Die Chicago Bratwa Saga - Buchumschlag

Die Chicago Bratwa Saga

Renee Rose

Erstes Kapitel

Der Direktor

Lucy

Es war vermutlich an der Zeit, keine High Heels mehr zu tragen. Oder mich zumindest für weniger hohe Absätze zu entscheiden.

Mit einem taufrischen Sieg vor Gericht in der Tasche trete ich in den Fahrstuhl. Ich verberge das schmerzvolle Zusammenzucken, das mir meine geschwollenen Füße bescheren, die ich in meine Boss-Bitch-Stilettos gezwängt habe – die Stilettos, mit denen ich mein Dienstalter, meine Statur und meine allgemeine Überlegenheit im Gerichtssaal und, noch viel wichtiger, in der Kanzlei meines Vaters demonstriere.

Fast zucke ich erneut zusammen, als ich bemerke, dass auch Jeffrey im Fahrstuhl mitfährt.

Er mustert meinen runden Bauch, dann schaut er mich mit einem Ausdruck von gequälter Zerrissenheit in seinen grauen Augen an.

Es ist nicht seins.

Wir haben vor sechs Monaten Schluss gemacht, bevor ich ein für mich sehr untypisches Sexabenteuer in D.C. hatte, das meinen derzeitigen anderen Umstand zur Folge hatte.

„Lucy“, sagt er. Es ist eine Feststellung, keine Eröffnung einer Unterhaltung. Eine Kenntnisnahme der acht Jahre, die wir miteinander verschwendet haben.

Ich zwinge ein Seufzen zurück. „Jeffrey.“

Dankenswerterweise sind noch vier andere Leute mit im Fahrstuhl, also nehme ich neben ihm meine aufrechte Haltung ein und starre auf die Aufzugtüren, während wir nach oben sausen.

„Wie gehts deinem Dad?“

Meine Güte. Will er das wirklich durchziehen?

„Unverändert.“ Ich werfe ihm den obligatorischen Blick zu.

„Tut mir leid.“

„Ja. Na ja, es ist, was es ist.“

Ich sehe mich jeden Tag mit feindlichen Rechtsbeiständen konfrontiert – in meiner Kanzlei, im Gerichtssaal. Mit einer Aufzugfahrt mit meinem Ex komme ich schon klar. Aber bei dieser Mischung aus Mitleid und Bedauern in Jeffreys bohrendem Blick wird mir in meinem Lafayette-148-New-York-Blazer – dem mit dem Knopf über meinem Bauch, der so spannt – plötzlich unfassbar heiß und eng.

Andererseits kann ich mir vorstellen, dass jeder Blazer unerträglich wird, wenn es Juli ist und man selbst schwanger.

Trotzdem, ich wünschte, Jeffrey würde sich mit seinem emotionalen Mist endlich auseinandersetzen und aufhören, meinen immer größer werdenden Bauch als Anlass für irgendeinen innerlichen Konflikt zu missbrauchen. Ich vermute, er fragt sich, wie es wäre, wenn es sein Baby wäre. Oder vielleicht fühlt er sich auch nur schuldig, dass ich diese Baby-Sache allein durchziehe, weil er sich nie dazu durchringen konnte, eine Verpflichtung einzugehen.

Tatsache ist, dass ich mein Ding ohne ihn durchgezogen habe.

Ende der Geschichte.

Der Fahrstuhl hält auf der Etage seines Architekturbüros, aber er zögert, wedelt mit dem Arm vor dem Sensor in der Tür herum, tritt aber nicht aus dem Fahrstuhl heraus. „Wir gehen heute Abend was trinken, im Rocket, falls du mitkommen willst“, sagt er, dann zieht er eine Grimasse, vermutlich, weil ihm klar wird, dass Drinks für mich derzeit aufgrund des kleinen Lebewesens, das da in mir heranwächst, außer Frage stehen.

„Ein anderes Mal“, sage ich mit desinteressiertem Tonfall, der eigentlich ein niemals vermitteln soll, es aber nicht ganz schafft. Womöglich habe auch ich gemischte Gefühle, was Jeffrey angeht.

Oder vielleicht habe ich auch einfach nur riesige Angst, dass ich das alles nicht allein schaffen werde.

Ich stehe mit erhobenem Haupt da, halte meine Gerichtssaal-Statur aufrecht, bis die Türen zugleiten. So ist es einfacher, meine Haltung auch aufrechtzuerhalten, wenn die Türen auf meiner Etage aufgleiten und ich mit selbstbewusstem Gang zum Schreibtisch der Sekretärinnen schreite.

„Der erste Termin?“ Für gewöhnlich kenne ich meine Termine, ohne dass man mich erinnern muss. Ich gehöre eigentlich zu der Sorte Mensch mit dem sprichwörtlichen Elefantengedächtnis, aber die Hormone bringen auch mein Erinnerungsvermögen durcheinander. Ich fühle mich wie benebelt.

Und ich hasse es, wie verletzlich und machtlos ich mich dadurch fühle.

„Der erste Termin ist Adrian Turgenev, der junge Mann, der für Brandstiftung in der Sofafabrik am elften angeklagt ist“, informiert mich Lacey, die Sekretärin.

Stimmt. Russische mafija, oder Bratwa, wie sie es nennen. Der Klient wurde von Paolo Tacone an mich verwiesen, einer meiner Klienten aus der italienischen Gangsterfamilie.

Lustig, stecken die Russen und die Italiener jetzt unter einer Decke? Ist auch egal. Über die tatsächlichen Einzelheiten ihrer Geschäfte Bescheid zu wissen, ist nicht meine Aufgabe.

Es ist nur meine Aufgabe, sie anhand der von den Strafverfolgungsbehörden zusammengesammelten Fakten zu verteidigen.

Ich muss zugeben, dass mir bei der Vorstellung, mich mit den Russen einzulassen, ein leichtes Kribbeln der Vorahnung den Rücken hinunterläuft. Nicht, weil ich mich den Leuten, die ich verteidige, moralisch überlegen fühlen würde. Man kann kein Strafverteidiger sein und auf diesem hohen Ross sitzen.

Sondern nur seinetwegen.

Master R, der sexy russische Kriminelle, den ich am letzten Valentinstag in Washington D.C. getroffen habe.

Dem unbeabsichtigten Samenspender für mein Abenteuer als alleinerziehende Mutter.

Aber das ist in Washington D.C. passiert. Vermutlich absolut keine Verbindung zu der Zelle hier in Chicago.

Ich schließe mein Büro auf und suche die Akte von Adrian Turgenev heraus, um die Notizen durchzuschauen, die mir die Sekretärin zu dem Fall gemacht hat. Ich setze mich an meinem Schreibtisch, dann schlüpfe ich aus den acht Zentimeter hohen Absatzschuhen, die in meine geschwollenen Füße schneiden.

Herr im Himmel. Schwanger sein ist wirklich nichts für Weicheier. Vor allem nicht mit fünfunddreißig.

„Lucy. Habe ich richtig gehört, dass du eine neue kriminelle Vereinigung repräsentierst?“

Ich versuche, meine Augen nicht zu Schlitzen zu verengen, als Dick Thompson, einer der Partner in der Firma meines Dads, in mein Büro kommt. Ich kenne ihn, seit ich ein kleines Mädchen war, und muss hart dafür kämpfen, dass er mich nicht immer noch wie ein Kind behandelt.

„Du hast richtig gehört.“ Ich ziehe eine Augenbraue hoch, um ihn zu fragen, worauf er hinauswill.

Er schüttelt den Kopf. „Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Wir haben damals lange darüber diskutiert, ob es clever ist, die Tacones zu repräsentieren, als dein Vater der Anwalt für Don Santo, oder wie auch immer er hieß, war. Wir können nicht zulassen, dass diese Firma durch einen schlechten Ruf ruiniert wird.“

Ich kann mich daran erinnern. Ich habe hier in den Sommer- und Winterferien gejobbt, seit ich sechzehn Jahre alt war. Ich kann mich auch daran erinnern, was mein Vater damals gesagt hat.

„Diese Firma ist bekannt dafür, Mörder und Kriminelle zu verteidigen. Organisiertes Verbrechen bietet schlicht und einfach die Garantie für wiederkehrende Aufträge.“ Ich wackele mit den Augenbrauen und grinse ihn kühl an.

Das hat nichts mit moralischer Überlegenheit oder einem hohen Ross zu tun. Es hat damit zu tun, dass Dick ein Depp ist. Er provoziert mich absichtlich. Hat er schon immer getan. Ich musste doppelt so hart arbeiten, um zu beweisen, dass ich die Stelle in der Firma verdiene, sowohl weil ich eine Frau bin, aber auch, weil mein Vater mir zur Stelle verholfen hat. Und jetzt findet hinter meinem Rücken irgendeine Schmähkampagne wegen der Partnerschaft statt. Dick sammelt Beweismaterial gegen mich. Oder vielleicht gegen meinen Dad. Vermutlich gegen uns beide.

Wir werden sehen.

Als Frau in einer halsabschneiderischen Branche und in einer der halsabschneiderischsten Firmen überhaupt warte ich nur darauf, dass sich jeden Moment ein Dolch in meinen Rücken bohrt.

Mein Telefon klingelt.

„Das wird er sein. Ich habe zu tun“, flöte ich Dick zu, während ich meine Füße zurück in die Pumps zwänge und den Hörer abnehme.

„Mr. Turgenev und Mr. Baranov sind hier.“

„Schicken Sie sie bitte herein.“

Ich stehe auf und gehe um meinen Schreibtisch herum, bereit, ihnen die Hände zu schütteln, wenn sie hereinkommen.

Ich hätte darauf vorbereitet sein sollen.

Ich hatte dieses nagende Gefühl. Trotzdem, als die Tür aufgeht und ich das attraktive, brutale Gesicht des Mannes erblicke, der dort steht, gerät der Boden unter mir ins Wanken, kippt und meine Welt wird für einen Augenblick dunkel.

Er ist es. Master R. Mein Partner aus dem Black Light, dem BDSM-Club in D.C.

Der Vater meines Kindes.

Ravil

„Lady Luck.“

Ich erwische den Ellenbogen der reizenden blonden Anwältin, als sie zu schwanken beginnt. Ich bin so schockiert, sie hier anzutreffen – ausgerechnet in Chicago –, dass ich zunächst den Grund für ihr Schwindeln gar nicht mitbekomme.

Dann sehe ich es. Ihr Bauch tritt offensichtlich unter den Knöpfen ihres Designer-Blazers hervor.

Ihr schwangerer Bauch.

Ich rechne schnell nach. Valentinstag. Geplatztes Kondom. Vor fünf Monaten. Ja, der Babybauch ist groß genug, um von mir zu sein. Aber ich hätte mir das Rechnen auch sparen können – alles, was ich wissen muss, steht auf ihrem schreckensbleichen Gesicht geschrieben.

Sie ist schwanger mit meinem Baby. Und sie wollte nicht, dass ich es herausbekomme.

Bljad.

Ich habe oft an unsere gemeinsame Nacht zurückgedacht. Kann sein, dass ich sogar in den Club in D.C. zurückfahren bin, um sie zu suchen – ohne Erfolg. Aber ihre Erinnerungen an für mich scheinen nicht so wohlwollend gewesen zu sein.

Sie ist definitiv nicht besonders glücklich darüber, mich hier zu sehen. Tatsächlich sieht sie sogar regelrecht alarmiert aus.

Und das sollte sie besser auch sein.

Ich hole tief Luft, um mich zusammenzureißen.

„In der Tat, was für ein Glück“, murmle ich und lasse ihren Ellenbogen los, nachdem sie sich schnell wieder erholt und ihre Eisprinzessinnenmaske wieder entschlossen über ihre hübschen Züge gelegt hat.

Lady Luck war der Name, den sie sich für das Roulette-Spiel gegeben hatte, bei dem ich sie getroffen habe. Bis heute kannte ich nicht einmal ihren richtigen Namen. Noch wusste ich, dass wir in der gleichen Stadt wohnen.

„Mr. Turgenev.“ Sie hält Adrian ihre zierliche Hand hin, der eine Verneigung andeutet, als er sie schüttelt, eingeschüchtert von ihrer Präsenz. „Und Mr. Baranov, richtig?“

„Nennen Sie mich Ravil.“

Oder Master~, wie du mich das letzte Mal genannt hast, als sich unsere Wege gekreuzt haben.~

Ihre braunen Augen fliegen erneut zu meinem Gesicht. Sie ist noch schöner, als ich es in Erinnerung habe. Die Schwangerschaft hat ihr ohnehin schon wunderschönes Gesicht durch ein paar zusätzliche Pfunde weicher gemacht. Sie scheint förmlich zu leuchten.

„Freut mich, Sie kennenzulernen. Bitte nehmen Sie Platz.“ Sie deutet auf zwei Stühle vor dem Schreibtisch.

„Sie wurden uns wärmstens empfohlen, Ms. Lawrence.“ Ich setze mich und beobachte, wie sie die Papiere in ihrer Akte hin und her räumt. Ihre Finger zittern ein wenig. Als sie bemerkt, wie ich sie anschaue, lässt sie die Papiere augenblicklich fallen, schaut energisch auf und fixiert Adrian mit einem strengen Blick.

„Also. Sie sind der schweren Brandstiftung angeklagt. Angeblich haben Sie die West-Side-Polsterei in Brand gesteckt, bei der Sie auch angestellt waren. Ihre Kaution wurde auf hunderttausend Dollar festgelegt und von Mr. Baranov gezahlt.“ Sie wirft mir einen Blick zu, dann richtet sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Adrian. „Erzählen Sie mir, was vorgefallen ist.“

Adrian zuckt mit den Schultern. Er ist eins der neusten Schäfchen in meiner Herde. Sein Akzent ist noch sehr stark trotz meiner Auflage, nur Englisch zu sprechen. Das verlange ich von allen meinen Männern, denn so lernt man die Sprache am schnellsten.

„Ich arbeite in der Sofafabrik, ja. Aber ich weiß nichts über das Feuer.“

„Die Polizei hat Spuren von Brandbeschleuniger auf Ihrer Arbeitskleidung feststellen können.“

„Ich war nach der Arbeit bei einem Barbecue.“

Und wie er das war. Direkt, nachdem er in Leon Povals Haus eingebrochen war, um ihn mit bloßen Händen umzubringen. Als er die Wohnung des Mannes leer vorgefunden hatte, hatte er die Fabrik abgefackelt, um sich aufzumuntern.

Offensichtlich überzeugt er sie nicht, reagiert immer noch so defensiv wie bei einer Befragung durch die Polizei. Ich sage ihm nicht, dass er sich anders verhalten soll. Es ist nicht meine Art, mir in die Karten schauen zu lassen, bevor ich sie spiele, auch wenn sie für uns arbeitet.

Außerdem interessiert mich Adrians Fall plötzlich herzlich wenig, jetzt, da ich herauszufinden versuche, was genau mit meiner wunderschönen Anwältin los ist. Warum hat sie es mir nicht erzählt?

„Sie arbeiten erst seit letzter Woche dort?“

„Da.“

Ich werfe ihm einen schneidenden Blick zu.

„Ja“, verbessert er sich.

„Und davor haben Sie für Mr. Baranov gearbeitet?“ Sie blickt kurz in meine Richtung. „Als … Bauingenieur?“

Wieder zuckt Adrian mit den Schultern. „Ja.“

„Warum haben Sie einen schlecht bezahlten Job in einer Sofafabrik angenommen, wenn Sie Ingenieur sind?

„Ich interessiere mich für Möbelbau.“

Lucy lehnt sich zurück, ein Anflug von Missbilligung auf dem Gesicht. „Ich kann Ihnen besser helfen, wenn Sie mir die Wahrheit erzählen.“ Sie wirft mir einen Blick zu, als ob sie mich um Hilfe bitten würde. „Sie wissen über das Anwaltsgeheimnis Bescheid? Alles, was wir zu ihrem Fall besprechen, ist vertraulich, und ich kann von einem Gericht nicht dazu gezwungen werden, es zu verraten.“

Ich mische mich nicht ein. Es ist ihr Job. Sie soll ruhig ein bisschen für ihr Geld arbeiten.

Adrian schaut sie gelangweilt an.

Sie atmet heftig aus. „Also sind Sie an dem besagten Abend nicht noch einmal nach der Arbeit zur Fabrik zurückgegangen? Oder sind länger geblieben?“

Adrian schüttelt den Kopf. „Njet – nein.“

Sie fährt fort, ihn zu befragen, macht sich Notizen und schaut sowohl ihn als auch mich immer wieder prüfend an. Ich sage weiterhin nichts. Lasse sie sich wundern und sorgen.

Ich schmiede bereits meine Pläne. Heute Nachmittag muss ich alles herausfinden, was man über Lucy Lawrence herausfinden kann. Und dann werde ich genau wissen, wie ich bei ihr vorgehen muss.

„Mit einem Schuldgeständnis kann ich die Anklage vermutlich zu einfacher Brandstiftung reduzieren. Das bedeutet eine Haftstrafe von drei bis sieben Jahren anstatt vier bis fünfzehn Jahre für schwere Brandstiftung.“

„Nein“, werfe ich ein. „Er wird nicht schuldig plädieren. Genau deshalb haben wir ja den besten Rechtsbeistand angeheuert, um ihn zu verteidigen.“

Sie sieht nicht überrascht aus. „Na schön. Ich verlange einen Vorschuss von fünfzigtausend Dollar, zahlbar, bevor ich die Klageerwiderung einreiche. Und es wird ein weiteres Honorar fällig, wenn ich den Fall für Sie gewinnen soll.“

Ich stehe auf, signalisiere das Ende der Unterhaltung. „Ich werde das Geld heute überweisen und wir werden uns beraten. Vielen Dank, Frau Anwältin.“

Sie steht auf und kommt um den Schreibtisch herum. Ihre hochhackigen Schuhe würden Fick mich schreien, wenn sie rot wären, aber weil sie hautfarben sind, gehören sie eher in die ~Fick-dich-~Ecke. Vor allem so, wie sie in ihnen herumstolziert, als ob sie dort oben zu Hause sein würde. Ich wette, sie ist als Anwältin ein regelrechter Raubfisch. Paolo Tacone hatte so etwas durchblicken lassen.

Die Schwangerschaft hilft nicht dabei, ihre imponierende Erscheinung abzuschwächen. Wenn überhaupt, erscheint sie dadurch nur noch göttinnengleicher. Eine weibliche Erscheinung, die angebetet und gefürchtet werden soll.

Nur, dass ich zufällig weiß, dass sie es ist, dominiert werden will.

Ich vermute, das ist ein Geheimnis, das sie nicht mit vielen teilt. Sie hatte keinerlei Erfahrung mit Unterwerfung, als sie mir gehörte. Wenn sie dieser Erfahrung seitdem nicht mehr nachgegangen ist, bin ich der einzige Mann, der sie jemals dominiert hat.

Dieser Gedanke sollte mich nicht steif werden lassen, tut es aber.

Ich werde sie wieder dominieren.

Bei dieser Vorstellung rücke ich meinen Schwanz zurecht und ihr Blick fällt auf meinen Schritt. Ihre majestätische Fassung scheint etwas in sich zusammenzufallen. Eine leichte Röte breitet sich auf ihrem Hals und im offenen Dekolleté ihrer teuren Bluse aus.

Ich ergreife ihre Hand, als sie sie ausstreckt, und drücke sie, lasse aber nicht wieder los. Ihre intelligenten braunen Augen blicken mich an und ich wende den Blick nicht ab.

Ihr Atem stockt und stoppt dann.

„Adrian, warte im Flur auf mich. Ich komme sofort nach.“ Adrian geht und ich schließe hinter ihm die Tür, halte noch immer ihre Hand.

Ihre Augen weiten sich etwas. Sie schnappt nach Luft, zieht ihre Hand zurück, als ob ich sie verbrannt hätte. „Ravil.“

Ein Kribbeln durchfährt mich, als ich meinen Namen auf ihren Lippen höre. Weil sie ihn ausspricht, als ob sie Anspruch auf ihn erheben würde. Als ob auch sie das Fehlen persönlicher Informationen nach unserem Treffen bedauert hätte.

Aber das ist unmöglich. Wenn sie mit meinem Kind schwanger ist, hatte sie allen Grund, jedes Recht und vor allem die Pflicht, das Black Light zu kontaktieren und nach meinen persönlichen Informationen zu fragen. Mich über diese Neuigkeiten in Kenntnis zu setzen.

Und das hat sie nicht getan. Was nur bedeuten kann, dass sie meinen Namen nicht wissen wollte.

„Hast du mir noch etwas zu sagen, Lucy Lawrence?“

„Nein”, stößt sie hervor und dreht sie um, ihr professionelles Auftreten in vollem Einsatz.

Ich greife nach ihrem Arm und sie schnellt wie ein Gummiband zu mir zurück. Ich lasse sie augenblicklich los, als sie einen messerscharfen Blick auf meine Hand wirft.

„Du hättest wirklich anrufen sollen.“ Ich blicke vielsagend auf ihren Bauch.

Sie richtet sich noch weiter auf und die Muskeln in ihrem Nacken versteifen sich. „Es ist nicht deins“, platzt sie heraus, während ihr Gesicht hochrot anläuft. Ihre Pupillen sind stecknadelkopfgroße Punkte voller Angst.

Ihre Lüge trifft mich mit voller Macht in die Brust. Ich hatte recht. Sie wollte nicht, dass ich von dem Kind erfahre.

Ich lege den Kopf zur Seite. „Warum lügst du?“

Wieder legt sich die Röte über ihren Hals und ihr Dekolleté, aber ihre Stimme ist so ruhig und leise wie meine. „Ich weiß, was du bist, Ravil. Ich glaube nicht, dass sich deine –“ Sie räuspert sich, um dem nächsten Wort Nachdruck zu verleihen, „Profession mit Vatersein vereinbaren lässt. Ich werde keinen Unterhalt von dir verlangen. Bitte mich nicht um Besuchsrecht. Zwinge mich nicht dazu, vor Gericht zu beweisen, warum du nicht dafür geeignet bist, ein Kind aufzuziehen.“

Bei ihrer Drohung verziehe ich die Lippen. Ich bin ein Mann, der durch waches, gefühlloses Denken bis in die obersten Ränge meiner Organisation und dieser Stadt aufgestiegen ist. Für gewöhnlich fühle ich mich nicht schnell angegriffen. Für gewöhnlich lasse ich die Dinge nicht persönlich werden.

Aber dieses Mal ist es verdammt noch mal persönlich. Lucy Lawrence denkt, ich bin nicht in der Lage, mein Kind aufzuziehen? Sie glaubt, sie kann mir dieses Kind vorenthalten?

Drauf. Geschissen.

Ich schenke ihr ein Lächeln, das Vergeltung verspricht. „Keine Sorge, Frau Anwältin. Ich werde nicht darum bitten.“

Ich werde es mir nehmen.

„Ich freue mich auf unser Wiedersehen.“ Ich lege alles in diese Worte – Anspielung und Warnung – und sie versteht mich.

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