Moontochter - Buchumschlag

Moontochter

Nathalie Hooker

Kapitel Fünf

Aurora

Die Sonne ging auf und schien hell auf mein trübes Gemüt. Ich nahm mir die Worte meines Vaters zu Herzen und versuchte, mich nicht auf die negativen Ereignisse der letzten Nacht zu konzentrieren.

Ich ging duschen und suchte mir etwas zum Anziehen aus, damit ich zurück zum Haus des Anführers gehen konnte, um meine Dienstmädchenuniform zurückzugeben.

Und, um mit Alpha Wolfgang über letzte Nacht zu sprechen.

Was ist das Schlimmste, das passieren könnte?,~ fragte ich mich.

Wenn er mich nicht mag, kann er mich ablehnen. Dann lassen wir das Ganze einfach hinter uns und leben unser Leben weiter. ~

Aber der Gedanke an seine Zurückweisung ließ mich am ganzen Körper zittern.

Wenn er mich zurückweisen würde, wäre ich für den Rest meines Lebens gefährtenlos – im Gegensatz zu ihm, der genug Macht hatte, um jemand anderen zu wählen, auch wenn es keine Verbindung gab.

Da er ein Alpha war, hatte er die Macht, diejenige abzulehnen, die die Mondgöttin zu seiner Gefährtin auserkoren hat.

Was, wenn er mich ablehnt?,~ fragte ich mich und spürte, wie sich kalter Schweiß auf meiner Stirn bildete.

„Er wird dich nicht ablehnen. Entspann dich. Rede einfach mit ihm”,~ sagte Rhea in einem Versuch, mich zu beruhigen.

„Rory! Kommst du bitte kurz runter?”, rief meine Stiefmutter aus dem Erdgeschoss.

„Ich komme”, antwortete ich. Ich bürstete mir die Haare und benutzte eine Haarspange, um meinen Pony zurückzuhalten. Meine Haare wurden langsam wirklich lang.

Ich hatte das lange seidenweiche Haar und die blasse Haut meiner Mutter geerbt, aber die kastanienbraune Haarfarbe und die grauen Augen von meinem Vater. Ich war eine komplette Mischung der beiden.

„Aurora! Komm sofort runter!”, rief meine Stiefmutter erneut.

„Ach! Was für ein Problem hat die denn so früh am Morgen?”, murrte ich. Ich nahm mein Handy und die Tasche, in der die Uniform feinsäuberlich gefaltet lag, und verließ mein Schlafzimmer.

„Was ist los, Monta—” Mir blieben die Worte im Hals stecken, als mein Blick ein Paar eisig blauer Augen traf, die mich direkt anstarrten.

„A-Alpha Wolfgang”, hauchte ich überrascht. Er stand mitten in unserem kleinen Wohnzimmer, zusammen mit seinem Gamma und Kala.

„Aurora, zeig etwas Respekt”, fauchte Montana neben mir am unteren Ende der Treppe, was mich aus meiner Trance riss.

„Oh, tut mir leid. Guten Morgen, Alpha Wolfgang, Gamma Remus, Kala”, sagte ich und neigte respektvoll den Kopf.

„Miss Craton, wir sind hier, um etwas zurückzuholen, das du gestern vom Ball mit nach Hause genommen hast. Wir werden dich nicht des Diebstahls anzeigen, aber wir sprechen hiermit eine Warnung aus“, sagte Gamma Remus.

„Ähm … Etwas, das ich mitgenommen habe? Ich habe nichts mitgenommen.” Ich war schockiert und verwirrt. Wovon war hier die Rede?

„Ähm, du hast gestern die Dienstmädchenuniform mitgenommen, Liebes”, erklärte Kala.

„Oh! Die hier? Ich wollte sie gerade zurückbringen …”, begann ich zu erklären, wurde aber von Alpha Wolfgang unterbrochen.

„Diebstahl wird in diesem Rudel nicht geduldet, Miss Craton. Du hast Glück, dass wir nur eine Warnung aussprechen. Beim nächsten Mal wirst du zur Strafe ausgepeitscht und für einen Monat ins Verlies geworfen!”

Seine Stimme war so streng, dass ich sofort anfing zu zittern.

„Ich bin mir sicher, dass das nur ein Missverständnis war, Alpa Wolfgang. Ich weiß, dass Rory so etwas nicht machen würde”, sagte Kala.

„Das stimmt”, sagte Montana zustimmend. „Ich kann dir versichern, dass meine Rory keine Diebin ist, Alpha. Irgendjemand oder irgendetwas hat sie gestern verstört. Sie kam weinend nach Hause gerannt.”

Montana stand vor mir und versuchte, mich zu verteidigen. „Bestimmt hat sie vergessen, die Uniform zurückzugeben, als sie versucht hat, sich vor demjenigen in Sicherheit zu bringen, der sie verletzt hat.”

Ich konnte nicht sprechen. Ich zitterte, war wie angewurzelt, und kämpfte mit den Tränen, die verzweifelt fallen wollten.

Warum war er so gemein zu mir?

„Wer hat dich so verletzt, Rory?”, fragte Kala plötzlich.

Ich blickte zum Alpha auf, der mir eine stille Warnung gab. Ich presste die Lippen zusammen und blickte auf meine Füße.

„Darf ich kurz mit Miss Craton sprechen? Unter vier Augen?”, fragte Alpha Wolfgang.

Ich sah zu Montana auf, die mir einen Blick zuwarf, und dann zurück zu den drei Personen, die vor uns standen.

„Ähm. Gut”, sagte sie. Mein Herz raste vor Panik. „Hier entlang. Ich mache euch beiden eine Tasse Tee.”

Sie führte den Gamma und Kala in die Küche, was mich alleine mit dem Alpha zurückließ.

Für ein paar Minuten standen wir uns stumm gegenüber, bis er endlich sprach.

„Ich werde das nur einmal sagen, also hör gut zu, Miss Craton. Ich bin der Alpha dieses Rudels, ich bin bekannt für meine Stärke und meine Fähigkeit, dieses Dorf anzuführen, so wie mein Vater und seine Vorfahren vor mir.”

Er sah mich an. „Von mir wird viel erwartet. Besonders in Hinblick auf die Gefährtin, die ich als meine Luna wähle …”

Er machte eine Pause und betrachtete mich von Kopf bis Fuß.

„Und ich bin todsicher, dass du nicht qualifiziert bist. In deinem eigenen Interesse hoffe ich, dass du es noch niemandem erzählt hast. Denn wenn das der Fall ist, werde ich es abstreiten.”

Da war es. Ich sah ihn an, wie er dastand, sein Gesichtsausdruck stoisch wie immer.

Davor hatte ich mich am meisten gefürchtet. Er würde mich ablehnen.

Ich würde für den Rest meines Lebens gefährtenlos sein.

„Warum bin ich nicht gut genug, Alpha?”, wagte ich zu fragen, meine zittrige Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

„Was?”

„Ich habe gefragt … warum ich nicht gut genug für dich bin? Warum verdammst du mich dazu, für den Rest meines Lebens eine gefährtenlose Wölfin zu sein?”, fragte ich und sah ihm jetzt direkt in die Augen.

Tränen liefen mir über das Gesicht.

„Weil du nur ein gewöhnliches Dienstmädchen bist. Du wärst nur eine Belastung für mich, wenn ich dich als Gefährtin wählen würde“, sagte er.

Er schüttelte den Kopf. „Ich habe eine Hintergrundsüberprüfung über dich angeordnet. Du hast keine nennenswerten Fähigkeiten, die mir als Anführer helfen könnten, zu herrschen und das Rudel zu beschützen.”

Ich senkte beschämt meinen Kopf. Das war alles, was er von mir hielt.

Eine Belastung. Eine wertlose Person. Jemand, der ihm keine Vorteile bringen würde, wenn er mich als Gefährtin annehmen würde.

„Ich … Ich verstehe …”, sagte ich und wagte es nicht, ihn anzusehen.

Konnte mein Leben noch schlechter werden?

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