Die Königin im Schatten - Buchumschlag

Die Königin im Schatten

Myranda Rae

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Chapter
15
Age Rating
18+

Zusammenfassung

Noelle ist eine Werwölfin in einer Vampirgesellschaft. Sie versteckt ihr Leben in den Schatten und gibt vor, ein Mensch zu sein. Wird sie die Aufmerksamkeit des gut aussehenden und hartnäckigen Vampirprinzen überleben, wenn sie ihm auffällt? Wird sie die Retterin sein, auf die ihr Volk gewartet hat?

Altersfreigabe: 18+

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53 Kapitel

Kapitel 1

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 4
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Kapitel 1

Der Gerichtssaal ist brechend voll. Die kreisförmige Arena ähnelt einer Bühne, mit Zuschauern, die auf den emporenartigen Balkonen sitzen und das Geschehen mit angehaltenem Atem verfolgen.

Der Prozess gegen die Königin begann vor drei Wochen und jeder weiß, dass er nur eine Formalität ist. Der König und seine Berater wollen, dass sie von der Bildfläche verschwindet. Der Schuldspruch ist so gut wie sicher.

Ich beobachte sie, wie sie mit hoch erhobenem Kopf dasitzt, scheinbar unbeeindruckt von dem chaotischen Zirkus um sie herum. Der König hat sie wegen Hochverrats und Anstiftung zur Meuterei angeklagt. Gerüchte, dass sie mit Werwölfen sympathisiert, kursieren schon seit Jahren.

Sie ist die ranghöchste Vampirin der Welt, ein Mitglied des Königshauses. Als solche darf sie nicht als nachsichtig gelten, was die Werwolfpolitik angeht.

Sie sitzt neben ihren Anwälten, gekleidet in königlichem Purpur, mit gefesselten Händen und einem Maulkorb umgeschnallt.

Das kollektive Keuchen der Zuschauer als sie am ersten Verhandlungstag hereingeführt wurde, werde ich nie vergessen.

Ich bin mir sicher, dass der Maulkorb nur dazu da ist, sie noch mehr zu demütigen, denn sie ist viel zu selbstsicher, als dass sie jemanden beißen würde.

Sie mit all ihrer überirdischen Schönheit und ihrer starken Aura der Autorität in königlichen Farben, in Ketten und mit einem Maulkorb zu sehen, ist verstörend.

Wenn sogar sie in Ketten gelegt und ihr der Prozess gemacht werden kann, ist niemand sicher. Der König gibt eine Erklärung ab. Sympathische Handlungen gegenüber Werwölfen werden nicht toleriert, von niemandem.

Ich hasse es, hier zu sitzen. Ich möchte nicht zu den gaffenden, tratschenden Zuschauern gehören.

Jeder bedeutende Vampirhaushalt hat einen Vertreter hier im Publikum. Es ist ein Symbol für ihren Status, dass sie hier einen Platz haben.

Ich arbeite als Diener im Haus der Viciosos und bin als ihr Vertreter hier. Ich vermute mal, den ganzen Tag zu sitzen und den Prozess zu beobachten ist besser als Böden zu schrubben oder Fenster zu putzen.

Die Familie Vicioso ist ein guter Arbeitgeber, sofern man das für Vampire überhaupt sagen kann. Meister Vicioso arbeitet in der Blutkonservierung. Das ist eine angesehene Position, die seiner Familie Status verleiht.

Seine Frau und seine beiden Kinder sind einigermaßen in Ordnung. Sie ignorieren mich meistens. Ich kann mich nicht beklagen. Ich bin nur ein paar Mal geschlagen und nie gebissen worden, was mehr ist, als viele Diener und Sklaven von sich behaupten können.

Durch die große Glaskuppel über dem Auditorium strömt Sonnenlicht in den Raum. Die pralle Sonne und der überfüllte Raum sorgen dafür, dass mir übermäßig warm und übel wird.

Ein kleiner Lichtstrahl prallt auf meine gelbe Uniform. Ich streiche mit der Hand über meine Hose und berühre den hellen Fleck.

Heute wird der letzte Tag sein, an dem ich Gelb trage.

Gelb wird nur von den Ungeprüften getragen. Immer wenn ein Nicht-Vampir zwanzig Jahre alt wird, bringt man ihn in eine Prüfeinrichtung, berührt ihn mit Silber und teilt ihn in eine passende Gruppe ein.

Wenn er nicht auf das Silber reagiert, wird er als Mensch angesehen und erhält eine graue Uniform mit einem menschlichen Abzeichen.

Wölfe werden mit Halsbändern und grauen Uniformen mit einem Abzeichen ausgestattet, um sie ebenfalls zu identifizieren.

Vampire tragen, was immer sie wollen, mit Ausnahme von Königen, die lila tragen, um ihren Status zu zeigen.

Meine Prüfung findet heute Abend statt. Ich bin eine Wölfin, aber ich werde als Menschen eingeteilt werden. Für mich hat man schon vor Jahren einen Plan geschmiedet.

Meine Tante hat im Standesamt gearbeitet, als ich jung war. Sie hat das Jahr in meinen Unterlagen geändert. Ich werde morgen in Wirklichkeit nicht zwanzig, sondern einundzwanzig Jahre alt. Ich habe mich letztes Jahr verwandelt.

Dieses Jahr habe ich im Geheimen trainiert. Ich kann jetzt bis zu elf Minuten lang Silber halten, ohne zu reagieren. Meine Tante und mein Onkel gehören zu einer Untergrund-Widerstandsgruppe. Ich weiß, dass ich nicht die einzige Person bin, deren Akten sie geändert haben, aber zu meiner eigenen Sicherheit werde über die anderen im Unklaren gelassen.

Der Widerstand arbeitet seit Jahren im Stillen daran, unsere Art aus der Sklaverei und Unterdrückung zu befreien.

Mein einjähriges Silbertraining wird mich davor bewahren, mit einem Halsband und einem Chip versehen zu werden, der Wölfe davon abhält, sich zu verwandeln.

Diese Praxis ist grausam und unerträglich schmerzhaft. Die meisten Wölfe bekommen nie die Chance, sich zu verwandeln, bevor ihre angestammten Wurzeln, ihr Rudel, ihre Blutlinie, abgeschnitten, weggesperrt und unerreichbar werden.

Ich konnte mich nur einige wenige Male verwandeln, weil es nicht sicher ist. Trotzdem weiß ich nicht, was ich tun würde, wenn meine Wölfin plötzlich weggesperrt würde, wenn mir meine Fähigkeit, mich zu verwandeln, genommen würde.

Ich reibe meine schwitzenden Handflächen an meiner Hose. Ich weiß, dass ich mit Silber umgehen kann. Ich wurde darauf trainiert, meine Wölfin unter Kontrolle zu halten, wenn sie provoziert wird. Damit ich mich nicht verwandle, wenn es nicht sicher ist.

Ich weiß, dass ich den heutigen Abend überstehen kann, aber ich bin nervös, denn die Ereignisse dieses Abends werden den Rest meines Lebens bestimmen.

Wenn ich mich nicht konzentriere und auf das Silber reagiere, wird mir die Wölfin entrissen und ich werde in die Knechtschaft gezwungen oder sogar hingerichtet, falls sie meinen Täuschungsversuch entdecken.

Menschen bekommen Arbeit. Keine gute Arbeit, aber ihnen gewährt man immerhin noch ein Minimum an Freiheit. Sie erhalten einen existenzsichernden Lohn für ihre Arbeit und werden in der Regel mit einem gewissen Maß an Anstand behandelt.

Sie haben Möglichkeiten, von denen die meisten zwar nicht berauschend sind, aber das ist mehr, als jeder Wolf von sich behaupten kann.

Wölfe sind stärker und schneller als Menschen, auch ohne die Fähigkeit, sich zu verwandeln.

Wenn bei der Prüfung festgestellt wird, dass jemand ein Wolf ist, gehört sein Leben von diesem Tag an den Vampiren, genauer gesagt, dem König.

Wölfe müssen schwere körperliche Arbeit verrichten, für die sie nicht gut bezahlt werden.

Die Traditionen und Bräuche unserer Spezies sind schon lange verschwunden und die Rudel wurden entweder ganz ausgerottet oder versteckten sich im Untergrund.

Ich bin gespannt auf heute Abend. Ich will einfach nur, dass es vorüber ist. Das Warten auf das Bevorstehende ist fast nicht zu ertragen.

Ich frage mich, ob die Königin sich jeden Tag so fühlt? Sie weiß, dass sie für schuldig befunden und hingerichtet werden wird. Dieser Prozess ist eine Show, mit der der König seine Macht beweisen will.

Ich starre sie wieder an. Von meinem Sitz aus kann ich die Seite ihres eleganten Gesichts sehen.

Die Leute sagen, sie sei die schönste Frau der Welt. Ihre honigfarbenen Augen leuchten beinahe. Ihre Haut ist makellos und vollkommen glatt.

Der König, den ich bisher nur einmal aus der Ferne gesehen habe, sieht ebenso todbringend wie attraktiv aus. Sein Gesicht ist schön, aber seine kalte Grausamkeit ist genauso sichtbar wie jedes andere körperliche Merkmal.

Ihr Sohn, Prinz Phoenix, soll genauso schön sein wie seine Mutter. Ich habe ihn nie gesehen. Er wird im Schloss behütet und vom Abschaum der Gesellschaft ferngehalten.

Der König und die Königin scheinen ein seltsames Paar zu sein, das Gerüchten zufolge seit über dreihundert Jahren verheiratet ist.

Er ist der Inbegriff eines Vampirs, tot, kalt und ohne schlagendes Herz, das Mitgefühl oder Freundlichkeit ausstrahlt.

Die Königin hat sich eine Wärme bewahrt, ein Strahlen, das aus ihrem Inneren kommt und aus ihren Augen strömt.

Sie ist tot. Ihr Herz hat vor Jahrhunderten aufgehört zu schlagen, aber sie hat sich einen Funken Menschlichkeit bewahrt. Einen kleinen Schimmer von Sanftmut, der den meisten Vampiren fehlt.

Ich hasse es, mir das Gerede von Leuten anzuhören, die nicht mehr über die Situation wissen als ich, aber in letzter Zeit kann ich nichts dagegen ausrichten. Es ist einfach überall.

Die Leute sagen, dass die Königin sich einen Werwolf als Liebhaber genommen habe oder dass sie gefährliche Verbrecher aus den Kerkern befreit habe. Billiger, geschmackloser Klatsch und Tratsch schwirrt überall herum.

Ich frage mich, ob irgendetwas davon wahr ist. Sympathisiert sie mit unserer Sache? Würde sie unser Schicksal ändern, wenn sie es könnte?

Auch wenn an den Gerüchten wahrscheinlich wenig Wahres dran ist, mahle ich mir gerne aus, dass sie auf unserer Seite ist. Das gibt mir Hoffnung, dass wir eines Tages mehr sein dürfen, als wir heute sind.

Das Schlagen des Hammers auf die Richterbank holt mich in die Realität zurück.

„Wir vertagen uns für heute. Wir werden am Montag die Schlussplädoyers hören.“

Ich beobachtete von meinem Platz aus, wie die Königin aus dem Gerichtssaal geführt wird, ihren Blick auf den Boden gerichtet. Mein Herz leidet mit ihr. Ich bin mir nicht sicher, warum ich so fühle. Ob sie nun mit unserer miserablen Existenz sympathisiert oder nicht, sie ist die Vampirkönigin.

Auch Sympathie hat ihre Grenzen. Ich sollte sie hassen, aber ich tue es nicht. Es ist wie ein Sog. Ich habe das Gefühl, dass wir im selben Boot sitzen, ganz gleich ob Vampir oder Werwolf. Wir haben keine Kontrolle über unser Schicksal.

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