The Highlands Wolves (Deutsch) - Buchumschlag

The Highlands Wolves (Deutsch)

Ali Nafe

Kapitel 2

LAIKA

Ich kehrte zum Haus zurück, als die Sonne tief am Himmel stand. Ihr warmes Licht traf auf meine Haut und wärmte die Gänsehaut auf, die sie bedeckte. Im Haus herrschte reges Treiben. Einige Leute trugen Tabletts mit Essen herum, andere putzten. Alles für Lyalls Gefährtin. Einige warfen mir traurige Blicke zu.

Ich ignorierte sie und flüchtete in mein Zimmer. Wenn das die Art und Weise war, wie man mich hier begrüßte, dann konnten sie mich mal. Ich hatte das Bedürfnis, jemandem die Faust in die Brust zu rammen und ein Exempel zu statuieren.

Mit unverminderter Wut schmiss ich meine Schlafzimmertür zu. Der Türrahmen klapperte, aber das war mir egal. Was ich jetzt brauchte, war mich genug zu beruhigen, um Lyalls Frau treffen zu können und mich danach vielleicht zu betrinken.

Ein Seufzer entkam meinen Lippen und ich zählte bis hundert. Es half ein wenig, aber es sah so aus, als bräuchte ich einen Stressball und eine schnelle Nummer.

Ich duschte schnell, das kalte Wasser beruhigte meine erhitzte Haut. Mit einem Handtuch trocknete ich mich ab und kümmerte mich nicht um meine nassen Cornrows. Scheiss drauf. Ich brauchte nicht hübsch auszusehen. Abgesehen von Lyall hielten mich alle Männer für hässlich – die Folgen eines Lebens mit einem vernarbten Gesicht.

Ich zog mich hastig an, ohne darauf zu achten, was ich trug. Bevor ich das Zimmer verließ, atmete ich tief durch und wiederholte mein altes Mantra, eine brave kleine Frau zu sein. Als ich mich endlich ruhig genug fühlte, öffnete ich die Tür und wurde von Madison, der jüngsten Tochter von Carolyn Clarke, begrüßt.

Ein Blick auf sie und ich drehte mich um, um in die andere Richtung zu gehen.

"Es tut mir leid", keuchte sie und rannte los, um mich einzuholen.

Ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich die Beherrschung verlor. "Das kannst du dir sparen", sagte ich ihr.

"Hör zu, ich wollte es dir sagen, aber Vater hat seine Alphastimme benutzt. Ich hatte keine andere Wahl!" beschwerte sie sich, während sie neben mir herging.

Ich sollte ihr wirklich nicht die Schuld geben. Der Alphastimme konnte man nicht widersprechen. Ich hatte die Narben, um es zu beweisen.

Was ich nicht ertragen konnte, war der Ausdruck in ihrem Gesicht. Egal wie traurig sie war, es würde nichts ändern. Die Vergangenheit ließ sich nicht ändern, und die Zukunft war verdammt ungewiss.

"Es ist schon gut", sagte ich.

"Nein, das ist es nicht. Ich hätte handeln müssen, aber da war der Befehl ... Ich hasse es, hilflos zu sein." Frustriert warf sie die Hände in die Luft.

"Glaub mir, ich mache dir keinen Vorwurf. Ich kann deine Situation gut verstehen."

"Hast du sie schon getroffen?", fragte Madison.

Diesmal sah ich sie an. Sie trug ein kurzes rotes Kleid und schwarze Sandalen. Ihr lockiges Haar hatte sie zu einem ordentlichen Dutt hochgesteckt, ihre braune Haut war glatt, von Narben keine Spur.

"Ich treffe sie beim Frühstück", antwortete ich.

"Du wirst sie mögen! Sie ist gestern Abend eingezogen und die Geräusche, die sie in ihrem Zimmer gemacht haben ..."

Ich erstarrte, meine Füße weigerten sich, weiterzugehen.

"Oh, das war unsensibel von mir."

"Du bist nur ehrlich", sagte ich, als meine verfluchten Beine endlich wieder ihren Rhythmus fanden. Verdammt noch mal.

"Ich habe dir wehgetan", sagte sie mit schriller Stimme.

"Das ist die Macht der Wahrheit."

Ich musste das Thema wechseln, sonst würde sie sich so lange entschuldigen, bis ich ihr zum tausendsten Mal versicherte, dass ich ihr vergeben habe. "Wie war es beim Einkaufen gestern?"

"Es war toll. Wir waren fast in jedem Laden in der Stadt, aber Adams saures Gesicht hat alles ruiniert. Und er hat mir nicht erlaubt, in die Eisdiele zu gehen. Er sagte: 'Nein, wir gehen nach Hause.' Ihre wütende Stimme hallte durch den Flur und ich musste lachen.

"Er hat nur seine Arbeit gemacht", sagte ich. Adam war Madisons persönlicher Sicherheitsbeauftragter. Wenn ihr etwas passieren würde, würde er seinen Kopf verlieren.

"Ich verabscheue diesen Typen ... Ich schwöre, ich werde ihn eines Tages feuern lassen."

"Er ist der Beste, den wir haben", sagte ich, als wir den Speisesaal betraten. Der lange Tisch war so voll mit Essen beladen, dass er unter dem Gewicht der Speisen zusammenzubrechen drohte.

"Deshalb ist er so überheblich", sagte sie und runzelte die Stirn.

"Hab Nachsicht mit ihm", bat ich. "In sechs Monaten wirst du achtzehn sein. Bis dahin tu bitte nichts Unüberlegtes."

"Ich kann es kaum erwarten!"

Ihr lauter Ausruf zog die Aufmerksamkeit von Alpha Clarke auf uns. Er lächelte und Madison stürzte sich auf ihn, um ihn zu umarmen. Ich hielt mich zurück, nicht aus Angst, sondern aus Respekt. Obwohl er und seine Frau mich als Tochter bezeichneten, konnte ich ihre Zuneigung nie erwidern.

"Laika, komm, setz dich. Geht es dir gut, meine Tochter?"

"Ich komme schon klar", antwortete ich. Ihn anzulügen, würde mir nicht weiterhelfen.

"Ich weiß, dass du es schaffen wirst", sagte er mit seiner tiefen, dröhnenden Stimme.

Madison und ich setzten uns nebeneinander. Ich griff nach einem Apfel und schnitt ihn mit dem Messer auf, das ich stets bei mir trug.

"Ich bewundere, wie du damit umgehen kannst", sagte Madison, während sie ihren Teller mit Eiern füllte. Für jemanden, der so klein war, hatte sie immer einen großen Appetit.

"Ich könnte es dir zeigen", bot ich zum millionsten Mal an.

"Gewalt ist nicht mein Ding." Ihre Antwort war erwartungsgemäß. Es war dieselbe Antwort, die sie jedes Mal gab, wenn ich den Selbstverteidigungsunterricht erwähnte.

"Es ist zu deinem Schutz."

"Wovor? Im Hochland herrscht seit Jahrzehnten Frieden. Krieg ist nicht mehr unsere Lebensweise. Ich sehe keinen Grund, mich im Töten, Entwaffnen oder was auch immer zu üben." Sie winkte abweisend mit der Hand.

"Das Leben besteht nicht nur aus Sonnenschein und Regenbögen, Madison. Manchmal muss man durch Stürme gehen, um auf die gute Seite zu gelangen."

"Meine Vorfahren haben für diesen Frieden gekämpft. Sie haben die Stürme überstanden, damit ich hier sein und all den Sonnenschein und die Regenbögen genießen kann." Sie seufzte, als ob ihre Worte die weisesten wären.

"Ignoriere sie. Tochter des Alphas zu sein, hat sie verwöhnt." Adam setzte sich gegenüber von Madison.

Ein blumiger Duft erfüllte die Luft. Es war ein fremder Duft, etwas, an das ich nicht gewöhnt war.

Lyall betrat den Raum, eine Frau an seiner Seite.

Als die beiden auf mich zukamen, stand ich auf, um sie zu begrüßen. Mein Rücken prickelte unter den Blicken, die die anderen auf uns richteten.

"Hallo, ich bin Laika", sagte ich und streckte ihr meine Hand entgegen.

"Hallo ...", flüsterte sie, ihr Mund formte ein Oh.

Lyall wirkte, als ob ihm ihre Reaktion unangenehm wäre, aber das war seine eigene Schuld. Er hätte sie warnen sollen.

Es dauerte einige Sekunden, doch schließlich nahm sie meine Hand. Ihre Haut war zu weich, ihr Händedruck zu schwach. Vielleicht war sie einfach nur verwöhnt.

"Laika, ich möchte dir meine Gefährtin Moon Lee vorstellen", sagte Lyall.

"Moon Lee, es freut mich, dich kennenzulernen."

Ihre feinen Gesichtszüge verzogen sich zu einem gezwungenen Lächeln. "Das Vergnügen ist ganz meinerseits." Sie klammerte sich an Lyall, als würde sie erwarten, dass ich sie angreifen und mit meinen Klauen zerfleischen würde.

Lyall führte Moon Lee zu einem Platz am anderen Ende des Tisches. Während des gesamten Frühstücks beobachtete sie mich aus dem Augenwinkel.

Irgendwann hatte ich genug von ihren Blicken und fixierte sie mit einem spöttischen Lächeln“. Sie sah schnell weg.

Sie schien von meiner Narbe abgestoßen zu sein. Wie alle anderen auch.

Niemand in dieser Familie wusste, was mir wirklich passiert war. Wenn sie fragten, erzählte ich ihnen, dass ich bei einem Waldspaziergang angegriffen wurde. Die Wahrheit zu erzählen, hätte mir nicht geholfen. Es hätte nur unnötige Probleme verursacht und die Nordprovinz alarmiert, dass ich noch lebte.

Es war mein Geheimnis, und ich hatte vor, es mit ins Grab zu nehmen.

Plötzlich stand Alpha Clarke auf und wandte sich an die Familie. "Das Jahrestreffen der Alphafamilien steht bevor. Dieses Jahr findet es in der Nordprovinz statt, und wir werden alle daran teilnehmen, auch du, Laika."

Die Gabel, die ich gerade noch in der Hand gehalten hatte, klirrte auf den Tisch und beschmutzte das weiße Tischtuch. Alle drehten sich um und sahen mich an.

Ich schloss die Augen, als ich fröstelte. Es war nicht kalt, aber verdammt, ich fühlte mich eiskalt.

"Wie bitte?" Ich verschluckte mich.

"Wir gehen dieses Jahr als Familie, also kommst du auch mit." In Alpha Clarkes Stimme lag eine unmissverständliche Bestimmtheit. Es war kein Vorschlag.

Es waren acht Jahre vergangen, seit ich die Nordprovinz verlassen hatte. Acht Jahre, seit ich zerstückelt, erstochen und zum Sterben von einer Klippe geworfen worden war. Und jetzt befahl mir mein Alpha, meinen Feind zu besuchen, den Sohn des Alphas der Nordprovinz. Meinen Gefährten.

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