Es ist der Sommer vor ihrem letzten Schuljahr, und Hazel Young ist skeptisch gegenüber der Liebe. Doch es gibt einen neuen Jungen in der Stadt, einen geheimnisvollen Fremden mit einer schwierigen Vergangenheit. Während die Temperaturen steigen, muss sich Hazel ihren eigenen Zweifeln stellen: Ist dies nur eine Sommerromanze oder ist es die wahre Liebe?
Altersfreigabe: 18+.
Kapitel 1
Das LagerfeuerKapitel 2
Der schlechte WitzKapitel 3
Der erste KussKapitel 4
Der AbschiedWas ist Liebe? Weiß überhaupt jemand, was Liebe wirklich bedeutet?
Im Wörterbuch steht, es sei ein sehr starkes Gefühl der Zuneigung.
Aber ich habe nie mehr als nur Sympathie für jemanden oder etwas empfunden. Klar, ich mag meine Mutter und meinen Zwillingsbruder Hayes. Aber das ist eine andere Art von Mögen. Ich rede von der wahren Liebe.
Meine Eltern behaupteten, sie würden sich lieben. Sie trennten sich, als Hayes und ich noch Babys waren. Unseren Vater haben wir nie wieder gesehen.
Meine beste Freundin Monica schwärmte jede Woche von jemand anderem. Und jede Woche war sie todunglücklich.
Mein Bruder datete reihenweise Mädchen in der Schule. Er schlief mit ihnen und ignorierte sie danach. Alle beteuerten, sie würden ihn lieben.
Also ja, ich dachte, Liebe sei nur etwas, das sich die Leute einreden, um jemanden an sich zu binden.
Jetzt, wo die Sommerferien vor der Tür stehen, will ich die ganze Zeit am Strand verbringen, braun werden und schwimmen. Abends wird gefeiert.
Der letzte Schultag war eine Qual. Niemand hatte Lust auf irgendetwas, nicht mal die Lehrerin. Sobald es klingelt, stürme ich nach draußen und mache mich auf den Heimweg.
Ich wollte nicht bei all den Heulsusen bleiben, die sich umarmen und verabschieden, als würden sie sich nie wiedersehen. Hayes eingeschlossen.
Der Heimweg dauert 20 Minuten. Als ich ankomme, bin ich leicht verschwitzt.
Obwohl sich meine Eltern trennten, hat Mom uns gut großgezogen. Dank ihrer Eltern leben wir in einem kleinen Haus direkt am Strand.
Die Nachbarhäuser sind riesig und voller reicher Snobs. Ständig will jemand unser Haus kaufen und abreißen, aber Mom sagt immer nein.
Sie behauptet, es sei das einzige Zuhause, das wir kennen. In Wahrheit mag sie einfach keine Veränderungen.
Außerdem wären Hayes und ich stinksauer, wenn sie das Haus verkaufen würde. Wir lieben dieses Zuhause. Wir haben uns sogar beide für die örtliche Uni entschieden, nur um hier wohnen bleiben zu können.
Auch, weil Mom nicht mehr viel Zeit hat.
Vor zwei Jahren wurde bei ihr Brustkrebs diagnostiziert. Zweimal wurde sie geheilt, aber dieses Mal ist er aggressiver zurückgekommen.
Die Ärzte tun ihr Bestes, und es scheint ihr besser zu gehen.
„Mom! Ich bin da!“, rufe ich und lasse meine Tasche an der Tür fallen. Dafür wird sie mich bestimmt gleich rügen.
„Hier drüben!“, ruft sie aus der Küche.
Ich gehe hinein und sehe, wie sie einen Krug Limonade aus dem Kühlschrank holt.
„Wie war dein letzter Tag?“, fragt sie, als ich ihr einen Kuss auf die Wange gebe. Normalerweise bin ich nicht so anhänglich, aber seit ihrer Erkrankung versuche ich, ihr zu zeigen, wie viel sie mir bedeutet.
„Beschissen“, meckere ich und setze mich an den Tisch, während sie die Limonade rüberbringt.
„Achte auf deine Wortwahl“, ermahnt sie mich und setzt sich neben mich. „So schlimm kann es doch nicht gewesen sein“, meint sie, als ich zwei Gläser einschenke.
„Doch. Keiner hat was gemacht, und dann haben alle Mädels geheult.“ Ich verdrehe die Augen.
„Sogar Monica?“, fragt sie mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Na klar“, lache ich. Sie hat seit dem Mittagessen geheult.
„Mooommmm! Hazel hat nicht auf mich gewartet!“, beschwert sich Hayes und knallt die Tür zu. „Wir brauchen echt 'ne Klimaanlage in diesem Haus“, grummelt er, als er in die Küche kommt.
„Du bist ein großer Junge. Du kannst alleine laufen“, fauche ich.
„Du brichst mir das Herz, Schwesterherz“, sagt er albern und legt die Hand auf die Brust, bevor er mein halbvolles Glas Limonade schnappt.
„Gib das her!“, schreie ich, springe auf und versuche, ihm das Glas wegzunehmen. Aber er ist zu flink. Er stellt das Glas zurück und grinst mich an.
„Fick dich, Hayes!“
„Fick dich, Hazel!“
„Du bist so ein Arsch!“
„Und du bist 'ne blöde Kuh!“
„Kinder!“, schimpft Mom und bringt uns beide zum Schweigen.
„Tut uns leid“, murmeln wir beide und setzen uns kleinlaut an den Tisch. Ich fühle mich mies. Hayes und ich stehen uns sehr nahe, aber wir zoffen uns oft.
Als Mom krank wurde, versprachen wir, nicht mehr vor ihr zu streiten, weil es sie so aufregt. Sie erinnert uns immer daran, dass wir die einzige Familie sind, die wir haben, und dass wir füreinander da sein müssen.
Früher verdrehte ich die Augen, wenn sie das sagte, aber als sie krank wurde, verstand ich endlich, was sie meinte.
„Findet dieses Lagerfeuer immer noch statt?“, fragt Mom und meint das Schuljahresende-Lagerfeuer, das jedes Jahr am Strand stattfindet.
Jeder darf kommen, sogar die Jüngsten. Es gibt das Feuer schon, seit unsere Großeltern zur Schule gingen.
Hayes und ich tauschen Blicke. Mom weiß genau, dass es noch stattfindet. Wir waren die letzten zwei Jahre dabei.
„Ja, Mom“, sagt Hayes und stößt mich unterm Tisch an.
„Oh. Geht ihr hin?“, fragt sie, räuspert sich und sieht etwas besorgt aus.
Als ich Mom ansehe, fallen mir die dunklen Ringe um ihre eingefallenen Augen auf. Sie hat im letzten Monat viel abgenommen und wirkt von Tag zu Tag schwächer.
„Wir gehen jedes Jahr. Erinnerst du dich, Mom?“, sage ich leise und beiße mir auf die Lippe.
„Ach ja, natürlich. Wie dumm von mir. Ich bin nur vergesslich“, lacht sie.
„Wir können auch zu Hause bleiben“, bietet Hayes an, seine Stimme zittert, als könnte er gleich losheulen.
„Nein, nein, nein. Geht ihr Kinder und habt Spaß. Mir geht's gut.“ Sie winkt ab. „Außerdem gehe ich mit Kim aus.“ Sie meint unsere Tante.
„Wenn du dir sicher bist“, sage ich zögernd.
„Natürlich.“
***
„Hazel. Du bist meine beste Freundin“, lallt Monica und hängt an meiner Schulter.
„Ich weiß“, kichere ich und helfe ihr auf die Beine, wobei ich selbst etwas schwanke.
„Ich liebe dich. Mehr als Cameron“, erzählt sie mir.
„Ich bin ja auch viel cooler als Cameron!“, lache ich, als wir uns auf einen der Baumstämme vorm Feuer setzen.
„Wer ist Cameron?“, fragt eine Jungenstimme neben mir und lässt Monica und mich erschrocken aufspringen und laut loslachen.
„Er ist die Liebe meines Lebens“, sagt Monica theatralisch und lehnt sich über mich, um mit dem Fremden zu sprechen.
„Diese Woche“, lache ich und sehe den Jungen an.
Ich hab ihn hier noch nie gesehen. Und das sage ich nicht nur, weil ich einen sitzen habe. Ich meine, der Typ sieht verdammt gut aus! An den würde ich mich erinnern.
Er hat dunkles Haar und helle Augen, aber ich kann die Farbe im schummrigen Licht nicht erkennen. Sein Gesicht hat sehr ebenmäßige Züge.
„Ach, junge Liebe“, lacht er und schüttelt leicht den Kopf, bevor er aus dem roten Becher in seinen Händen trinkt.
„Sag mir bitte, dass du an die Liebe glaubst, denn diese Gefühlskrüppelin hier hat keine Ahnung“, sagt sie und lehnt sich noch weiter vor, wobei sie etwas von ihrem Bier auf mein Bein kippt.
„Hab ich wohl!“, rufe ich und wische halbherzig das klebrige Bier weg.
„Hast du nicht! Frag einfach Hayes!“, kreischt sie und bringt den Fremden zum Lachen. „Ich such ihn!“, sagt sie, bevor sie unsicher davontorkelt.
„Bist du neu hier?“, frage ich den Fremden mit schwerer Zunge.
„Ja, bin ich.“ Er nickt, sagt mir aber nicht seinen Namen.
„Tut mir leid für dich“, lache ich.
„Ach ja?“ Er lächelt.
„Jap! Diese Stadt ist sooo öde!“, sage ich gedehnt.
Die Stadt ist winzig. Es leben keine hundert Leute hier. Das Einzige, was gut ist, ist der Strand.
„Der Strand ist schön“, sagt er und nickt Richtung Meer, als würde er meine Gedanken lesen, und ich keuche auf.
„Hazel! Hazel!“, ruft Monicas Stimme, als sie und Hayes unsicher auf uns zukommen. „Sag's ihr“, verlangt sie und schubst meinen Bruder zwischen mich und den gutaussehenden Fremden.
„Du h-hast keine Gefühle“, hickst er und legt seinen Kopf auf meine Schulter, bevor er schnell zu dem Fremden aufblickt. „Hayes“, stellt er sich mit einem leichten Knurren in der Stimme vor, das sonst niemand bemerkt hätte.
„Asher.“ Er lächelt und schüttelt meinem Bruder die Hand.
„Wo sind eure Schuhe?“, kreischt Monica und zeigt auf Hayes' und meine nackten Füße.
Ich kichere und wackle mit den Zehen im weichen Sand. Wer trägt schon Schuhe am Strand?
„Zu Hause“, murmelt Hayes und lehnt seinen Kopf wieder an mich. „Du neu?“, brummt er in Richtung Asher.
„Ja.“ Er nickt, ohne mehr zu sagen.
„Surfst du?“, fragt er. Nach Hayes' Meinung ist man okay, wenn man entweder surft oder Football spielt, bis das Gegenteil bewiesen ist.
„Noch nie gemacht.“
„Football?“, sagt er unbeeindruckt.
„Running Back.“ Hayes nickt.
„Bayze“, jammere ich.
„Bazel“, jammert er zurück.
„Mein Drink ist leer“, beschwere ich mich und schüttle meinen leeren Becher vor seinem Gesicht.
Hayes verdreht die Augen, nimmt aber meinen Becher, um ihn wieder aufzufüllen. Braver Junge.
„Ich brauch auch so einen“, seufzt Monica und setzt sich auf meine andere Seite.
„Du kannst ihn haben“, lache ich und verdrehe die Augen.
„Ich muss jetzt unbedingt jemanden knutschen“, jammert sie und wirft den Kopf zurück, wobei sie fast vom Baumstamm kippt.
„Da drüben ist Cameron.“ Ich nicke in Richtung des sportlichen Typen, der auf der anderen Seite des Feuers steht.
„Ich liebe dich!“, ruft sie, bevor sie für den Rest der Nacht verschwindet und mich mit Asher allein lässt.
„Wo sind deine Schuhe?“, lacht er und nickt zu meinen Füßen.
„Zu Hause. Ich meine, wer kommt schon mit Schuhen an den Strand?“, frage ich und zeige auf seine Flip-Flops.
„Damit deine Füße sicher sind, wenn du gehst“, lacht er und rutscht auf dem Baumstamm etwas näher zu mir.
„Nicht nötig, wenn man am Strand wohnt.“ Ich versuche zu zwinkern, scheitere aber und blinzle nur komisch.
„Du wohnst in einem von denen?“ Er pfeift und blickt zu den Villen der Reichen.
„Oh nein, ich sag dir nicht, wo ich wohne“, lache ich, als Hayes mit drei Bechern geschickt in den Händen zurückkommt.
„Hier“, brummt er und drückt mir einen in die Hand, bevor er sich zwischen mich und Asher quetscht. „Hier“, brummt er wieder und reicht Asher den anderen Becher.
„Danke, Mann.“ Er nickt und nimmt den Becher. „Worüber reden wir?“, fragt er und hebt eine Augenbraue in Richtung des Neuen.
„Schuhe“, sage ich lallend und nehme einen großen Schluck von dem Bier.
„Schuhe, Mann. Wer braucht die schon?“, lacht Hayes. „Wo ist die Große hin?“, murmelt er und bemerkt, dass Monica weg ist.
„Cameron.“
„Ha“, lacht er, trinkt schnell die Hälfte seines Bieres, und wir alle schweigen für einen Moment. „Sooo“, sagt Hayes langsam. „Running Back, hm?“, fragt er und wendet sich von mir ab zu Asher.
Ich höre auf zuzuhören, als die beiden Jungs anfangen, über Football zu quatschen.
Nachdem ich mein Bier ausgetrunken habe, legt Hayes seinen Kopf wieder auf meine Schulter und murmelt, dass er müde sei. Ich seufze, wissend, dass es Zeit ist, nach Hause zu gehen.
Um fair zu sein, ich wusste, dass das passieren würde. Hayes verträgt seinen Alkohol nie so gut wie ich, und er hat nie einen Hookup beim Lagerfeuer.
„Komm schon“, murmle ich, schiebe ihn von mir weg und stehe auf. Ich halte ihm meine Hände hin, und er greift danach, um sich hochzuziehen.
„Ich hab dich lieb“, murmelt er, legt seinen Arm um meine Schulter und küsst meinen Kopf.
„Ja, ja. Ich dich auch“, murmle ich und versuche, ihn aufrecht zu halten.
„Brauchst du Hilfe?“, fragt Asher und sieht zu, wie ich meinen Bruder stütze.
„Nee. Ich krieg das hin“, kichere ich und stolpere.
„Schon mal gemacht?“, fragt er und hebt eine Augenbraue.
„Praktisch jedes Wochenende“, lache ich.
„Man sieht sich, Alter!“, ruft Hayes, als hätten wir uns tatsächlich schon entfernt.
„Bis dann“, lacht Asher.
Während ich meinen dummen, besoffenen und schweren Bruder den Strand hochschleppe, denke ich an den gutaussehenden neuen Fremden am Strand. Irgendetwas an ihm macht mich sehr neugierig.
Wer ist er?