E.R. Knight
KARA
Kara wurde gegen die Kante der grauen Arbeitsplatte gedrückt. Adams Augen bohrten sich in ihre, spiegelten ihre eigenen widersprüchlichen Gefühle wider.
Für einen kurzen, aufregenden Moment überlegte Kara, ihrer Leidenschaft nachzugeben. Sie könnten sich hier und jetzt auf dem Küchenboden ausziehen und ihren sexuellen Bedürfnissen freien Lauf lassen.
Megan konnte jeden Moment hereinkommen und sie sehen, aber das war Kara schlicht egal.
Sie reckte den Hals nach hinten. Adam nutzte den Augenblick und fuhr mit dem Daumen ihren Kiefer entlang, wovon ihr ein Schauer über den Rücken lief.
Wilden, rücksichtslosen Sex mit Adam zu haben, wäre der ultimative Abschluss dieses Abends im Adrenalinrausch.
Max und seine kleine Schlampe, Valerie, hatte sie bereits besiegt, wenn sie jetzt auch noch einen richtig guten Orgasmus –
Ihre wollüstigen Gedanken verpufften genauso schnell, wie sie gekommen waren.
Ihre wohlgewählten Worte an Max in der Bar hatten ihr das Gefühl gegeben, überlegen zu sein. Doch die Flut an vernunftgesteuerten Gedanken in ihrem Kopf ermüdete sie und hinterließ ein leeres, mulmiges Gefühl.
Kara senkte den Blick. Sie wollte die Leidenschaft in Adams stechenden, blauen Augen nicht sehen.
Adam spürte ihren Stimmungswechsel. Er wich leicht zurück und bedeckte seine immer noch beeindruckende Erektion.
Da sie nicht länger eingeklemmt war, drängte Kara sich an ihm vorbei, den Blick auf den Fußboden gerichtet.
Sie murmelte etwas wie „muss lernen“, bevor sie sich in ihr und Megans Schlafzimmer verzog und die Tür hinter sich schloss.
Die ganze Zeit konnte sie seine blauen Augen auf sich spüren.
ADAM
What. The. Fuck.
Noch vor dreißig Sekunden hatte Adam sich in einem Traum befunden. Einem wundervollen, aufreibenden, berauschenden Traum.
Karas rabenschwarzes Haar hatte seine Nase gekitzelt und seinen Duft nach Vanille und Kokos verströmt. Ihre Hüften hatten sich gegen seine Erektion gepresst und aus ihren Augen hatte das Verlangen gesprochen.
Und jetzt?
Jetzt fühlte er sich wie ein Arschloch.
Sie interessiert sich nicht für dich. Das hat sie heute Nachmittag deutlich gemacht. Warum sollte sie auch? Du bist ein beschissener Loser.
Adam seufzte und räumte das restliche Geschirr vom Tisch.
Das heiße Wasser aus dem Hahn floss über seine Hände, seine Knöchel waren von unzähligen Kämpfen permanent geschwollen.
Es war dumm gewesen, heute Abend in die Bar zu gehen. Dumm, sein Gesicht zu zeigen, obwohl er wusste, dass es eine reine Freude für Crawfords Schlägertypen wäre, ihn an ihren Boss auszuliefern.
Aber es schien, als konnte er sich einfach nicht von Kara fernhalten.
Das Bedürfnis, ihr zu folgen, sie vor allem Unheil zu schützen, war ein Gefühl, das er noch nie im Leben verspürt hatte.
Mit Stolz dachte er daran zurück, wie sie den Scheißkerl und seine leicht bekleidete Begleitung verbal fertiggemacht hatte.
Denen hatte die Kinnlade bis auf den Boden gehangen, als Kara erhobenen Hauptes wie eine Kaiserin aus der Bar geschritten war.
Sie hat deinen Schutz heute Abend eindeutig nicht gebraucht.
Adam wäre liebend gerne geblieben und hätte ihre Reaktionen gesehen, doch stattdessen war er zurück zu Megans Wohnung gesprintet, damit Kara nicht in ein leeres Haus zurückkommen musste.
Aber sie war gar nicht nach Hause gekommen. Er hatte ein wenig in der Küche herumgewerkelt, Megans Pastasoße aufgewärmt und frisches Wasser aufgesetzt.
Zum Glück hatte sie Spaghetti gekocht. Die kriegte er selbst noch irgendwie hin.
Er war fast außer sich vor Sorge gewesen, als sie nicht innerhalb der nächsten dreißig Minuten aufgetaucht war.
Als er endlich den Schlüssel im Schloss gehört hatte, hatte er sich von der Tür weggedreht, damit sie seinen erleichterten Gesichtsausdruck nicht sehen würde.
Und dann … hatte er sie berühren müssen. Und sie hatte es zugelassen.
Vorerst zumindest.
Adam war fast fertig mit dem Abwasch und er hatte immer noch keine Ahnung, warum Kara plötzlich weggerannt war.
Er ging ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an. Er scrollte sich durch das Netflix-Profil seiner Cousine, um etwas zu finden, das ihn von Karas Porzellanhaut ablenkte.
Grey’s Anatomy. Pretty Little Liars. Gilmore Girls.
Das würde eine lange Nacht werden.
KARA
Karas Herz hämmerte in ihrer Brust, als sie sich gegen die harte Holztür ihres Schlafzimmers lehnte. Ihre Beine zitterten und ihr Mund war trocken.
Was tue ich hier?
Ihr Körper verriet sie. Er schrie nur so nach Sex.
Die meisten von Karas Freundinnen hatten ihre Jungfräulichkeit in der Highschool verloren. Alle Trödler hatten den Akt immerhin im letzten Collegejahr vollzogen.
Heute, mit einundzwanzig, war Kara die Einzige in ihrem Freundeskreis, die noch wartete.
Sie wartete. Auf den Prinzen auf seinem weißen Pferd.
Außer dass sie gerade in diesem Moment alle Vorsätze über Bord werfen wollte, für einen Mann, den sie kaum kannte. Auf dem Küchenboden.
Kara dachte an Adams gletscherblaue Augen, die ihre eigenen durchstachen. Sie dachte an den Druck seines hartnäckigen Glieds an ihrer Hüfte.
Ihre Nippel könnten Glas zerschneiden. Sie bekam Schnappatmung.
Fuck. Ich stecke in Schwierigkeiten.
Sie brauchte unbedingt Ablenkung. Sie holte ihr Handy hervor und fing an zu tippen.
Leicht enttäuscht, dass Megan keine Zeit hatte, um mit ihr die Ereignisse des Tages zu analysieren, sperrte sie ihr Handy.
Das war die Schattenseite, wenn die beste Freundin Astrophysikerin werden wollte.
Sie war brillant, kreativ und konnte komplizierte Mathegleichungen im Kopf lösen.
Aber ihr Stundenplan war brutal.
Kara ließ sich auf ihre sonnengelbe Tagesdecke fallen und vergrub ihr Gesicht im Kissen. Unvorstellbar, dass sie heute Morgen noch gedacht hatte, Max sei ihre wahre Liebe.
Jetzt schien diese Vorstellung wie eine weit entfernte Fantasie.
Und dann war da Adam, der sich anscheinend von ihr angezogen und gleichzeitig abgestoßen fühlte.
Kara nahm wieder ihr Handy in die Hand und scrollte durch ihre Kontakte. Es gab niemanden außer Megan, mit dem sie ihre wirren Gefühle teilen wollte.
Kara starrte die Decke an und spürte ein erneutes Verlangen in ihr aufsteigen.
Das würde eine lange Nacht werden.
KARA
Am nächsten Morgen öffnete Kara verschlafen die Augen und sah auf den Wecker. 7:30 Uhr.
Warum zur Hölle war sie wach?
Plötzlich kamen die Erinnerungen an die gestrigen Ereignisse zurück. Wieder stieg in ihrem Inneren der sexuelle Frust hoch und sie rollte mit den Augen.
Da sie jetzt wach war, konnte sie sich auch die Zähne putzen.
Nur in Tanktop und Shorts tappte Kara barfuß durch den Flur zum Bad. Die Tür war zwar zu, aber nicht verschlossen, und Kara drückte sie ohne nachzudenken auf.
Heilige Scheiße.
Adam stand mit geschlossenen Augen, in einer Hand ein Handtuch, vor ihr. Mit der anderen Hand rubbelte er sich durch das braune Haar.
Seine muskulöse Brust und sein klar definierter Bauch waren durch den Wasserdampf von der Dusche deutlich zu erkennen.
Genau wie alles andere.
Heilige Scheiße.
Das war das Einzige, was Karas Gehirn denken konnte, während sie Adam in seiner nackten Pracht betrachtete.
Er ist riesig.
Das war zumindest ein neuer Gedanke. Kara blinzelte und schluckte schwer, immer noch unfähig, den Blick von Adams beeindruckender Länge abzuwenden.
Sie stellte sich vor, wie er wohl aussehen würde, wenn er hart war.
Ihr Slip wurde feucht.
Als ob er eine Veränderung in der Luft gespürt hätte, öffnete Adam die Augen.
Einen Moment lang betrachtete er sie einerseits schockiert, andererseits amüsiert. Dieses Wechselspiel der Gefühle wich schnell einem arroganten Grinsen.
„Siehst du was, was dir gefällt, kleiner Rabe?“, fragte er, ohne Anstalten zu machen, sich zu bedecken.
Kara rannte zurück in ihr Zimmer und schlug wieder einmal die Tür hinter sich zu.
ADAM
Diese Frau machte ihn fertig.
Adam hatte sich die ganze Nacht schlaflos hin- und hergeworfen.
Jedes Mal, wenn er in den Schlaf gedriftet war, erschien ihm ein Bild von Karas weichen, roten Lippen.
Oder die Form ihrer Brüste, die sich gestern Morgen durch ihr Tanktop abgezeichnet hatte.
Resolut stellte er das heiße Wasser in der Dusche wieder an.
Als es fast zu heiß war, stieg er unter den dampfenden Strahl und nahm sich selbst in die Hand.
Mit jeder Bewegung erinnerte er sich daran, wie Kara ihn kurz vorher angestarrt hatte.
Sie hatte überrascht gewirkt, aber auch beeindruckt.
Als er mit einem Beben kam, das ihn innerlich fast zerrissen hätte, war das nur eine temporäre Erleichterung.
Er war immer noch nicht befriedigt.
KARA
Seit der Begegnung am frühen Morgen im Badezimmer warf sich Kara im Bett hin und her.
Sie war immer wieder von der Erinnerung aufgewacht, wie Adam ihr gestern Abend mit dem Daumen über die Unterlippe gestrichen hatte. Oder wie sich seine Erektion gegen ihr Bein gepresst hatte.
Kara warf sich zurück auf ihr Kissen und zog die Decke über den Kopf.
Sie schob eine Hand unter den Baumwollslip und fing an, sich in langsamen Kreisen zu reiben.
Mit jeder Bewegung erinnerte sie sich an Adams eisblaue Augen, die sie so eindringlich angeblickt hatten. Sie erinnerte sich auch an die Länge seines Schwanzes und stellte sich vor, wie es wäre, ihn tief in sich aufzunehmen.
Als sie mit einem Wirbelwind an Gefühlen kam, war es nur eine temporäre Erleichterung.
Sie war immer noch nicht befriedigt.