Die Strafe des Alphas - Buchumschlag

Die Strafe des Alphas

B. Luna

Kapitel 2

RAINIER

Ich drehe mich auf die Seite und schlage auf meinen Wecker. Es ist Punkt vier Uhr morgens. Normalerweise ist jeder meiner Tage gleich. Ich wache auf, gehe duschen und frühstücken, und trainiere dann mit meinen Kriegern. Aber nicht heute. Der heutige Tag ist anders.

Heute reise ich in den Norden, um mich mit dem Northridge-Rudel zu treffen und über die Erweiterung meines Reviers zu sprechen.

Als ich das Badezimmer betrete, sind die Fliesen kalt unter meinen Füßen, aber sobald ich das heiße Wasser in der Dusche aufdrehe, füllt sich der große Raum mit heißem Dampf. Ich zische, als das heiße Wasser auf meinen Rücken prasselt, aber immerhin hilft es mir dabei, mich innerlich weniger tot zu fühlen.

Meine Mutter hat immer gesagt, dass Einsamkeit ein Hirngespinst sei, aber was könnte es sonst sein, das mich jeden Tag auffrisst?

Ich habe zwar mehrere Frauen, die meine Bedürfnisse befriedigen, aber mein Wolf ist nicht sonderlich interessiert an ihnen.

Er will nur sie, aber die Chancen, die eine Gefährtin zu finden, die die Mondgöttin für uns auserwählt hat, sinken jeden Tag.

Ich drehe das Wasser ab, steige aus der Dusche und schnappe mir ein paar Klamotten. Als ich mir ein schwarzes T-Shirt über den Kopf ziehe, kann ich meinen Magen knurren hören, also beschließe ich, nach draußen zu gehen, um mir mein Frühstück zu fangen.

Der saftig grüne Wald ruft nach mir. Sobald ich den dichte Grün betrete, ziehe ich mich aus und werde eins mit meinem Wolf. Ich rufe ihn, und im Handumdrehen verwandelt sich mein Körper und wird viel größer und stärker.

Meine Hände werden zu Pfoten mit langen, scharfen Krallen, und pechschwarzes Fell sprießt aus den Poren meiner Haut.

Dann sprinte ich los, bis ich mitten im Wald bin, wo mich nichts als große Eichen und weiches grünes Moos umgeben.

Ich senke meinen Kopf Richtung Boden, atme tief ein und nehme den Geruch eines Rehs in der Nähe wahr.

Ich halte meine Schnauze gesenkt und verfolge den Geruch, bis ich es schließlich in einem Brombeerdickicht entdecke. Es frisst Beeren.

Es ist ein riesiger Bock, aber ich weiß sofort, dass er keine Chance gegen mich hat. Als ich mich auf den Bock stürze, versucht er loszuspringen, aber ich bin zu schnell.

Ich lande auf seinem Rücken, sodass sich meine Zähne direkt in seine Kehle bohren können. Der köstliche kupferne Geschmack von Blut erfüllt meinen Mund, und nach ein paar Sekunden spüre ich, wie das Tier erschlafft.

Ich genieße mein ausgiebiges Frühstück, bis nichts Essbares mehr übrig ist. Genüsslich lecke ich mir das Blut von der Schnauze, laufe zurück in Richtung Rudelhaus und verwandle mich, sobald ich wieder an der Stelle bin, an der ich meine Kleidung abgelegt habe.

Als Nächstes stelle ich eine Gedankenverbindung zu meinem Beta her und sage ihm, dass er mich in meinem Büro treffen soll.

Schon bald sitze ich hinter meinem Mahagonischreibtisch, auf dem sich der Papierkram nur so stapelt, und mein Beta, Lucas, klopft an die Tür, bevor er hereinschaut.

„Du wolltest mich sehen, Alpha?“

„Ja“, antworte ich. „Sag Jay, er soll heute Nachmittag um zwei Uhr abfahrbereit sein. Sorge dafür, dass Toby und Damon ebenfalls bereit sind.“

„Ja, Alpha“, erwidert er. „Ich kümmere mich darum.“

„Oh“, fahre ich fort. „Und sag dem Rudel, dass wir nur zwei Tage weg sein werden. Ich möchte wirklich so schnell wie möglich zurückkehren.“ Ich verlasse mein Rudel nur ungern, aber ich weiß, dass es in guten Händen sein wird.

Lucas nickt, verlässt mein Büro und lässt mich in der Dunkelheit meiner eigenen Gedanken zurück.

Wenige Stunden später sind wir auf der Straße.

„Alpha“, beginnt Jay, „was genau hast du vor, wenn wir ankommen?“

„Wir sagen ihnen, dass wir einen Teil ihres Landes haben wollen. Ich habe gehört, dass sie ein Problem mit Abtrünnigen haben, die ihrem Rudelgebiet zu nahe kommen, also bieten wir ihnen im Gegenzug Schutz an“, antworte ich beiläufig.

„Und wenn sie deinen Vorschlag ablehnen?“

„Dann nehmen wir ihr Land mit Gewalt“, antworte ich. Jay, Toby und Damon werfen sich einen Blick zu, erwidern aber nichts.

Ich würde alles dafür tun, dass mein Rudel gut versorgt ist. Wir brauchen mehr Land, und das Northridge-Rudel hat sehr viel davon.

Bei ihnen lebt nur ein Bruchteil der Wölfe, die bei uns leben, doch ihr Revier erstreckt sich über mehrere Bundesstaaten.

Ein Tausch von Schutz für ein Stück Land, das sie gar nicht brauchen, wäre sicherlich auch ein Gewinn für sie.

Die nächsten Stunden fahren wir schweigend, und das dichte Grün geht allmählich in schneebedeckte Evergreens über.

Je näher wir unserem Ziel kommen, desto unruhiger wird mein Wolf. Ich nehme an, dass die wachsende Entfernung zwischen uns und unserem Rudel der Grund dafür ist.

Als endlich das Ausfahrtsschild in Sicht kommt, meldet sich Toby zu Wort. „Ich könnte wirklich einen Drink gebrauchen, nachdem ich so lange in diesem Auto eingepfercht war“, sagt er, und Damon stimmt ihm sofort zu.

Da unser Treffen erst morgen stattfinden soll, hatte ich geplant, für die Nacht ein Hotel in der Stadt zu nehmen und uns gleich morgen früh auf den Weg zum Northridge-Rudel zu machen.

Also halte ich vor einer kleinen Bar am Stadtrand und fahre auf den Parkplatz. „Kommt“, sage ich zu meinen Männern, „lasst uns noch etwas trinken, bevor wir ins Hotel gehen.“

Damon steigt als Erster aus und streckt sich, gefolgt von Toby und Jay. „Ich hoffe, wir finden hier ein paar anständig aussehende Frauen“, sagt Toby, während er die Arme über dem Kopf verschränkt und sich ebenfalls streckt.

„Als ob du wüsstest, was du mit ihnen tun sollst“, antwortet Damon leise.

Toby gibt ihm einen Klaps auf den Hinterkopf, und die beiden Brüder streiten lachend weiter.

Manchmal frage ich mich, wie es wohl gewesen wäre, Geschwister zu haben. Allerdings verwerfe ich diesen Gedanken immer wieder schnell.

Es war damals schon schwer genug, nur meine Mutter zu beschützen.

Während wir auf die Bar zugehen, entwickelt sich die Unruhe meines Wolfes plötzlich aus irgendeinem Grund zu einer seltsamen Erregung. Sobald wir eintreten, strömt mir der Duft von Orchideen und Brombeeren in die Nase.

Ich atme tief ein, dieser göttliche Duft fordert meine ganze Aufmerksamkeit. Plötzlich landet mein Blick auf einer unglaublich schönen Frau hinter der Theke, und ich verkrampfe mich augenblicklich, als mir klar wird, wer sie ist. Meine Gefährtin.~

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