Die Millennium Wölfe - Buchumschlag

Die Millennium Wölfe

Sapir Englard

Die Farbwahl

MichelleAlso Sienna, was hast du gestern Nacht getrieben? 😉
MiaJa, gabs was Spannendes?
EricaWir sagens auch nicht weiter 🙊
MichelleSIENNNAAAA
Michelle😫
EricaWenn du nicht antwortest, kommen wir einfach bei dir vorbei.
EricaIch hab die Schlüssel schon in der Hand.
MiaIch bring was zu trinken mit.
MichelleBin in 5 Minuten da-
SiennaOk! Was wollt ihr wissen?
MichelleALLES! 👏👏
SiennaEr hat mich abgeholt und mir ein Kleid geschenkt.
SiennaWir waren in der Stadt beim Abendessen.
SiennaDanach bin ich nach Hause.
Mia😐
EricaIch steig jetzt ins Auto ...
SiennaIch hab dir doch gesagt, was du wissen wolltest, Bitch.
MiaBlödsinn, du hältst uns hin.
MiaGing da nichts Heißes in einem gewissen Besenschrank?
EricaDavon hab ich noch nichts gehört!
SiennaOk. Wir haben vielleicht ein bisschen rumgemacht.
SiennaAber es war nichts Besonderes.
MichelleBaby, ich brauch Details.
MichelleSchmeckt er so lecker, wie er aussieht?
Mia👅🐺
SiennaIgitt. Hör auf damit.
EricaUnd, wie groß ist er? 🌶? 🍌? 🍆?
Siennaich mein’s ernst, hört auf damit.
EricaHallo! Scharfe, partnerlose Wölfin hier 🙋
EricaIch nehme ihn dir gerne ab.
MichelleSüße, was ist los mit dir?
SiennaNichts, ich habe bloß keinen Bock, dass ihr mein Leben wie eure private Seifenoper behandelt.
MichelleTut mir leid, wir dachten, du wärst etwas begeisterter.
MiaWas machst du gerade?
SiennaIch bin zu Hause und zeichne.
MiaKomm, wir treffen uns im Winston, Bitch!
SiennaMir ist nicht danach.
MiaKomm schon, Si, wir planen.
MiaIch brauche dein künstlerisches Auge.
Erica🦄🦄🦄
MiaGENAU!
SiennaOk, aber bitte kein weiteres Verhör.
MiaVersprochen!
EricaVersprochen!
Michelle... versprochen

Winstons war wie immer gesteckt voll. Obwohl sich niemand zu mir umdrehte, als ich reinging, hatte ich das Gefühl, jeder würde mich anstarren. Zuerst war ich überrascht, dass die Girls von meinem Date wussten, aber natürlich wussten sie es.

Man ging nicht mit dem Alpha aus, ohne dass es Leute mitbekamen. Ich schämte mich immer noch, wenn ich an den gestrigen Abend dachte. Es hatten bestimmt einige Mitarbeiter gesehen, wie er meinen Finger in den Mund genommen hatte. Und wir waren nicht gerade unauffällig in das Hinterzimmer verschwunden.

Mir wurde übel bei dem Gedanken, was meine Mutter darüber gehört haben mochte. Zum Glück war sie noch in der Arbeit und würde erst später nach Hause kommen.

Meine Freundinnen saßen um unseren üblichen Tisch vor Stapeln von Brautzeitschriften und Mias Laptop. Vermählungszeremonien waren wie menschliche Hochzeiten, aber noch wichtiger, weil Wölfe für immer zusammenblieben.

Mia hatte eine riesige Familie, daher hatte sie schon einige Vermählungszeremonien miterlebt. Deshalb dachte ich auch, die Planung ihrer eigenen wäre eine leichte Sache.

Wie es aussah, war sie allerdings hoffnungslos verplant. Ketchup und Senfspritzer waren auf den Magazinen verteilt, einige Seiten herausgerissen und wie Farbmuster auf dem Tisch verteilt.

Michelle und Erica waren am Telefon und organisierten Gestecke und Tischdekorationen. Zwischendurch zeigten sie Mia kurz ihre Ergebnisse, die diese nur schnell abnickte. Ihr karamellfarbenes Haar war ungestylt und nur schnell zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.

Mia legte großen Wert auf die Pflege ihrer Haare, daher war der aktuelle Zustand ein deutliches Zeichen dafür, wie gestresst sie war.

„Da ist ja unser scheues Reh“, begrüßte mich Michelle mit einem schelmischen Grinsen. „Erica, rutsch rüber.“

„Ich bin so froh, dass du da bist“, sagte Mia und hielt den Kopf in den Händen. „Ich bin völlig überfordert. Wir brauchen jemanden, der sich auskennt.“

Mias Geschmack war, wie soll ich sagen, etwas kitschig. Ich sah mir die Farbwahl an, die sie vorbereitet hatte und versuchte, das Beste daraus zu machen.

Anfangs hatte sie sich für warme Farbtöne entschieden, was ich für eine Winterzeremonie völlig unpassend fand. Also hatte ich sie nach viel Gezeter von Lila, Grün und Petrol überzeugt.

Michelle beschwerte sich, weil sie der Meinung war, die Farben stünden ihr nicht. Aber ich wies sie darauf hin, dass es nicht ihre Entscheidung war und sie sowieso in allen Farben gut aussah. Mia und Erica gaben mir recht und so waren am Ende alle zufrieden.

Mia zu helfen, ließ mich an meine eigene Zeremonie denken und daran, wie lange ich wohl noch auf den Richtigen warten musste. Nicht jeder hatte so viel Glück wie Mia und Harry.

Ich träumte davon, dem Einen zu begegnen, während ich durch ein Museum ging oder durch den Park spazierte.

Im Grunde hatte ich Aiden auf diese Weise kennengelernt, aber nach seinem Verhalten von gestern wollte ich ihn lieber schnell vergessen. Der Gedanke an ihn brachte mich zum Würgen.

„Im Ernst, Si. Ich glaube nicht, dass wir irgendwas ohne dich hinbekommen hätten“, sagte Mia erschöpft, während sie aus Frust Pommes aß. „Wer hätte gedacht, dass Vermählungszeremonien so viel Arbeit sind?“

„Immerhin hast du eine, die du planen kannst“, jammerte Erica. „Warum verliebt sich keiner meiner Freunde plötzlich in mich?“

„Ich hatte nie wirklich männliche Freunde. Warum wohl ...“ Mia dachte laut nach.

„Weil du mit ihnen allen gevögelt hast“, antwortete Erica.

„Hab ich nicht“, protestierte Mia.

„Doch, hast du“, entgegneten wir anderen gleichzeitig.

„Das liegt jetzt alles hinter mir“, sagte Mia mit gespielter Empörung. „Ich bin nun eine vergebene Frau.“

Wir alle mussten lachen, weil Mia schon lange bevor uns die Hitze erwischt hatte, mit älteren Typen auf Partys ging, um „viele süße Babys zu machen.“

„Si, komm, lass uns heute ausgehen“, bat Michelle. „Wir feiern Mias anstehende Monogamie. Ericas Bruder kann uns in diesen neuen heißen Club reinbringen. Er heißt Lupine. Nur wir Mädels.“

Die Ausgangssperre war aufgehoben, ja, aber ich war immer noch fertig von gestern und fühlte mich nicht danach, unter anderen Leuten oder in einem dunkeln, stickigen Raum mit zu lauter Musik zu sein.

„Vielleicht wann anders“, sagte ich.

„Warum hast du keine Lust? Hast du noch ein Date mit Mr. Alpha?“

„Nein, ich bin einfach nur müde.“

„Müde vom vielen Vögeln in einem Besenschrank?“, versuchte es Michelle noch mal.

An ihrem Blick bemerkte ich, dass sie mich jetzt nicht mehr aufzog, sondern anfing, sich aufzuregen.

„Michelle, wir haben nicht miteinander geschlafen. Wie oft soll ich dir das noch sagen?“

„Was ist los mit dir, Sienna? Warum willst du dann nicht mitkommen?“

„Warum kannst du es nicht einfach gut sein lassen?“

„Wir sind deine Freundinnen und wir kriegen dich kaum noch zu Gesicht. Du datest den heißesten Wolf, den es je gab, und erzählst uns nichts davon. Sind wir dir peinlich, weil wir nicht so cool wie Aidens Freunde aus dem Rudelhaus sind?“

„So ist es überhaupt nicht, Michelle“, antwortete ich und versuchte, sie davon abzuhalten, eine Szene zu machen. Sie wusste, dass ich das hasste. „Ich fühle mich einfach nicht danach.“

Kaum hatte ich das letzte Wort gesagt, klingelte mein Handy. Ich sah darauf und zuckte zusammen. Ich wollte Michelle nicht bestätigen, aber gleichzeitig wollte ich wissen, was los war.

„Ist er das?“, fragte sie.

„Macht es euch was aus, wenn ich –“

„Geh ran“, sagte sie eingeschnappt und rührte demonstrativ mit einem Löffel in ihrem Milchshake rum.

Ich stand auf und setzte mich auf einen freien Hocker an der Theke. Dann schaute ich auf mein Handy.

AidenHey, wegen letzter Nacht. Es tut mir leid, dass Josh uns unterbrochen hat.
AidenBist du gut nach Hause gekommen? Du bist einfach abgehauen.
SiennaOh, es interessiert dich also?
AidenDenkst du, das tut es nicht?
SiennaIch denke, du willst mich nur ficken.
AidenIch habe die Kontrolle über meinen Rausch vielleicht ein wenig verloren.
AidenEs kommt nicht mehr vor.
SiennaGanz genau. Das wird es nicht.
AidenSienna, es tut mir leid.
AidenZu meiner Verteidigung, du warst auch nicht abgeneigt.
SiennaIch hatte mich nicht im Griff.
SiennaDu bist nicht der einzige, den der Rausch überkommt.
AidenIch dachte, du wusstest, was du tust.
SiennaUnd ich dachte, du wärst ein Gentleman und kein schwanzgesteuertes Arschloch.
AidenWie kann ich es wiedergutmachen?
SiennaZeig mir, dass ich mehr als eine Trophäe für dich bin.
AidenWas auch immer du möchtest.
AidenDu musst es nur sagen.
SiennaSag mir, was an der Grenze passiert ist.
SiennaWarum hast du plötzlich alle zurück ins Rudelhaus gerufen?
AidenWoher weißt du davon?
SiennaDas ist völlig egal. Wenn ich mehr als nur irgendjemand für dich bin, sagst du es mir.
AidenEs ist kompliziert.
AidenIch würde dir wirklich gern mehr sagen.
SiennaDann sag mir wenigstens das.
SiennaWar ich gestern in Gefahr?
AidenIch würde zulassen, dass dir etwas zustößt.
SiennaDas habe ich nicht gefragt.
SiennaWar ich ihn Gefahr?
AidenIch weiß es nicht.
AidenWirklich.
SiennaBye, Aiden 🖕

Ich konnte nicht glauben, dass ich ihn je anziehend fand. Ich meine, klar, er hatte den schönsten Körper, den ich je gesehen hatte. Aber wären wir nicht mitten in dieser verdammten Paarungszeit, sein Benehmen war so abstoßend, dass ich ihn nie wieder an mich ranlassen würde.

Mir wurde immer noch ganz anders bei der Vorstellung, was hätte passieren können, wäre Josh nicht plötzlich aufgetaucht. Vermutlich war ich mit Aiden in größerer Gefahr als ohne ihn.

Jetzt würde ich ihm erst recht nichts von der seltsamen Frau erzählen. Er war ein Arschloch und ich musste Dampf ablassen.

Auch wenn er mich markiert hatte, war ich trotzdem nicht sein Eigentum. Heute Nacht würde ich mir zurückholen, was er versucht hatte, mir zu nehmen.

„Michelle“, rief ich zu ihr rüber. „Wir lassen es krachen heute Nacht!“

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