Der Engel der Sünde - Buchumschlag

Der Engel der Sünde

E. J. Lace

Ein Dreier-Date

Mari

Drei Jahre später

„Bitte begrüßt unseren frechen Engel, Sin, auf der Bühne!“ Als der Ansager meinen Namen ruft, dreht der ganze Club durch.

Die Menge beginnt auf die Bühne zuzuströmen.

Als mein Song für den Abend zu spielen beginnt, lege ich los.

Kelly won’t kiss my friend, Cassandra Jessica won’t play ball, Mandy won’t share her friend Miranda doesn’t anyone live at all~.“~

Ich stolziere auf die Bühne, wobei meine weißen Absatzschuhe ein klackendes Geräusch auf dem Metallboden machen. Mein burgunderrotes hautenges Kleid schmiegt sich an jede meiner Kurven.

Meine weiße Maske aus Spitze ist mein Markenzeichen. Die Kunden wissen, dass ich es bin, wenn sie sie sehen.

Meine schwarze Perücke ist sicher in meinem Haar befestigt und meine roten Lippen passen perfekt zu meinem Kleid. Ich weiß, dass das Publikum mein Aussehen liebt.

Amanda won’t leave me empty-handed. I got her number from a bathroom stall. Brandy just got way too much baggage and that shit just gets old~.“~

Ich stehe in der Mitte der Bühne und wippe mit der Hüfte zur Seite, während ich meine Augen über ihre Gesichter gleiten lasse. Ich kann den Hunger sehen, der in ihren Blicken lauert. Sie alle wollen von mir erregt werden und sie wissen, dass ich sie nicht enttäuschen werde.

„But I got a girl who can put on a show.“

The dollar decides how far you can go~.“~

Sie alle starren mich an, bereit, sich von mir in eine andere Welt verführen zu lassen. Ich kann ihre Aufregung spüren.

She wraps her hands around that pole~ ...“~

Und dann beginnt die Show.

Sobald meine Hände die kalte Metallstange berühren und ich mich auf den Kopf stelle, beginnt die Menge zu jubeln.

Mit einem Knie hake ich mich an der Stange ein und ich ziehe mich hoch, bis ich die Spitze der Stange erreiche. Ich halte mich mit den Händen fest und lasse meine Beine frei. Ich spreize sie, damit die Zuschauer einen guten Blick auf mein Höschen erhaschen können.

„She licks those lips and off we go; she takes it off nice and slow. ’Cos that’s porn star dancing~!“~

Ich lasse mich nach unten fallen, bis meine Absatzschuhe anmutig und gleichmäßig auf dem Boden landen, während ich eine Hand an der Stange behalte. Dann fahre ich mit den Fingerspitzen darüber und bringe die Menge erneut zum Jubeln.

Dollarscheine schweben wie kleine grüne Schneeflocken auf mich herab und landen überall um mich herum.

She doesn’t play nice. She makes me beg~.“~

Ich springe und strecke mich, um einem Mann einen Hunderter aus den Händen zu reißen und ihn in meinen BH zu stecken, während ich ihm einen Kuss zuwerfe. Der Mann jubelt und schlägt mit einer Faust in die Luft.

Seine Kumpels drehen alle durch und werfen immer mehr Geld auf die Bühne.

Ich lasse mich in den Spagat fallen und krieche auf meinen Knien davon und twerke für ein paar Sekunden direkt vor der Menge, die nun vollkommen ausrastet.

Die Leute vor mir halten mir Hunderte hin und flehen mich an, sie zu nehmen.

She takes it off nice and slow, she drops her dress around her legs. I’m sitting right by the stage for her porn star dancing~.“~

Nachdem ich einen Mann ausgewählt habe, springe ich auf und ziehe einen meiner Träger herunter, während ich neckisch meine Schulter küsse und die Männer um mehr betteln lasse. Das Geld regnet weiter vom Himmel und auf meine Bühne.

Der nächste Träger fällt und ich löse meine Arme aus dem Kleid. Als der Beat einsetzt, drehe ich mich um und beuge mich in der Taille; ich schäle das Kleid langsam von meinem Körper und gebe ihnen den Blick, den sie wollen.

Mein weißer Tanga versetzt sie in einen absoluten Rausch. Das Geld fällt wie ein grüner Schneesturm um mich herum. Als ich aufstehe und mich drehe, um ihnen meine Vorderseite zu präsentieren, brechen sie in Jubel aus und betteln um mehr.

Mein Spitzen-BH hält meine Brüste eng zusammen und sorgt dafür, dass sie sich nicht herumhüpfen, während er ihnen gleichzeitig eine schöne Form verleiht. Ich bewege mich weiter an der Stange, drehe mich und gebe ihnen eine gute Show.

Ich tanze und lasse die Hüften kreisen. Ich beuge mich in die Cowgirl-Position und bringe sie dazu, wild nach mir zu verlangen. Ich stoße meine Hüften vor und tue so, als ob ich dabei eine Art sexuelles Vergnügen empfinde.

Dann täusche ich ein paar Stöhngeräusche vor und werfe meinen Kopf zurück, während ich keuche und mit meinen Händen verführerisch über meinen Körper fahre.

Als das Lied endet, lasse ich mich auf den Boden und lege mich hin wie ein Seestern.

Ich hebe meine Hüften und wölbe meinen Rücken für die Zuschauer, damit sie einen guten Eindruck davon bekommen, wie es aussehen könnte, mit mir im Bett zu sein. Natürlich würde ich nie wirklich mit einen von ihnen ins Bett steigen, aber allein die Fantasie macht sie ganz wild.

Ein paar Sekunden später kommt Brittany, oder wie sie hier genannt wird, Foxxy, heraus und hilft mir, mein Geld einzusammeln.

Während wir alles einsammeln, versuchen die Männer, mit uns zu reden. Natürlich spielen wir mit. Wenn sie uns fragen, ob wir sie heiraten wollen, klimpern wir nur mit den Wimpern und sagen Dinge wie: „Noch nicht, Süßer.“

Wenn sie uns um ein Date bitten, sagen wir: „Kauf dir einen Tanz mit mir und wir können darüber reden.“

Wenn sie um einen Kuss betteln, sagen wir ihnen, dass sie sich das auf keinen Fall leisten können.

Wenn sie uns um mehr bitten, sagen wir ihnen: „Komm morgen wieder und besorg dir einen guten Platz. Dann werde ich nur für dich tanzen.“

Es ist immer gut, nach ihren Namen zu fragen. Wenn wir sie wiederholen, beginnen ihre Augen zu funkeln und sie starren uns verliebt an. Es ist, als wären wir Göttinnen unter einfachen Bauern.

Der Nervenkitzel und das elektrische Kribbeln, das mich jedes Mal durchflutet, wenn ich auf der Bühne stehe, sind unglaublich.

Dieses Gefühl hat auch nach drei Jahren immer noch nicht nachgelassen.

Brittany hat mir den ganzen Weg über geholfen. Sie hat mir geholfen, meine Persönlichkeit zu entwickeln und mir beigebracht, an der Stange zu tanzen. Sie war bei jedem Schritt dabei und wurde nie sauer, wenn ich mehr Übung brauchte.

Aufgrund meiner Nervosität wäre mein erster Auftritt beinahe auch mein letzter gewesen, aber Brittany hatte sich für mich eingesetzt.

Ich verdiene locker vier Riesen in der Woche, wenn ich nicht gerade Sonderveranstaltungen wie Privatshows und private Partys habe. Ich bin immer ausgebucht. Ich bin die einzige Stripperin, die einen Terminkalender hat.

Den Zuschauern gefällt mein Auftritt als sündiger Engel sehr gut.

Die Mädchen, mit denen ich zusammenarbeite, nehmen den Schutz unserer Identität sehr ernst. Niemand darf unsere richtigen Namen erfahren. Keiner der Männer darf uns anfassen, auch nicht, wenn wir ihnen einen Lapdance oder eine private Show geben.

Als ich mit siebzehn Jahren im Club anfing, hatte ich mein Training und Shows um Eriks Arbeitszeiten herum gelegt. Seitdem konnte ich für das College aufkommen und sogar die Schulden für das Haus abbezahlen.

Brittany hatte dazu beigetragen, dass es so aussah, als würde mein Vater plötzlich Unterhalt zahlen. Erik hat bis heute keine Ahnung, was ich wirklich tue.

Jetzt stehe ich endlich am Anfang meines zweiten Studienjahres, und Erik hat mir etwas Luft zum Atmen gegeben, weil er selbst etwas entspannter ist.

Er hat sein Leben wieder etwas in den Griff bekommen, hängt viel mehr mit Ben und Ross herum und hat mehr Spaß. Es macht mich so glücklich, ihn wieder lächeln zu sehen.

Plötzlich betritt Lady Wynter die Umkleidekabinen. „Hey, Sin, deine Privatparty ist hier. Sie warten im schwarzen Raum.“

Ich danke ihr und ziehe schnell mein Schulmädchen-Outfit an. Ich tausche meinen knalligen Lippenstift gegen eine blassere Farbe, um den Look zu vervollständigen, und tausche meine Peeptoe-Stilettos gegen klobige schwarze Absatzschuhe.

„Wie viele sind heute in der Gruppe?“, fragt Brittany, während sie sich für die nächste Show umzieht.

„Sechs, es sind ein paar bekannte Kämpfer aus der Gegend und anscheinend ist es eine Geburtstagsparty. Birdie und Raven waren schon da. Star kommt mit mir rein. Willst du danach essen gehen?“

Ich bin schon an der Tür, aber höre noch, wie Brittany mir ein ‚Ja‘ hinterherschreit.

Star wartet bereits an der Tür des schwarzen Raums auf mich.

Von allen Mädchen, mit denen ich arbeite, mag ich Star am wenigsten, denn aus irgendeinem Grund scheint sie nicht in meiner Nähe sein zu wollen. Es ist, als hätte sie mich vom ersten Moment an gehasst.

Ich bin immer nett zu ihr, aber manchmal wünschte ich, ich könnte sie einfach fragen, was ihr verdammtes Problem ist.

Um drei Uhr öffnen wir gemeinsam die Türen und bringen die Jungs zum Johlen und Brüllen.

Aktuell bin ich die Hauptattraktion im Club. Ich habe hart gearbeitet, um mir meinen Titel zu verdienen und so viel zu bekommen, wie ich verdiene. Wir leben nicht gerade in einer großen Stadt, aber dank meiner großen Fangemeinde kann ich trotzdem gut davon leben.

Auf großen Partys achte ich nie auf die Gesichter. Das spielt keine Rolle, solange man sicherstellt, dass jeder Kunde einen Moment lang besondere, ungeteilte Aufmerksamkeit bekommt.

Ich beginne mit meiner Choreografie und arbeite mich ganz normal durch den Raum. Das Geburtstagskind bekommt natürlich die meiste Aufmerksamkeit und Star weicht ihm nicht von der Seite.

Als er nach mir fragt, krabbele ich zu ihm.

Bei ihm angekommen, ziehe ich meinen weißen Blazer aus und ich lege ihn auf seinen Schoß. Während ich die Knöpfe an meiner Bluse öffne und meine karierte Krawatte auf seine Schultern lege, reibe ich mich an seinem Becken.

Ich kann seinen Ständer spüren, aber das ist keine große Sache mehr für mich. Ich habe schon viele meiner Fans dazu gebracht, in ihren Hosen zu kommen, weil ich es so wollte. Sie scheinen es zu lieben.

Dieser Typ ist offenbar keine Ausnahme. Ich glaube, einer der Gründe, warum ich eine solche Berufung habe, ist die Art und Weise, wie ich mit ihnen umgehe.

Wenn ich sie zum Abspritzen bringe, sage ich Dinge wie: „Guter Junge, jetzt hat dich ein Engel geküsst“, und sie saugen meine Worte wahrlich auf.

Meine Lieblingsgäste sind immer die, die zum ersten Mal hier sind. Manchmal sind es Brüder und der ältere führt den jüngeren an seinem einundzwanzigsten Geburtstag in den Stripclub aus, wo ich ihm dann seinen ersten Tanz schenken darf.

Diese Gäste sind für mich immer etwas Besonderes.

Als unsere Zeit abgelaufen ist, geht Star und ich bleibe noch kurz zurück, um mein Outfit zusammenzusuchen. Den Jungs scheint es genauso viel Spaß zu machen, mir beim Anziehen zuzusehen wie beim Ausziehen.

„Du bist mit Abstand mein Liebling“, sagt einer der Männer.

Wie immer bedanke ich mich bei ihm und erzähle der Gruppe, dass sie ebenfalls meine Lieblingsparty sind, was sie zum Lachen bringt.

Als ich gehen will, folgt mir ein anderer der Männer durch die Tür.

„Sin, es tut mir leid, dass ich dich so überfalle, aber ich wollte dich fragen, ob du auch außerhalb des Hauses auftrittst.“

Als ich ihn mir genau ansehe, fällt mir auf, dass er älter zu sein scheint als der Rest der Gruppe, vielleicht Anfang fünfzig. Er scheint aber immer noch ein richtiger Frauenheld zu sein.

„Ich alleine? Ich darf keine Privatshows alleine machen. Da draußen gibt es viele böse Jungs, die nur darauf warten, einen Engel wie mich in die Finger zu bekommen.“ Ich lächle süß.

Das ist eine wichtige Regel, die ich gelernt habe. Beende ein Gespräch immer mit einem Lächeln, einem Zwinkern oder einem Kuss.

„Das ist meine Karte. Ich bin eine Art Manager und einer meiner Sportler muss dringend etwas für sein Image tun. Bitte ziehe es in Betracht, ja? Begleite ihn einfach zum Ring, gib ihm einen Kuss auf die Wange als Glücksbringer, bleibe für den Kampf und feuere ihn an. Ich würde dir das Zehnfache von dem zahlen, was du hier in einer Woche verdienst.“

„Du würdest mir also vierzig Riesen dafür zahlen?“

„Wie bitte?! Du verdienst wirklich vier Riesen pro Woche? Wow, du bist wirklich gut.“ Er fährt sich mit der Hand über die Glatze, was mir ein Lachen entlockt.

„Ja, Sir, das bin ich, danke für die Karte.“ Ich drehe sie zwischen meinen Fingern und wende mich zum Gehen, aber der Mann hält mich auf, indem er mir den Weg abschneidet.

„Ich werde dir zehn Riesen für einen Auftritt zahlen. Freitagabend. Geh mit ihm zum Ring, küsse ihn, feuere ihn an und verlass dann gemeinsam mit ihm den Ring. Er ist ein netter Junge, hat gute Manieren, ein echter Gentleman. Könntest du bitte einfach darüber nachdenken? Ruf mich an, wenn du eine Antwort für mich hast. Ich wünsche dir eine gute Nacht, Sin.“ Dann verschränkt er in die Hände ineinander und geht weg.

Ich gehe zu meiner Garderobe und verstaue die Karte in meiner Tasche.

Ich kann nicht anders, als tatsächlich über sein Angebot nachzudenken, während ich meine Arbeitskleidung ausziehe und wieder meine normale Kleidung anziehe: eine hellblaue Jeans und einen grauen, flauschigen Pullover.

Ich tausche meine klobigen Absatzschuhe gegen ein Paar graue Turnschuhe, nehme meine Perücke ab, binde meine langen braunen Haare zu einem hohen Pferdeschwanz und schminke mich ab.

Ich habe Geld. Auf meinem Sparkonto liegt hat sich in der Zwischenzeit einiges angesammelt. Aber zehn Riesen sind zehn Riesen.

In Gedanken versunken bringe meine Sachen wieder an ihren Platz und mache mich dann auf den Weg, um Brittany abzuholen.

***

„Hey, was ist denn los?“ Brittany merkt natürlich, dass ich mit meinen Gedanken ganz woanders bin.

„Hast du schon mal eine private Party außerhalb des Clubs selbst organisiert?“ Ich bemerke ihren zögerlichen Blick sofort. Die offensichtlichen Bedenken machen auch mir Sorgen.

„Das ist viel zu gefährlich, Mari. Es könnte alles Mögliche passieren.“

Sie hat Recht, das weiß ich. Schon allein wegen der Sicherheitsbedenken wäre es ein Verstoß gegen die Regeln unseres Clubs. Ich könnte meinen Job verlieren, wenn sich das herumspricht.

„Heute Abend, nach der Party, hat mir einer der Jungs seine Karte gegeben und mir gesagt, dass er mir zehn Riesen für vielleicht zwei Stunden zahlen würde. Er sagte, er sei ein Manager für Sportler. Einer seiner Kämpfer ‚müsse etwas für sein Image tun‘ und daher will er, dass ich mit ihm zum Ring gehe und ihn anfeuere. Also, wie bei einem Boxkampf. Das ist doch nicht schlecht, oder?“

Ich versuche, mehr Logik darin zu finden. Ich weiß, dass es gegen die Regeln verstößt, aber wie bei den meisten Dingen in diesem Leben gibt es Wege, sie zu umgehen.

Brittany scheint ernsthaft darüber nachzudenken. Sie scheint die gleichen Gedanken zu haben wie ich. Wenn wir wollen, können wir die Regeln des Clubs umgehen. Aber die Frage ist: Ist es sicher? Nein. Nicht wirklich.

Ist das Risiko es wert?

„Du brauchst auf jeden Fall noch mehr Informationen. Ich würde trotzdem nicht alleine gehen. Wenn er bald eine Antwort will, würde ich anrufen und fragen, wann und wo genau das Ganze stattfinden soll. Oh und frag auf jeden Fall, wie lange es geht, wer der Kämpfer ist und kündige an, jemanden mitzubringen. Freitags ist im Club viel los, aber wenn es nur ein oder zwei Stunden sind, dann komme ich mit.“

Ich nicke zustimmend und wir lassen das Thema für den Rest des Essens beiseite. Wir kommen wieder auf unsere normalen Themen zurück und vergessen den Stress.

Wir haben immer eine gute Zeit zusammen. Brittany ist wie die Schwester, die ich nie hatte.

Als wir mit dem Essen fertig sind und Brittany mich nach Hause bringt, sind alle Lichter an. Normalerweise sollte Erik noch nicht zu Hause sein, also weiß ich, dass etwas nicht stimmt.

Ich winke Brittany zum Abschied zu und eile hinein, während ich mir schon eine plausible Geschichte ausdenke, falls er fragt, wo ich war.

Ich stelle meine Tasche auf der Couch ab und laufe durch das Haus, um ihn zu finden. Als ich auf der hinteren Veranda Kichern und Lachen höre, halte ich inne, bevor ich hinausgehe.

Erik bringt nie Mädchen mit nach Hause. Niemals. Als er das Sorgerecht für mich bekam, verließ ihn seine Freundin Dana, und seitdem hatte es nie eine andere gegeben.

Als ich die Verandatür öffne und hinausgehe, springt Erik so schnell auf, dass der Tisch auf der Terrasse wackelt.

Ben und Ross können ihr Lachen kaum zurückhalten. Drei hübsche Mädchen in ihrem Alter sitzen jeweils an ihrer Seite.

Offensichtlich habe ich ein Date gestört.

„Wo warst du, Mari?“ Erik entfernt sich von dem Mädchen an seiner Seite und geht auf mich zu.

Ich schaue mit einem amüsierten Lächeln zu der Gruppe hinüber, bevor ich mich wieder an Erik wende.

„Es tut mir leid, dass ich später als sonst nach Hause gekommen bin. Was machst du denn hier? Ich bin eingeschlafen und Brittany hat mich nach Hause gefahren. Hast du schon zu Abend gegessen? Ich habe auf dem Heimweg noch etwas geholt.“

Ich tue so, als wäre ich erschöpft und strecke meine Arme, als wäre ich verspannt, während ich bete, dass ich meine Aufregung und Panik verbergen kann.

„Nein, ist schon okay. Ich, äh, habe schon gegessen. Trotzdem danke. Du solltest jetzt ins Bett gehen.“

Ich nicke und drehe mich um, um wieder ins Haus zu gehen, wobei ich ignoriere, dass er mir gar nicht gesagt hat, warum er so früh zu Hause ist.

„Habt ihr schon gegessen? Ben? Ross?“ Ich halte die Plastiktüte hoch und warte, dass sie mir jemand abnimmt.

„Da würde ich nicht nein sagen, Sekunde.“ Ben lässt seine Karten auf den Tisch fallen. Die Blondine an seiner Seite wirft ihm einen traurigen Blick zu, bevor sie mich wütend ansieht.

„Gute Nacht, Jungs und Mädels. Habt eine gute Nacht.“ Ich winke zum Abschied und grinse Erik frech an, bevor ich mit Ben hinter mir zurück ins Haus gehe.

In der Küche hole ich ihm eine Gabel und schenke ihm ein Glas Wasser ein, bevor ich mich zu ihm setze.

„Wie war dein Tag?“, frage ich ihn, während ich mir eine Pommes stibitze und sie mir in den Mund stecke, woraufhin Ben mich anknurrt wie ein Bär.

Ich kann nicht anders, als ihn auszulachen, und wir unterhalten uns ein wenig.

Ben erzählt mir von seinem Tag und wie erschöpft er ist, aber wie er dazu genötigt wurde, sich diesem Dreier-Date anzuschließen, obwohl er mit seinem Date überhaupt nichts anfangen kann.

Ich erzähle ihm vom College und wir reden über die Bücher, die ich gerade lese, und über einige meiner Kurse.

Als er fertig ist, räume ich hinter ihm auf und lasse mich von ihm zu meinem Zimmer begleiten.

Als ich um die Ecke des Flurs biege, stolpere ich über den Teppich und falle. Kurz bevor ich auf dem Boden aufschlage, packt mich Ben instinktiv und bewahrt mich davor, mit dem Gesicht auf dem Boden zu landen.

Wir lachen beide über meine Ungeschicklichkeit. Ich danke ihm, dass er mich aufgefangen hat, und gehe in mein Zimmer. Ben bleibt an der Tür stehen und sieht sich mein Zimmer an, als würde er es zum ersten Mal sehen und nicht zum millionsten Mal.

„Du magst dein Date also wirklich nicht, was?“, frage ich neckisch, um ihn zu ärgern.

„Kann ich nicht einfach Zeit mit meinem kleinen Kätzchen verbringen wollen?“ Er hebt herausfordernd eine Augenbraue.

„Das könntest du, aber du tust es nicht. Ich sehe dich kaum noch. Und wenn ich dich sehe, dann nur für ein paar Minuten und dann bist du wieder weg. Das nächste Mal sehe ich dich wahrscheinlich auf meiner Hochzeit oder so.“

Bens hübsche, himmelblaue Augen bohren sich in meine, als hätte ich etwas Böses gesagt. „Hochzeit? Versteckst du etwa einen Freund vor uns?“

Sein spielerischer Ton ist wieder da, aber ich merke, dass er nicht gerne mit mir über das Thema Hochzeit spricht. Genauso wie Erik, Ross und Ben beobachten sie mich diesbezüglich wie Falken.

„Nein, aber das ist auch nicht der Punkt. Es wird so lange dauern, bis ich dich das nächste Mal sehe, dass ich bis dahin meine wahre Liebe gefunden habe und mein Gelübde ablegen werde.“

Ben stößt ein tiefes Lachen aus, bevor er mich warm anlächelt. Dann schüttelt den Kopf hin und her und reibt sich mit dem Finger über die Nase. „Wahre Liebe? Ich hoffe, du verlierst diese süße Unschuld nie.“

Man sagt mir schon mein ganzes Leben, dass ich viel zu unschuldig für diese Welt bin, aber ich sehe kein Problem darin, das Leben von seiner besten Seite zu sehen.

Ich weiß, dass es da draußen schlimme Dinge gibt. Ich habe es selbst erlebt.

Ich habe meinen Vater nie gekannt, meine Mutter ist tot, mein Bruder lügt mich an, um mich im Dunkeln zu lassen, ich habe keine Freunde außer Brittany und ich hatte nie ein Date.

Das, was einer Beziehung am nächsten kommen würde, wäre vermutlich meine Erfahrung mit Mr. Keats, was jedoch nicht zählt.

Abgesehen davon bin ich ein Engel der Sünde.

„Glaubst du etwa nicht an die wahre Liebe?“, frage ich.

Ben sieht mich einen Moment lang an. Ich weiß, dass er versucht, die richtigen Worte zu finden, um mir seine Meinung so schonend wie möglich mitzuteilen. Er neigt dazu, in meiner Gegenwart sein schmutziges Mundwerk zu hüten, so wie er es immer getan hat.

„Nein, ich denke nicht.“ Er saugt an seiner Unterlippe und kaut ein wenig darauf herum.

Ich lächle süß und umarme ihn. Meine Arme reichen nicht einmal bis zu seinen Schulterblättern, weil er so groß ist. Ben ist knapp zwei Meter groß.

Im Vergleich zu diesem Riesen wirken meine 1,60m beinahe kindlich.

„Ich liebe dich, Benny. Ich hoffe, dass du sie findest und sie deinen hohen Ansprüchen gerecht wird. Du verdienst nur das Beste.“

Ich löse mich aus meinem Griff an seiner Brust und schaue zu ihm hoch. Das Lächeln in seinem Gesicht könnte die Eiskappen zum Schmelzen bringen. Er zeigt es definitiv nicht oft genug.

„Ich liebe dich auch, Kätzchen.“ Er beugt sich herunter und küsst meinen Scheitel, bevor ich ihn loslasse. Dann geht er zur Tür, bevor er stehen bleibt und zurückblickt.

„Du weißt schon, dass du mich in der nächsten Zeit öfter sehen wirst, oder? Ich werde Erik abholen und absetzen, bis sein neuer Motor eingebaut ist.“

Ben schließt meine Tür. Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, dass Eriks Auto mehr als nur eine neue Lackierung braucht. Ein neuer Motor? Das muss eine Menge kosten.

Ich musste diesen Job annehmen.

Für zehn Riesen würde ich meinem Bruder ein neues Auto kaufen können.

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