gelüste am besten verstehen“, gebe ich zurück und verpasse ihm spielerisch einen Schlag in die Seite.
Er zuckt nicht mal mit der Wimper, lacht nur und gibt unsere Bestellung auf. Ich habe diesen Schalk, diese Gesprächemit meinem Bruder wirklich vermisst und freue mich darauf, mehr Zeit mit ihm zu verbringen.
„Ich hab übrigens 'ne Frage, Mann...“, beginnt Jackson und setzt sich mit einem Bier an die Kücheninsel.
Ich nicke und setze mich zu ihm.
„Ich leite jetzt die Werkstatt, aber ich brauch noch 'nen Mechaniker... und da hab ich an dich gedacht“, bemerkt er. Aufregung durchfährt mich.
„Mann... Das klingt super! Aber als wir uns das letzte Mal darüber unterhalten haben, meintest du doch, du hättest genug Leute“, erinnere ich ihn, und er nickt.
„Stimmt... Anfangs waren's nur West und ich, aber mittlerweile habe ich mir einen Kundenstamm aufgebaut und brauche echt mehr Hilfe“, erklärt er und nimmt einen Schluck vom Bier. Die Bierflasche verschwindet in seiner Pranke fast, was irgendwie witzig aussieht.
„West? Komischer Name“, bemerke ich.
Jackson brummt zustimmend. „Ja... es gibt da noch was, das ich dir sagen muss“, meint er grinsend.
Ich hebe eine Augenbraue? „Was? Ist West dein Freund?“, ziehe ich ihn auf.
Er stößt mich fast vom Stuhl und knurrt. „Nee, ich steh nicht auf Kerle, du Spinner“, brummt er.
Ich lache verlegen. Auch wenn seine Reaktion nicht abfällig war, ist es für mich immer etwas unangenehm, wenn jemand betont, dass er nicht auf Männer steht.
Ich bin mir seit Jahren unsicher über meine eigene Sexualität und weiß bereits seit einiger Zeit, dass ich mehr zu Männern hingezogen fühle als zu Frauen. Es ist ein heikles Thema, gerade bei meinem Beruf, deshalb habe ich es bisher für mich behalten. Ich habe sogar eine Zeit lang so getan, als hätte ich eine Freundin, um Jackson zu täuschen.
„Ich häng seit 'ner Weile mit 'nem Motorradclub ab, den Red Devils... Ich bin ziemlich eng befreundet mit dem Clubpräsidenten, Reid. Im Club nennt ihn jeder Hammer. Ich, äh... Ich heiß da auch nicht Jackson. Nur Reid kennt meinen richtigen Namen. Die anderen nennen mich Steel...“, murmelt er. Ich starre ihn an, völlig perplex.
Die Red Devils sind in der Stadt bekannt, die Leute erzählen viel Schlechtes über sie. Anscheinend haben sie beim Drogenhandel und bei illegalen Geschäften ihre Finger im Spiel, und ich kann nicht glauben, dass Jackson Teil dieses Clubs ist.
„Wie viele illegale Sachen hast du gemacht, Jackson?“, frage ich, ohne meine Enttäuschung zu verbergen.
„Nee, Mann... Die haben schon lange nichts Illegales mehr am Laufen! Reid und ich haben den Club komplett umgekrempelt. Alles läuft jetzt offiziell, sauber, ganz legal. Mach dir darüber keine Sorgen“, sagt er nachdrücklich.
Ich schaue ihn skeptisch an. „Echt jetzt? Ihr vertickt also keine Drogen und so?“, bohre ich nach und trinke mein Bier aus, während er den Kopf schüttelt.
„Nee, ich wär nicht geblieben, wenn das noch Thema wäre. Außerdem bin ich inzwischen Vizepräsident, also irgendwie schon ein ziemlich großes Tier“, grinst er selbstironisch. Ein Funken Stolz macht sich in mir breit. Mein großer Bruder hat es wirklich geschafft.
„Morgen Abend findet Wests Party statt. Er wird ein vollwertiges Mitglied und ist dann kein Prospect mehr. Komm mit. Wir essen zuerst was, dann gibt's hauptsächlich Drinks und Frauen.“ Er klopft mir auf die Schulter, als ich lächelnd nicke.
Da klingelt es an der Tür und er wendet sich von mir ab, wahrscheinlich um das Essen zu holen.
Am nächsten Tag muss Jackson für ein paar Stunden in die Werkstatt, obwohl Samstag ist. Ich beschließe mitzukommen, um zu sehen, ob das wirklich ein Ort ist, an dem ich mir meine Zukunft vorstellen kann. Unterwegs erzählt mir Jackson mehr über das Leben bei den Red Devils, und je mehr ich höre, desto neugieriger werde ich.
In der Werkstatt stehen vier verschiedene Harleys, die repariert werden müssen. Mein Puls beschleunigt sich. Ich weiß jetzt schon, dass ich mir bald meine eigene werde holen müssen.
„Ash... Schau dir die da hinten an, ich glaube, sie verliert hinten Öl. Bin noch nicht dazu gekommen, nachzusehen. Falls du einen Overall brauchst, der Personalraum befindet sich hinter der Tür dort.“ Sein Arm zeigt zwischen zwei Motorrädern hindurch auf eine Tür mit dem Schild „Nur für Personal“.
Ich schnappe mir einen Overall und ziehe meinen Hoodie aus, um ihn sauber zu halten. Gerade als ich dabei bin, den Reißverschluss zuzumachen, fliegt die Tür auf und ein Typ in meinem Alter mit blonden Haaren bleibt wie angewurzelt stehen. Seine blauen Augen mustern meinen Oberkörper mit überraschender Intensität.
„Oh hey, Mann! Du musst Navy sein, ich bin West! Steel meinte, du wirst vielleicht bald hier arbeiten?“ Er streckt mir begeistert die Hand entgegen.
Ich schüttle sie, leicht irritiert.
„Navy?“, ist alles, was ich sagen kann. Er zuckt mit den Schultern und deutet hinter sich.
„So hat Steel dich genannt.“ Dann tretet er weiter in den Raum und holt seine Arbeitskleidung aus dem Schrank. Als er sein Shirt auszieht, wird mir plötzlich heiß. Mein Blick wandert unwillkürlich über seinen Körper.
Er hat einen weichen Bauch, aber eine eindeutig kräftige und definierte Brust. Er sieht gut aus. Er wirkt so weich... Aber gleichzeitig auch stark...
Ich schüttle den Kopf und schaue zu Steel. Warum hat er mich Navy genannt? Das ist doch seltsam, oder?
„Ich bin sein Bruder und wollte mal schauen, ob’s mir hier gefällt“, sage ich ausweichend, ohne ihm in die Augen zu sehen. Ich will ihn nicht verunsichern. Außerdem weiß ich gerade selbst nicht, was mein Körper da veranstaltet. „Willkommen, Mann!“, meint West und klopft mir auf die Schulter, als er vorbeigeht. Zum Glück trägt er kein aufdringliches Aftershave.
Ich muss dringend aufhören, ihn anzustarren...
„Hey... Warum nennt West mich Navy?“, flüstere ich Jacksonzu, als ich mich neben ihn zu dem Motorrad setze, an dem er gerade schraubt.
„Ich musste mir spontan 'nen Spitznamen für dich ausdenken, und das war das Erste, was mir einfiel... Wegen deines Jobs und so“, murmelt er konzentriert, ohne den Blick vom Motor zu heben.
„Hey, Steel! Ich glaube, ich hab dich noch nie so viel reden hören!“, ruft West aus seiner Ecke rüber und erntet einen bitterbösen Blick von Steel.
„Halt die Klappe, Blödmann“, knurrt Jackson gespielt beleidigt.,Und als West mir mit einem Augenzwinkern und einem frechen Grinsen zublinzelt, muss ich lachen.Vielleicht… vielleicht ist das hier genau der Neuanfang, den ich brauche.











































