Eclipse (Deutsch) - Buchumschlag

Eclipse (Deutsch)

Kelsie Tate

Kapitel 4

MAYA

Als ich auf Penelopes Bett saß und zusah, wie sie Kleider aus dem Schrank holte, dachte ich über die Ereignisse der letzten Woche nach.

Penelopes Stimme riss mich aus meinen Gedanken. "Was hältst du von diesem hier?"

Sie hielt ein hellblaues Kleid hoch, runzelte dann die Stirn und warf es aufs Bett. Ich lachte und hob das Kleid auf. "Das ist doch super. Es ist dein schönstes, und die Farbe steht dir echt gut."

Sie betrachtete es noch einmal. "Meinst du wirklich?"

"Klar", sagte ich und gab ihr das Kleid zurück.

Sie seufzte und begann, nach einem Kleid für mich zu suchen. In Aurora hatten wir nicht viele schicke Sachen. Das Rudel lebte einfach. Unsere Klamotten waren daher auch nicht besonders aufregend.

Ich sah zu, wie sie ein weiteres blaues Kleid herausnahm, etwas dunkler als das erste.

"Das hier... Das wird dir super stehen!" Sie lächelte, als sie mir das Kleid reichte.

Ich zuckte mit den Schultern. "Wird schon passen."

Ich gab mir keine große Mühe, weil ich wusste, dass ich meinen Gefährten bereits gefunden hatte und er mich nicht wollte. Es gab niemanden auf der Party, den ich beeindrucken musste.

Ich stellte mich vor den kleinen Spiegel und betrachtete mich.

"Und?", fragte Penelope, als sie sich neben mich stellte.

"Sieht ganz okay aus", sagte ich ohne große Begeisterung. Ich betrachtete mich, mein langes blondes Haar zu einem gedrehten Zopf geflochten.

Das blaue Kleid war ärmellos und ging mir bis knapp übers Knie, am Saum wurde es weiter. Es war schlicht, sah aber hübsch aus.

"Ich weiß, du hast keinen Bock auf den Abend", sagte sie und drückte meine Schultern, "aber lass uns einfach Spaß haben. Ein bisschen abschalten."

Ich lächelte. "Du hast Recht. Genießen wir den Abend."

Sie rümpfte die Nase, bevor sie ihren Arm durch meinen hakte. "Ich hab immer Recht."

Wir verließen mein Zimmer und gingen die Treppe runter zur Haupthalle. Wir traten ein und sahen uns überrascht um.

Die Versammlungshalle war hell erleuchtet und laut, voller funkelnder Lichter und sich unterhaltender Leute. Wir bahnten uns einen Weg durch die Menge und gingen zu einem kleinen Tisch, an dem Gavin bereits saß.

"Da seid ihr ja!", rief er. "Ich warte schon ewig!"

Penelope lachte. "Lass uns was zu essen holen, bevor alles weg ist!"

Wir drängten uns durch die Menge, bis wir endlich am Buffet ankamen. "Entschuldigung", hörte ich hinter uns.

Ich drehte mich um und sah Chase und Andrea, die glücklich hinter uns in der Schlange standen. "Könntest du uns einen Teller geben?", fragte Andrea freundlich.

"Äh, ja, hier", sagte ich und reichte ihr zwei Pappteller.

"Danke." Sie lächelte.

Ich schenkte ihr ein kleines Lächeln, bevor ich zu Chase aufblickte. Er starrte mich an und wirkte überrascht. Ich war mir nicht sicher, ob es daran lag, dass ich mich aufgebrezelt hatte oder wegen der leicht awkwarden Situation.

Ich schenkte ihm ein gezwungenes Lächeln, bevor ich mich wieder Penelope zuwandte, die blass aussah.

"Das war awkward", flüsterte sie.

"Nur für uns! Ich glaube, sie checkt es nicht mal!", flüsterte ich zurück.

Penelope keuchte auf, sodass sich alle zu ihr umdrehten. Sie hustete einen Moment lang verlegen, bevor sie sich wieder dem Essen zuwandte. "Ich glaube, ich sollte es ihr sagen."

"Wag es ja nicht!", sagte ich, als wir zum Tisch zurückgingen. "Außerdem hat er mich schon abserviert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass man das nicht rückgängig machen kann."

Penelope zuckte mit den Schultern. "Na ja, es würde ihm recht geschehen. Ich liebe meinen Bruder, aber ich könnte ihn gerade echt schlagen."

"Stell dich hinten an", sagte meine Wölfin Aspen.

Der Abend verging, wir tanzten und quatschten mit anderen Rudelmitgliedern, bevor wir uns schließlich wieder an den Tisch setzten.

Ich beugte mich zu Penelope. "Ich bin gleich wieder da, ich muss mal für kleine Wölfinnen."

Sie nickte, und ich ging durch die Türen der Halle, bevor ich mich umdrehte und direkt in einen großen, hochgewachsenen Mann hineinlief.

"Oh!", keuchte ich, als wir zusammenstießen. "Sorry, mein Fehler."

Ich blickte auf und roch den besten Duft, den ich je gerochen hatte. Es war wie Orange und Zimt. Meine Augen blieben an den strahlend blauen Augen des Mannes vor mir hängen.

"Unser Gefährte!", rief Aspen in meinem Kopf.

"Wir haben keinen Gefährten, schon vergessen?", flüsterte ich. Mein Blick schnellte nach oben, als ich ein Knurren hörte.

"Was hast du gesagt, kleine Wölfin?", fragte er mit tiefer, sanfter Stimme.

Ich schüttelte den Kopf, wusste nicht, was ich sagen sollte.

"Ich... ähm... ich muss los...", sagte ich schnell, bevor ich den Flur runterrannte.

Ich rannte ins Bad und schloss die Tür hinter mir ab. Ich lehnte mich gegen die Tür, atmete schwer und mein Herz raste. "Was zur Hölle war das gerade?", fragte ich mich selbst.

"Wir haben eine zweite Chance bekommen!", rief Aspen.

"Eine zweite Chance?", sagte ich ungläubig, meine Hände gegen meine Stirn gepresst, während ich versuchte zu kapieren, was gerade abging.

Ich begann, sehr schnell zu atmen. "Ich pack das nicht nochmal, ich kann nicht nochmal abserviert werden, ich kann nicht-"

Meine Panik wurde durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen.

"Moment", sagte ich mit zittriger Stimme.

Ich atmete tief durch und tätschelte mein Gesicht, bevor ich aus dem Bad trat, nur um den Typen erneut zu sehen.

"Was meinst du mit 'nochmal abserviert'?", flüsterte er, sein Gesicht nah an meinem.

Ich atmete scharf ein, meine Nervosität verratend. "Ich, ähm, du hast das gehört?"

Er nickte stumm und wartete darauf, dass ich weiterredete.

"Na ja, du bist mein zweiter Gefährte. Mein erster Gefährte hat mich vor ein paar Wochen abserviert, als wir uns gefunden haben."

Der Mann knurrte, und ich wich zurück, besorgt, dass er sauer war, weil ich vorher schon einen Gefährten hatte.

"Wer war er?", fragte er mit wütender Stimme.

Ich zögerte einen Moment, unsicher, worauf das hinauslief. "Er... Er ist der älteste Sohn des Betas, Chase. Er wollte mich nicht, also hat er mich abserviert." Ich senkte den Blick, fühlte mich mies, weil ich so unerwünscht war.

Dann ging er weg.

Ich blickte überrascht auf, als er wütend den Flur runter und zurück zur Party ging.

Ich seufzte, bevor ich zurückging, wissend, dass ich kurz davor stand, zum zweiten Mal abserviert zu werden, diesmal öffentlich vor allen Leuten.

Mein Kopf schnellte hoch, als ich einen Schrei hörte. Die Menge teilte sich und zeigte den Mann, der über Chase stand, der regungslos am Boden lag. Ich keuchte auf, verwirrt über das, was abging.

Der Mann kam auf mich zu und legte seinen Arm um meine Taille, zog mich eng an seine Seite.

"Alpha Navaar, was soll der Scheiß?", fragte Alpha James mit wütendem Blick.

Ich sah schockiert zu ihm auf. "Alpha?"

"Natürlich ist er das! Hast du nicht gespürt, wie krass stark er ist? Es ist so überwältigend!", sagte Aspen aufgeregt, während ich verwirrt dreinblickte.

Er sah mit einem Lächeln zu mir runter, bevor er sich aufrichtete. "Dieser kleine Pisser war scheiße zu meiner Gefährtin. Also hab ich ihm eine Lektion erteilt. Du kannst froh sein, dass ich ihn nicht umgebracht habe."

Alpha James blickte zu dem Mann auf und dann zurück zu mir. "Sie ist deine Gefährtin?"

"Ja. Wenn es dir nichts ausmacht, dich um den Rudeltransfer zu kümmern, werden wir jetzt abhauen. War 'ne nette Party, Alpha James." Er schüttelte James die Hand und nahm meine, zog mich aus der Versammlungshalle.

Ich zog meine Hand weg und sah zu ihm auf. "Ich check's nicht..."

"Was gibt's da nicht zu checken? Wir sind Gefährten. Du wirst deine Sachen holen und mit mir nach Eclipse zurückkehren", sagte er, als wäre es so einfach.

Ich schüttelte den Kopf. "Aber du willst doch nicht-"

"Ich will was nicht?", fragte er und trat näher an mich ran.

Ich holte tief Luft. "Du willst mich doch nicht..." Ich senkte den Blick und schloss die Augen, bereit für die Abfuhr, die, wie ich wusste, kommen würde.

Nach einigen Momenten der Stille öffnete ich die Augen und sah, dass er mich mit wütendem Blick anstarrte. Ich blickte überrascht in seine tiefblauen Augen. "Du servierst mich nicht ab?"

Er knurrte. "Warum zum Teufel sollte ich das tun?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Scheint einfach mein Schicksal zu sein."

Er schüttelte den Kopf, und es sah aus, als wollte er was sagen, tat es aber nicht. Ich beobachtete, wie er wegging, und fragte mich, was er dachte.

Ich ging in mein Zimmer, um meine Sachen zu packen, als ich plötzlich fest umarmt wurde. "Oh mein Gott! Du kannst nicht abhauen!", rief Penelope, während sie mich festhielt.

"Ich kann's nicht glauben, dass du einen zweiten Gefährten abbekommen hast, und dass er ein Alpha ist", sagte Gavin leise, als er seine Arme um mich legte.

Ich erwiderte ihre Umarmung und genoss ihre Wärme. Ich löste mich. "Ich kann's selbst kaum glauben. Kommt, helft mir beim Packen."

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