
Divine Dragons 2: Eine Braut für den Berggott
Ein gieriger König opfert seine jüngste Tochter dem Berg-Gott, um die Waldgeister zu besänftigen, die in seinem Königreich Verwüstung anrichten. Prinzessin Nia fürchtet ihr Schicksal in den verbotenen Wäldern, wird jedoch vom Gesang der Natur in ihrem Inneren verzaubert. In den Wald gelockt, steht sie einem gewaltigen, majestätischen Drachen gegenüber – dem Berg-Gott.
Zwischen der feurigen Prinzessin und dem Drachen-Gott sprühen die Funken, als ihre schicksalhafte Liebe sich entfaltet. Doch als ein Eindringling aus ihrer Vergangenheit droht, sie auseinanderzureißen, muss die Prinzessin für die Zukunft ihrer Wahl einstehen – und sie sehnt sich nach dem Herzen des Berges.
Kapitel 1.
Buch 2: Eine Braut für den Berg-Gott
König Nelus, ein Mann von unersättlicher Gier mit sieben Frauen, neun Söhnen und zahllosen Töchtern, stand am Saum des verbotenen Waldes. Er hielt eine Rede darüber, wie man die Waldgeister besänftigen könne. Diese Geister sorgten für Unruhe in unserem Reich, doch ich schenkte seinen hohlen Worten kein Gehör.
Vor einem Jahrhundert hatte meine Familie einen Tempel nahe der mächtigen Berge hinter mir errichtet. Dieser Tempel zeigte die Macht des Berggottes, dem diese hohen, bewaldeten Berge gehörten. Mit der Zeit wurde aus dem Tempel ein Palast und ein Königreich wuchs darum herum.
In der Vergangenheit nahmen die Könige mehr aus dem Wald, als ihnen zustand. Sie bestahlen den Wald, erzürnten die Geister und verärgerten den Berggott. Doch König Nelus übertraf sie alle an Schlechtigkeit.
Seine Gier, seine Habsucht und sein Fehlverhalten als Herrscher brachten Unheil über unser Land. Die Waldgeister spürten die Missstände, die seine schlechte Regentschaft verursachte. Sie wurden zornig und verwandelten sich in furchterregende Wesen, die durch unsere Straßen streiften.
Er erhob zu hohe Steuern. Er entführte junge Edelfrauen. Er tötete jeden, der ihm widersprach.
Es kümmerte ihn nicht, ob er eine Frau mehr nahm, einen Sohn mehr zeugte oder jemanden mehr umbrachte.
Und er beanspruchte immer mehr Land des Berggottes. Die Berge, Wälder und Pflanzen hinter mir waren aus gutem Grund tabu. Die Geister mochten keine Menschen und wollten sich an ihrem Gott rächen.
König Nelus wusste, dass sein Volk unzufrieden wurde. Sie begannen, ihn weniger zu mögen. Er musste etwas unternehmen.
Er musste den Berggott besänftigen, um für seine Gier um Vergebung zu bitten, sonst würde er alles verlieren.
„Prinzessin Nia opfert sich selbst als Gabe für unseren Gott“, log er. Ich hatte nichts dergleichen getan.
„Wir müssen alle zum Berggott beten, dass er uns gnädig ist.“ Seine Stimme hallte laut über die Menge und beendete das hässliche Schauspiel.
„Leb wohl, meine liebe Tochter.“
Was bedeutete schon eine unerwünschte Tochter für einen König, der alles haben wollte?
„Vater, tu das nicht“, flüsterte ich und versuchte, mich aus den Fesseln zu befreien, die meine Hände hinter meinem Rücken banden. „Bitte, lass mich nicht hier zurück.“
Er sah mich nicht einmal an, als er von der Bühne ging.
König Nelus, seine Frauen, seine Söhne, seine anderen Töchter – alle wandten sich von mir ab. Mein Vater, meine Mutter, meine Brüder, meine Schwestern und tausend dumme Menschen ließen mich gefesselt und hilflos am Rande des verbotenen Waldes zurück.
Voller Angst beobachtete ich, wie die Sonne hinter dem fernen Königreich unterging, während alle nach Hause gingen.
Allein gelassen für die Berggeister und ihren furchteinflößenden Gott – eine Prinzessin als Opfergabe, um für die Missetaten ihres Vaters zu büßen.
Nur einer blieb. Ein Soldat in Rüstung, der am Rande der Menge wartete, als könnte er zurückkommen. Als würde er zu mir eilen, mich befreien und fortbringen.
„Neven, komm zurück zu mir. Bitte.“ Der starke Wind trug meine Worte davon.
Sein Hauptmann brüllte einen Befehl. Er drehte sich um, das orangefarbene Licht glänzte auf seiner silbernen Rüstung. Der Ritter ging fort, zurück zu dem Königreich, das er zu schützen geschworen hatte.
Vielleicht würde er eine andere Prinzessin finden. Oder eine Frau, die er frei lieben konnte.
Nicht ich. Zu aufmüpfig, zu laut, zu verboten. Eine kurze Liebe, und jetzt nichts weiter als Futter für die Bergkreaturen.
Gelbe, orange und rote Farben erfüllten den Himmel. Dunkles Violett und Blau senkten sich herab, als die Sonne endgültig verschwand.
Silberne Sterne blinkten mir zu, bis dunkle Regenwolken sie verdeckten und näher kamen. Nebel kroch durch die hohen Bäume des Berges, näherte sich wie eine Decke und hüllte die grünen Gipfel ein.
Die Vögel verstummten. Die Tiere wurden still. Selbst die Insekten schwiegen.
Nur Donner und das laute Rauschen des Windes in den Bäumen durchbrachen die Stille. Ohne die gewohnten Waldgeräusche überkam mich eine lähmende Angst.
Mir wurde kalt und Schweiß bildete sich auf meiner Stirn. Mein Magen verkrampfte sich und mir wurde übel.
Ich konnte mein eigenes Schluchzen hören.
Meine Handgelenke schmerzten von den Lederfesseln, die meine Hände hinter meinem Rücken hielten. An einen Holzpfahl auf der Bühne gebunden, ohne mich bewegen zu können, wusste ich, dass meine Handgelenke bald wund und blau sein würden.
Aber vielleicht würde das keine Rolle mehr spielen, nachdem die Geister mich geholt hatten.
Oder vielleicht würde der Berggott selbst kommen und – nein. Unwahrscheinlich.
Niemand hatte ihn je lebend gesehen. Der Berggott blieb verborgen in den gewaltigen Bergen am Rande unseres Landes. Sein Wald auf den Gipfeln dieser riesigen Berge reichte fast bis zu den Sternen und dem Himmel.
Kein Mensch würde ihn je finden, wenn er nicht gefunden werden wollte. Sie würden nicht einmal eine Begegnung mit den Gnomen, Kobolden oder Dryaden überleben.
Mein Opfer wäre nutzlos. Der Berggott würde mich nicht wollen – eine unwürdige Gabe eines gierigen Königs.
Wenn die Waldgeister mich fänden, würden sie mich wahrscheinlich in Stücke reißen, bevor sie in das Königreich eindrangen, um noch mehr Unheil anzurichten.
Gut so. Sie haben es verdient für das, was sie getan haben. Ich würde sterben, ohne dass jemand um mich trauerte.
Keine Liebe verloren von meiner Familie oder meinem Fast-Geliebten. Futter für den Wald.
War das der Grund, warum Könige so viele Kinder hatten? Sie brauchten wohl Ersatz-Erben.
Obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, dass mein Vater einen meiner Brüder opfern würde. Er würde jede seiner Töchter opfern, bis die Geister sie in Ruhe ließen.
„Ja, na dann fickt euch doch! Ihr alten Bastarde!“, schrie ich in die Leere. Als die Nacht hereinbrach, konnte ich die glänzenden Türme des Königreichs nicht mehr sehen.
Ich wusste, sie konnten mich nicht hören, aber es tat gut zu schreien. „Fickt euch alle! Ich hoffe, die Geister nehmen euch alles weg! All euer Gold, all eure Söhne – alles, was euch wichtig ist, ihr verdammten Bastarde!“
Ich stieß einen Schrei aus, der erst verstummte, als die ersten Regentropfen fielen. Meine Kehle schmerzte und meine Muskeln zitterten von den Befreiungsversuchen.
Der kalte Regen fühlte sich scharf auf meiner Haut an und ließ mein Blut zu Eis gefrieren. Ich hatte keine Tränen mehr, ersetzt durch einen Strom aus Wut und Schmerz, tiefer als alles, was ich je zuvor gefühlt hatte.
Dann berührte etwas Kühles und Hartes mein wundes Handgelenk. Ich stieß einen überraschten Laut aus. Ich zuckte zurück, als ich spürte, wie sich etwas durch meine Fesseln bewegte.
Mein Herz raste, viel zu schnell, um normal zu sein. Ich drehte meinen Kopf gegen den Pfahl und versuchte zu sehen, welches Tier oder Insekt meine gefesselten Hände gefunden hatte. Mein Gesicht wurde bleich und mir wurde übel.
Ein Gewirr von Ranken war wie ein Nest aus Schlangen aus dem Unterholz gekrochen. Ein Schrei purer Angst entfuhr meiner Kehle, vom Sturm davongetragen wie ein flüchtender Vogel. Noch nie hatte ich Pflanzen sich so bewegen sehen.
Mein erster Gedanke war, dass die Waldgeister mich gefunden hatten und kamen, um mich zu holen. Doch dann zerrissen die Fesseln, die mich hielten, und fielen mit einem dumpfen Schlag auf die Bühne. Ich rieb meine wunden, roten Handgelenke. Meine Augen ließen die sich bewegenden Ranken und Äste nicht los, als sie sich in den Wald zurückzogen.
Nebel waberte in der Luft und bildete etwas, das wie ein Pfad aussah. Ein Flüstern, das aus dem Boden selbst zu kommen schien, umhüllte mich. Der Klang drang in meinen Geist ein und ergriff etwas tief in meinem Inneren.
Die seltsame Musik des Waldes durchströmte meinen Körper und beruhigte mein rasendes Herz. Ein Gefühl des Friedens überkam mich, wie eine weiche, schwere Decke, die mich vor der Winterkälte schützte. Mein Kleid aus goldenem, glänzendem Stoff raschelte um meine Beine, als ich wie ferngesteuert zu gehen begann.
Es war, als würde etwas anderes mich kontrollieren. Meine Füße in seidenen Schuhen stiegen die knarrenden Stufen der Bühne hinab. Ich hielt meine schmerzenden Handgelenke an meine Brust gepresst und folgte wie in Trance dem Pfad, den die Ranken gebildet hatten.
Ich schluckte schwer, meine Kehle war trocken und ich drohte zu ersticken. Aber ich hielt nicht an – ich konnte nicht anhalten – als ich zwischen den Bäumen hindurch den verbotenen Wald betrat. Ich keuchte auf, als der Gesang des Berges mich tiefer zog, mich rief und in die dunkelgrünen Tiefen lockte.
Wo waren die Tiere? Warum hatten die Waldgeister mich nicht angegriffen? Zitternd, mein kaltes, nasses Kleid klebte an meinem Körper, bewegte ich mich auf wackeligen Beinen durch das dichte Gehölz.
Mit jedem Schritt wich der Nebel vor mir zurück und hieß mich im Herzen eines Ortes willkommen, den ich nicht hätte betreten dürfen. Als meine Angst in eine seltsame Neugier umschlug, beruhigt durch den wunderschönen Gesang des Berges, tauchte in der Ferne ein gewaltiger Felsen auf.
Ich erstarrte und wollte schreien. Weitere moosbedeckte Felsen bewegten sich. Selbst die Bäume schienen lebendig zu werden.
Mondlicht brach durch die Sturmwolken und enthüllte die Bewegung vor mir. Der Berg vor mir erhob sich, wuchs in die Höhe, ein langer Hals streckte sich aus – eine Windböe fegte den Nebel davon.
Das Mondlicht offenbarte Schuppen in Grün-, Grau- und Brauntönen, die wie der Wald aussahen. Grüne Flügel mit Krallen an den Enden breiteten sich aus. Der lange Hals reckte sich höher und moosgrüne, leuchtende Augen blickten auf mich herab.
Hörner wie Geweih, die sich wie Baumrinde anfühlten, krönten den gewaltigen Kopf. Ein tiefes Grollen hallte durch den verbotenen Wald. Es war kein Felsen, kein Hügel und keine Bäume.
Der Berggott war erwacht und er starrte direkt auf mich herab.










































