
Auf Umwegen
Ada ist allein auf der Welt, von ihrem Vater verlassen, trauert um ihre tote Mutter und wird ständig von ihrem Stiefvater Lugh misshandelt. Als ihre Stadt von Wikingern überrannt wird, die den Tod eines der Ihren rächen wollen, wird sie von Cayden, dem Sohn des Häuptlings, gefangen genommen. Um ihr Leben zu retten, wird Ada seine persönliche Dienerin, aber obwohl sie Angst vor ihm haben sollte, scheint er sie zweifellos nicht nur als Kriegsbeute zu betrachten. Je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto schwieriger wird es, ihren Gefühlen füreinander zu widerstehen.
Altersfreigabe: 18+.
Kapitel Eins
Buch 1.
ADA
Es war mitten in der Nacht, als mein betrunkener Stiefvater Lugh die Haustür zuknallte.
In den zwei Jahren seit dem Tod meiner Mutter hatte ich mit angesehen, wie Lugh vom angesehenen, wohlhabenden Mann unserer Stadt zu einem erbärmlichen Säufer verkommen war. Ständig auf der Jagd nach dem nächsten Rausch.
Seine Verschwendungssucht vertrieb die Arbeiter unserer Mühle und ließ die Felder verwildern. Ein Großteil unserer Ernte verdarb.
Statt sich um die Rettung der Ernte zu kümmern, trank er sich fast jede Nacht besinnungslos. Auch heute Abend war es nicht anders.
Ich sprang aus dem Bett und eilte die Treppe hinunter ins Erdgeschoss, wo sich unser Esstisch, die Feuerstelle und einige Stühle befanden.
Als Lugh lautstark nach mir rief, beschlich mich eine böse Vorahnung. Er war fast eine Woche fort gewesen, was mir etwas Ruhe verschafft hatte.
Bei seiner letzten Heimkehr hatte er mich verprügelt, weil kein Essen auf dem Tisch stand... Davor, weil die Mühle stillstand... Und davor für die Krankheit, die meine Mutter - sein kostbarstes Gut - dahingerafft hatte.
Ein Teufelskreis, aus dem ich ausbrechen wollte. Hastig band ich mir ein Tuch um und begann, etwas zuzubereiten.
Der vom Regen durchnässte Mann vor mir hatte kaum noch Ähnlichkeit mit Lugh. Sein Gesicht war schmutzig und abgekämpft; seine Kleidung zerlumpt und mit etwas befleckt, das verdächtig nach Urin und Blut aussah.
„Lugh, soll ich dir frische Kleider und etwas zu essen bringen?“
„Komm her und gib deinem Vater einen Kuss.“
Ich wollte ihm nicht zu nahe kommen und hoffte, er wäre zu betrunken, um meine Gedanken zu erraten. Unbeholfen fiel er zu Boden, um sich die Schuhe auszuziehen.
Ich ging zum Schrank und nahm ein Messer heraus, um ein Stück Brot abzuschneiden.
„Ich hab gute Neuigkeiten. Der Hof ist gerettet.“
„Was meinst du damit?“
„Ich hab 'nen Weg gefunden, den Hof zu retten. Einen Weg, der uns am Ende alle glücklich machen wird.“
Immer noch tropfnass schlurfte er zum Kopfende des Tisches, eine Schlammspurr von der Haustür hinter sich herziehend. Er warf einen Beutel mit Münzen vor sich auf den Tisch.
Beim Anblick wurde mir übel. Langsam dämmerte mir, dass er wohl einen Preis für mich ausgehandelt oder mich gar verkauft hatte.
„Zweihundert Silberstücke. So viel bist du wert“, verkündete er schließlich.
„Lugh, nein. Bitte nicht.“
„Du wirst 'ne gute Ehefrau abgeben.“
Tränen rannen über mein Gesicht. Ich schüttelte den Kopf.
„Ich hab dich gerettet, und vor allem hab ich diesen Hof gerettet“, brüllte er und sprang von seinem Stuhl auf. Er stieß mich so hart zurück, dass ich zu Boden fiel. „Du solltest froh sein, dass ich dich nicht verkauft hab! Der Mann, den du heiraten wirst, ist reich und lebt zwei Städte von hier. Er wird in drei Tagen kommen, um dich abzuholen.“
„Wie konntest du dem zustimmen, ohne mich auch nur zu fragen?“
„Dich fragen? Du solltest mir dankbar sein, dass ich diese Ehe eingefädelt hab. Viele Mädchen in deinem Alter sind längst verheiratet und haben Kinder.“
„Was weißt du über ihn?“, fragte ich mit geballten Fäusten.
„Dass er bereit war, einen Diener vorauszuschicken, um mir die ganze Kohle zu zahlen, bevor er dich kriegt.“ Seine raue Stimme lachte. Als er seinen Umhang auszog, stand er ganz dicht bei mir.
Angst durchfuhr meinen ganzen Körper. „Du hast ihn vor ein paar Wochen auf dem Markt getroffen.“
„Dieser alte, fette Kerl?“
„Er war so fett, dass er nicht mal ein Pferd reiten konnte!“
„Halt's Maul, Mädchen, und sei dankbar für die Entscheidung, die ich getroffen hab.“ Seine Stimme klang bedrohlich.
Er legte seinen Umhang sorgfältig über die Stuhllehne und wandte mir sein Gesicht auf eine Weise zu, die mich den Tod anstarren ließ.
Wie ein Fuchs, der seine Beute umkreist, kam er auf mich zu und drängte mich gegen die Wand. Er legte seine Hände fest um meinen Hals und begann, mir ins Ohr zu flüstern.
„Du wirst ihn heiraten. Hast du kapiert? Wenn du noch ein Wort sagst, brech ich dir deinen hübschen kleinen Hals.“
Er drückte meinen Hals fester zu, und ich bekam keine Luft mehr. Mit einer Hand ließ er los und begann, mein Gesicht zu streicheln.
Während ich zusah, wie sein Körper hin und her schwankte, roch ich seinen fauligen Atem.
„Du siehst deiner Mutter so ähnlich. Schade, dass sie bei deiner Hochzeit nicht dabei sein wird.“ Er starrte mich eine gefühlte Ewigkeit lang an.
Ich dachte an all die Male, als ich meine Mutter mit ihm allein gelassen hatte, hilflos, weil ich sie nicht retten konnte. Die Bilder von ihr, wie sie mich Sekunden bevor Lugh Hand an sie legte aus dem Haus schob.
„Ich werd heut Nacht mit dir schlafen. Ein Abschiedsgeschenk von mir.“
Als ich diese Worte hörte, erweckte die Wut in mir eine Dunkelheit. Ich erinnerte mich, dass ich das Brotmesser in der Hand hielt, und begann langsam, es anzuheben.
Er beugte sich gerade herunter, um nach meinem Kleid zu greifen, als ich spürte, wie ich es ihm in den Hals stieß. Ich stand da und sah zu, wie seine Hände nach seiner Kehle griffen. Blut strömte auf den Boden.
Ich schloss die Augen und hörte nur noch sein Röcheln, als er auf die Knie fiel und schließlich zu Boden stürzte.
Als ich die Augen wieder öffnete und Lughs leblosen Körper vor mir sah, gaben meine Beine nach und ich sank zu Boden.
Ich saß da, ohne zu wissen, wie viel Zeit verging, schockiert von dem, was ich gerade getan hatte. Der Preis meiner Freiheit.












































